Samstag, Juli 28, 2018

DIE ZEIT über MeToo: "So kann man eine Person kaputt machen" – News vom 28. Juli 2018

1. Zu den Folgen der MeToo-Kampagne, die Feministinnen normalerweise nicht groß interessieren (und die deshalb auch niemals Thema bei Anne Will & Co. sind), gehört das halbe Dutzend Toter, das die Kampagne bislang hinterlassen hat. Die "Zeit", wiewohl sie in Deutschland zu den größten Anheizern von MeToo gehört, hat nun die Witwe eines der Opfer dieser Kampagne interviewt. In dem Artikel, der leider für Nicht-Abonnenten nur im Anriss online steht, äußert sich die Opernsängerin Anne Sofie von Otter darüber, wie sich ihr Mann, der schwedische Theatermacher Benny Fredriksson, nach ungerechtfertigen Vorwürfen das Leben nahm.

Die schwedische Zeitung, die über Fredrikksons vermeintliches Fehlverhalten berichtet hatte, das "Aftonbladet", musste sich nach einer von der Stadt Stockholm eingesetzten Untersuchungskommission, die nach 135 Befragungen Fredrikksons Unschuld erkannte, korrigieren. Von Otters Einschätzung nach sei es zu der "Hetzjagd" auf ihren Mann gekommen, weil einige Leute noch alte Rechnungen zu begleichen hatten. Von Otter erklärt, dass es ihr schwer falle, sich auch mit der "Zeit" über dieses Thema zu unterhalten, aber sie wolle bestimmte Unwahrheiten nicht mehr ohne Gegenrede stehen lassen.

Von Otter deutet an, eigentlich habe Benny Fredriksson sich demnächst zur Ruhe setzen wollen: "Vielleicht wäre es schön, mit mir zu reisen und meine Tasche zu tragen?" Zuvor allerdings seien die Vorwürfe gegen ihn laut geworden, die im schwedischen Theaterbetrieb sofort auf ein aufnahmebereites Klima gestoßen seien: "Schon davor war es ein Riesenstress, für alle Führungskräfte der Stadt. Dauernd hieß es, macht ihr genug für EQUALITY und gegen SEXUAL HARASSMENT? Habt ihr einen Plan? HABT IHR EINEN PLAN? Die Atmosphäre war extrem aufgeladen."

Nach den Verleumdungen gegen Fredrikkson sei er depressiv geworden. Bald zeigte sich das auch in körperlichen Symptomen, ähnlich denen einer posttraumatischen Störung nach einem starken Schock. Während er aus seinem privaten Bekanntenkreis sehr viel Zuspruch erhalten habe, habe sich die Stadt Stockholm niemals offiziell vor ihren Intendanten gestellt: "Alle hatten Angst, von den Medien selbst in den Dreck gezerrt zu werden. Die Politiker hätten das natürlich machen müssen. Gerade weil die Presse an Gegenstimmen offenbar nie interessiert war." Schließlich nahm Fredrikkson sich das Leben.

Zu ihrer Gesamtbewertung der MeToo-Kampage erklärt von Otter, sie habe anfangs alles mit Interesse gelesen, aber immer mehr den Eindruck gewonnen, dass es vornehmlich um Leserklicks geht: "Die pornografischen Untertöne waren jedenfalls nicht zu übersehen. Ganz ehrlich: Etliches kam mir so vor, als hätte man den Männern nur sagen müssen, hör auf damit und verschwinde." Nachdem sie sich aus reiner Solidarität mit den tatsächlichen Opfern zu MeToo bekannt hatte, habe prompt in den Medien gestanden, auch soundsoviele Opernsängerinnen seien der Gewalt ausgesetzt gewesen. Von Otter zeigt sich darüber erschüttert: "Was ist aus unserem selbständigen, kritischen Denken geworden?" Insgesamt bewertet von Otter die Gesellschaft, in der sie lebt, zunehmend kritisch: "Die Welt heute, das ist für mich eine große eklige Geschichte, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Auch #MeToo gehört dazu, wegen seiner medialen Folgen, all der Hetze." Eine Hoffnung indes bleibt ihr: "Für die schwedischen Medien war es ein brutales Aufwachen. Dieser Mann, den wir uns da vorgeknöpft haben, hat sich das Leben genommen."

