Ukraine: Doppelt so viele Männer wie Frauen Opfer sexueller Gewalt
1.
Eines der Hauptziele der Agenda für Frauen, Frieden und Sicherheit (WPS) ist die Einbeziehung der Geschlechterperspektive in alle Bemühungen um Frieden und Sicherheit. Dennoch konzentrieren sich die Diskussionen über die Geschlechterfrage meist auf Fragen, die Frauen und Mädchen betreffen, und vernachlässigen das breitere Spektrum der Geschlechterdynamik. Dieses Versäumnis wird in den zehn vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) im Rahmen der WPS-Agenda verabschiedeten Resolutionen deutlich, in denen nur drei Verweise auf Männer und Jungen zu finden sind. Diese begrenzte Vertretung verkennt die vielfältigen Rollen, die Männer in Konfliktsituationen spielen können, sei es bei der Aufrechterhaltung oder bei der Lösung von Konflikten.
So beginnt ein aktueller Beitrag des "Global Observatory", einem Magazin des Washingtoner "International Peace and Security Institute" zur Analyse von friedens- und sicherheitspolitischen Themen. Der Beitrag ergänzt und unterstützt das, was ich in meinem Buch "Sexuelle Gewalt gegen Männer" dargelegt habe, wo ich die für Laien überraschend hohe Zahl solcher Verbrechen auch im Zusammenhang mit Kriegen und Bürgerkriegen behandele.
Im Beitrag des "Global Observatory" heißt es weiter:
Darüber hinaus sind von konfliktbedingter sexueller Gewalt zwar unverhältnismäßig viele Frauen und Mädchen betroffen, doch können auch Männer Opfer solcher Gewalt werden. In der Ukraine berichtete der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen (UN) für sexuelle Gewalt im Krieg über Fälle von sexueller Gewalt gegen Männer und Jungen. Zwischen Februar 2022 und Januar 2023 dokumentierte die UN-Menschenrechtsbeobachtungsmission in der Ukraine 133 Opfer von konfliktbedingter sexueller Gewalt. Dabei handelte es sich um 85 Männer, 45 Frauen und 3 Mädchen, wobei Sicherheitskräfte aus Russland mit 109 der Fälle und ukrainische Sicherheitskräfte und Zivilisten mit den restlichen 24 Fällen in Verbindung gebracht wurden.
Über das wahre Ausmaß des Problems wird deutlich zu wenig berichtet, ähnlich wie bei Vorfällen mit Frauen und Mädchen, obwohl es bei Männern und Jungen noch weniger sichtbar ist. Ein Faktor, der dazu beiträgt, ist das Vorherrschen traditioneller Geschlechternormen und -stereotypen, die dazu führen, dass sexuelle Gewalt, die Männer erleiden, eher als eine Form von Folter, unmenschlicher oder grausamer Behandlung eingestuft wird, anstatt sie als eigenständige Verletzung anzuerkennen. Tatsächlich wird sexuelle Gewalt in Konflikten nach wie vor einseitig wahrgenommen, was häufig zu der Annahme führt, dass sie ausschließlich Frauen und Mädchen betrifft. Folglich sind die verfügbaren Daten über sexuelle Gewalt gegen Männer und Jungen sehr begrenzt.
Ja, diese Daten sind begrenzt, aber wenn man sie nach intensiver Recherche zusammenführt, zeigen sie, dass die Redewendung "Frauen und Mädchen besonders betroffen" hier fehl am Platz ist.
(DeepL nervt als Übersetzeungshilfe übrigens immer noch: "sexual violence experienced by men" wird übersetzt als "sexuelle Gewalt, die von Männern ausgeht". Es ist, als ob DeepL das kollektive Bewusstsein unserer Gesellschaft widerspiegeln würde.)
