Samstag, April 22, 2017

FAZ: "Wenn Frauen zuschlagen – Zehntausende Männer leiden darunter" – News vom 22. April 2017

1. Ein aktueller Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Woche offenbart die üblichen Schwächen beim Thema "häusliche Gewalt gegen Männer" (Ignorieren des Dunkelfeldes, eine entschuldende Psychologisierung der "überforderten" Täterinnen, was es bei Männern so nie gäbe), aber auch Stärken, so etwa den Verweis auf die komplett unzureichende Hilfstruktur für männliche Opfer und eindringlich geschilderte Fallgeschichten. Vorgestellt werden der Paartherapeut Peter Thiel, der sich um geprügelte Männer kümmert, und die Sozialpädagogin Anja Pfettscher, die gewalttätige Frauen berät. Schön geschildert wird auch die übliche Psychodynamik in unserer Gesellschaft, sobald es um Frauengewalt geht:

Auch Martin Krüger fand sich regelmäßig in solchen Situationen wieder, in denen andere davon ausgingen, sie müssten seiner Partnerin helfen. Manchmal, erinnert er sich mit leiser Stimme, wurde seine damalige Freundin im Café oder Restaurant wütend – und kippte ihm ihr Getränk über den Kopf. Die anderen Frauen im Raum schauten daraufhin verächtlich: Was er wohl Böses getan hatte, um das zu verdienen? Die Männer schauten so, als machten sie sich bereit, die zierliche Frau jeden Moment gegen ihren Begleiter verteidigen zu müssen.


Leider versaut das die FAZ-Autorin Leonie Feuerbach sofort durch die nächste Passage:

Als Mann, der Gewalt erlebt, kämpfe man mit dem Klischee und mit der Statistik. Das Klischee ist das von der Nudelholz schwingenden Hausfrau. Es ist eines, das viele eher zum Schmunzeln als zur Sorge anregt. Und statistisch gesehen, ist es eben einfach wahrscheinlicher, dass der Mann gewalttätig ist. Deshalb nimmt die Polizei im Zweifelsfall ihn mit, selbst wenn er sie gerufen und blaue Flecken hat.


Das Problem ist hier weniger "die Statistik" als Journalistinnen, die offenkundig nicht die geringste Lust haben, sich die hunderte vorliegender Statistiken, die das Gegenteil belegen, anzuschauen, um stattdessen am vertrauten Vorurteil festzuhalten. Wobei Feuerbach ungerührt einige Absätze später folgendes schreibt:

In der Pilotstudie "Gewalt an Männern" von 2004 gaben 25 Prozent der befragten Männer an, körperliche Gewalt durch eine Partnerin erfahren zu haben.


Was identisch war mit der Prozentzahl an Frauen, die 2004 von körperlicher Gewalt durch ihren Partner berichteten! Wie man solche Befunde einerseits referieren und andererseits am vertrauten Denken festhalten kann, ist mir unbegreiflich.

Andere aktuelle Artikel zu diesem Thema waren mutiger. Die Chemnitzer "Freie Presse" etwa berichtete im Juni 2014, dass es Experten zufolge bundesweit eine Million Männer gibt, die regelmäßig (!) häusliche Gewalt erleiden. Und in der "Welt" schrieb Annette Dowideit "Fast jedes dritte Prügel-Opfer im Haushalt ist ein Mann", wobei sie deutlich machte, dass es sich um HELLFELD-Zahlen handelte.

Leonie Feuerbach ist im Vergleich damit noch sehr zurückhaltend. Kaum hat man sich darüber geärgert, zieht sie in ihrem Artikel aber immerhin eine treffende Analogie:

Es ist dasselbe wie früher mit den Frauenhäusern. Mal heißt es, so viele Fälle gebe es doch gar nicht, mal, es sei kein Geld da. So habe man in den siebziger Jahren auch bezüglich der Frauenhäuser argumentiert. Weil es wenige Anzeigen gab, dachte man, es gebe auch wenige Fälle. Doch oft trauten sich Frauen damals schlicht nicht zu Polizeistellen, in denen nur Männer saßen. Genauso trauten sich Männer heute nicht zu Beratungsstellen, die sich vor allem an Frauen richteten und von Frauen betrieben würden.


