Dienstag, Juni 03, 2025

Neu auf dem Buchmarkt: "Feministisch morden"

1. Eine der Neuerscheinungen der letzten Wochen trägt den hübschen Titel "Feministisch morden: Kleine Abhandlung über anti-patriarchale Gewalt". Erschienen ist das Buch beim Unrast-Verlag. Sein Klappentext lautet:

Der Feminismus tut niemandem etwas zuleide? Und Feminist*innen hassen keine Männer? Die baskische Aktivistin IRENE ergründet Gefühle, die Frauen im Patriarchat nicht zustehen. "Gewalt", schreibt sie, "ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Doch der Feminismus gilt schon dann als extrem, wenn er friedliche Reformen fordert." IRENE erzählt deshalb Geschichten von Frauen, die sich gegen patriarchale Gewalt schließlich auch gewaltsam gewehrt haben: wütende Frauen. Frauen, die ihre Peiniger getötet haben. Frauen, die militant gegen des Patriarchat kämpfen. Frauen, die Terroristinnen genannt werden. Ihre Porträts werfen die Frage neu auf, wie weit ein friedlicher Feminismus eine soziale Ordnung aufrütteln kann, die selbst nicht friedlich ist. "Im Gegensatz zu den Männern, die von Misogynie angetrieben töten", so die Autorin, "töten Frauen, um zu überleben."


Vermutlich findet man dieses Werk im Bücherregal neben anderen Schätzen wie "Ich hasse Männer" und dem berühmten "Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer". Es soll keiner sagen, dass die Botschaft aus dieser Ecke nicht ausreichend klar geworden ist.

Aber klar: Das sind "die Guten" in unserer politischen Kultur.

Ich hätte gute Lust, als Antwort auf dieses Buch eine Satire wie "Maskulistisch morden – kleiner Wegweiser für contra-feministische Gewalt" herauszugeben. Aber uns ist allen klar, was dann passieren würde: Journalisten und Aktivisten würden mich rauf und runter als Autor eines Werks mit diesem Titel und damit als offenkundig gefährlich zitieren, aber komplett weglassen, dass der Text eine Satire auf eine feministische Veröffentlichung darstellt. Mit Paul Elam von der US-amerikanischen Vereinigung "A Voice for Men" wird seit Jahren ein ähnliches Spiel getrieben.



2. Genderama ist inzwischen auch von den Vereinten Nationen zum Feind erklärt worden. Als Blog, das sich für die Rechte von Jungen und Männern einsetzt, gehört es nämlich zum Spektrum der Männerrechtler (nichts Neues bis hierhin) – und die werden als Teil der "Manosphäre" von den "UN Women", einem Organ der UNO, als Bedrohung ausgemacht. Deren Website zufolge unter anderem deshalb:

Verbreitung von schädlichen Fehlinformationen: Equimundo fand heraus, dass 40 Prozent der befragten erwachsenen US-Männer und die Hälfte der jüngeren Männer angeben, dass sie einer oder mehreren "Männerrechts-", antifeministischen oder gewaltbefürwortenden Stimmen aus der Manosphäre vertrauen.


Moment mal. "Männerrechts-, antifeministischen oder gewaltbefürwortenden Stimmen"? Was ist das für eine bizarre Aneinanderreihung? Das ist ungefähr so, wie wenn man schreiben würde: "40 Prozent der Befragten stimmen Argumenten zu, die auf Websites der grünen, sozialdemokratischen oder Pädophilen-Bewegung verbreitet werden". Irre.

Genauso irre: Die Vereinten Nationen betrachten dieser Passage zufolge "die Hälfte der jüngeren Männer" offenbar als Teil dieser Bedrohung.

Eine Ideologie hingegen, die (siehe oben) offen zu Hass und Gewalt aufruft oder entsprechende Taten verharmlost, hat ein eigenes Organ der Vereinten Nationen. Irgendwelche Forderungen, sich zuvor von solchen Hetzschriften zu distanzieren? Komplett unnötig. Viel verrückter kann es kaum werden.



