Mittwoch, November 15, 2017

Journalistinnen beklagen Krieg gegen Sex und gegen Männer – News vom 15. November 2017

1. Die katholische Tagespost ist unglücklich darüber, wie eine Debatte über das Thema "Gender" an der Technischen Universität Wien verlaufen ist:

Ein Block von überwiegend schwarz gewandeten Störern johlte, schrie und beflegelte Redner wie Diskutanten. Ihr Ziel war offenkundig die Zerschlagung der gut besuchten Veranstaltung. Da wurde etwa im selben Gebäude rasch eine thematisch idente Gegenveranstaltung angesetzt, um Besucher in die Irre zu leiten. Irgendwann lösten die Störer den Feueralarm aus, um die offenbar unangenehme Debatte abzubrechen.


Mit anderen Worten: Business as usual.



2. Das Wissenschaftsblog Sciencefiles kündigt ein ehrgeiziges Projekt an:

Unser Ziel ist es, eine komplette Bestandsaufnahme für alle 82 deutschen Universitäten vorzunehmen, und den Grad der Infiltration mit Genderismus zu bestimmen, um am Ende ein Universitätsranking für alle deutschen Universitäten erstellen zu können, das die Qualität ihrer Lehre als Funktion des Ausmaßes der Infiltration mit Genderismus darstellt.

(...) Das wiederum setzt voraus, dass wir eine Finanzierung zusammenbekommen, die es uns erlaubt, ein halbes Jahr konzentriert an dieser Forschungsagenda zu arbeiten und für Deutschland etwas zu erarbeiten, was es bisher nicht gibt und – wenn es nach den Genderisten geht – auch mit Sicherheit nicht geben wird oder geben soll.

Wir haben das Projekt, um es überschaubar und nachvollziehbar zu halten, in drei Finanzierungsschritte gegliedert. Insgesamt gibt es nach unserer Schätzung rund 50.000 Euro zu finanzieren. Das klingt nach viel Geld, wenn man jedoch den Arbeitsaufwand und die Menge der Informationen betrachtet, die im Verlauf dieses Projekts gewonnen werden, dann ist das (fast schon) Dumping.

(...) Und jetzt sind unsere Leser an der Reihe, denn wir versuchen die 50.000 Euro über Crowd-Funding einzuwerben. Jede Spende, die uns auf dem Weg zur ersten Marke von 12.500 Euro und auf dem Gesamtweg weiter bringt, ist herzlich willkommen. Wir werden den Spendenstand wöchentlich bekannt geben und mit der ersten Phase des Projekts Anfang des nächsten Jahres beginnen, vorausgesetzt die Finanzierung steht bis dahin, denn: Wir müssen uns von unserer selbständigen Tätigkeit freistellen und das geht nur, wenn wir anderweitig finanziert sind (auch wir müssen ja von etwas leben).




3. Warum gilt für SPD-Politiker 0 Prozent Männeranteil als Indikator für erfolgreiche Gleichstellung? fragt MANNdat.



4. Die Zahl der Wohnungslosen hat sich seit 2014 mehr als verdoppelt. 860.000 Menschen in Deutschland haben keine Wohnung.

Diese Meldung dürfte zum Topthema der nächsten Tage werden und damit die Sexismus-Debatte aus den Talkshows und von den Titelseiten der Presse verdrängen. Schließlich ist ein Leben ohne Obdach, geprägt von Hunger, medizinischer Unterversorgung und Kälte um einiges fürchterlicher als vor zehn Jahren flüchtig am Knie berührt worden zu sein.

Haha, nein, ich mache natürlich nur Spaß. Das wird nicht einmal im Ansatz ein großes Medienthema werden. Schließlich sind die allermeisten Betroffenen in diesem Fall Männer.

Immerhin widmet die "Zeit" diesem Problem einen weiteren Artikel.



