Männertag, "Bordell Deutschland", Sexismusdebatte weckt Feminismuskritik – News vom 20. November 2017
1. Gestern sind noch einige weitere Beiträge zum Internationalen Männertag erschienen.
In Bascha Mikas "Frankfurter Rundschau" weiß Boris Halva mit dem politischen Gehalt dieses Tages erwartungsgemäß wenig anzufangen, und da sein Horizont seine Welt darstellt, erklärt er diesen Tag für eher irrelevant:
Im Grunde genommen also ist der Platz hier hinten in der Zeitung genau der richtige. Man sollte den Internationalen Männertag, der auch nur einer dieser Tag-Tage ist, nicht allzu hoch hängen. Es gibt Wichtigeres zu tun da draußen, und zwar für alle, als darüber zu reflektieren, wie der Dialog der Männer mit sich selbst und den Frauen so gestaltet werden kann, dass ein gutes Miteinander möglich ist und selbstverständlich wird.
Eine Gegenposition zur "Frankfurter Rundschau" beziehen die Human Rights News. Sie erklären, warum die Menschenrechte sogar von Männern keineswegs auf den Platz "hinten in der Zeitung" gehören.
Im britischen Telegraph hingegen freut sich Mark Brooks, dass jahrelange Beschwerden durchaus Erfolge zeigen. Das trifft für Großbritannien durchaus zu, womit dieses Land aus deutscher Sicht eine Utopie darstellt, die wir erst noch ansteuern müssen:
Ich verfolge dieselbe Routine seit sechs Jahren. Das war zwar konstant, aber der Tag selbst hat sich stark verändert. Jedes Jahr wird er größer, wichtiger, bedeutungsvoller. Und jedes Jahr wird ihm mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Es war ein langer Kampf, aber es fühlt sich so an, als wären wir gesellschaftlich zu den Herausforderungen aufgewacht, vor denen Männer und Jungen stehen.
In diesem Jahr, über den ganzen Monat verteilt, gibt es in Großbritannien weit über 70 Veranstaltungen - die meisten weltweit und die meisten jemals in diesem Land (wir waren noch mit einem Dutzend zufrieden im Jahr 2012). Alle sind von immer mehr Frauen, Männern und Organisationen im ganzen Land geprägt. Zu den Veranstaltungen gehören Parlamentsdebatten (im dritten Jahr in Folge), Gemeindeveranstaltungen, Männergesundheitsveranstaltungen, Geschäftsveranstaltungen, studentische Veranstaltungen, politische Veranstaltungen, Forschungsstarts, Albumstarts, Musikvideopremieren, Toolkitstarts, Debatten, Ausstellungen, Konferenzen, Wettbewerbe, Comedy-Abende und Fundraiser. Sogar ein Angelwettbewerb auf Deal Pier!
Wichtig ist, dass der Weltmännertag zu einem wichtigen Tag für Wohltätigkeitsorganisationen geworden ist, um sich auf ihre Themen zu konzentrieren und Konferenzen, Kampagnen und Veranstaltungen abzuhalten. Dazu gehören die ManKind Initiative, CALM, Men Get Eating Disorders Too, Survivors Manchester und Mankind Counselling, um nur einige zu nennen. Mit "Movember" beginnt natürlich der Monat, und wir haben auch einen vom Parlamentsabgeordneten Virendra Sharma organisierten Parlamentarischen Empfang.
Wohrer also kommt es, dass das der Welttag des Mannes so in seiner Bedeutung wächst? (...) Ganz einfach - es liegt an der Erkenntnis, dass das Wohlbefinden von Männern und Jungen wichtig ist. Ihr Wohlergehen war schon immer wichtig für ihre Angehörigen, Familie und Freunde. Inzwischen ist man sich jedoch bewusst, dass ihr individuelles und kollektives Wohlergehen auch für Arbeitgeber, Gemeinden und die Gesellschaft insgesamt wichtig ist. Für das ganze Land ist es wichtig.
