Freitag, November 26, 2021

Spiegel-Online fordert Mann an der Spitze des Frauenministeriums – News vom 26. November 2021

1. Wer es ernst meint mit der Gleichberechtigung, der setzt einen Mann an die Spitze des Familienministeriums, argumentiert Tobias Becker auf Spiegel-Online:

Wir alle kennen diese Fotos: alte weiße Männer, die in neuen schwarzen Anzügen auf offiziellen Anlässen nebeneinander aufgereiht ernst in die Kamera blicken. Frauen? Fehlanzeige. Es sind Fotos mit hohem Grau- und noch höherem Symbolwert. In den sozialen Netzwerken sorgen sie seit einiger Zeit zuverlässig für Heiterkeit, aber auch für Empörung.

Die Ahnengalerie des Bundesfamilienministeriums sieht so aus:

Christine Lambrecht

Franziska Giffey

Katarina Barley

Manuela Schwesig

Kristina Schröder

Ursula von der Leyen

Renate Schmidt

Christine Bergmann

Claudia Nolte

Hannelore Rönsch

Angela Merkel

Ursula Lehr

Rita Süssmuth

Fällt Ihnen was auf? Gut.

Aber wo ist die Heiterkeit, wo die Empörung? Wo sind die Forderungen, dass die Ampelkoalition endlich mal wieder einen Mann aufs Bild rücken soll? Der letzte Mann, der als Bundesfamilienminister vereidigt wurde, hieß Heiner Geißler. Das war 1982. Das ist 39 Jahre her.


Man könne nicht "eine geschlechterparitätische Besetzung der Ministerämter für das Nonplusultra halten", führt Becker aus, "und es gleichzeitig unproblematisch finden, wenn nun erneut eine Frau Familienministerin werden sollte." Schließlich hätten "manche Männer" (gemeint sind wir) "das Gefühl, auf dem Weg zu mehr Gleichstellung und einer gerechteren Verteilung der Care-Arbeit solle ihnen nur etwas weggenommen – und nichts Neues gegeben werden. Ein Irrtum, sicher."

Sicher? Wo findet denn hierzulande Männerpolitik statt, die auch nur im Ansatz mit Frauenpolitik vergleichbar wäre?

Schon der Name des Familien- und Frauenministeriums, argumentiert Becker, signalisiere:

Männer gehören nicht so richtig zur häuslichen Welt der Familie dazu. Zweitens: Frauen sind besonders schutz- und hilfsbedürftige Wesen, die nicht für sich selbst sorgen können, ähnlich wie Heranwachsende und Alte. Als Mann – und als Frau – kann einem beides eigentlich nicht gefallen. Beides ist Ausdruck eines antiquierten Rollenmodells.


Das sagen wir Männerrechtler seit Jahrzehnten. Bizarrerweise gelten WIR deshalb als reaktionär.

Warum nicht schlicht: Bundesministerium für Familie und Gleichberechtigung?


Weil das eine starke Lobby verhindert.

Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD hat es in zwei Legislaturperioden nicht geschafft, die angekündigte große Reform im Sorge-, Umgangs- und Unterhaltsrecht auf den Weg zu bringen. Und so gehören eine Mutter und ihr Kind in der deutschen Vorstellungswelt noch immer irgendwie enger zusammen als ein Vater und sein Kind. (…) Der Weg zu mehr Gleichberechtigung ist keine Einbahnstraße.

In der Ampelkoalition wird das Familienministerium nun den Grünen zufallen. Geschlechtergerechtigkeit gehörte mal zu deren Markenkern. Die Partei sollte die Chance nutzen und beweisen, dass das noch immer so ist – und sie keineswegs in einem falsch verstandenen Oldschool-Feminismus festhängt. Es wäre der Beweis, dass sich all jene Trennungsväter geirrt haben, die politisch eigentlich den Grünen nahestehen, die bei der Bundestagswahl aber ihr Kreuz bei der FDP gemacht haben, weil sie dort inzwischen das modernere Familienbild zu finden glauben.


Einerseits bin ich auf diesen "Beweis" sehr gespannt. Andererseits habe ich hier dieselben Bedenken wie bei einer Frauenquote: Die Geschlechtszugehörigkeit eines Politikers zeigt keineswegs automatisch, für welches Geschlecht er sich vorrangig einsetzt. Ich kann mir sehr gut einen männlichen Familienministrer vorstellen, der, um zu beweisen, dass er keine Fehlbesetzung ist, die einseitige Geschlechterpolitik der letzten Jahrzehnte ebenso konsequent weiterführt wie all seine Vorgängerinnen.



2. So manch einer wundert sich, dass Karl Lauterbach nicht als der neue Gesundheitsminister gesetzt ist. Die Erklärung: Dazu hat er offenbar das falsche Geschlecht. "Als Karla Lauterbach hätte er bessere Chancen", verrät ein Insider der SPD.



3. Die "taz" berichtet:

Nicht nur Komplizinnen oder Mitläuferinnen: Eine neue Studie zeigt, dass Frauen häufiger sexualisierte Gewalttaten an Kindern begehen, als bisher angenommen.


Bisher angenommen von wem? Ich selbst widme dich diesem Thema seit zwanzig Jahren, auch sonst gibt es hierzu längst deutschsprachige Literatur . Sie wird in unseren Leitmedien nur nicht wahrgenommen, weil sie dem Glauben an die Frau als besserem Menschen widerspricht und deshalb als "frauenfeindlich" tabuisiert wird: Nur die verhassten Männerrechtler beschäftigen sich damit. Bevor sie sich diesen Vorwurf zuziehen, opfern viele andere lieber die von Missbrauch betroffenen Kinder.



4. Der SWR berichtet über eine Koblenzer Beratungsstelle, die gewalttätigen Männern hilft. Ich begrüße dieses Angebot – aber es fällt auf, dass ein vergleichbares Angebot für Frauen fehlt, die es sich wünschen und die es brauchen. Auch hier sind ideologische Scheuklappen der Grund.



5. Wir sprengen weiter die Geschlechterklischees: Nachgeburtliche Depression gibt es auch bei Papas erklärt das Blog "Daddylicious" und gibt Vätern sieben Tipps für die erste Zeit mit dem Baby.



6. Von Deutschland aus betrachtet, wirkt es wie ein Blick in eine fremdartige Parallelwelt: Das britische Parlament diskutierte gestern anlässlich des Weltmännertages die politische Situation, die Anliegen und die Nachteile von Männern. Natürlich sind hier die meisten Sitze erschreckend leer, so als ob Männer in unserer Gesellschaft eine unbedeutende Minderheit wären, aber im Deutschen Bundestag ist eine solche Debatte grundsätzlich unvorstellbar. Im "Frauen unterdrückenden Patriarchat" gibt es für die Situation von Männern kein parlamentarisches Interesse.



7. In einem aktuellen Podcast der "Zeit" geht es um die Frage "Ist Gendern reaktionär?" Gesprächsteilnehmer sind hier die Feministin Luise F. Pusch, die als Erfinderin der "Genderpause" beim Sprechen gilt, sowie der Schriftsteller und Hochschullehrer Torsten Schulz, der in der DDR aufgewachsen ist und das Gendern als Eingriff in seine persönliche Freiheit empfindet – vor allem dann, wenn es ihm aufgezwungen wird. Er kritisiert, dass viele Varianten des Genderns den Fokus zu stark auf das Geschlecht legten, obwohl der Mensch durch vielfältige Merkmale geprägt sei, etwa durch sein Alter oder seine soziale Herkunft.



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