Mittwoch, Januar 24, 2024

Worüber jede andere Zeitung nicht berichten wollte: Berliner Zeitung interviewt mich zu sexueller Gewalt gegen Männer

Eure Sepndengelder bei der Arbeit, liebe Leser. :-)

Nachdem 160 andere Redaktionen auf meine Zusendung eines Presseexemplares nicht einmal geantwortet haben, veröffentlicht die Berliner Zeitung heute Morgen ein ganzseitiges Interview mit mir. Aufhänger ist mein aktuelles Buch Sexuelle Gewalt gegen Männer.

Das Interview wurde nicht sinnentstellend gekürzt. Was ich gesagt habe, wurde nicht durch irreführende Paraphrasierungen verzerrt wiedergegeben. Man hat das Interview auch nicht verschwinden lassen, nachdem es zeigte, dass das Klischee vom wütenden, frauenfeindlichen und beim Thema ahnungslosen Männerrechtler nicht haltbar ist. All das ist bei anderen Leitmedien so oft vorgekommen, dass ich mich fast schon daran gewöhnt habe.

Stattdessen wurde das Interview hochprofessionell geführt, und ich habe alles, was ich dabei gesagt habe, vor dem Abdruck noch einmal zur Abnahme erhalten, ob ich mich mit den unvermeidlichen Raffungen beim Verschriftlichen meiner Äußerungen richtig wiedergegeben fühle. Der Artikel ist sauber; selbst Genderama wird in der Online-Fassung vernünftig verlinkt.

Dieses Vorgehen sollte eigentlich journalistischer Standard sein. Warum sollte man einem Interviewpartner etwas unterschieben, was gar nicht seine Position ist. Wie viele von euch wissen, ist das journalistische Niveau, das die Berliner Zeitung hier zeigt, vielen anderen Medien aber deutlich überlegen – und Lichtjahre entfernt etwa dem Anti-Journalismus der Frankfurter Allgemeinen.

Mit diesem Interview in einer Zeitung der Hauptstadtpresse erfahren etliche Leser erstmals, was ich tatsächlich sage und was wirklich meine Positionen sind: etwas, das jeder anderen deutschen Zeitung offenbar zu brisant war, um sich damit zu beschäftigen.

Das Gespräch mit mir erscheint auch im neuen Newsletter der Berliner Zeitung in der Kategorie "Bürgerrechte".

Ich habe die Berliner Zeitung schon lange vor dem Interview mit mir mehr geschätzt als praktisch alle anderen deutschen Blätter. Aus meiner Sicht ist sie der Konkurrenz aus mehreren Gründen voraus, was zeitgemäßen Journalismus angeht:

1.) Unter der Maxime "Vielfalt ist uns wichtig" bietet sie Lesern an, eigene Texte als Open Source anzubieten: "Alle Einreichungen werden in unserer Redaktion gelesen und gründlich geprüft." Das ist ein erfreulicher Kontrast zu Blättern wie der Süddeutschen, die sogar die Leserkommentare unter Artikeln abgeschafft haben. Dass ich von ca. 160 Redaktionen auf mein Presseexemplar von "Sexuelle Gewalt gegen Männer" nicht einmal eine Antwort erhalten habe, habe ich ja schon verschiedentlich erwähnt. Während viele Medien alles tun, damit die Kluft zwischen Journalisten und Lesern wächst, gibt sich die Berliner Zeitung Mühe, sie zu schließen. An die Stelle von "Frontalunterricht" und "Kanzelpredigten" tritt ein echter Austausch mit der Leserschaft.

2.) Wie kein anderes deutsches Leitmedium, das ich kenne, achtet die Berliner Zeitung darauf, dass auch Positionen jenseits des Mainstreams der journalistischen Blase vorkommen. Bestes Beispiel ist für mich die Redaktion der allermeisten Medien auf die von Schauspielern getragene satirische Kampagne #allesdichtmachen, die die ausufernden Lockdowns der Coronazeit hinterfragten. Die meisten anderen Medien sahen ihren Job darin, die Regierung zu verteidigen und die Kritiker niederzuplärren. Beim Berliner "Tagesspiege" etwa führte hier derselbe Sebastian Leber mit Beschimpfungen wie "so schäbig, dass es weh tut" das Wort, der in einem ähnlich unterirdischen Artikel auch gegen Männerrechtler gepoltert und sich über mich ausgelassen hatte, ohne mich selbst zu den Anschuldigungen auch nur zu fragen. (Später musste sich der "Tagesspiegel" für seine komplett verunglückte, naja, "Berichterstattung" über die Schauspieler-Aktion vor den Lesern rechtfertigen und öffentlich für handwerkliche Fehler um Verzeihung bitten) Die Berliner Zeitung hingegen führte schon früh sowohl mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers als auch dem Regisseur Dietrich Brüggemann, die beide im Zentrum der Aktion standen, ausführliche Interviews Das ist ein Unterschied wie zwischen Nacht und Tag.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Man kann die Offenheit der Berliner Zeitung für abweichende Positionen auch schätzen, wenn man nicht mit den geäußerten Meinungen übereinstimmt und zum Beispiel die Aktion #allesdichtmachen für peinlich oder gefährlich gehalten hat. So werden in der Berliner Zeitung auch Positionen vertreten, die ich persönlich daneben finde, aber dann interessieren mich doch besonders die Argumente und die Weltsicht der Menschen, die diese Meinungen haben! Um Zustimmung oder Ablehnung geht es hier nicht. Es geht darum, dass Abweichler von der herrschenden Linie sich überhaupt äußern dürfen.

Diese Offenheit bedeutet nicht, dass die Berliner Zeitung jedem Seppel einfach ein Sprachrohr in die Hand drückt. Bei dem Interview mit mir gab es auch mehrere kritische Fragen, wie es sich für professionellen Journalismus gehört. Solange solche Fragen nicht offenkundig unfair und polemisch sind, nutzen sie dem Interviewten, wenn er weiß, wovon er spricht, und sich überlegt hat, warum er bestimmte Positionen vertritt. Nur wenn eine Auffassung wenig durchdacht ist, fliegt das durch solche Fragen natürlich auf.

An diesem Herangehen können sich viele andere Journalisten unseres Landes eine dicke Scheibe abschneiden. Und es wird besonders deutlich: Wieso muss man als Zeitungsleser hierfür eine eigene Lobrede schreiben. Warum ist das alles sonst nicht so?

(Mit dem Problem, dass sich die Leitmedien schlicht weigern, über bestimmte Themen und Anliegen zu berichten – etwa die der Männerbewegung – beschäftigt sich das Buch Agenda Cutting von Professor Hektor Haarkötter.)

Jetzt gehe ich mit diesem Interview in die nächste Phase meiner Medienarbeit. Noch einmal herzlichen Dank an alle von euch, die mich durch Spenden und anderweitig unterstützt haben!

Alle, die Genderama gerade erst durch den Beitrag in der Berliner Zeitung entdeckt haben, finden meine beiden neuesten Blogbeiträge zum Thema "Sexuelle Gewalt gegen Männer" hier:

Neue Studie: 71% der untersuchten Männer haben sexuelle Gewalt durch Frauen erlebt.

Film mit Natalie Portman zeigt sexuellen Missbrauch durch Frauen.

Mein Autorenblog "Hinter meinem Schreibtisch" findet man hier und meine Website hier.



kostenloser Counter