Donnerstag, November 16, 2017

Wut über "sexistische" App, die fotografierte Frauen ohne Make-Up zeigt – News vom 16. November 2017

1. Männer lieben sie, Frauen fordern ihr Verbot und das politisch korrekte Lager flippt aus: Die Website Information Liberation berichtet unterhaltsam bebildert über eine neue App, die dem Benutzer zeigt, wie fotografierte Frauen ohne Make-Up aussehen. Dieser "Sexismus" sorgt für wütende Artikel wie diesen.

Auf deutsch berichtet hingegen ganz unaufgeregt die Frauenzeitschrift Jolie, wo man die App an sich selbst ebenfalls ausprobiert hat und feststellt: "Die retuschierte ungeschminkte Version kommt dem natürlichen, ungeschminkten Gesicht doch recht nahe."



2. Ach guck: Die Kolumnistin Tamara Wernli scheint eines meiner Bücher zur Kenntnis genommen zu haben, denn ihr aktuell bei Roland Tichy veröffentlichter Artikel Ist es Männerhass? bietet fast im Originaltext eine Zusammenstellung, die man andernorts kaum finden dürfte:

Der Begriff Misandrie (Männerhass) existiert nicht erst seit der Postmoderne. Der Soziologe Christoph Kucklick stellte laut Wikipedia die These auf, dass das Stereotyp vom unmoralischen, gewalttätigen, sexuell unersättlichen Mann sogar lange vor dem modernen Feminismus entstanden ist, um 1800 zu Beginn der Moderne. Misandrie ist heute weit verbreitet, wie der kanadische Soziologieprofessor Anthony Synnott im US-Magazin Psychology Today schreibt. Während niemand den Feminismus kritisiere, gäbe es unzählige Beispiele von politischer Dämonisierung des Mannes, so Synnott. Er nennt in seinem Artikel prominente Feministinnen, die Männer als "Feinde" bezeichnen (Marilyn French), als "Das Todes-Geschlecht" (Rosalind Miles), oder das häusliche Vorstadtleben als "komfortables Konzentrationslager" für Frauen, und deren Ehemänner als SS-Gefängniswächter (Betty Friedan).

Gemäss der Untersuchung der Wissenschaftler Paul Nathanson und Katherine K. Young von 2001 "Spreading Misandry: Teaching Contempt for Men in Popular Culture" werde Misandrie wie Misogynie (Frauenhass) kulturell propagiert, aber im Gegensatz zur Misogynie als legitim betrachtet. Das bestätigt auch eine empirische Studie von Jim R. Macnamara von 2006, die ergab, dass Männlichkeit in den modernen angloamerikanischen Medien als das angeborene Böse präsentiert wird, mit 70 Prozent negativer Darstellungen. Mit einigen wenigen Ausnahmen wie Kriegsveteranen oder Feuerwehrmännern seien Männer, die positiv dargestellt werden, jene, die ihre "femininen Seiten" herausstellten.

Die verstorbene britische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing sagte 2001: "Ich bin zunehmend schockiert über die gedankenlose Abwertung von Männern, die so sehr Teil unserer Kultur geworden ist, dass sie kaum noch wahrgenommen wird.“ Und: „Die dümmsten, ungebildetsten und scheußlichsten Frauen können die herzlichsten, freundlichsten und intelligentesten Männer kritisieren, und niemand sagt etwas dagegen."


Schon wenn ich die Begriffe "Anthony Synnott" und "Dämonisierung" zusammen bei Google eingebe, erhalte ich außer Verweise auf Wernlis Artikel fast nur Eigenverweise. Die Kombination mit Kucklick, McNamara und Nathanson/Young macht es noch klarer: Das ist alles Kapitel 2 meines Buches "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" – dasselbe Kapitel übrigens, für das mir der FAZ-Journalist Sebastian Eder "Wahnsinn" unterstellte.