Trotz meinen punktuellen Beanstandungen ist jeder Artikel in einem Leitmedium, der über eine große Zahl von Opfern, die unseren Politkern wegen ihrer Geschlechtszugehörgkeit egal sind, ein Gewinn. Ich schätze, wir sind momentan einfach in der Phase, in der wir JournalistInnen noch beim Denken zusehen, das die neuen Informationen bei ihnen auslöst. So ganz eingeordnet sind diese Erkenntnisse noch nicht, dafür sitzen die vertrauten Vorurteile zu fest, aber die Leitmedien sind auf dem richtigen Weg. Toll wäre es, wenn es bei allen anderen Themen der Männerbewegung, ähnlich aussähe.

Seit einigen Wochen kann man übrigens online eine Bundestags-Petition mitzeichnen, endlich ein Hilfetelefon sogar für männliche Gewaltopfer einzurichten.



2. Der Medienkritiker Stefan Niggemeier berichtet, wie Jörg Kachelmann in einer Meldung der Nachrichtenangentur epd erneut nachverurteilt wurde: "Auch fast sechs Jahre, nachdem der Wetterexperte und Moderator Jörg Kachelmann vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde, fällt es deutschen Medien schwer, dieses Urteil zu akzeptieren." Die von Niggemeier beanstandete verleumderische Formulierung findet sich in zahlreichen Leitmedien wie dem Hamburger Abendblatt, der Berliner Zeitung, dem Kölner Stadt-Anzeiger und Welt Online. Kachelmann hat juristische Schritte angekündigt. Anders lernen es unsere Fake-News-Produzenten offenbar nicht.



3. Die Grünen mögen sich der Fünf-Prozent-Hürde annähern (aus der falschen Richtung), aber sie geben nicht auf! Für den 6. Mai etwa hat die Partei ein Frauenfrühstück angesagt, auf dem jene Probleme diskutiert werden sollen, die zahllosen Menschen auf den Nägeln brennen:

Rund um den Beckenboden - ein "pipi"-feiner Vormittag

Wir beleuchten Theorie und Praxis (!!!) der Beckenboden-Übungen.

- was sie können, was nicht

- was fühlt sich wie an

- urinieren im Stehen für Frauen:

beim Sport, statt versiffter öffentlicher WCs beim Festival, aber auch in der Pflege ...

- Produkte, die es schon gibt + solche, die wir selber machen können :-) zB: Pibella, Urinella,

- falls noch Zeit ist: Menstruationstassen für Frauen


Dem braucht man eigentlich nur noch all die Themen der Männerbewegung gegenüberzustellen, die den grünen Damen scheißegal sind, und man kann nachvollziehen, warum diese Partei gerade dermaßen abkackt.



4. Der Abschied von den Grünen ist heute auch Thema bei Lucas Schoppe. Ein Auszug:

Zum Frauentag zelebrierten die Grünen Weiblichkeit als Zukunft, Männlichkeit als Vergangenheit: "Männer haben Denkmäler, Frauen haben Zukunft."

Das bündelt gleich mehrere Ressentiments. Männer erscheinen hier als Machthaber, die dafür gesorgt haben, dass ihnen reihenweise Denkmäler gebaut werden – aber auch als erstarrt, bewegungslos. Dass Frauen im Unterschied dazu eine Zukunft haben, spielt auf den Topos vom "Ende der Männer" an, der durchaus genüsslich von Hanna Rosin berühmt gemacht wurde.

Das sind, ebenso wenig wie die Assoziation von Männern mit einem Pissoir, keine Entgleisungen, sondern überlegte Werbekampagnen. Frauen und Männer werden hier auf eine Weise dargestellt, als ginge es nicht um reale Menschen, sondern um allgemeine Ideen – und so lässt sich die kaum unterschwellige Gewaltsamkeit der Darstellung auch übersehen.

Frauen stehen hier für das, womit sich die Grünen seit Beginn ihrer Partei identifizieren möchten: für eine irgendwie andere, menschlichere und eben dadurch zukunftsträchtigere Politik. Männer hingegen stehen für das Traditionelle, Erstarrte, für Machtfixiertheit. Dass sich die humane Kraft des Weiblichen noch nicht überall zeigen konnte, lässt sich dann auch leicht erklären: Sie wird eben von den Bedingungen einer Männerherrschaft – noch – verdeckt.

