Werberat: "Osterhöschen-Reklame sofort stoppen!!!" – News vom 29. April 2017
1. Werberat verurteilt "Osterhöschen": Palmers soll "sofort stoppen" titelt Österreichs "Standard". Ich persönlich würde an Stelle der kritisierten Dessousfirma ja schon weitermachen, um herauszufinden, ob es vielleicht ein noch größeres Ausmaß an Hysterie geben kann, die ein schlichtes Werbefoto auszulösen vermag.
Der "Standard" berichtet:
Der österreichische Werberat hat sein schlimmstmögliches Urteil über das Palmers-Sujet Osterhöschen abgegeben: Das Selbstkontrollorgan hat Palmers "zum sofortigen Stopp der Kampagne bzw. sofortigen Sujetwechsel" aufgefordert.
Klingt so, als ob man mit jeder anderen Entscheidung den Katastrophenfall riskieren würde. Und als ob Österreichs Werberat am liebsten die Macht einer Zensurbehörde hätte, die derart gefährliches Zeug automatisch aus dem Verkehr ziehen kann.
Die Begründung: "Die abgebildeten Models werden in einer sexualisierten und entwürdigenden Weise dargestellt werden,
Sie liegen nebeneinander auf dem Bauch und wenden dem Betrachter den Rücken zu.
an Minderjährige erinnern und rein als Blickfang dienen.
Und auf Reklamefotos Leute als Blickfang zu zeigen, ist offenbar unerhört. Menschen zu präsentieren, die so wirken, als ob sie noch keine 18 wären, erst recht. Reklame hat nur erkennbar volljährige Menschen zu zeigen (findet offenbar Österreichs Werberat).
Obwohl prinzipiell ein Produktzusammenhang gegeben ist, spielt das Sujet mit Konnotationen, die auch bei Unterwäschewerbung nicht zulässig sind." Vor allem durch die Verbindung von Wort und Bild gerate die Darstellung "herabwürdigend": "So werden Models als 'Osterhöschen' entweder auf die getragene Unterwäsche reduziert oder auch mit 'Osterhäschen' gleichgesetzt, was in Verbindung mit dem Bild eindeutig sexuell zu interpretieren ist und nichts mit dem Produkt zu tun hat."
Klar, wenn man ein Werbefoto sexuell interpretieren kann, ist das natürlich ein Skandal. Schließlich schreiben wir das Jahr 1880 und leben im tiefsten viktorianischen Zeitalter.
Der Werberat: "Darüber hinaus wirken die Darstellerinnen sehr jung und alleine durch ihren Körperbau kindlich. Aufgrund dessen wird von einer Vielzahl der Werberäte und Werberätinnen darauf hingewiesen, dass diese Werbemaßnahme ein unrealistisches Körperbild für junge Frauen propagiert und somit zum Schutz von Jugendlichen gestoppt werden soll."
Was genau ist unrealistisch: dass die Frauen jung und schlank sind? Das gefährdet Jugendliche wie genau? Könnte es sie am Ende noch auf die Idee bringen, auch jung und schlank sein zu wollen? Klar, dass man da einschreiten muss, bevor so was passiert.
Wie der "Standard" weiter ausführt, verstoße das Foto "gleich gegen eine ganze Reihe von Punkten des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft". So dürfe Werbung "nicht die Würde des Menschen verletzen, insbesondere durch eine entwürdigende Darstellung von Sexualität oder anderweitig diskriminierende Darstellungen." Auch dürften Frauen oder Männer nicht "auf abwertende Weise dargestellt werden" und es dürfe keine "Unterwerfung oder Ausbeutung dargestellt" oder zu verstehen gegeben werden, "dass Gewalt oder Dominanzgebaren tolerierbar seien".
Hatte ich schon erwähnt, dass es um dieses Foto geht, in das Entwürdigung, Gewalt, Ausbeutung und Dominanz hineinprojiziert werden?
