Freitag, September 09, 2022

Entscheidung heute: Führt die CDU eine Frauenquote ein? – News vom 9. September 2022

1. Die Einführung einer Frauenquote für die Partei ist ein zentrales Thema des CDU-Parteitags, der heute und morgen stattfindet. Dabei sorgen sich Unionspolitiker, dass diese Debatte, die heute Abend stattfinden soll, andere Themen überschattet. Rita Süssmuth indes erhöht den Druck:

Die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) hat ihre Partei vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden Streits auf dem anstehenden CDU-Parteitag zur Einführung einer Frauenquote aufgefordert. "In dieser schwierigen europäischen und weltpolitischen Situation muss eine breite politische Beteiligung der Frauen sichtbar werden", sagte die 85-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Frauen würden "dringend gebraucht bei der Suche nach Problemlösungen, konkreten Hilfen und Alternativen zum Krieg".

(…) Der Wirtschaftsflügel und der Parteinachwuchs von der Jungen Union (JU) lehnen eine Quote ab. Um den Gegnern entgegenzukommen, hat Parteichef Friedrich Merz eine zeitliche Befristung bis Ende 2029 vorgeschlagen. In der Partei wird mit einem knappen Ausgang der Abstimmung gerechnet. Würde Merz sich mit seinem Kompromissvorschlag nicht durchsetzen, hätte er die erste Schlappe in seiner seit Ende Januar dauernden Amtszeit erlitten.

Süssmuth erklärte, SPD, Grüne und Linke hätten per Satzungsrecht einen hohen Frauenanteil im Bundestag erreicht. Das sei auch in der CDU notwendig und müsse möglich sein. Zur Verbesserung der Beteiligung von Frauen gehöre die Verbesserung der strukturellen Bedingungen: "Soziale Sicherung, berufliche Arbeitszeiten in bestimmten Lebensphasen von Frauen und Männern, Veränderung der Angebote in den Parlamenten und außerhalb, um einseitige Belastungen abzubauen", verlangte sie.

Zugleich warnte Süssmuth ihre Partei vor negativen Auswirkungen des Quotenstreits. "Die nicht endenden Querelen spalten und schwächen uns – jetzt kommt es auf alte und neue Stärken an", sagte sie und ergänzte: "Dieser Parteitag muss unseren Zusammenhalt stärken und Polarisierung verringern."


Aber natürlich, indem man Süßmuths Wünsche erfüllt, nicht indem man sie ablehnt.

Insidern zufolge stehen die Chancen eher gegen die Quote. Damit droht dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, der sich pro Quote positioniert hat, eine Schlappe:

Laut "The Pioneer" äußern Mitglieder aus dem CDU-Präsidium, dem Vorstand und den Landesverbänden Zweifel, ob Merz mit der Initiative Erfolg haben wird. Das Vorhaben soll gehörig wackeln. Die geheime Abstimmung auf dem Bundesparteitag könnte scheitern. Wenn es dafür keine Mehrheit unter den 1001 Delegierten gibt, dann "haben wir ein Problem", so ein CDU-Funktionär laut "The Pioneer".




2. Die Briten sind da schon weiter. Im Kabinett der neuen Premierministerin werden gar keine weißen Männer mehr sitzen.



3. Der Kabarettist und Autor Vince Ebert berichtet, was man als männlicher Autor inzwischen vom deutschen Fernsehen zu hören bekommt: "Nee, für Herbst/Winter nehmen wir grundsätzlich keine Männer mit Buch."



4. Das Bundesforum Männer berichtet von der Tagung "Jenseits der Gewalt - Erweiterte Möglichkeiten des Opferschutzes für Männer". Dr. Ralf Puchert habe dort vorgeschlagen, dass Männerschutzwohnungen für akut Bedürftige "Krisenübernachtungen" anbieten sollten, um Übernachtungen in Autos zu umgehen und Hilfekorridore aufzuschließen.



5. Das Neueste aus Kiew:

Ein aktueller Vorschlag im ukrainischen Parlament, der Werchowna Rada, sieht vor, die Registrierung von Frauen beim Militär völlig freiwillig zu machen und sie nicht zu zwingen, sich zu registrieren, wie es bei der männlichen Bevölkerung geschieht.