Mit dieser politischen Geschlechtermystik fangen die Grünen den gigantischen Widerspruch zwischen dem Selbstbild einer anderen, humaneren politischen Kraft und den realen Konsequenzen ihrer realen Politik ein. Männlichkeit steht dabei immer für die Strukturen, die überwunden werden sollen. Selbst für die 62% der männlichen grünen Parteimitglieder repräsentiert sie das Andere, das, wovon sich die Partei abgrenzt, um ihr positives Selbstbild bewahren zu können.

(...) Interessen von Männern und Frauen sind aneinander gekoppelt, und wer die Interessen der einen grundsätzlich verletzt, verletzt auch die Interessen der anderen. Vor allem verletzt er die Interessen der Kinder. Das aber sind Überlegungen, die viel zu realitätsbezogen sind, als dass sie in der grünen Geschlechtermystik einen Platz finden könnten.




5. Die Bloggerin Anna Elizabeth berichtet über The Horrifying Side of Feminism.



6. Eine andere Bloggerin sieht sich selbst als Feministin – bis zu dem Tag, an dem sie ein schwerer Schicksalsschlag ereilt:

Before that day, I identified without question as a feminist. As a woman of color, I aligned myself with the womanist principles of Alice Walker and Delores Williams. I was part of the Women’s Law Center’s campaign for equal pay in 2010. I supported, marched with, and donated to the Planned Parenthood Action Fund in New York. I worked for an organization that provided shelter to displaced and homeless women with children. I was also one of two girls in my family. We were the daughters of a single working mother who was the daughter of a single working mother. My focus was firmly planted on Venus.

And then I gave birth to a boy.


Dieses unvorhersehbare Ereignis bedeutet für die betreffende Bloggerin einen Bruch, was ihre Wahrnehmung der Welt betrifft:

I used to imagine having a boy would be an opportunity to raise a young man to respect women, to understand how vital women are to the global equation. I thought my focus would be to make sure my son grew up to understand the beauty and magic of women so that he would be a strong man who would contribute to equality. What I didn’t realize is that boys have to be reminded of their own magic, of their rights purely to exist, and they too have to defend their right to equality. It was in facing these realities that my feminism was challenged, broken down, and ultimately redefined.

This all hit me one day while I was browsing the shelves at my neighborhood Target (my happy place). My son was 3 years old, and I was looking for his first batch of "big boy underwear." I looked through the selection and realized that there wasn’t a single option available in his size. Puzzled, I stepped back a bit. And then a bit more. And then I realized something I never noticed before: The boys’ section of Target was about a third the size of the girls’ section.


Wie schon Warren Farrell vor über zwanzig Jahren anmerkte, trifft das für die Verkaufsflächen der Kaufhäuser insgesamt zu, was die Mitglieder des vermeintlich diskriminierten Geschlechts normalerweise nicht dazu bringt, ihre Privilegien und ihr Weltbild zu hinterfragen – solange sie keine überraschenden Entwicklungen dort hinstoßen (und oft nicht mal dann).

In dem Bericht der jungen Mutter heißt es weiter:

Every area of the boys’ department was ransacked, depleted, and understocked, while the girls’ section was full, every size properly represented. Rainbows abound and cartoon birds aflutter — it was a goddamn utopia. The boys’ section was small, brief, and they were always out of rain boots. It reminded me of something.

I wondered if perhaps the resistance against overbearing white men who felt entitled to make decisions about vaginas they’ve never had and babies they could never carry or give birth to was actually leaving out the rest of the men in the world. I wondered if maybe feminism had to include the miseducation of masculinity and the importance of male emotional security. After all, the real oppressor to women is not men in general, it is men who have been misguided about what it means to be real men. In the defense of women everywhere, I realized I now had to defend boys too — starting with my own.