Ich bin mal interessehalber auf die Website von Palmers gegangen und werde dort mit einem weiteren Foto von vier Frauen begrüßt, die alle Dessous tragen – also jene Produkte, die beworben werden sollen. Wieso gibt es eigentlich hier und bei zahllosen vergleichbaren Fotos keinen Aufschrei der Empörung, dass die gezeigten Frauen "sexualisiert" und "halb nackt" sind, "an Minderjährige erinnern" und so gezeigt werden, wie vermutlich auch Frauen von Menschenhändlern betrachtet werden? Warum fordert Österreichs Werberat nicht die Dessousbranche insgesamt auf, ihre Kollektion nur von vollständig bekleideten übergewichtigen Damen mittleren oder höheren Alters vorstellen zu lassen? Warum bricht aufgrund des "Osterhöschen"-Bildes eine bizarre Welle der Hysterie aus?
Ich zitiere gerne noch mal das, was die Psycholotherapeutin und Ernährungsberaterin Nadja Herrmann zu der Debatte um dieses Foto sagte:
Wenn man schlanke Frauen "abgemagert", "verhungert" oder kindlich nennt, ist das eine Beleidigung, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man das okay findet, sollte man dann konsequenterweise im Bezug auf Bodyshaming auch ansonsten ganz kleine Brötchen backen.
Was um Himmels Willen geht in den Köpfen von Österreichs Werberat vor? Warum benehmen sich gesellschaftliche Verantwortungsträger wie die durchgeknalltesten Social Justice Warriors im Internet? Gibt es überhaupt noch Institutionen, die man in solchen Frage ernst nehmen kann? Und warum gibt es keine Journalisten mehr, die solche Verlautbarungen als den Blödsinn bloßstellen, der sie sind, und die darauf hinweisen, dass der feministische Kaiser längst noch weniger Kleider trägt als die Osterhöschen-Models?
Immerhin widmete sich vor ein paar Wochen die Süddeutsche Zeitung diesem Thema im allgemeinen Zusammenhang:
Der Vorstoß des Bundesjustizministers Heiko Maas, sexistische Werbung gesetzlich verbieten zu wollen - eine Idee, die mittlerweile wieder von der Agenda verschwunden ist - habe dem Thema viel öffentliche Aufmerksamkeit verschafft. Möglich aber, dass sich auch die Toleranzgrenzen verändern: Immerhin arbeiten sich Soziologen schon seit Jahren an der Lust auf Biederkeit ab, die viele junge Leute heute an den Tag legen. Meine Krawatte, meine Ehe, mein Schrebergarten - vielleicht ändert sich da auch das Moralempfinden.
Insofern ist die aktuelle Erfolgswelle des sexfeindlichen Feminismus auch einem allgemeinen Trend der neuen Spießigkeit zu verschulden.
2. Gestern wurde in Österreich mit einer Pressekonferenz das neue Frauenvolksbegehren gestartet. Österreichs Männerpartei kommentiert:
Die Ziele des Frauenvolksbegehrens sind ja bereits in der politischen Umsetzung: Die Frauenquote im Parlament findet schon Zustimmung der ÖVP, die Umsetzung scheint Formalität. Kinderbetreuung wird ohnehin ausbaut, die Frauenquote in öffentlichen Unternehmen wird mit diesen Parteien im Parlament auf jeden Fall kommen, Kinderbetreuung wird sowieso ausgebaut, noch mehr jetzt schon leerstehende Frauenhäuser bringen nicht einmal Feministen etwas, noch mehr Geld für Frauen fordert jetzt schon jede Partei auf ihre Weise, und so spannt sich der Bogen von erübrigten Forderungen bis zu krude wirkenden Anliegen, wie Babys nicht mehr rosa oder blau zu kleiden.
Was soll also das Volksbegehren überhaupt? In der Pressekonferenz schien ein anderes Hauptanliegen spürbar: Der Feminismus hat Angst, unter rechtspopulistischen Regierungen seine Posten zu verlieren. Von Gleichberechtigung war kaum die Rede, doch ständig von "Antifeministen" – wohl den Rechtspopulisten. Dabei könnten die Feministen beruhigt sein: Der Rechtspopulismus mag eine große Klappe haben, doch für Kritik am Feminismus fehlt ihm der Mut. Nur den Feministinnen, deren Jobs und Karrieren mit ihrer Ideologie verbunden sind, wäre der Weg nach oben unter Rechtspopulisten verbaut. Die rechte Politik wird den Frauen selbst nicht schaden, sondern, wie bisher, hauptsächlich Männern.