In öffentlichen Äußerungen wies die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maliar darauf hin, dass Minister Rezkov angedeutet habe, dass die ursprüngliche Ankündigung des Ministeriums für Verwirrung gesorgt habe. Die stellvertretende Verteidigungsministerin sagte, dass "der Erlass die Normen der geltenden Gesetzgebung nicht ändert, sondern dem Ausschuss und dann dem Parlament als Ganzem die Möglichkeit gibt, die Gesetzgebung abzuschließen und zu ändern, um dieses Problem zu lösen. Wir können im Rahmen unserer Befugnisse die Fristen nur verschieben. Daher werden sie um ein weiteres Jahr - bis zum 1. Oktober 2023 - verschoben, und in dieser Zeit können die Parlamentarier auf legislativer Ebene festlegen, dass die militärische Registrierung von Frauen in den betreffenden Berufen/Fachrichtungen ausschließlich freiwillig ist. Die Arbeit im Ausschuss der Werchowna Rada wird aktiv fortgesetzt. Es gibt also keine Panik und keinen Verrat. Es gibt keine Beschränkungen für Frauen."




6. Mit Andrew Tate als Aufhänger berichtet CNN über die Schrecken der "Manosphäre":

Die Bekämpfung dieses gefährlichen Phänomens erfordert Muskelkraft an mehreren Fronten. In den USA und auf der ganzen Welt setzen Organisationen auf Technologie und Lehrmethoden, um jungen Männern und Jungen einen besseren Weg aufzuzeigen. Sie wenden auch eine eher unerwartete Zutat an: Mitgefühl.

Das Sammelsurium von Gruppen und Philosophien, die sich um Vorstellungen von toxischer Männlichkeit drehen, wird gemeinhin als "Manosphäre" bezeichnet. In ihr tummeln sich Incels (unfreiwillige Zölibatäre), Männerrechtsaktivisten, Pick-up-Artists und die Urheber von Inhalten, die diese Ideen in der breiten Masse verbreiten. Brette Steele, Senior Director für Preventing Targeted Violence am McCain Institute, sagt, dass Männer in der Regel in die Manosphere strömen, weil sie in irgendeiner Weise unglücklich sind und nach einem Gefühl der Zugehörigkeit suchen, und dass jüngere Zielgruppen von einem ähnlichen Bedürfnis angezogen werden.

(...) Wenn junge Männer erst einmal mit gefährlichen Teilen der Manosphäre in Kontakt gekommen sind, wird laut Steele die Umlenkung zur Hauptstrategie.

Diverting Hate, ein Projekt des Middlebury Institute of International Studies, Equity and Justice, unterhält eine Datenbank mit Begriffen, die in der Manosphere verwendet werden. Durch die Programmierung gegen diese Wörter können sie Anzeigen auf Personen ausrichten, die sich an gefährlichen Unterhaltungen im öffentlichen Online-Raum beteiligen.

"Die Idee ist, die Leute auf pro-soziale Männerorganisationen und positivere Darstellungen von Männlichkeit, die nicht gewalttätig oder erniedrigend sind, umzuleiten", sagt Steele.

Ted Bunch, der Mitbegründer von A Call to Men, sagt, dass einer der Schlüssel dazu, Männer und Jungen aus der gefährlichen Pipeline der Frauenfeindlichkeit herauszuholen, darin liegt, zu verstehen, wo sie beginnt. A Call to Men arbeitet mit Schulen, Unternehmen und professionellen Sportorganisationen zusammen, um das zu fördern, was als "gesunde Männlichkeit" bezeichnet wird: Konzepte wie Freundlichkeit, Respekt für andere und das Verständnis, dass Männer in einer patriarchalischen Gesellschaft die Möglichkeit haben, ihre Macht zum Schutz einzusetzen.

"(Misogynie) lehrt Männer, dass Aggression, Gewalt und die Beherrschung anderer irgendwie in ihrer DNA verankert sind", sagt Bunch. "Das ist nicht der Fall. Es ist die Art und Weise, wie Männer sozialisiert werden. In einer von Männern dominierten patriarchalischen Gesellschaft wird allen beigebracht, dass Frauen und Mädchen weniger wert sind oder dass sie in gewisser Weise das Eigentum sind."

Eine der ersten Prioritäten von A Call to Men ist es immer, den Schaden, den solches Denken anderen zufügt, zu mindern, sagt Bunch. Aber wenn man Frauenfeindlichkeit als eine erlernte Erfahrung ansieht, bietet sich auch eine Gelegenheit für Mitgefühl. Bunch betont, dass ACTM und ähnliche Organisationen für Männer nicht den Standpunkt vertreten, dass Männlichkeit von Natur aus toxisch ist oder dass Männlichkeit bestraft werden sollte. Vielmehr will seine Organisation Männern die Möglichkeit geben, anders darüber nachzudenken, was genau es bedeutet, ein Mann zu sein.