Ich erwähne das nur für all diejenigen, die meinen, dass maskulistische Texte ja doch keine große Breitenwirkung entfalten würden. Die Wirkung ist da, Wernlis Text wird als der derzeit meistgelesene Artikel bei Tichy gelistet, auch die Basler Zeitung hat ihn veröffentlicht. Bizarr ist lediglich, dass a) wir Männerrechtler auf keinen Fall als Quelle genannt werden dürfen und b) diese Aufmerksamkeit immer erst eintritt, wenn eine Frau dieselben Inhalte wiederholt – oder "shepeated", wie Maskulisten formulieren würden, wenn sie wie Feministinnen drauf wären. Wir sind immer noch die Schmuddelkinder in der Geschlechterdebatte, aber unsere Forschung wird trotzdem aufgegriffen und weiter verbreitet.



3. Die "Basler Zeitung" kritisiert die Feministin Franziska Schutzbach in dem Artikel Dozentin schreibt gegen die Meinungsfreiheit.



4. Das Stapel-Chips-Blog hat ein paar Anmerkungen zu der millionenschweren staatlichen Bezuschussung des Kampfes gegen Kritik am Feminismus zu machen. Der Fall ist heute auch Diskussionsthema bei Christian Schmidt.



5. Der Postillon veralbert die feministische Sprachkritik, indem er zeigt, wie grotesk es aussähe, wenn Männerrechtler genauso argumentieren würden.



6. In Großbritannien bereitet man sich bereits auf den Internationalen Tag des Mannes am 19. November vor. Insbesondere der maskulistische Parlamentsabgeordnete Philip Davies steht dabei im Vordergrund. Die BBC und die Huffington Post berichten. Dabei kommt auch Davies selbst ausführlich zu Wort:

"Ich bin oft dafür angeprangert worden, dass ich für die Gleichbehandlung von Männern und Frauen plädiere", sagte er. "Ich sehe nicht, dass es daran etwas besonders Kontroverses gibt, aber es überrascht mich immer wieder, wie oft ich beschuldigt werde, ein Frauenfeind, Sexist oder irgendeine andere Beschimpfung zu sein, nur weil ich sage, dass Männer und Frauen vor dem Gesetz gleich behandelt werden sollten. Was passiert, ist, dass militante Feministinnen in vielen Fällen versucht haben, jede Diskussion über die Gleichbehandlung von Männern und Frauen zu beenden. Um diese Debatte abzuwürgen, schleudern sie ihre Beschimpfungen auf jene, die diese Fragen aufwerfen – in der Hoffnung, dass man nicht mehr zuhört, was jene Menschen sagen, dass sie aufhören, diese Dinge zu sagen, und dass andere Menschen davon abgehalten werden, aufzustehen und diese Dinge zu sagen."

(...) Davies fügte hinzu:"Es erscheint mir bizarr, dass diejenigen, die scheinbar gegen Diskriminierung, Ungerechtigkeiten und Stereotypen kämpfen, all diese Dinge oft sehr gerne aufrechterhalten, wenn es gegen Männer geht. Ich hoffe, dass der Internationale Männertag dieses Jahr Gelegenheit bietet, sich auf die negative stereotype Darstellung der Männer und die ungerechtfertigten Angriffe auf diejenigen zu konzentrieren, die den politisch korrekten, militanten feministischen Ansatz nicht unterstützen. Ich hoffe, Männer und Frauen können sich darin einig sein, dass dies nicht richtig ist, und ich hoffe, dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Minderheit, die versucht, solchen Schaden anzurichten, keinen Erfolg hat."




7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Herr Hoffmann,

nur durch den Verweis Ihres Lesers, der sich durch die Abbildung Kevin Spaceys auf der Stern-Titelseite irritiert zeigte, ist mir überhaupt aufgefallen, dass da am Rand um die drei Frauen herum noch was zu sehen war. Die rote Einfärbung ließ dies doch stark in den Hintergrund treten, und ich habe mir das Bild auch nur oberflächlich angesehen, weil mir schon die an vorderster Front stehende Carolin Kebekus sagte, wohin auch hier die Reise gehen wird und dass es sich nicht lohnt, da noch weiter hinzuschauen.

Als ich es dann aber daraufhin doch noch mal angesehen habe, ließ mich das Titelbild fassungslos zurück. Wer nur eines der Gesichter der Männer erkennt, weiß, wofür sie stehen sollen: als Beispiel für Sexismus, Übergriffigkeit, Unvermögen im Bereich der Impulskontrolle. In der Mitte all dieser schlimmen Musterexemplare der "Spezies" Mann dann die drei unschuldigen Frauen, deren farbige Hervorhebung und unmittelbare Verbindung mit dem Titel sie klar als ausschließliche Opfer klassifiziert.