2. Vor ein paar Tagen wollte offenbar wegen eines Sorgerechtsstreits ein Mann seine Tochter über den Hamburger Flughafen in die Türkei entführen. In sozialen Medien wie BlueSky kam es daraufhin zum üblichen Männerbashing. Die Feministin Teresa Bücker etwa scheibt dort:
Wenn schwerpunktmäßig über Flughafensicherheit und nicht über (struktureller) Gewalt gegenüber Partnerin und Kind sowie fehlende Prävention solcher Taten gesprochen wird, dann klafft in Redaktionen eine gewaltige Bildungslücke zu geschlechtsspezifischer Gewalt. (…) Die männliche Gewalt gegenüber (ehemaligen) Partnerinnen erreicht jedes Jahr in Verletzungs- und Todeszahlen das Ausmaß eines unvorstellbaren Terrorangriffs.
In anderen BlueSky-Postings heißt es:
Mensch, wenn man die Frau ernst genommen hätte, hätten sich ja unzählige Männer mit toxischer Männlichkeit auseinander setzen müssen.
Pimmel dürfen alles.
Einige sprechen derzeit von einem Sturmtief. In Wirklichkeit kommen die starken Luftbewegungen vom kollektiven Aufatmen deutscher Männer, weil rauskam, dass der Geiselnehmer ein Türke ist.
Warum alle deutschen Männer in Sippenhaft für einen mutmaßlichen Straftäter genommen werden, bleibt wie so oft in solchen Diskursen unklar. Das gilt umso mehr, wenn die Zeitschrift STERN darlegt, wie die Verhältnisse bei Kindesentzug wirklich liegen:
In allen vom [Bundesamt für Justiz] registrierten Fällen ging es um einen Sorgerechtsstreit. Das Amt erfasse die persönlichen Verhältnisse in solchen Fällen nicht fortlaufend statistisch. International aber zeige die Statistik, dass in drei von vier der erfassten Vorgänge "die Mütter die Kindesentziehung vornehmen" – also 75 Prozent Frauen gegenüber 25 Prozent Männer. "Dies entspricht den hiesigen Erfahrungswerten", schreibt das Amt dem STERN.
Im oben zitierten BlueSky-Thread pampt Mario Sixtus übrigens ein Mitglied der Mütterinitiative für Alleinerziehende damit an, dass jetzt "Männerrechtler angerempelt" kämen. Als der Angesprochene aufklärt, dass er des Engagements für Männer gänzlich unverdächtig ist, entschuldigt sich Sixtus damit, seine Paranoia läge an "Xitter und den dortigen Maskulinisten-Horden!" Momentan hat man sich auf BlueSky immerhin vor Begegnungen mit Andersdenkenden in Sicherheit gebracht.
3. Auch der Berliner Tagesspiegel, der noch vor wenigen Jahren gegen die Männerbewegung polemisierte, übernimmt jetzt unsere Inhalte und Positionen in einem Artikel mit der Überschrift "Sie drosch auf mich ein": Das stille Leiden geschlagener Männer. Naja, wenn man die Fürsprecher dieser Opfer derart niederpöbelt, wie es der Tagesspiegel gemacht hat, dann bleibt dieses Leiden leider still.
In dem Artikel, der hinter einer Bezahlschranke steht, heißt es:
Laut einer Studie des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 2020 (…) mit 60.000 Befragten hat mehr als ein Fünftel der männlichen Bevölkerung (22,5 Prozent) Gewalterfahrungen in der Partnerschaft gemacht. Zum Vergleich: Frauen sind zu knapp einem Drittel (28,29 Prozent) davon betroffen.
Diese sechs Prozent sind kein so gravierender Unterschied, als dass er ein ständiges framin von häuslicher Gewalt als Gewalt gegen Frauen rechtfertigen würde.
Die gesellschaftliche Stigmatisierung sorgt dafür, dass gewalttätige Übergriffe gegen Männer in den seltensten Fällen angezeigt werden. Selbst Beratungsstellen suchen die Betroffenen kaum auf, aber deren Zahl ist klein. Während deutschlandweit insgesamt rund 400 Frauenhäuser eingerichtet wurden, gibt es nur etwa zehn Zufluchtsorte für männliche Gewaltopfer. Oft werden diese über private Initiativen, Spenden oder Vereine finanziert. Öffentliche Gelder werden in viel geringem Maße eingesetzt als für vergleichbare Einrichtungen für Frauen.