Bunch sagt, dass die effektivste Arbeit von ACTM darin besteht, eine Gruppe von Männern in einen Raum des Vertrauens zu bringen und sie einfach miteinander reden zu lassen - über Dinge, die sie traurig machen, über Dinge, die sie belasten, und über Dinge, von denen sie sozialisiert wurden, dass sie sie nicht ansprechen sollten. "Wenn wir in einem Raum mit Männern sind und auspacken, wie wir sozialisiert wurden, sind sie durstig nach diesen Informationen", sagt er.

(…) "Wir weisen auch darauf hin, dass gesundes Mannsein sowohl eine innere als auch eine äußere Angelegenheit ist", sagt Bunch. "Männer haben eine höhere Selbstmord- und Frühsterberate. Sie kämpfen im Stillen mit Angstzuständen und Depressionen. Manchmal verzichten sie auf eine medizinische Grundversorgung. Hart aussehen, hart sein - diese Art von Erwartungen schaden auch Männern."


Diese Initiativen, die Männerrechtler stigmatisieren, tun also – abgesehen von der bizarren Vorstellung, in unserer Gesellschaft werde allen Männern beigebracht, dass Frauen ihr Eigentum sind – dasselbe was Männerrechtler tun: Sie stoßen an zum Mitgefühl für andere: der Grundstein, auf dem die Männerrechtsbewegung überhaup erst errichtet wurde. Sie bewerben ein positives Männerbild. Sie machen darauf aufmerksam, wo Männer in unserer Gesellschaft zu kurz kommen. Aber trotzdem betrachten sie Männerrechtler als ihre Feinde. Ist diese Kontroverse noch irgendetwas anderes als "Judäische Volksfront" gegen "Volksfront von Judäa"?



7. Sean Kullman, Präsident der Globalen Initiative für Jungen und Männer, beschäftigt sich mit dem Tod vieler (amerikanischer) Männer durch legale Drogen:

Laut dem Department of Health and Human Services ist das am schnellsten wachsende Drogenproblem in den Vereinigten Staaten nicht Kokain, Heroin oder Methamphetamine. Es sind verschreibungspflichtige Medikamente, und sie beeinflussen das Leben von Teenagern nachhaltig."

(...) Todesfälle durch Überdosierung sind ein wichtiger Faktor bei den verschiedenen Todesursachen von 18- bis 24-Jährigen, aber die Jahre 2020 und 2021 sind besonders besorgniserregend in einem Zeitalter, in dem junge Menschen sich selbst behandeln und in den sozialen Medien nach Drogen oder Medikamenten suchen.

(...) Obwohl der Tod durch Fentanyl ein wichtiger Faktor bei den 18- bis 24-Jährigen ist, sind es auch Selbstmord, Mord, Alkohol und Autounfälle. Von 2001 bis 2020 sind fast 400.000 junge Männer und fast 135.000 junge Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren gestorben. Diese Todesfälle umfassen alle Ursachen, und 75 % dieser Todesfälle entfallen auf Männer.

(...) Viele dieser Todesfälle könnten mit den richtigen Maßnahmen verhindert werden, aber zu wenige politische Entscheidungsträger sind sich dieser Daten bewusst, zum großen Teil deshalb, weil dies die Anerkennung der Notwendigkeit der Interessenvertretung von Männern erfordern würde. (…) Doch einige sind aufmerksam geworden und melden sich zu Wort. Die Abgeordneten Mary Dye, Gina Mosbrucker, Jenny Graham und Tom Dent arbeiten in der Legislative des Bundesstaates Washington daran, diese Probleme anzugehen, indem sie versuchen, eine Washington State Commission on Boys and Men (HB1917) einzurichten.

Die USA und die einzelnen Bundesstaaten benötigen dringend einen jährlichen Bericht über den Status von Jungen und Männern, damit sie aktiv daran arbeiten können, Ressourcen effizient einzusetzen. Die Globale Initiative für Jungen und Männer (GIBM) hat Berichte für die einzelnen Bundesstaaten erstellt, und ihre Untersuchungen stoßen auf großes Interesse. Der Kansas City Star veröffentlichte einen Meinungsbeitrag über den Bericht der GIBM über die Situation von Jungen und Männern in Missouri, und weitere Berichte sind in Arbeit. Das GIBM hat gerade einen Bericht über West Virginia veröffentlicht und steht mit politischen Entscheidungsträgern in Kontakt, um die Daten zu prüfen.


Das sind die Männerrechtler, vor denen wir junge Menschen angeblich unbedingt schützen müssen.



kostenloser Counter