Aus der Gleichstellungsperspektive ist man sich darüber im Klaren, dass die Gesellschaft nicht tatenlos herumsitzen kann, ohne Maßnahmen zu ergreifen, um Themen wie den Selbstmord des Mannes (heute nehmen sich 12 Männer das Leben) und Obdachlosigkeit (weit über 3.000 Männer werden heute Abend auf der Straße schlafen) anzugehen. Das sind selbstverständlich geschlechtsspezifische Fragen: Sie zu ignorieren, wäre gleichbedeutend mit Sexismus.
Die Politik versucht nun, aufzuholen. Wie der Abgeordnete Jo Swinson in der Parlamentsdebatte diese Woche so eloquent sagte:"... unser Fokus liegt oft darauf, wie Frauen und Mädchen durch die Ungleichheit der Geschlechter geschwächt werden, und es ist richtig, dass wir diese Fragen untersuchen. Es ist aber ganz sicher so, dass auch Männer und Jungen von der Ungleichheit der Geschlechter negativ betroffen sind."
Diejenigen, die sich persönlich für das Wohlergehen von Männern und Jungen einsetzen, haben den Internationalen Männertag zu einem Massenphänomen gemacht - nicht durch Diktat oder irgendeinen Think Tank, Politiker, durch akademische oder wirtschaftliche Marken. Es wurde von allen geschaffen und gehört daher uns allen.
Die verbesserte Laune, die beim Lesen dieser Absätze entsteht, wird allerdings getrübt, wenn man sich anschaut, wie Twitter diesen Tag begeht (vor allem im indischen Raum). Dort hat ein Deo-Hersteller den Hashtag #NotaMan ins Leben gerufen, der zeigen soll, welches verheerende Leid Frauen auf körperlicher, geistiger oder emotionaler Ebene zugefügt wird. Hier herrscht also das bekannte Muster: Am Weltfrauentag ehren und preisen wir die Frau, am Weltmännertag verdammen wir den Mann. Menschen, die das kritisierten und stattdessen auf Männerprobleme aufmerksam machen, sind dem verlinkten Artikel zufolge "völlig aus dem Gleis geraten".
Ähnlich irre argumentiert Bernhard Jenny in Österreichs "Standard". Mann sein heißt ihm zufolge, sich für die Rechte der Frauen einzusetzen: "Es hat einige Jahre meines Lebens gebraucht, bis ich begriffen habe, dass ich als Mann zu den Profiteuren eines Frauen diskriminierenden Gesellschaftssystems gehöre. Wir Männer sind das Problem, wenn wir die Verantwortung zur Beendigung der Diskriminierung nicht übernehmen." Davon, dass Männer eigene Anliegen haben, findet man in dem Artikel keine Silbe.
Einer meiner Leser schrieb mir gestern zu diesem Thema:
Außer in deinem Blog habe ich bisher wenig über den Weltmännertag nachlesen können. Es ist jetzt 11.45 Uhr. Ich haben Zeit-Online, Spiegel-Online, tagesanzeiger,ch, Badische Zeitung, taz, SZ, Schwaebisch.de, Neue Rotweiler Zeitung und Stuttgarter Zeitung hinter mir. Keines der Onlineportale hat einen Artikel auf der Startseite. Die Stuttgarter berichtet stattdessen noch vom Welttoilettentag, der wohl vor zwei Tagen war.
Da weiß Mann doch, wo Mann steht.
Themawechsel.
2. "Bordell Deutschland" hatte das ZDF eine am 18. November 2017 ausgestrahlte Dokumentation über die angeblich dramatische Situation im deutschen Sexhandel betitelt. Warum es sich dabei um "Fake News" handelt, begründet die Selbsthilfeorganisation vür Prostituierte Doña Carmen in einer minutiösen Analyse - die natürlich nicht mal einen Bruchteil der medialen Aufmerksamkeit durch andere Journalsiten erhält wie die reißerischen Darstellungen des ZDF.
