DER SPIEGEL berichtet über deutsche Männerhäuser – News vom 15. April 2017
1. In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL findet sich auf den Seiten 46 und 47 ein Artikel (nur im Anriss online), der sich mit häuslicher Gewalt gegen Männer und Schutzräume für die Opfer berichtet. In dem Artikel von Steffen Winter wird auch die von Genderama unterstützte Organisation "Gleichmaß" erwähnt:
Das BKA zählt seit Jahren immer mehr Übergriffe auf Männer von weiblichen oder männlichen Partnern und Expartnern. 2012 registrierte die Polizei annähernd 20.000 Opfer, 2015 waren es bereits fast 23.200. In Sachsen wurden gerade zwei Männerschutzwohnungen eingerichtet.
Im thüringischen Gera betreibt der Verein Gleichmaß mit Spenden eine solche Unterkunft. Derzeit sind dort drei Männer untergebracht, so Projektchef Tristan Rosenkranz. Zwei seien von ihren Frauen körperlich bedroht worden, einer mit einem Messer. Zudem beklagten sie eine "ökonomische Kontrollgewalt" durch ihre Frauen. Ein Mann wurde von seiner Partnerin gestalkt. Zehn weitere Männer stünden bereits auf der Warteliste.
Die Zahl der Opferberatungen in Sachsen hat sich innerhalb von acht Jahren verdoppelt. Es gibt dort eine "Sensibilisierungskampagne" mit einem eigenen Internetauftritt für misshandelte Männer: Gib-dich-nicht-geschlagen.de. Auch Schleswig-Holstein hat wegen der zunehmenden Gewalt ein Modellprojekt Männerberatung in Kiel, Flensburg und Elmshorn gestartet. Sie habe damit gerechnet, dass sich Männer melden würden, die über Missbrauch in der Kindheit reden wollten, sagt eine der Beraterinnen in Kiel. Doch tatsächlich hätten sich bisher nahezu ausschließlich Männer an das Büro gewandt, die Opfer häuslicher Gewalt geworden seien. Das Problem, klagt Staatssekretärin Anette Langner im Kieler Sozialministerium, werde "nach wie vor zu wenig wahrgenommen". Der geschlagene Mann ist noch immer ein Tabu in der Gesellschaft.
Der eine oder andere Leser wird sich daran erinnern, dass ich seit dem Jahr 2000 dieses Tabu zu beseitigen versuche. Und dass ich wegen solcher Dinge von der Spitze eines so genannten "Bundesforums Männer" als frauenfeindlich verleumdet werde. Von Staatssekretärin Langner ist mir nicht bekannt, dass sie mit Männeraktivisten wie dem Verein MANNdat, die ebenfalls hartnäckig dieses Tabu erschüttern, den Kontakt gesucht hätte.
Steffen Winter berichtet weiter:
Das Sächsische Landeskriminalamt hat ein Lagebild zu häuslicher Gewalt im Freistaat erstellt. Die Beamten zählten fast 4000 Angriffe auf Frauen – und 1700 auf Männer ab 21 Jahren. Teils mit schweren Folgen: 35 Männer mussten stationär behandelt werden, zwei trugen bleibende Schäden davon, drei starben.
Wohlgemerkt: Es geht hier offenkundig allein um das Hellfeld.
Im weiteren Verlauf des Artikels wird der Sozialwissenschaftler Hans-Joachim Lenz für nähere Informationen über die Befindlichkeiten geprügelter Männer genannt. Das gefällt mir sehr gut: Ich habe von Lenz zwar ewig nichts mehr gehört, aber er ist integer und sachkundig, hat sich diesem Thema noch vor mir gewidmet und war zumindest um das Jahr 2000 herum einer der Leser meines damaligen Newsletters "Invisible Men". Wir bräuchten mehr Leute wie Lenz in der Männerpolitik.
Weiter heißt es in dem SPIEGEL-Artikel:
Das BKA beklagt, dass es seit Jahren deutschlandweit keine repräsentativen Opferbefragungen bei Männern gegeben habe. Vorhandene Erhebungen legten aber nahe, dass Männer etwa gleich häufig wie Frauen zumindest einmal von ihrem Partner angegriffen wurden. Eine internationale Gesundheitsstudie von 2014 in sechs europäischen Städten kam zu dem Ergebnis, dass 3,5 Prozent der Frauen angaben, im Jahr zuvor Opfer eines körperlichen Angriffs geworden zu sein. Bei den Männern waren es 4,1 Prozent. Die Annahme, dass Frauen genauso gewalttätig sind wie Männer, will die Polizei aber unter Hinweis auf Forschungsergebnisse so nicht stehen lassen. Der Unterschied liege vor allem in der Schwere der Misshandlungen: Frauen erlebten weltweit erheblich häufiger schwere und lebensbedrohliche Gewalt. Frauen als Täterinnen reagierten mit ihrer Gewalt häufiger, als das bei Männern der Fall ist, auf einen Angriff ihres Partners.