In allen drei in der heutigen Genderama-Medienschau bisher behandelten Punkten – sexuelle Gewalt im Krieg, Kindesentziehungen, häusliche Gewalt – sind Männer zu einer wesentlich höheren rate Opfer, als Feministinnen gerne glauben. Kein Wunder, dass sich Mario Sixtus darüber ärgert, immer wieder auf diese Fehlschlüsse hingewiesen zu werden.
Themenwechsel.
4. An der Universität Potsdam werden Studenten anscheinend bestraft, wenn sie nicht gendern. Das berichtet die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ).
Studierende an der Universität Potsdam können Punktabzug bekommen, wenn sie nicht gendern. Das zumindest legen Bewertungsbögen aus der Fakultät der Bildungswissenschaften nahe, die der MAZ vorliegen. In einem früheren MAZ-Artikel zum Thema geschlechtergerechte Sprache, hatte die Universität Potsdam mitgeteilt, sie verfolge einen "liberalen Ansatz". Die Studierenden selbst dürften über die Sprachform entscheiden. "Auf die Bewertung der Studienleistungen oder Abschlussarbeiten hat der gewählte Sprachgebrauch selbstverständlich keinen Einfluss", stellte Universitätssprecherin Silke Engel klar.
Lehramtsstudent Johannes Ahrend hat andere Erfahrungen gemacht. In einigen Seminaren des Faches Bildungswissenschaften sei "gendergerechte Sprache" ein Bewertungskriterium. Als Beleg hatte er der MAZ Bewertungsbögen unter anderem für eine Hausarbeit vorgelegt. Darin wird unter "Formalia" nicht nur die Schriftart sowie die Schriftgröße aufgeführt, sondern dort steht auch: "Es wird eine einheitliche gendergerechte Sprache verwendet". In einem anderen Bewertungsbogen heißt es: "Es findet eine diversitätssensible Sprache Anwendung."
Ahrend hält solche Vorgaben für falsch. Er würde gerne das generische Maskulinum verwenden, also ganz auf Gendersternchen oder die Nennung beider Geschlechter verzichten. "Mit dem generischen Maskulinum ist für mich alles gesagt. Alle anderen Formen machen den Text nur unnötig länger", sagt Ahrend. In vielen Seminaren schreibt der Student trotzdem "Lehrerinnen und Lehrer" – aus Angst vor Punktabzug.
"Diese Regeln unterdrücken die Art und Weise, wie ich mich ausdrücken will. Darüber hinaus stehen sie für mich im Widerspruch zur freien Wissenschaft", sagt der Lehramtsstudent. Er fordert, dass es den Studierenden an der Universität Potsdam selbst überlassen werden sollte, ob und wie sie gendern. Niemandem sollte daraus ein Nachteil entstehen, wenn er oder sie bei einer Prüfung nicht gendere.
Johannes Ahrend ist nicht der einzige Student, der von solche Bewertungen berichtet. "Von solchen Fällen hören wir häufig", berichtet David Grehn, Vorsitzender des Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) der Universität Potsdam. Allerdings würden viele der Studierenden häufig keinen konkreten Fall nachweisen, weil sie Ärger mit ihren Lehrern vermeiden wollen, so Grehn.
Der RCDS lehnt Gendern als Bewertungskriterium grundsätzlich ab und hält es für illegal. "Die Universität Potsdam sollte ein Ort sein, an dem freier Austausch auch zwischen Anhängern verschiedener politischer Lager nicht nur möglich ist, sondern auch ermutigt wird", findet Grehn. "Solange Dozenten aber meinen, den Studenten vorgeben zu müssen, was sie zu politischen Sachfragen wie beispielsweise dem Gendern zu denken haben, ist die Universität kein solcher Ort".
Die Universität Potsdam bleibt trotz gegenteiliger Erfahrungen einiger Studierender bei ihrer Linie. "Je und jeder entscheidet selbst, wie sprachlich formuliert wird. Die verwendete Sprachform wird nicht bewertet – auch nicht im Falle des generischen Maskulinums", sagt Universitätssprecherin Silke Engel auf MAZ-Nachfrage. Sie empfiehlt Studierenden, die andere Erfahrungen machen, eine Beschwerde bei der zuständigen Stelle in der Fakultät einzureichen.
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