3. Ein US-amerikanischer Richter möchte einen Kontrapunkt zur männerfeindlichen MeToo-Hysterie setzen und berichtet deshalb aus seinem offenbar sehr aktiven Sexleben. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, sind die üblichen Verdächtigen entrüstet:
Die Präsidentin des Obersten Gerichts von Ohio, Maureen O’Connor, äußerte sich entsetzt: Diese "schockierende Geringschätzung gegenüber Frauen" untergrabe das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Justiz, erklärte sie. Der Vorsitzende der Demokratischen Partei von Ohio, David Pepper, warf dem Kandidaten vor, die "wichtige Debatte" über sexuelle Übergriffe zu "trivialisieren". In dieser Debatte gehe es "nicht um einvernehmliche Begegnungen von Erwachsenen". Die republikanische Gouverneurskandidatin Mary Taylor kritisierte die Äußerungen als "herablassend".
4. In der Wochenzeitung "Freitag" erklärt ein Autor, der sich explizit als Linker bezeichnet, wie er durch die Art und Weise, wie die Sexismusdebatte geführt wird, zum Gegner des Feminismus geworden ist. Ein Auszug:
Ich finde, es ist nicht dasselbe, ob Luis CK vor erwachsenen Frauen masturbiert, nachdem er sie um ihre Erlaubnis gefragt hat, oder ob er einfach ungefragt seinen Penis rausholt. Der erste Fall ist eine sexuelle Spielart und meines Erachtens legitim, insbesondere in einer Situation, in der er keine explizite Macht über die Frauen ausübt, wenngleich er das selbst anders zu sehen scheint. Das zweite ist Exhibitionismus, für den es gesetzliche Strafen gibt. Ich halte es nicht für sexuelle Belästigung, wenn ein Mensch einem anderen Menschen zuzwinkert, wie es laut einer kürzlich erfolgten Umfrage z. B. in Frankreich die Mehrheit der Bevölkerung zu glauben scheint. Ich bin nicht der Meinung, dass die Beweislast aufgrund der inhärent komplizierten Beweisführung im Fall von Vergewaltigung umgekehrt werden sollte, wie teils implizit teils explizit gefordert wird. Ich glaube, Woody Allen, ein offiziell von Missbrauchsvorwürfen freigesprochener Mann, sollte nicht als Exempel für das verrottete System Hollywood herangezogen werden. Ich finde, Jörg Kachelmann verdient eine vollständige Rehabilitation seiner Person. Ich halte es für falsch, wenn Minister*Innen in laufenden Prozessen Partei ergreifen. Eine Berührung des Pos ist für mich ein sexueller Übergriff, der zwar bestraft werden muss, für den Freiheitsentzug jedoch ein zu hohes Strafmaß ist. Ich vertrete die Position, dass die Unschuldsvermutung nicht nur vor Gericht, sondern auch in der öffentliche Debatte eine herausragende Rolle spielen sollte. Wer diese Positionen für sexistisch hält, der darf mich gerne Sexist nennen.
5. Ausgerechnet in der Süddeutschen Zeitung findet sich ein Artikel mit Argumenten, die normalerweise mit dem Etikett "antifeministisch" tabuisiert werden. Beispielsweise erklärt er, wie Feminismus und Gender gegen die Freiheit der Wissenschaft arbeiten und was der Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichstellung ist.
6. "Alte weiße Männer? Es nervt!" findet die Bloggerin Claudia Klinger in einer Kritik Michael Seemanns.
7. Im liberalen Magazin Sp!ked schildert Joanna Williams, wie Feminismus immer mehr zu einer Frontstellung von Frauen gegeneinander führt. Ein Auszug:
Der Feminismus hat schon lange Männer gegen Frauen ausgespielt. Aber er spielt zunehmend auch Frauen gegen Frauen aus. Frauen, die Männer nicht als problematisch empfinden, die sich weigern, zu akzeptieren, dass das Patriarchat die Wurzel all ihrer Schwierigkeiten ist, werden abwechselnd bemitleidet, weil sie an verinnerlichter Frauenfeindlichkeit leiden, und als Verräterinnen verabscheut. Die Sexuelle-Belästigungs-Panik macht deutlich, dass es einige Typen von Frauen gibt, die von Feministinnen gebilligt werden – Frauen nämlich, die mutig und detailiert schildern, wie jemand angeblich ihr Knie berührt habe - während andere Frauen, die sich weigern, sich an den Bemitleidet-mich- Geschichten zu beteiligen, mit dem Vorwurf beschämt werden, sie würden Opfern die Schuld zuweisen.