Diese Gegenüberstellung stellt die moralische Verkommenheit der Geschlechterdebatte, die bekanntlich noch nie eine war, sondern nur ein radikalfeministischer Monolog mit dauernden und sich fundamental widersprechenden Forderungen und Anklagen an "den Mann", in einer so deutlichen Weise dar, dass ich es kaum glauben kann, dass die für diesen Titel Verantwortlichen es nicht doch mal langsam selber mitbekommen.

Opfer und Täter werden klar an biologischen, für jeden einzelnen Menschen unveränderbaren Merkmalsgrenzen entlang festgelegt. Bei nahezu jeder anderen derartigen Klassifizierung würde jedem noch so dumpfbackigen "Journalisten" oder "Redakteur" die gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit dieser Gegenüberstellung offen, mit dem Gesäß voran, ins Gesicht springen. Nur wenn es um die Abwertung gegen und / oder die Anklage von Männern geht, ist man in unserer angeblich patriarchalen Gesellschaft völlig blind für solche Diskriminierungen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Stern oder irgendein anderes, nicht offen rechtsradikales Blatt auf seiner Titelseite unter der Überschrift "Kriminalität im Alltag; kenne ich" ein Bild von weißen "Biodeutschen" in der Mitte abdrucken würde, die ringsum von den Fotos ausschließlich arabisch aussehender oder schwarzer Krimineller umrahmt werden. Die rassistische Implikation wäre ähnlich offensichtlich wie bei antisemitischen Hetzdarstellungen, wie sie in übrigens optisch sehr ähnlicher Form auch schon in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts genussvoll unter das Volk gebracht worden waren.

Und das faszinierende: all diese scheinbar kognitiv unterversorgten Personen halten sich selbst und ihr Handeln für "progressiv" und "aufgeklärt". Sie sind diejenigen, die "alles hinterfragen". Aber warum hinterfragen sie nicht einmal, warum sie es auf der einen Seite nach einem Terroranschlag niemals hinnehmen und schon gar nicht wohlwollend begleiten würden, würde ein Hashtag eröffnet, wo unter dem Titel "HowIwillchange" Muslime angehalten werden, darzustellen, was sie persönlich, durch Veränderungen an sich selbst, gegen den "allgegenwärtigen" islamistischen Terror tun werden, aber eine in ihrer Stoßrichtung identische Aktion abfeiern und hofieren, solange die dabei pauschal angeklagte Gruppe die "der Männer" ist.

Und in diesem Zusammenhang frage ich mich auch immer: Stets wird uns politisch und medial eingehämmert, wie diskriminiert, wenn nicht gar unterdrückt doch Frauen in unserer Gesellschaft nur aufgrund ihres Geschlechtes sind. Was aber ist wohl die weit schwerer wiegende Form der Diskriminierung: die, welche man bisweilen von einigen wenigen, in der Regel privaten Individuen, die sich schlicht nicht benehmen können, erfährt, oder die, die einem beständig und kritikfrei in großen, wirkmächtigen Medienformaten und aus den Mündern hochrangiger Politakteure in Endlosschleife ins Gesicht gedroschen wird?

Ich hoffe, dass sich auch über die Grenzen der "Manosphere" hinaus diese Wahrnehmung geschlechts- und dank des Intersektionalismus auch immer wieder gerne rassenbezogener Diskriminierung einen Weg in die Gesellschaft schlagen wird, also eben der integrale Antisexismus und Antirassismus, denn es ist für mich schon zuletzt ein bedenklicher Schritt gewesen, dass mich die degenerierte und reaktionäre Geschlechterpolitik des gesamten, sich selbst immer noch gerne als links bezeichnenden politischen Lagers dazu "genötigt" hat, die FDP zu wählen – eine Partei, deren Scheitern an der 5 %-Hürde ich vor vier Jahren noch gefeiert habe wie einen WM-Sieg unserer Nationalmannschaft.

Ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen da vielleicht ähnlich geht.

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