Die zweite Behauptung gibt meines Erachtens die Forschungslage nicht her. Zur ersten Behauptung bestehen auch unter Experten bei diesem Thema extrem voneinander abweichende Einschätzungen. Die Frage ist, ob eine Debatte hier sinnvoll ist oder ob die Gefahr einer "Opferolympiade" droht.
In seiner letzten Spalte berichtet Winters Artikel über die Förderung der Dresdner Gewaltschutzwohnung für Männer durch das sächsische Sozialministerium von jährlich 65.000 Euro. Die zuständige Ministerin Köpping (SPD) wird mit den Worten "Moderne Gleichstellungspolitik richtet sich an beide Geschlechter" zitiert.
Dass Thüringens Gleichstellungsbeauftragte Katrin Christ-Eisenwinder (Die Linke) eine Finanzierung der dortigen Gewaltschutzwohnung ablehnte, berichtet der SPIEGEL nicht.
2. Sinkende Einkommen bei Männern führen zu weniger, bei Frauen zu mehr Ehen. Näheres berichtet aktuell das Blog Geschlechterallerlei - und spricht in diesem Zusammenhang von einem "AH-Effekt" ("Das habe ich doch schon bei Arne Hoffmann gelesen ..."), gefolgt vom "PfelM-Reflex" ("Ich gucke mal nach, was in dem Buch Plädoyer für eine linke Männerpolitik darüber steht…"). Großartig. Ich sollte vielleicht mit dem Begriff "AH-Effekt" Reklame machen. :D
3. Der Schweizer Tagesanzeiger fragt:
Ist Sexismus gegenüber Männern okay – oder gar ein nützliches Mittel zum Zweck? Gibt es das überhaupt, "Sexismus gegenüber Männern"?
Die Antworten auf diese Fragen liegen wohl nicht nur für Genderama-Leser auf der Hand. Damit trotzdem das gewünschte Ergebnis herauskommt, befragt der "Tagesanzeiger" selbstverständlich nur drei Feministinnen.
4. Auch die deutschen Medien haben die Berichte über das Folterlager für Schwule in Tschetschenien aufgegriffen:
In Tschetschenien werden Schwule entführt, gefoltert und getötet, berichtet die russische Zeitung Nowaja Gaseta und erhält dafür Morddrohungen. Homosexuelle Männer erzählen davon, wie sie systematisch verschleppt, geschlagen und gefoltert wurden. Weil sie schwul sind. Nicht jedes Opfer soll diese Tortur überlebt haben. Hilfsorganisationen erzählen von der Angst der Anrufer, die um Hilfe bitten oder fliehen wollen.
Die Reaktion der tschetschenischen Behörden? In Tschetschenien gebe es keine Schwulen – wie könne man Menschen foltern, die es nicht gibt? Und sollte es doch welche geben, sollte doch jemand um Hilfe bitten: Man würde nicht helfen. Schlimmer als ein Gewaltverbrechen sei die Homosexualität selbst.
Hier geht es weiter.
Inzwischen fordern die Vereinten Nationen Russland auf, die Verfolgung von Homosexuellen zu unterbinden. Die OSZE verlangt eine Untersuchung.
5. Nach zwanzig Jahren bittet Tasmanien um Verzeihung für die Kriminalisierung von schwulem Sex.
6. Donald Trump hat im Kampf gegen den IS die "Mutter aller Bomben" zünden lassen. Feministinnen sind entsetzt. Denn dieser Begriff sei erschreckend sexistisch. Tatsächlich habe man es hier einmal mehr mit dem mörderischen Patriarchat zu tun.
7. So reagiert Hillary Clintons Partei auf die hohe Selbstmordrate der Männer.
8. Der gestern von Genderama verlinkte Artikel der südafrikanischen Huffington Post, in dem der Entzug des Wahlrechts für weiße Männer und deren Enteignung gefordert wurde, stieß auf breite Kritik. Darauf reagiert jetzt die zuständige Chefredakteurin der Huffington Post:
Garland's underlying analysis about the uneven distribution of wealth and power in the world is pretty standard for feminist theory. It has been espoused in many different ways by feminist writers and theorists for decades now. In that sense, there was nothing in the article that should have shocked or surprised anybody (or so we thought.) It would appear that perhaps much of the outcry derives from a very poor reading of the article -- or perhaps none at all. Dismantling the patriarchal systems that have brought us to where we are today, a world where power is wielded to dangerous and destructive ends by men, and in particular white men, necessarily means a loss of power to those who hold it. A loss of oppressive power. Those who have held undue power granted to them by patriarchy must lose it for us to be truly equal. This seems blindingly obvious to us.
