Sonntag, November 19, 2017

So begeht die Welt den Tag des Mannes

Auch wenn die Artikel in der Presse sehr viel spärlicher als beim Weltfrauentag ausfallen, ist der Internationale Tag des Mannes heute doch in den verschiedensten Ländern dieser Erde Thema.

In Großbritannien etwa berichtet die Daily Mail:

Der Internationale Tag des Mannes wird jedes Jahr in mindestens 60 Ländern begangen und ist ein Tag, an dem ernste Themen angesprochen werden, die Männer und Jungen betreffen.

Die britische Premierministerin Theresa May erkennt "die wichtigen Themen an, die bei dieser Gelegenheit besonders hervorgehoben werden sollen, darunter die Gesundheit der Männer, die Selbstmordrate der Männer und die unzureichende Leistung der Jungen in den Schulen - dies sind ernste Fragen, die auf überlegte Weise angegangen werden müssen".

Auf der offiziellen Website des Internationalen Tag des Mannes heißt es, dass die Ziele des Tages "die Gesundheit von Männern und Jungen, die Verbesserung der Geschlechterverhältnisse, die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und die Hervorhebung positiver männlicher Vorbilder" umfassen. Es ist eine Gelegenheit für Männer, ihre Leistungen und Beiträge zu würdigen, insbesondere ihren Beitrag zur Gemeinschaft, Familie, Ehe und Kinderbetreuung, und gleichzeitig auf Diskriminierungen gegen sie hinzuweisen.

Mit Unterstützung der UNESCO wird am 19. November eines jeden Jahres der Internationale Tag des Mannes rund um den Globus begangen. Die Feierlichkeiten teilen sich eine 48-stündige Partnerschaft mit dem Weltkindertag am 20. November, der von den Vereinten Nationen unterstützt wird.

Der Tag lädt jeden Mann, jede Frau, jedes Mädchen und jeden Jungen ein, sich mit Themen wie den folgenden auseinanderzusetzen:

Selbstmordrate der Männer

Herausforderungen in der Bildung

kürzere Lebenserwartung

Todesfälle am Arbeitsplatz

Marginalisierung

männliche Opfer sexueller Gewalt

Herausforderungen für Väter

negative Darstellung von Männern und Jungen

Das globale Thema des Internationalen Männertages 2017 lautet "Männer und Jungen in ihrer ganzen Vielfalt feiern". Wie jedes Jahr geht es auch in diesem Jahr darum, Männern und Jungen die Chance zu geben, ihr Leben zu verbessern, aber dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf ihrer Vielfalt.

"Die Erfahrungen von Männern und Jungen sind so unterschiedlich wie ihr Alter und Bildungsgrad, ihre Religion, Ethnizität, Sprache und Kultur", wurde das Schwerpunktthema etwas früher in diesem Jahr angekündigt. Die Koordinatoren des Weltmännertages verzichten darauf, einen "Dieselbe-Größe-passt-allen"-Ansatz zu fahren und schaffen Instrumente, die Männer und Jungen machtvoller machen und damit ihre Gemeinschaft stärken.

Der Internationale Männertag wurde am 19. November 1999 von Dr. Jerome Teelucksingh, Fakultätsmitglied des Fachbereichs Geschichte an der Universität der Westindischen Inseln in Trinidad und Tobago, eröffnet. Teelucksingh wollte die Beiträge und die Opfer von "alltäglichen Männern" würdigen, unabhängig von Alter, Begabung, sozialer Herkunft, Ethnizität, Sexualität, Geschlechtsidentität, religiöser Überzeugung und Beziehungsstatus.

Im Jahr 2017 gibt es im Vereinigten Königreich insgesamt 65 Veranstaltungen und Kampagnen am Weltmännertag und über den Monat verteilt, die alle darauf abzielen, Themen zu diskutieren, mit denen Männer und Jungen konfrontiert sind, und ihre Lage zu verbessern.

Der Weltmännertag fällt auch mit dem "Movember" zusammen, der Männer dazu anregt, sich einen Schnurrbart stehen zu lassen, um das Bewusstsein für die Organisationen für Männer zu schärfen, die "verhindern, dass Männer zu jung zu sterben", sei es durch Prostata- und Hodenkrebs oder Selbstmord.