Hier findet man den vollständigen Text.
3. Wir bleiben noch einen Moment in Österreich. Dem grünen Bundespräsidenten dieses Landes, Alexander van der Bellen, werfen Frauenrechtlerinnen "puren Sexismus" vor.
4. Der Chemie-Konzern "Bayer" steht seit der Übernahme von Monsanto in der öffentlichen Kritik. Um die Quote zu erfüllen, holt der Aufsichtsratsvorsitzende Wenning nun eine Frau mit zweifelhafter Vergangenheit ins Unternehmen.
5. Die männerpolitische NGO MANNdat hat Goslars ehemalige Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling in einem Interview befragt, wie es ihr jetzt geht und wo sie weltanschaulich inzwischen steht. Ein Auszug aus diesem Gespräch:
Ich habe meine Mitgliedschaft in der SPD zum Jahresende 2016 aufgekündigt. Ein schon länger gefasster Entschluss, den ich jetzt in die Tat umsetzte. (...) Ich glaube, dass die SPD einen großen Anteil daran hat, dass sich rechte Parteien etablieren konnten und rechtes Gedankengut sich ausbreiten konnte.
(...) Aus meiner Sicht bedient die SPD viel zu sehr diese ganze Chose um Gender Mainstreaming, Frauenpolitik und Feminismus. Sie betreibt damit aktive Männerabwertung. Sie ist resistent für kritische Argumente und will die andere Seite der Geschlechtermedaille einfach nicht wahrnehmen. Für mich ist die SPD auch deshalb schon lange nicht mehr wählbar.
(...) Ich würde eine Gleichstellungsstelle immer paritätisch besetzen, damit alle Anliegen aus mindestens diesen beiden Perspektiven bearbeitet werden können. Nur, dass wir uns richtig verstehen. Der männliche Mitarbeiter ist nicht der Sekretär oder der angestellte Mitarbeiter der Gleichstellungsbeauftragten, sondern ihr männliches Gegenstück.
Einer Gleichstellungsbeauftragten würde ich vorgeben, dass sie neben den bestehenden Frauennetzwerken auch Männernetzwerke zu fördern hat. Sie muss Männerselbsthilfen bezuschussen, Vätergruppen fördern, Männeranliegen öffentlich machen, Vorträge zu Männeranliegen organisieren – und zwar ab sofort und mit der Hälfte der ihr zur Verfügung stehenden Mittel.
(...) Früher war es mal schick und Etikette, vor einer Frau einen Bückling zu machen. Meines Erachtens sind diese Zeiten aber vorbei. Männer sollten ihre aufrechte Haltung einer Frau gegenüber behalten. Es gibt keinen Grund, den eigenen Mantel in den Dreck zu werfen, damit SIE darüber schreiten kann.
Wenn die sogenannten "Bundesforen für Männer" dieser Welt meinen, sie müssen sich dem frauenpolitischen Lager anbiedern, und glauben, nur auf diese Weise sei Männerpolitik zu machen, dann finde ich das nicht höflich, sondern schlicht dumm und von gestern.
6.
Australian schools are rolling out a widespread program of "feminist collective" clubs where kids are taught that "white, male privilege" and "hegemonic masculinity" are the root of domestic violence. Millions of dollars of public money has been piled into the initiative, which began in 2013 and has rapidly expanded since.
Hier geht es weiter.
7. Der Regisseur des trotz immenser Unterstützung durch die Leitmedien gefloppten feministischen "Ghostbusters"-Remakes erklärt, es sei ein Fehler gewesen, sich mit den "Trollen" im Internet auseinanderzusetzen. Ein "Troll" war offenbar jeder, der seinen Streifen kritisierte.
8. Das männerpolitische Blog Toy Soldiers beschäftigt sich mit einer aktuellen These: Ist ein Mann, der mit keiner Frau Sex haben möchte, die einen Penis hat, "trans-feindlich"?
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