Ja klar. Und wenn irgendwelche doofen Männerrechtler ihr Wahlrecht und ihre Eigentum gerne behalten möchten, zeigt das nur die große Angst dieser reaktionären Typen vor dem Verlust ihrer Privilegien. Aber der emanzipatorische Fortschritt lässt sich nicht stoppen.
Kein Zweifel: Wenn Feministinnen könnten, wie sie wollten, würden sie noch ganz anders vorgehen – und hätten dabei das beste Gewissen. (Sowie vermutlich den Applaus des Bundesforums Männer und von männer.ch.)
Etwas neugierig wäre ich allerdings schon: Angenommen, Männern würde das Wahlrecht tatsächlich entzogen, und sie würden tatsächlich enteignet – was würden Feministinnen sich dann einfallen lassen, um darzulegen, dass unsere Gesellschaft Frauen immer noch unterdrückt?
9. Im australischen "Spectator" kritisiert Satyajeet Marar die Zensur an der Universität Sydney und zeigt dabei, wie immens sich die Linke in den letzten Jahrzenten verändert hat:
In 1964, a small student protest movement gained traction across the United States and galvanised the entire nation. At the University of Berkeley, an 800-strong student sit-in and strike resulted in campus shutdown. Across the country, students from all walks of life and from both sides of the political spectrum engaged in civil disobedience during an intensely political decade. They were anti-war protesters calling out the then-dominant narrative surrounding the Vietnam War.
But what they were truly fighting for was the right to be heard, the right to challenge people’s thinking, the right to challenge what the establishment had shoved down their throats to be taken at face value.
They called themselves the Free Speech Movement. And they were brought together by attempts to shut down their voices and those of political advocacy on university campuses. They enjoyed the support of students from campuses across the western world.
At the University of Berkeley, violent protesters assaulted civilians and destroyed property to shut down an appearance by Alt-right contrarian Milo Yiannopoulos. Closer to home, a Sydney University debate between Liberal and Labor on the issue of asylum seekers was disrupted in 2014 by members of the Greens and Socialist Alternative who drowned debaters out using loudspeakers.
It’s fair to say that there’s been some cultural revision since the 1960s. Free speech is no longer trendy and human rights worth fighting for are now the rights which agree with popular and trendy discourse. Your rights and entitlements are also a little different depending on the colour of your skin, your political position or whether you’ve signed a statutory declaration identifying you as female.
Amidst this paradigm of absurdity, it’s no surprise that free speech is out and censorship is in vogue.
The Red Pill is the latest chapter in the saga of the establishment – driven by hard-left activists who control and dominate many student unions, shutting down inconvenient and uncomfortable discourse.
(...) The most insulting thing about USU’s attempt to justify their decision is the implication that a film focusing on men’s issues that questions how institutions and power structures might operate against men has the capacity to turn audience members into violent and threatening beasts ready to harass and intimidate women. These are the students whose hard-earned money funds the USU and who the USU is meant to serve.
Equally insulting is the idea that students at one of the country’s premier universities are incapable of judging and questioning the film.
The film isn’t presented as perfect. Some critics have described it as failing to present a two-sided perspective. Others have accused the film of failing to question the extent to which notions of ‘patriarchy’ have contributed to the male issues it discusses. But these are topics for discussion and conversation which the film aims to start and which become impossible when the film’s very screening is branded harmful and ‘dangerous’. Notably, even the film’s harshest critics don’t make reference to factual inaccuracy.
Campus censorship doesn’t send the message that ideas aren’t worth hearing – it does the exact opposite. It sends the message that some ideas might well be so convincing to the hapless population that they must be stopped from taking root. How else could a supposedly flawed film be so harmful that merely watching it could convert people into divisive hooligans?
It doesn’t just insult men. It insults women by presenting them as damsels in distress whose feelings call for protection from a leviathan student union – the very antithesis of feminism. It insults students for the same reason and it insults our collective intelligence to boot.
It endorses a culture of weakness where feelings are sacrosanct and the dominant narrative must be protected at all costs. A narrative that throws women, ethnic minorities and anyone else it can pigeonhole into a generic, homogenous basket in an effort to shield itself from criticism.
It’s time we got rid of the culture of weakness on our campuses and stopped treating students – male and female alike, like children.
Siehe im selben Magazin auch: The curious case of third wave feminists.
Auch die australische Herald Sun berichtet über die Zensur des Films. Hier steht das Wesentliche schon im ersten Absatz:
The Red Pill is a documentary filmed by a woman about men who feel they are now bullied by the gender warriors. The reaction to it suggests they are right.
10. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Hast du eigentlich schon die Simpsons-Episode 28x19 gesehen? Plot: Amerikanische Universitäten (insbesondere Yale) sind zu einer Genderschlucht voller Safespaces verkommen und ein Reicher schleust eine Horde "weiblicher" Roboter dort ein, die auf "Mikroaggressionen" (brahaha) mit einer Explosion reagieren. Ich habe mich erst amüsiert und dann gedacht, das wär' doch was für dich ... :-)
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