3. Oder doch? In Australien wird gegen eine Dozentin ermittelt, weil sie eine politisch unerwünschte Position zur häuslichen Gewalt vertreten hat:

Dr. Fiona Girkin ist Dozentin für Polizeiarbeit und Notfallmanagement an der Universität von Tasmanien. Ihre Aufgabe ist es, neue Rekruten der Polizei von Tasmanien über familiäre und häusliche Gewalt zu unterrichten.

Vor kurzem erschien sie in einem Videointerview mit der umstrittenen konservativen Medienfigur Bettina Arndt. In dem Interview sprach Girkin darüber, dass es in Fällen häuslicher Gewalt genauso viele weibliche wie männliche Täter gibt, wenn sie den Beamten zuhört, mit denen sie zusammengearbeitet hat.


Genau diese Gleichverteilung ist Stand der wissenschaftlichen Forschung. Seit mittlerweile 45 Jahren.

Bettina Arndt allerdings wird zum Lager der Männerrechtler gezählt, weil sie offen darüber spricht, und die wiederum gelten ja selbst für die Vereinten Nationen als Bedrohung. Aus feministischer Sicht hat Arndt "ganz gewiss einen Platz in der Hölle verdient".

Und was ist jetzt mit Fiona Girkin, einer der vielen, vielen Expert(innen), auf die sich Männerrechtler(innen) wie Bettina Arndt beziehen. Wir lesen weiter:

"Es sind nicht die Männer, die straffällig werden, es sind gleichermaßen Männer und Frauen, und das ist etwas, das mir von allen Ebenen der Polizeiarbeit berichtet wird", sagte sie im Interview mit Arndt.

Aufgrund von Arndts Status als streitbare und freimütige Verfechterin der Männerrechte wurden die Medien und die Öffentlichkeit aufmerksam, als Girkin in ihrer Sendung auftrat.

In dem Interview fragt Arndt Girkin, ob sie die Polizei über die "internationalen Forschungsergebnisse unterrichtet, die zeigen, dass in den meisten gewalttätigen Haushalten die meisten Männer und Frauen gewalttätig sind und die Frauen oft die Gewalt anstiften? Die Daten liegen ja nun wirklich vor", sagt Arndt.

Girkin stimmt dem zu und sagt, dass sie von erfahrenen Polizeibeamten hört, dass "sie in Situationen häuslicher Gewalt genauso viele Frauen wie Männer als Täter sehen".


Wow. Tabubruch! Bereiten die Vereinten Nationen schon ein robustes Einsatzkommando vor? Das ist vermutlich unnötig, denn das "Problem" wird vor Ort geregelt:

Nicht lange nach dem Interview brachte die Australian Broadcasting Corporation einen Bericht über Girkins Aussagen und berichtete, dass sie Arndts falsche Daten unterstützt. Nach Angaben der ABC, die sich auf Statistiken des australischen Statistikamtes beruft, gab es im vergangenen Jahr in Tasmanien mehr als 1.580 Straftäter im Bereich häusliche Gewalt, von denen 81 Prozent männlich waren.


Das ist das Hellfeld! Das sind die Fälle, die überhaupt erst zur Anzeige kommen. Dass davon viele weibliche Täter nicht erfasst werden, wird ebenfalls seit Jahrzehnten von der Wissenschaft thematisiert.

Nachdem Universitätsbeamte von Girkins Interview mit Arndt erfahren hatten, leiteten sie eine Untersuchung ein und stellten Girkin schließlich bis auf weiteres unter "Prüfung".

In Bezug auf Girkins Rolle bei der Polizei von Tasmanien gab die Behörde eine Erklärung ab, in der es hieß, dass "die von Dr. Girkin geäußerten Ansichten nicht mit den Grundsätzen übereinstimmen, die die Polizei von Tasmanien im Umgang mit Gewalt in der Familie unterstützt", und dass sie keine Polizeirekruten unterrichten werde, bis die Untersuchung der Universität abgeschlossen sei.