Boys suffers from eating disorders too — 25% of anorexia and bulimia diagnoses occur in males. Boys and men are more likely to successfully commit suicide. Boys have a higher rate of dropping out of high school and college. They also have a higher rate for drug abuse and alcoholism. Somehow, my mind had normalized these facts. I shrugged them off, thinking, well, there’s more men in the world, so that makes sense. But when one of those men is represented by this small, wide-eyed, chubby-cheek-faced boy who loves singing Beatles songs and lives in my house, these things begin to feel more problematic and less acceptable.

I found myself having conversations with men I never imagined I would ever have. I asked some of my closest male friends if they had ever been sexually assaulted or raped. Out of about 10 guys only 2 said they had not. I suddenly realized that so many of the concepts of self-love, consent, personal space, physical self-ownership, and community awareness were missing or understated for men. This was especially an issue for men who were raised by single working mothers (like myself). Paying attention to the development of our sons is as vital to the health of our society as paying attention to the welfare of our daughters.


Vereinzelt sind offenbar selbst Feministinnen lernfähig.



7. Das zunehmend totalitäre Klima an amerikanischen Universitäten wird von den Leitmedien des Landes immer stärker thematisiert. "If US campuses can’t protect free speech, they need new management" titelt die New York Post. Berkeley Campus On Lockdown After Loose Pages From ‘Wall Street Journal’ Found On Park Bench ulkt das Satiremagazin "The Onion". Und Those ‘Snowflakes’ Have Chilling Effects Even Beyond the Campus lautet eine Schlagzeile des Wall Street Journal. In letzerem Artikel befindet Heather MacDonald:

This soft totalitarianism is routinely misdiagnosed as primarily a psychological disorder. Young "snowflakes," the thinking goes, have been overprotected by helicopter parents, and now are unprepared for the trivial conflicts of ordinary life.

(...) But if risk-averse child-rearing is the source of the problem, why aren’t heterosexual white male students demanding "safe spaces"? They had the same kind of parents as the outraged young women who claim to be under lethal assault from the patriarchy. And they are the targets of a pervasive discourse that portrays them as the root of all evil. Unlike any other group on a college campus, they are stigmatized with impunity, blamed for everything from "rape culture" to racial oppression.

Campus intolerance is at root not a psychological phenomenon but an ideological one. At its center is a worldview that sees Western culture as endemically racist and sexist. The overriding goal of the educational establishment is to teach young people within the ever-growing list of official victim classifications to view themselves as existentially oppressed. One outcome of that teaching is the forceful silencing of contrarian speech.

(...) Many observers dismiss such ignorant tantrums as a phase that will end once the "snowflakes" encounter the real world. But the graduates of the academic victimology complex are remaking the world in their image.


Immerhin gibt es erste Ansätze einer Gegenbewegung. So hat sich eine Gruppe von Harvard-Studenten gebildet, die gezielt besonders umstrittene Sprecher auf den Campus einlädt.



8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Mir kam gerade beim Lesen Deines Artikel über die Schließung des Männerhauses die Idee, ob Männerrechtler sich für Männerhäuser möglicherweise eine feministengerechtere Argumentation ausdenken sollten. Vielleicht überzeugt es Feministinnen ja, wenn man ihnen klar macht, dass Frauen von Männerhäusern profitieren. Ja, Männerhäuser schützen Frauen, weil sie verhindern, dass Männer sich in den Momenten, in denen sie von ihren Frauen vermöbelt werden, irgendwann vielleicht doch mal wehren könnten. Es gilt ganz klar, zu verhindern, dass Schlägerinnen unnötigerweise verletzt werden.


Ein anderer Leser schreibt mir:

Folgendes Thema kam grad im FanChat von HoneyBadgerRadio auf: In Spanien wurde ein (schwuler) Mann ohne Motorrad und ohne Motorradführerschein verurteilt, weil Frau von einem Motorradfahrer während der Fahrt "begrapscht" wurde, und den Betreffenden erkannt haben will. Sein eindeutiges Alibi und Widersprüche (beispielsweise passte der Mann nicht auf die Beschreibung der Frau) wurden vom Richter nicht beachtet. Der Mann muss drei Jahre ins Gefängnis.

... und das in Europa. Und dann wundern sich die Politiker, dass die Bevölkerungen nichts mehr von der EU wissen wollen; denn was in einem EU-Staat möglich ist, wird bald in der ganzen EU möglich.

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