Freitag, April 28, 2017

Gießener Allgemeine: Väterrechtler gefährden Leben von Kindern – News vom 28. April 2017

1. In der Gießener Allgemeinen zieht Karen Werner unter der Überschrift "Schutz statt Väterrechte" drastisch gegen Väterrechtler zu Felde. Ein Auszug:

Zwei Gesetzesänderungen zur "Stärkung der Väterrechte" hätten vielen Frauen das Leben schwerer gemacht und gefährdeten im Extremfall ihr Leben und das ihrer Kinder. In Kraft traten sie 1998 und 2009. Grundsätzlich gewünscht wird seitdem die "gemeinsame Elternverantwortung" und der Kontakt der Kinder mit beiden, erklärte die Familienrechts-Expertin Sander. (...) Durchgesetzt wurden die Gesetze laut der Referentin von Netzwerken wie dem "Väteraufbruch". Deren Verfechter säßen etwa in Beratergremien von Bundesministerien und hätten effektive Lobbyarbeit betrieben. Nun sei "Frauenpower" gefragt. "Wir alle sind aufgerufen mitzuwirken, dass dieser Wahnsinn aufhört."




2. Cassie Jayes Männerrechtler-Doku "The Red Pill" hat den ersten Platz beim Louisiana International Film Festival gemacht und erhielt einige ausgezeichnete Kritiken.

In der ersten verlinkten Kritik heißt es:

To my surprise, this was not the hate-filled film I had read about in the news at all instead I found myself watching a rather non-biased look into the similar and sometimes very different worlds of both Feminism and the Men's Right's Movement. I really believe this film could open the floor for some much-needed conversations between people and could help change the world to be a much more peaceful place someday.


In der zweiten kann man lesen:

Evidently these protesters never saw the film, and their aggressive campaign against its director Cassie Jaye succeeded in having the film pulled from cinemas and removed from festival programs. The simple fact that these people's ignorance and disregard for creative freedom has impeded other people's rights to engage in a discussion is outrageous and a blight on true democratic values. Shame on them, and shame on those cinema's who were too gutless to stand up to an angry minority.


Natürlich trifft dieses Problem die Männerrechtsbewegung insgesamt: Gerade die hohe Qualität unserer Argumente scheint eine besonders aggressive Dämonisierung anzufeuern.



3. Lucas Schoppes Offener Brief an die Bundeszentrale für politische Bildung hat eine kleine Debatte angestoßen. So unterstützt das Blog "Fisch + Fleisch" Schoppes Vorschlag, mein "Plädoyer für eine linke Männerpolitik" ins Programm der Bundeszentrale aufzunehmen. In der Kommentarspalte unter Schoppes Analyse spricht "ReVolte" für all diejenigen, die aufgrund langjähriger bitterer Erfahrungen skeptisch geworden sind, ob sich die gegenwärtigen repressiven Diskurse überhaupt noch mitgestalten lassen:

Ich bewundere deine analytische Beharrlichkeit, Lucas.

Aber m.E. läuft das uralte biologische Programm 'ein richtiger Mann hat Frau zu dienen'. Zuwiderhandlung sind frauenfeindlich (links) oder uncharmant (konservativ). Insofern win-win. Dagegen scheint kein Kraut gewachsen – links nicht und bei den Konservativen erst recht nicht.

Nicht, dass ich dich entmutigen will – ganz im Gegenteil. Vielmehr suche ich verzweifelt nach einer wirklich wirksamen Strategie. Freundlich sachliche Kritik üben wir jetzt seit Jahrzehnten, während der Ausbau weiblicher Vorzugsrechte munter voranschreitet und die seit ehedem disponiblen Männer sich das Leben nehmen. Tote Männer? Kranke Männer? Selber schuld. Dann sind's halt keine 'richtigen Männer'. Juckt niemanden – zu allerletzt Frauen. Der Mann ist nur Mann als opferbereite Verfügungsmasse – allen scheinheiligen Lippenbekenntnissen der Genderia zum Trotz. Uraltes Muster.

Benennst du feministische Doppelmoral, wirst du diffamiert, gelöscht, gesperrt, ignoriert – zigmal in allen möglichen Varianten erlebt. Und es war und ist wirklich unglaublich, welche Energie hierbei aufgewandt wird. Die Widerstände sind enorm und geradezu konzertiert.

Es ist biologisch.

Männer wie Kimmel, Gesterkamp, Rosowski usw. wissen das, haben – konfrontiert mit frauenbewegten Furor – resigniert und kollaborieren. Für mich bleibt bisher nurmehr: Verweigerung.