5. Der Paar- und Sexualtherapeut Saleem Matthias Riek analysiert die Doppelbotschaften, die an uns Männer beständig gerichtet sind, was unser Verhalten im erotischen Bereich angeht. Der Artikel ist in Gänze lesenswert; einen Absatz möchte ich trotzdem herausgreifen:

Es gibt Männer, die den Frauen mit deren Forderungen zur Seite stehen und Nämliches ihren Geschlechtsgenossen abverlangen. Sie kommen sich wahrscheinlich vor wie Helden. Ich war selbst einer dieser Helden. Ich gehörte zur Avantgarde einer "profeministischen Männerbewegung", saß 1990 für diese auf dem Podium. Es hat nichts geholfen, ich musste doch durch das Tal der Tränen. Schlüsselerlebnisse haben mich im besten Sinne ent-täuscht und auf mich selbst zurückgeworfen. Das war Voraussetzung für ein wohlwollendes Selbstverständnis als Mann und für erfüllende Beziehungen zu Frauen.




6. Im Magazin The New Yorker analysiert die Journalistin Masha Gessen – ihrer Darstellung nach selbst Opfer sexueller Übergriffe – wie in der aktuellen MeToo-Kampagne ein Krieg gegen Sex an sich geführt wird:

Wenn die Unschuldsvermutung in der Vorstellung wurzelt, dass es besser ist, zehn Schuldige freizulassen, als eine unschuldige Person in den Knast zu stecken, dann scheint die Sexualpolizei hingegen anzunehmen, dass es besser ist, zehn Mal weniger Sex zu haben, als eine nicht einvernehmliche sexuelle Erfahrung zu riskieren. Das Problem ist nicht nur, dass dadurch die Anzahl von sexuellen Begegnungen verringert wird, sondern auch die Grenzen zwischen Vergewaltigung, gewaltfreiem sexuellem Zwang und schlechtem, fummelndem, betrunkenem Sex verwischt werden. Das führt zu zwei Dingen: schlechten Sex zu kriminalisieren und Vergewaltigung zu verharmlosen. (...) Einige der Namen auf der vermeintlich geheimen Liste der "beschissenen Medienmenschen", die jeder in der Medienwelt gesehen hat, sind von Männern, die nur unbeholfene, ungelernte Kommunikatoren zu sein scheinen, während andere tatsächliche Gewalttaten begangen haben sollen.




7. Die New Yorker Journalistin Stephanie Gutmann fragt sich, in welche Gesellschaft der aktuelle Krieg gegen den Sex führen wird:

Die feministische Schriftstellerin Rebecca Traister sagt grimmig: "Es gibt Hinweise darauf, dass das hier erst der Anfang ist". Aber vielleicht ist die wichtigere Frage, wie die Gesellschaft aussehen wird, nachdem die Hexenjäger eine Welt geschaffen haben, in der sich "Frauen endlich sicher fühlen können ".

Rein sexuell betrachtet endet es damit, dass sich Männer mit ihren Online-Pornos und Sex-Bots in ihre Schlafzimmer zurückziehen. (Realistisch aussehende, lebensgroße weibliche Sex-Bots sind bereits auf dem Markt.)

Das Problem mit (lustvollem) Sex ist das emotionale Risiko. In naher Zukunft, wenn Männer und Frauen noch Sex miteinander haben wollen, wird es so langweilig sein, dass es sich nicht lohnt. Annäherungen müssen im Vorfeld festgelegt und genehmigt werden (ich stelle mir Storyboarding-Panels vor); Verträge werden unterschrieben; Schutzkleidung wird angelegt. Um Hemmungen zu bremsen, müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer genug Rauschmittel konsumiert haben, um ein Wildpferd zu betäuben.

Nur gut, dass die Virtual-Reality-Technologie so ausgereift ist. Der nächste Schritt ist ein selbstprogrammierbarer Porno auf Ihrem Virtual-Reality-Headset, wie es in "Brave New World" vorhergesagt wird (nur mit Computern statt Menschen, die Sie berühren). Wenn Sie eine Startup-Tech-Unternehmen kennen, das an Virtual-Reality-Pornos arbeitet, sollten Sie jetzt Aktien davon kaufen.