Anfang dieser Woche habe ich an einer Debatte über sexuelle Belästigung bei den Channel 4 News teilgenommen. Neben mir saß Ann Leslie, eine der großen Reporterinnen des 20. Jahrhunderts und Auslandskorrespondentin zu einer Zeit, als solche Berufe noch als ungeeignet für Frauen galten. Leslie reiste oft allein durch die Welt und berichtete von Moskau nach Simbabwe, von Berlin, als die Mauer fiel, aus Südafrika, als Mandela freigelassen wurde. Trotz ihres Alters und ihrer körperlichen Gebrechlichkeit brachte ihr Sinn für Humor und ihre Lebendigkeit eine dringend benötigte Sichtweise in die Diskussion.
(...) Leslie argumentierte, dass Feministinnen heute "ihre Zeit damit verbringen zu sagen, dass Frauen traumatisiert sind, weil ein dummer alter Trunkenbold im Parlament seine Hand auf ihr Knie oder so etwas Ähnliches legt". Sie hat Vergewaltigung keineswegs trivialisiert oder gesagt, dass Frauen sexuelle Belästigung einfach hinnehmen sollten. Vielmehr ging es ihr darum, dass das Wehklagen über die Berührung eines Knies Frauen offen gesagt ein bisschen erbärmlich erscheinen lässt, und man nicht einerseits Frauen als stark und machtvoll darstellen kann, um dann wieder zu sagen, dass sie Angst haben und dass sie weinen werden.
Wie auf Kommando stürmten Keyboardfeministinnen Twitter, um sich bei Channel 4 News zu beschweren, weil sie eine Plattform für diese "furchtbare Frau" boten. WAS HABE ICH DA GERADE GESEHEN? schrien sie unisono. Warum, so verlangten sie zu wissen, wurde dieser "Dinosaurier exhumiert" und ihm Sendezeit gegeben? "Frauen, die sexuelle Belästigung melden, sind so mutig", erscholl der Chor. Die Leiterin der Kommunikationsabteilung von Channel 4 News schürte die Empörung: "Ann Leslie behauptete, dass Frauen, die sexuelle Gewalt melden, schwach seien". Tatsächlich argumentierte Leslie, dass gerade weil Frauen stark, mächtig und kompetent sind, ihr Geschrei über die Berührung eines Knies so erniedrigend ist.
(...) Im Verlauf der Sexuelle-Belästigungs-Panik haben andere Frauen ein ähnliches Schicksal erfahren. Anne Robinson, eine weitere Journalistin und TV-Moderatorin, provozierte Empörung mit ihrer Behauptung, dass moderne Frauen "zerbrechlich" seien. Robinson sagte: "Vor 40 Jahren gab es nur sehr wenige von uns Frauen an der Macht, und ich muss sagen, wir hatten eine sehr viel robustere Haltung gegenüber Männern, die sich schlecht benahmen." Ironischerweise beweist der Furor über ihre Worte, dass sie einen wunden Punkt getroffen hat.
"Die gläserne Decke scheint zertrümmert worden zu sein ", argumentierte Robinson,"aber nebenher läuft eine Zerbrechlichkeit unter Frauen, die dem Klima am Arbeitsplatz nicht gewachsen sind ". Für diese Worte wurde sie als "total daneben","verwirrt" und als jemand gebrandmarkt, die sich der Prahlerei über ihre eigene Leistung hingibt. "Wegen Kritikerinnen wir dir, Anne", informierte man sie herablassend, "braucht es viel mehr Mut und Selbstvertrauen, um über Belästigung am Arbeitsplatz zu reden."
8. Lucas Schoppe beschäftigt sich mit der Marburger Millionenstudie, die offenbar Kritik an der feministischen Ideologie denunzieren soll: "Natürlich kam mir gleich die Frage in den Sinn, warum Antifeministen dem Ministerium so wichtig sind, eine Million Euro für ihre Erforschung auszugeben – aber nicht wichtig genug, einfach mal mit ihnen zu reden."
