Warum es wichtig ist, über die geistige Gesundheit von Männern zu sprechen
Vor einigen Tagen veröffentlichte der Psychologe Steve George Verghese auf einer Website für Sprt und Fitness einen gelungenen Artikel über die geistige Gesundheit von Männern. Ich habe ihn für Genderama ins Deutsche übersetzt.
Das Bewusstsein für psychische Gesundheit ist so groß wie nie zuvor, denn die Menschen suchen nach Informationen, Unterstützung und Therapien für verschiedene Erkrankungen. Trotz des ermutigenden Trends können bestimmte Aspekte übersehen werden, zum Beispiel die Frage, mit welchen Herausforderungen der psychischen Gesundheit Männer konfrontiert sind.
Das Geschlecht spielt bei der Entwicklung von psychischen Erkrankungen eine gewisse Rolle, und die Symptome, die Diagnose und die Behandlung sind daher unterschiedlich. Es kann mehrere Faktoren geben, die Menschen davon abhalten, Hilfe zu suchen. Bei Männern ist der wichtigste Grund jedoch die gesellschaftliche Auffassung, dass sie Leiden still erdulden und männliche Stärke zeigen sollten, statt über ihre emotionalen Schwierigkeiten zu sprechen.
- Warum sollten wir über die psychische Gesundheit von Männern sprechen? -
Männer machen Erfahrungen und reagieren mit Verhaltensweisen, die sie emotional auslaugen können. Anstatt sie mit ihren Problemen allein zu lassen, schafft das Ansprechen ihrer psychischen Probleme einen Rahmen der Unterstützung, der ihnen bei der Bewältigung der Herausforderungen helfen und sie ermutigen kann, professionelle Hilfe und Behandlung in Anspruch zu nehmen.
1. Verursachende Faktoren
Die Ursachen und Auslöser für psychische Probleme bei Männern unterscheiden sich von denen, die Frauen betreffen. Finanzielle Sorgen, Probleme mit der beruflichen Entwicklung, Probleme am Arbeitsplatz, Scheidungen und Probleme mit anderen Familienmitgliedern sind einige der Faktoren, die bei Männern Angst auslösen. Diese Unsicherheiten können zu einem schlechten Selbstbild führen, das sie zu Alkohol und anderen Süchten treiben kann.
Von Männern wird erwartet, dass sie ungesunden Vorstellungen von Männlichkeit entsprechen, wie zum Beispiel ihre Gefühle zu unterdrücken, ihre Emotionen zu verbergen und sich nur auf sich selbst zu verlassen, anstatt mit anderen zu sprechen.
In vielen Gesellschaften sind Männer eher die Alleinverdiener. Nach der Pandemie fügt der finanzielle Druck den Familien und ihrer Zukunft unermesslichen Schaden zu. Es ist ganz natürlich, sich verzweifelt und hilflos zu fühlen. Männer sind auch eher harten und riskanten Arbeitsbedingungen ausgesetzt.
Traumatische Ereignisse wie Unfälle, Mobilitätsverlust, gewalttätige Auseinandersetzungen, lebensbedrohliche Ereignisse und sexueller Missbrauch können bei Männern ebenfalls zu psychischen Problemen führen, aber sie zögern eher, Hilfe für ihre Situation zu suchen.
2. Haltung bei der Suche nach Hilfe
Frauen suchen viel eher Hilfe, wenn sie mit psychischen Problemen konfrontiert sind, während Männer ihren Schmerz in sich hineinfressen. Sie leiden im Stillen, da sie befürchten, dass ihre Verletzlichkeit lächerlich gemacht oder sie sozial isoliert werden könnten. Von Männern wird nicht erwartet, dass sie ihre tiefsten Gefühle zum Ausdruck bringen, weshalb selbst diejenigen, die Hilfe suchen, ihre Symptome oder Probleme oft herunterspielen.
Männer halten sich eher an das Sprichwort "Männer kümmern sich um ihre eigenen Probleme" und suchen daher eher nach anderen Wegen, um Hilfe zu bekommen. Dies führt häufig zu einer Selbstmedikation durch den Gebrauch verschiedener Substanzen.