Die globale Website zum Weltmännertag ermutigt die Menschen auch, Vorführungen des umstrittenen Films "The Red Pill" zu organisieren, der die Aufmerksamkeit auf die täglichen Kämpfe lenkt, mit denen Männer und Jungen konfrontiert sind. Regisseurin Cassie Jaye porträtiert die Männerrechtsbewegung und folgt den Wortführern in dieser Arena, doch der Dokumentarfilm führte nach der Premiere in New York zu Protesten und abgesagten Vorführungen.


Ein in den Artikel eingefügtes Video macht vier Minuten lang für Cassie Jayes Film Reklame.

Aus deutscher Perspektive wirkt dieser vorbildliche Artikel natürlich komplett utopisch. Schon die Vorstellung, dass eine der führenden deutschen Zeitungen so berichtet und dabei erwähnt, wie sich Kanzlerin Merkel zum Weltmännertag geäußert habe, erscheint absurd.

Weiter geht es mit einer irischen News-Seite. Sie berichtet über Männeraktivisten, die sich halbnackt auf die Straße legen, um Aufmerksamkeit für Männerprobleme im Zusammenhang mit geistiger Gesundheit zu erzeugen.

Der Wakefield Express nennt sieben Fakten, die man am Weltmännertag wissen sollte – von Selbstmord über Obdachlosigkeit bis zu häuslicher Gewalt.

Das negative Gegenstück zu diesen aufklärerischen Artikeln ist ein Beitrag von Lesley Roberts im schottischen Daily Record, die gleich in der Überschrift den alten feministischen Witz raushaut: Heute ist der Tag des Mannes, aber das ist ja auch jeder andere. Der Rest ist der typische uninformierte Männerhass:

Wenn Sie nach einer Möglichkeit suchen, diesen Tag zu begehen, finden Sie zweifellos irgendwo ein Häufchen Kerle bei einem Treffen, um ihre Y-Chromosomen zu feiern. Sie könnten schäumende Bierflaschen öffnen und sich gegenseitig zu ihren feinen Bärten beglückwünschen. Aber, wie alle anderen auf der Welt wissen, werden Gedenktage eingerichtet, um sich für den Underdog einzusetzen oder die Rechte einer vergessenen Sache zu fördern.

Insofern ist der Weltmännertag so relevant wie ein Internationaler Millardärstag. Keine der beiden Gruppen braucht unsere Hilfe. Letztes Jahr wurden zwei Fünftel aller Tweets zum Tag des Mannes am 8. März geposted, der zufällig Internationaler Frauentag war. Stellen Sie sich vor, wie alle diese verärgerten Männer wütende Beiträge über die gemeine, unfaire Förderung der Frauenrechte raushauen. Arme kleine Häschen, die sich nach Aufmerksamkeit sehnen.

(...) Das Schlimmste am Weltmännertag ist, dass er den Weltfrauentag kleiner macht und damit all die echten Ungleichheiten, Ungerechtigkeiten und Misshandlungen, um die es dabei geht.


Immerhin weisen gerade solche antiaufklärerischen Beiträge darauf hin, warum ein Männertag dringend notwendig ist.

In Ghana fordert die Ministerin für Gender, Kinder und Sozialen Schutz die Bürger ihres Landes auf, Männer zu schätzen und zu feiern sowie über deren Beiträge und Opfer für die Gesellschaft nachzudenken.

Auch hier stelle ich mir gerade vor, eine analoge deutsche Ministerin, also Schwesig oder Barley, würde so etwas tun ... Ich glaube, sie würde an solchen Worten ersticken. Und einen feministischen Shitstorm auf Twitter und diversen Blogs gäbe es sowieso.

(Das Ganze leidet ein wenig darunter, dass die ghanaische Ministerin die sexistische UN-Aktion HeforShe unterstützt, aber man kann nicht alles haben.)

In Barbados begehen der Minister für Soziales, die Abteilung für Gender-Angelegenheiten und verschiedene Männergruppen den heutigen Tag. Dabei weist der Sozialminister insbesondere auf die Problembereiche Gewalt, Haft, Bildung und Männergesundheit hin.

In Neuseeland werden Männer ermuntert, besser auf sich zu achten und mehr Empathie füreinander zu entwickeln.

In Indien berichtet die Hindustan Times über Männerrechtler, die dagegen aufbegehren, dass Männer als Bürger zweiter Klasse behandelt werden. Auch City Today meldet maskulistische Proteste. Die Times of India prangert männerfeindliche Klischees an und lässt Männerrechtler zu Themen wie sexuelle Belästigung von Männern am Arbeitsplatz, Unterhalt und häusliche Gewalt zu Wort kommen.