Das Interview mit von Otter ist begleitet von einer "Chronologie des Versagens" im Fall Fredrikkson, zusammengestellt von der ZEIT-Redakteurin Christine Lemke-Matwey, die auch das Interview führte. Sie legt dar, wie die Feuilletonchefin Asa Linderborg die maßgebliche Anstifterin bei der Verbreitung der Verleumdungen gegen Fredriksson gewesen sei und Schwedens große Zeitungen diese Unterstellungen ohne eigene Recherche voneinander abschrieben. Als ein Mitarbeiter des Theaters und der Gewerkschaftschef des Hauses sich auf Twitter positiv über die Arbeit mit Fredriksson äußerten, wurden beide mit einem Shitstorm überzogen. Der Gewerkschaftschef trat darauf zurück.

Am 2. Juni 2018, berichtet Christine Lemke-Matwey weiter, habe Asa Linderborg in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen" jede Schuld von sich gewiesen. Selbstmorde seien niemals "monokausal" verursacht, zudem brächten sich "die wenigsten" derjenigen um, die Presseberichte als "belastend" oder gar als "Treibjagd" empfänden.

Vermutlich wird es nie eine gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung des immensen Schadens geben, den MeToo in unserer Gesellschaft angerichtet hat. Genderama und andere Männerrechtler haben immer wieder vor den geschilderten Entwicklungen gewarnt. Das Resultat ist, dass die Hetze auch gegen uns als angebliche "Frauenfeinde" fleißig weiter betrieben wird.



2. Das Pop-Magazin Spex verrät uns Kerlen, wie wir uns im Hochsommer feministisch korrekt kleiden sollten:

Sich wenigstens ein Tanktop überzuziehen, ist auch bei großer Hitze durchaus zumutbar und es kann nicht schaden, sich auch als Mann ein paar Gedanken darüber zu machen, wie der eigene Körper im öffentlichen Raum wirkt und welche Botschaften er bewusst oder unbewusst aussendet. Angemessene Bekleidung ist nicht zuletzt eine Form von Höflichkeit.


Erforderlich ist das aus Solidariät mit den Frauen:

Denn diese müssten auch bei subtropischen Temperaturen ihre Brüste stets bedeckt halten, da sie sonst Blicke, Sprüche oder Schlimmeres riskieren würden ("Glotzen ist Gewalt").


Also, Brüder: Bedeckt euch! Und tragt vielleicht auch das eine oder andere Kopftuch – es muss ja nicht gleich eine Burka sein – aus Solidarität mit Muslimas.



3. In Österreich wendet sich die FPÖ-Politikerin Brigitte Kashofer gegen Frauenhäuser:

Kashofer ortet eine Benachteiligung der Männer und eine Instrumentalisierung derartiger Einrichtungen. "Ich halte sie für notwendig, um Frauen in Not zu helfen. Frauenhäuser haben sich mittlerweile zu Selbstläufern entwickelt. Die Angestellten bestimmen darüber, wer dort aufgenommen wird. Sie haben ein Interesse daran, das Haus zu füllen", sagt Kashofer. Sie verlange daher einen Mediator, "der sich mit der Familie zusammensetzt und verhindert, dass hinter dem Rücken des Vaters die Familie ins Frauenhaus gebracht wird." Auf der Seite der FPÖ Amstetten schreibt sie weiters: "Mittlerweile sind Frauenhäuser an der nachhaltigen Zerstörung von Ehen und Partnerschaften maßgeblich beteiligt".




4. In Australien wurden nach einem Shitstorm "sexistische Sparschweine" vom Markt genommen.



5. Der US-amerikanische Publizist Mark Oliver hat zehn Beispiele dafür zusammengestellt, wie schäbig unsere Gesellschaft männliche Opfer einer Vergewaltigung behandelt. Erfreulicherweise macht er dabei von Anfang an deutlich, dass Männer in ähnlichem Ausmaß Opfer sexueller Gewalt werden wie Frauen. Ewig wird unsere Gesellschaft auch davor die Augen nicht mehr verschließen können.

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