Donnerstag, April 04, 2024

Aufstand von Mitarbeitern: Müssen ARD und ZDF bald auch Männerrechtler zu Wort kommen lassen?

Frustrierte Mitarbeiter von ARD und ZDF sorgen derzeit mit einem Manifest für einen neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland für Aufmerksamkeit. In dieserErklärung heißt es:

Wir, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ARD, ZDF und Deutschlandradio, sowie alle weiteren Unterzeichnenden, schätzen einen starken unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland als wesentliche Säule unserer Demokratie, der gesellschaftlichen Kommunikation und Kultur. Wir sind von seinen im Medienstaatsvertrag festgelegten Grundsätzen und dem Programmauftrag überzeugt. Beides aber sehen wir in Gefahr. Das Vertrauen der Menschen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk nimmt immer stärker ab. Zweifel an der Ausgewogenheit des Programms wachsen. Die zunehmende Diskrepanz zwischen Programmauftrag und Umsetzung nehmen wir seit vielen Jahren wahr. Wir haben dieses Manifest verfasst, damit unsere Stimme und Expertise zur Zukunft des öffentlich- rechtlichen Rundfunks im gesellschaftlichen Diskurs gehört werden.


Offenbar glauben diese Journalisten nicht mehr daran, dass sie ihre Stimme in ihren Sendern selbst hörbar machen können. Dazu braucht es stattdessen eine Website im Internet.

In dem Manifest heißt es weiter.

Seit geraumer Zeit verzeichnen wir eine Eingrenzung des Debattenraums anstelle einer Erweiterung der Perspektive. Wir vermissen den Fokus auf unsere Kernaufgabe: Bürgern multiperspektivische Informationen anzubieten. Stattdessen verschwimmen Meinungsmache und Berichterstattung zusehends auf eine Art und Weise, die den Prinzipien eines seriösen Journalismus widerspricht. Nur sehr selten finden relevante inhaltliche Auseinandersetzungen mit konträren Meinungen statt. Stimmen, die einen – medial behaupteten – gesellschaftlichen Konsens hinterfragen, werden wahlweise ignoriert, lächerlich gemacht oder gar ausgegrenzt.


Wenn man auf diese Weise versuche, Menschen "mit abweichender Meinung zu diffamieren und mundtot zu machen", könne der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen eigenen "journalistisch-ethischen Standards nicht mehr genügen".

Ich brauche für langjährige Leser dieses Blogs oder meiner Bücher wohl kaum eigens herauszustreichen, dass wir Männerrechtler klar zu jener Gruppe gehören, die von ARD und ZDF manchmal niedergemacht, meistens aber ausgegrenzt werden. Wenn etwa Anja Reschke einen Verein wie MANNdat offen verleumdet, kommt man in ihrer Redaktion gar nicht auf die Idee, die Mitglieder dieses Vereins auch zu Wort kommen zu lassen. Solche Sendung sind das beste Beispiel dafür, wie scheinbares Moiralisieren jegliche ethischen Grundsätze im Journalismus ersetzt hat. So heißt es in dem Manifest dann auch: "Anderslautende Stimmen aus der Zivilgesellschaft schaffen es nur selten in den Debattenraum."

Auch die Programme werden größtenteils ohne Publikumsbeteiligung erstellt. Die meisten Programmbeschwerden von Beitragszahlern finden kaum Gehör und haben entsprechend wenig Einfluss auf die Berichterstattung und generelle Programmgestaltung. Sowohl das Publikum als auch die Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werden in der Regel nicht über die Reaktionen und Beschwerden zum Programm informiert.


Das mag manche Zuschauer überraschen, trifft aber leider zu. Ich habe selbst einmal mit einer Frau gesprochen, die solche Zuschauerbeschwerden entgegen genommen hat. Ihre Aufgabe war es nicht, diese Rückmeldungen an die Journalisten weiterzugeben, die beanstandete Beiträge zu verantworten hatten. Ihre Aufgabe war es, die Journalisten vor solchen Rückmeldungen abzuschirmen.

Folgende Verbesserungsvorschläge machen die Ersteller des Manifests:

Dazu gehört die Verpflichtung, vermeintliche Wahrheiten immer wieder zu überprüfen. Für die Berichterstattung bedeutet dies ergebnisoffene und unvoreingenommene Recherche sowie die Präsentation unterschiedlicher Sichtweisen und möglicher Interpretationen.

Das Publikum hat einen Anspruch darauf, sich mit einem Sachverhalt auseinandersetzen und selbstständig eine Meinung bilden zu können, anstatt eine "eingeordnete" Sicht präsentiert zu bekommen.

(…) Fairness und respektvoller Umgang im Miteinander stehen im Fokus unseres Handelns, sowohl innerhalb der Funkhäuser als auch mit unserem Publikum. Die Journalisten des neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunks benutzen kein Framing und verwenden keine abwertenden Formulierungen.