Die Reaktionen im Internet sind kontrovers. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die den gemeingefährlichen Männerrechtlern (und dem Stand der Forschung) glauben:

"Es ist an der Zeit, dass dieses Thema offen diskutiert wird, ohne dass die öffentliche Meinung jede Person beschimpft, die es wagt, auf die Missstände hinzuweisen. Danke, dass Sie das mitteilen", sagte eine Person.

"Ich kannte ein Ehepaar in einer Stadt, in der ich arbeitete, und die Frau verprügelte ihren Mann. Ich applaudiere Fiona dafür, dass sie darauf hinweist, dass diese Dinge untersucht werden müssen", sagte ein anderer.

"Männer sind oft die stillen Opfer. Viele Frauen sind Täterinnen. Vielleicht nicht so häufig, aber auf jeden Fall häufiger, als die meisten Leute glauben wollen", sagte ein Kommentator.


Auf der anderen Seite stehen "die Guten":

"Für diese Frauen gibt es einen besonderen Platz in der Hölle", sagte eine Person.

Eine andere sagte: "Ach du meine Güte! Diese Art von Frauen ist beängstigend - eine uninformierte Akademikerin mit offensichtlich sehr begrenzter, geschützter und privilegierter Lebenserfahrung."

"Fußsoldatinnen des Patriarchats." (Wut-Smilie)

Eine andere Person sagte: "Ich bin SCHOCKIERT. Ein echter Experte an einer Universität mit Zugang zu riesigen Mengen an Forschungsergebnissen, die EINDEUTIG zeigen, dass Männer als Täter dominieren. Absolut abscheulich."

(…) Arndts Kritiker sagen, die Provokationen und empörenden Aussagen seien nur dazu da, um Aufmerksamkeit zu erregen. "Zu Arndts Frustration ist die von ihr befürwortete männliche Revolution als politische Reaktion auf den Feminismus ausgeblieben", so ein Dozent der Macquarie Law School, der Arndt studiert hat.


Eine Revolution ist in der Tat ausgeblieben, aber immerhin die Hälfte der jungen Männer stimmen solchen Positionen zu – nicht zuletzt, weil man sich selbst leicht darüber kundig machen kann, dass sie stichhaltig sind. Eine Zusammenstellung entsprechender Statistiken bekommt man für 30 Euro bei Amazon, für zwei Euro per Fernleihe bei vielen Bibliotheken oder kostenlos auf den Websites der Männerrechtler, gegen die inzwischen heftiger gewütet wird denn je. Wie man ja auch hier auf Genderama sieht, verlinken wir Männerrechtler fast schon manisch Belege für jede unserer Behauptungen, eben weil wir wissen, wie sehr sie der offiziell verkündeten Wahrheit widersprechen.

Dr. Fiona Girkin selbst hat sich dem Nachrichtensender Sky News zufolge mittlerweile so geäußert:



Sie sagte, sie werde "von der Polizeiakademie sehr geliebt, ich wurde für meine Arbeit gelobt. Ich versuche, von einem humanistischen Ansatz auszugehen und nicht von einem feministischen. Ich betrachte die Menschen und die Frage, wer in Gefahr ist und wer nicht, und sehe das nicht als ein Geschlechterproblem an."

(…) Dr. Girkin betonte, dass sie "nicht mit einer Disziplinarstrafe belegt wurde, es ist eine Beurteilung", aber sie sei "nicht sicher", ob sie ihren Job zurückhaben wolle.

"Ich bin todunglücklich", sagte sie. "Ich habe meinen Job wirklich geliebt, und es war extrem peinlich, als die australischen Medien gedruckt haben, dass ich entlassen wurde, denn so haben es meine Freunde und Familie erfahren."




Dr. Fiona Girkin blickt zurück auf eine Karriere von 20 Jahren, in denen sie in den Bereichen Beratung, Kinderschutz und Familienmediation tätig war und eine Reihe von Forschungsprojekten zum Thema familiäre und häusliche Gewalt, einschließlich sexueller Übergriffe, unterstützt und geleitet hat.



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