Ein weiterer Auszug:
Wenn aber Wissenschaftler politische Positionen wissenschaftlich erforschen möchten, die ihrer eigenen Position widersprechen – wenn sie diese Positionen gar gerade wegen dieser Kritik erforschen möchte – dann müssen sie sich natürlich über ihre eigenen Voreingenommenheiten im Klaren sein und Sorge tragen, dass diese Voreingenommenheiten ihre Ergebnisse nicht beeinflussen.
Die Projekt-Betreiberinnen aber machen konsequent das Gegenteil: Schon bevor ihr Projekt überhaupt begonnen hat, belegen sie ihre politischen Gegner so konsequent mit politisch und moralisch abwertenden Begriffen, dass jegliche Voreingenommenheit als berechtigt erscheint. Das ist eben genau das Gegenteil eines wissenschaftlichen Arbeitens.
(...) Im Teilprojekt "Anti-‚genderistische‘ Argumentationen in akademischen Kontexten" werden Kritiken an genderpolitschen Stellungnahmen und am wissenschaftlichen Selbstverständnis umstandslos als "Antifeminismus" verbucht. Mit einer Selbstverständlichkeit, die sie nirgends begründen, räumen die Autorinnen auch hier nicht einmal die bloße Möglichkeit ein, dass eine solch breite Kritik aus guten Gründen geäußert werden könnte.
Dabei könnten sie Zweifeln an der Wissenschaftlichkeit ihrer Forschung ja leicht damit begegnen, dass sie die wichtigen Ergebnisse der Gender-Forschung und ihre wissenschaftliche Relevanz präsentieren. Wenn sie stattdessen lediglich ihren Kritikern politischen Motive unterstellen, demonstrieren sie damit unglücklicherweise vor allem, dass sie sich dazu nicht in der Lage sehen.
Wer aber Hunderttausende aus öffentlichen Geldern für Projekte erhält, die er als wissenschaftliche "Forschung" präsentiert, der hat natürlich eine Bringschuld, auch nachzuweisen, dass diese Gelder seriös verwendet werden. Es reicht nicht, stattdessen lediglich Kritiker politisch zu diffamieren, sie als unseriös, gewaltbereit und rückständig zu präsentieren.
Den Reichtum an Schriften, die diesen Eindruck stören, kommt in der Projektbeschreibung nicht vor. Sie erwähnen zum Beispiel nicht einmal die Studie von Christine Bauer-Jelinek und Johannes Meiners zur deutschsprachigen Männerrechtsszene oder Arne Hoffmanns umfassendes "Plädoyer für eine linke Männerpolitik". Dort stellt er sein Konzept eines "integralen Antisexismus" vor, das sich gegen geschlechterbedingte Benachteiligungen BEIDER Geschlechter richtet. Die von den Marburgerinnen behauptete "Forschungslücke" entsteht lediglich dadurch, dass sie die einschlägigen Texte zum Thema nicht zur Kenntnis nehmen.
Das ist schade, und es ist angesichts der eingesetzten öffentlichen Ressourcen auch ein erhebliches Versäumnis. Tatsächlich schafft nämlich gerade die Kritik an feministischen Positionen ein großes Potenzial, Geschlechterverhältnisse zu liberalisieren. Wer die Selbstbeschreibungen heutiger Feministinnen als "emanzipatorisch", "progressiv" oder "modern" nicht selbstverständlich übernimmt, kann schnell den Eindruck gewinnen, dass von ihnen tatsächlich überkommene Geschlechtermuster betoniert werden: Männer erscheinen konsequent als aggressiv, offensiv, aktiv, schuldhaft, sexualisiert – Frauen als defensiv, passiv, schuldlos.
Gerade eine liberale Männerrechtsbewegung beschreibt Männer anders, weist auf die Verletzbarkeit auch von Männern hin, auf spezifische Schwierigkeiten von Jungen, auf das Bedürfnis von Vätern, für ihre Kinder zu sorgen. Diese Neubeschreibungen von Männlichkeit, die eben gegen den Feminismus entworfen werden und nicht mit ihm, schaffen natürlich auch für Frauen neue Möglichkeiten.
Die vom Bildungsministerium eingesetzte knappe Million zeigt daher auch, wie erheblich die Mittel sein müssen, die eingesetzt werden, um die in Bewegung geratene Diskussion weiterhin still stellen zu können.
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