Petitionen und Programmbeschwerden seitens der Gebührenzahler werden vom neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ernst genommen. Eine Ombudsstelle entscheidet über deren Einordung, Umsetzung und Veröffentlichung. Inhaltliche Korrekturen der Berichterstattung werden an derselben Stelle kommuniziert wie die fehlerhafte Nachricht im Programm.

(…) Der neue öffentlich-rechtliche Rundfunk verfügt über eine von Rundfunkbeiträgen finanzierte, nicht kommerzielle Internetplattform für Kommunikation und Austausch. Diese verwendet offene Algorithmen und handelt nicht mit Nutzerdaten. Er setzt in diesem Raum ein Gegengewicht zu den kommerziellen Anbietern, weil ein zensurfreier, gewaltfreier Austausch zu den Kernaufgaben des neuen öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört.


Diese und viele andere Passagen des Manifest zeigen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll von einem Regierungsfernsehen mit Obrigkeitsdenken in eine demokratische Institution komplett umgekrempelt werden. Dafür steht eine bemerkenswerte Zahl von Unterzeichnern. Eine das Manifest begleitende Petition "Meinungsvielfalt jetzt" kann von Zuschauern unterzeichnet werden. Das ist zwar etwas heikel, weil ein Großteil dieser Zuschauer von Ard und ZDF ja täglich dahingehend gehirngewaschen werden, dass die Art, wie die sendungen die Welt darstellen, angemessen und richtig ist. Gerade deshalb wird aber jede Unterschrift gebraucht. Ich habe natürlich ebenfalls unterschrieben.

Auch die Berliner Zeitung hat das Manifest veröffentlicht. Das politische Magazin "Cicero" berichtet darüber unter der Überschrift Mitarbeiter fordern Kehrtwende. In dem Artikel heißt es:

Die Analyse, die die Initiatoren vorlegen, ist in Teilen erschreckend: Innere Pressefreiheit etwa, so heißt es in dem Papier, existiere derzeit nicht in den Redaktionen der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. (…) Es ist das erste Mal, dass die Kritik an der Rundfunkanstalten in derart massiver Form aus dem Inneren der Sender kommt. (…) Zu den Erstunterzeichnern gehören zahlreiche prominente Stimmen aus Funk und Fernsehen, darunter etwa der Wissenschaftsjournalist Peter Welchering oder die DLF-Korrespondentin Silke Hasselmann.


In einem Artikel der "Welt" heißt es:

Das Bemerkenswerteste ist der Absender. Hundert feste und freie Mitarbeiter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks haben in einem offenen Brief eine Art Manifest veröffentlicht, tun das zum Teil aber anonym, im Dunkel der Namenlosigkeit. Warum? "Aus Angst vor beruflichen Konsequenzen."

(…) Vielleicht geraten die Dinge in Bewegung, wenn auch die Stimmen in den Redaktionen lauter werden, die ein "Weiter so" verweigern, weil sie wissen, dass ein tendenziöser Journalismus, der immer weniger zu den gesellschaftlichen Realitäten und Umbrüchen passt, die Bevölkerung mehr spaltet als eint.


Bei der Neuen Zürcher Zeitung ist das Manifest "Thema des Tages". Dort liest man:

Die Autoren zeichnen dank ihrer Forderungen ein realistisches Bild des strukturellen Malaises. Es lässt sich, leicht überspitzt, auf diesen Nenner bringen: Die weitgehende Interessenidentität von Journalisten, Politikern und Aufsichtsgremien hat in den Pflichtbeitragsmedien eine ideologische Monokultur geschaffen, in der man sich gegenseitig in seinen Urteilen, Vorlieben und Abneigungen bestätigt.

(…) Dass 33 Mitarbeiter aber nur unter dem Schutzschild der Anonymität zum Bekenntnis bereit waren, deutet auf eine Unkultur des Verdachts in den Anstalten. Ein Plädoyer für Meinungsvielfalt und Ausgewogenheit, für Transparenz und Politikferne wird ganz offensichtlich nicht als pure Selbstverständlichkeit betrachtet, sondern als Akt der Auflehnung gegen den Konsens und die Autorität, die ihn verbürgt.

Das Manifest markiert einen wichtigen, einen notwendigen Anfang, weil Betroffene das eigene mediale Arbeitsumfeld kritisieren. Und es zeigt, wie viel noch zu tun bleibt, wollen ARD, ZDF und Deutschlandradio nicht das letzte verbliebene Vertrauen verspielen. Es mangelt bei den Intendanten und Chefredaktoren erkennbar am Willen, die programmatische Voreingenommenheit als das wahrzunehmen, was sie ist: ein existenzgefährdendes Problem.




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