8. Die britische Publizistin Kathy Gygnell wundert sich, dass es von Männern gegen die allgemeine Verdamung ihres Geschlechts dermaßen wenig Widerspruch gibt:

Seit dem Outing des Seriensexstraftäters Harvey Weinstein stehen Männer vor Gericht. Sie wurden einem pauschalen Rufmord ausgesetzt. Unschuldig bis zum Beweis der Schuld gilt vielleicht im Gesetz, aber in dem durch die Medien stattfindenden Prozess wurden sie ohne ordentliches Verfahren für schuldig befunden.

Ein Mann ist tot. Der Ruf, das Familienleben und vielleicht auch die Karriere anderer Männer ist unwiederbringlich zerstört. Doch das Mobbing geht weiter.

(...) Aber die Männer schweigen. Sie werden angeklagt, sexuelle Belästigung massenhaft ausgeübt zu haben, ein Klima der Angst und Einschüchterung geschaffen zu haben, in dem Frauen arbeiten müssen, (...) aber sie schweigen trotzdem. Wo ist ihr Protest? Werden sie sich nicht einmal verteidigen? Nicht einmal anpangern, wie beiläufig hier Flirts, folgenlose Körperberührungen und herabwürdigende Äußerungen (alles Dinge, denen auch alle Frauen "schuldig" sind) mit schwerwiegenden sexuellen Übergriffen vermengt werden?

(...) Die Zeitungsredakteure scheinen völlig uninteressiert daran zu sein, die Reaktionen der Männer auf #MeToo zu erforschen, um herauszufinden, ob sich Männer wütend, missbraucht oder verzweifelt fühlen. Zählen Männer nicht? Oder fürchten Redakteure "unveröffentlichbare" Antworten, die sie in den Augen der feministischen Gedankenpolizei als "unbelehrbar" erscheinen lassen würden, sollten sie das drucken, was sie herausfinden?

(...) Wenn das Schweigen der Männer eine Sache bloßlegt, dann ist es der Mythos ihres männlichen Privilegs. Was er dagegen offenbart, fürchte ich, ist das Gegenteil, eine entsetzliche Krise männlichen Selbstvertrauens. Nicht Männlichkeit ist toxisch, sondern die feministische Attacke darauf.




9. Die Post. Einer meiner Leser fragt sich, was das Foto Kevin Spaceys auf dem aktuellen Cover des STERN zu suchen hat, dessen zentrale These doch das angeblich allgegenwärtige Leiden von Frauen ist:

Es steht die Anschuldigung im Raum, dass er sich an einem Jungen vergangen haben soll. Hier werden wieder männliche Opfer instrumentalisiert (man könnte sagen, ein zweites Mal missbraucht), um die Sache des Betonfeminismus voranzubringen. Aus meiner Sicht ist das schon ekelerregend.


Ein anderer Leser schreibt mir zu dieser Attacke Jana Hensels auf Männer, die von der "Zeit" veröffentlicht wurde:

Nach meinem Empfinden erfüllt dieses Gehetze über Männer bei Zeit-Online den Tatbestand der Volksverhetzung.

Natürlich bin ich juristischer Laie aber ich habe mir den §130 StGB mal angesehen:

(1) Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören,

1. gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe, gegen Teile der Bevölkerung oder gegen einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung zum Hass aufstachelt, zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen auffordert oder

2. die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe, Teile der Bevölkerung oder einen Einzelnen wegen seiner Zugehörigkeit zu einer vorbezeichneten Gruppe oder zu einem Teil der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet,

wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.

Ich hielte es für sinnvoll, wenn Männerrechtler darauf bestünden, "geschlechtliche Herkunft" oder "Männer und Frauen" in diesem Paragraphen explizit zu erwähnen. Würde jemand Zeit-Online für diesen oder die hunderte anderen "kritischen" Artikel gegen Männer wegen Volksverhetzung verklagen, hätte er vor Gericht wahrscheinlich keine Chance, weil Männer scheinbar nicht als "vorbezeichnete oder bestimmte Gruppe" im Sinne des §130 gelten.

Vielleicht ist das ja ein Thema für die liberalen Männer?




10. Der Postillon schließlich verarbeitet die aktuelle Sexismus-Hysterie satirisch.

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