Dem hält "Djadmoros" entgegen, dass er nicht an eine biologische Vorbestimmtheit glaube:

Erstens, weil ich nicht glaube, dass sich das biologische Programm auf diese Formel bringen lässt. "Matriarchat" ist ebensowenig ein Naturzustand wie "Patriarchat". Wer wem "dient", ist eine Frage der individuellen Persönlichkeit und der Dominanzverhältnisse in Paarbeziehungen. Die fallen mal so, mal so aus.

Zweitens, weil ich eine "institutionengeschichtliche" Begründung hinreichend finde. Würden wir uns als Dissidenten in der Sowjetunion denn anders fühlen? Spätestens mit Anbruch des Stalinismus hätte sich eine grundsätzliche Opposition gegen die gesellschaftlichen Normen und Sichtweisen wohl genauso vergeblich angefühlt. Diese Normen und Sichtweisen waren bloß um die zwanzig Jahre alt, als sie flächendeckend verbindlich wurden, und als das System schließlich endete, hat es so etwas wie eine "Vergangenheitsbewältigung" kaum gegeben.

[Die Verweigerung] ist eine Strategie auf der persönlichen Ebene, die ich nachvollziehen kann und die verhindern helfen kann, sich selbst an den bestehenden Verhältnissen zu vergiften. In manchen Hinsichten folge ich ihr selbst. Aber das muss ja niemanden daran hindern, auf der kollektiven Ebene immer wieder heißes Wasser nachzugießen. Jeder so, wie er halt kann.

Als ich in den späten 80ern und frühen 90ern studiert habe, gab es "Männerthemen" ausschließlich in feministischen Geschmacksrichtungen. Mein damaliges Unbehagen an dieser Ideologie (ich gehörte knapp vor dem Mauerfall mal für kurze Zeit zu einer "Männer-gegen-Männergewalt"-Gruppierung) konnte ich damals in gar keiner Hinsicht produktiv verarbeiten und artikulieren. Ich konnte nur das Thema als ganzes verdrängen (und habe mich von dieser "Pudel"-Szene eben wieder gelöst, die damals natürlich niemand so genannt hat). Verglichen mit damals haben sich – beginnend mit Arnes Pionierarbeit – die Verhältnisse in meinen Augen dramatisch verbessert.

Wir können unsere Anliegen mittlerweile auf hohem Niveau artikulieren, weil wir uns eine Sprache und ein Theorienfeld geschaffen haben. Man tut so, als ob es uns nicht gäbe, weil wir der Elefant im Wohnzimmer des Feminismus sind. Jede Schimpftirade über "Masku-Trolle" ist ein angestrengter Versuch, an uns vorbeizuschauen und die Mücke an der Wand gegenüber interessanter zu finden als den Elefanten direkt vor der Nase. Wir könnten die – mittlerweile – in jeder einzelnen ihrer Talkshows argumentativ hochgehen lassen, als die ideologischen Scharlatane auffliegen lassen, die sie sind. Dieser öffentliche Diskurs ist daher der Schützengraben, den zu infiltrieren das Gebot der Stunde ist – zum Beispiel mit Aktionen wie denen von Lucas.


Lucas Schoppe selbst erklärt zu seiner Aktion::

Ich hoffe, dass auch noch andere zumindest mit einer kurzen Nachricht oder ähnlichem einsteigen werden. Und ich bin gar nicht so pessimistisch, das das nichts bringt. Es geht mir auch nicht einmal darum, Untätigkeit und Voreingenommenheit zu entlarven – ich fänd es wirklich wichtig, wenn Arnes Buch mindestens so zugänglich wäre wie das von Kimmel ...




4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Auf Bento erklären vier Männer, warum sie sich als Feministen betrachten. Dabei schießt Jonas aus Gerolfingen mit folgender Aussage den Vogel ab:

"Und wenn mal jemand einen sexistischen Spruch von sich gibt, und zum Beispiel sagt, die Frauenquote ergebe doch gar keinen Sinn, dann frage ich nach: Wieso sagst du sowas?"

Die Sinnhaftigkeit der Frauenquote zu bestreiten, ist für Jonas also ein sexistischer Spruch. Er reagiert auch darauf, als hätte sein Gegenüber eine verletzende Bemerkung gemacht ("Warum sagst du so was?"). Ein weiterer Beweis, in was für einer patriarchalischen Gesellschaft wir leben: Bloße Kritik an Frauenförderung erscheint – einem Mann – als Sexismus, das heißt nicht nur als falsche Meinung, sondern als moralisch verwerflich. Ob wir Jonas mal erläutern sollten, warum manche Leute an der Frauenquote so ihre Zweifel haben? Etwa weil sie als Männer auch noch am eigenen beruflichen Fortkommen interessiert sind bzw. auch an dem ihrer Söhne und nicht nur an dem ihrer Töchter? Aber wie macht man das, ohne sexistisch zu sein?

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