In der Schweiz befindet anlässlich des Weltmännertags Professor Walter Hollstein: "Der Feminismus hat eine Vorstellung von Political Correctness aufgebaut, die es verbietet, Benachteiligungen von Männern zu thematisieren. Damit wird aber der Geschlechterkampf unnötig angeheizt."

Und in Deutschland glänzt die "Süddeutsche Zeitung" mit der biestigen feministischen Herablassung, die nun mal für unser Land besonders typisch ist. In dem Blatt heißt es: "Am Sonntag ist Internationaler Männertag - ein Feiertag, den man sich schenken kann."

Diese Passage scheint mir aber vor allem darauf hinzuweisen, dass die Überschriften und Zwischenüberschriften oft nicht von den Journalisten stammen, die die dazu gehörenden Artikel verfasst haben, was mitunter schizophren wirkt. Denn Jacqueline Lang selbst schreibt in ihrem Artikel für die "Süddeutsche":

Sicherlich ist es richtig, bei dem Wort Gleichberechtigung nicht allein an die Gleichberechtigung der Frau zu denken. Denn darum geht es ja schließlich: Die gleichen Rechte für alle, egal ob Mann oder Frau. Ein Mann sollte deshalb ebenso gute Chancen haben, das alleinige Sorgerecht für sein Kind zu beantragen, wie eine Frau. Ein Mann sollte deshalb ebenso ernst genommen werden, wenn er über sexuelle Übergriffe berichtet, wie eine Frau. Und ein Mann sollte deshalb ebenso wenig auf seine Äußerlichkeiten reduziert werden, wie eine Frau. Zusammengefasst: Die Gesellschaft sollte die Probleme von Männern ernst nehmen.


Positiv sticht auch die Heidenheimer Zeitung heraus, wo Karin Fuchs den Männerberater Uwe Meinhardt interviewt. Das Ganze ist zwar eher ein Kampfinterview, bei dem Fuchs feministische Gegenpositionen bezieht, aber genau das gibt Meinhardt die Gelegenheit, einige Punkte klarzustellen:

Wir haben die Männer in den letzten Jahren aus dem Blick verloren. In der Gesellschaft haben wir uns sehr stark um die Belange und Bedürfnisse der Frauen gekümmert. (...) Bei meiner Arbeit erlebe ich immer mehr, dass sich die Männer abgehängt fühlen. Die Frauen sind sehr viel selbstbewusster geworden und die Männer können nicht Schritt halten.

(...) Die Me-Too-Debatte ist wichtig, aber wir dürfen nicht den Schluss daraus ziehen, dass alle Männer so sind. Das führt umgekehrt dazu, dass die Männer, die mit ihrer Frau auf Augenhöhe leben, stark verunsichert werden, wenn solche Debatten geführt werden und pauschalisiert wird. Dann heißt es nicht Dustin Hofmann, Kevin Spacey oder der britische Verteidigungsminister, sondern die Männer. Damit wird man der Mehrheit der Männer nicht gerecht, die einen guten Job machen wollen, die ein guter Vater, ein guter Partner sein wollen, möglicherweise auch im Verein engagiert sind und denen die Doppelt- und Dreifachbelastung an die Substanz geht. Nicht umsonst haben wir immer mehr Burnout-Fälle. Ich hatte Zeiten, da machten diese Fälle die Hälfte meiner Beratungen aus. Diesen Männern muss Mut gemacht werden, auch ihre eigenen Ansprüche zu artikulieren und nicht nur zu funktionieren.

(...) Wir müssen wieder mehr auf Belange und Bedürfnisse von Männern Rücksicht nehmen. Das heißt nicht, dass wir die der Frauen vernachlässigen. Es ist richtig, dass wir uns bei Frauen darum kümmern, aber bitte mit der gleichen Schlagzahl auch bei Männern.


Klingt für mich überzeugend, aber damit gehöre ich natürlich zu einer kleinen, radikalen Minderheit. Das Hauptproblem ist, dass die zitierten Artikel so spärlich sind: weltweit kaum mehr als ein Dutzend, und davon sind mehrere feindselig. Auch das Google-Logo weist natürlich keineswegs ao auf den Tag des Mannes hin, wie es am Tag der Frau geschieht.

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