Männer finden Trost in der Vertrautheit, so dass sie glauben, ihre Freunde könnten ihnen helfen, aus dem Loch zu klettern, weshalb sie eine Therapie vermeiden.
3. Anzeichen für psychische Störungen
Viele der Anzeichen für psychische Störungen sind bei Männern anders und werden oft als Anzeichen dafür abgetan, dass "Männer eben Männer sind". Während die körperlichen und emotionalen Symptome psychischer Erkrankungen darauf hinweisen können, dass mit einem Mann etwas nicht stimmt, werden die Verhaltens- und Gefühlssymptome als Männlichkeit fehlinterpretiert.
Männer maskieren ihre Traurigkeit und Frustration mit Aggression. Sie geben sich impulsiven Handlungen, Drogenmissbrauch, Glücksspiel und so weiter hin, um den Umständen zu entfliehen, die ihren geistigen Frieden stören könnten.
4. Prävalenz von psychischen Störungen
Es gibt erhebliche Unterschiede darin, wie anfällig Männer für psychische Störungen und Syndrome sind und wie sie versuchen, diese zu bewältigen. Untersuchungen zeigen, dass bei mehr Frauen Depressionen diagnostiziert werden, Männer sich aber weitaus seltener in Behandlung begeben.
Ähnlich verhält es sich mit Angststörungen: Männer sind weitaus seltener betroffen, unterziehen sich aber auch seltener einer Behandlung, wenn die Krankheit diagnostiziert wird.
Schizophrenie ist ein häufiges Syndrom, das bei Männern häufiger auftritt. Menschen mit Schizophrenie haben aufgrund von Halluzinationen, Denkstörungen und Wahnvorstellungen Probleme mit der Wahrnehmung der Realität. Drogenmissbrauch, riskantes Verhalten unter Alkoholeinfluss und sexuelles Fehlverhalten sind weitere häufige Handlungen, denen Männer nachgeben.
5. Ansätze zur Sensibilisierung
Viele der bestehenden Strategien zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit sind darauf ausgerichtet, bei Frauen wirksamer zu sein als bei Männern. Da Männer darauf trainiert sind, sich in männliche Normen einzufügen und nicht auf ihre emotionalen Bedürfnisse zu achten, können sie selbst dann, wenn sie merken, dass etwas nicht in Ordnung ist, dies nicht zum Ausdruck bringen.
Männer fühlen sich bei den derzeitigen Sensibilisierungskampagnen für psychische Gesundheit oft fehl am Platz oder ausgegrenzt. Die Aufklärungskampagnen müssen modifiziert werden, um sie für Männer ansprechender zu gestalten.
6. Selbstmordraten
Ein weiterer wichtiger Grund, warum die psychischen Probleme von Männern erörtert werden sollten, ist, dass diese Probleme mit tödlichen Folgen von Selbstmordversuchen in Verbindung gebracht werden. Laut einer Studie weisen Frauen eine höhere Rate an Selbstmordversuchen auf; allerdings sterben mehr Männer an den Folgen eines Selbstmordes, vielleicht weil sich selbstmordgefährdete Männer in einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand befinden.
Selbstmord steht in engem Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen, und es ist weitaus wahrscheinlicher, dass es Männern gelingt, ihr Leben zu beenden. Selbstmord bei Männern aufgrund von psychischen Erkrankungen ist ein Risikofaktor für alle Altersgruppen. Alle oben genannten Faktoren führen zusammen zu einer hohen Selbstmordrate bei Männern.
- Zusammenfassung -
Das wachsende Bewusstsein für psychische Probleme ist eine willkommene Veränderung in der heutigen Zeit. Millionen von Menschen finden nach entsprechenden Maßnahmen zu einem erfüllten und glücklichen Leben zurück. Es ist an der Zeit, dass wir die Unterschiede in der Art und Weise anerkennen, wie emotionale Herausforderungen Männer betreffen. Wir müssen diese Themen ansprechen, damit die Männer um uns herum verstehen, dass sie nicht allein sind und sich ohne Angst vor Stigmatisierung behandeln lassen können.
Ich werde nächste Woche mit einem weiteren Beitrag auf dieses Thema zurückkommen.
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