Men's Health: Wo Väter diskriminiert werden – News vom 16. November 2021
1. Ein aktueller Beitrag der Zeitschrift "Men's Health" beginnt so:
Ja, Männer genießen in unserer Gesellschaft viele Vorteile. Darüber muss man gar nicht diskutieren.
Es ist in der Tat strategisch sinnvoll, hier jede Diskussion zu verweigern. Sie müsste unweigerlich mit der Aufforderung beginnen, auch nur einen einzigen angeblichen Vorteil zu nennen, den ich zum Beispiel gegenüber einer vergleichbaren Frau besitze, was beim Gesprächspartner regelmäßig zu hilflosem Gestammel oder rhetorischen Leerformeln führt. ("Also wenn ich dir das erst noch erklären muss, kann ich dich als Gesprächspartner nicht ernst nehmen!") Es handelt sich um eine Mischung aus quasireligiösem Glaubensbekenntnis und einer neuen Form der früher an Königshöfen üblichen Floskeln, die man begleitet von vielerlei Verbeugungen erst einmal ableisten musste, bevor man zur Sache kommen durfte.
Im Rest des Artikels wird der Publizist Thomas Gesterkamp dazu befragt, woher das "Gefühl" der Benachteiligung bei vielen Vätern rühre. Die Trennungsväter werden von Gesterkamp als "verbittert" bezeichnet, der fehlende Vaterschutz immerhin als "Gesetzeslücke" kenntlich gemacht. Dass engagierte Väter bei der Trennung benachteiligt werden, kann Gesterkamp "nicht ganz von der Hand weisen", auch wenn er schnell betont, dass es "immer noch genug Verpisser-Väter" gebe. Benachteiligten Vätern … Quatsch, Vätern, die sich benachteiligt fühlten, empfiehlt Gesterkamp den Kontakt mit Selbsthilfegruppen von Männern in der gleichen Lage, solange diese Gruppen nicht "militant" gegen Mütter ausgerichtet, sondern dialogisch orientiert seien.
2. Die Journalistin Tamara Wernli hat für ein Youtube-Video "40 weibliche Privilegien, über die niemand spricht" zusammengestellt: absolut sehenswert schon wegen der rhetorischen Wucht, mit der Wernli ein Privileg auf das andere türmt.
3. Die Publizistin Birgit Kelle wiederspricht der Darstellung des Auswärtigen Amts, das alle Männer als potenzielle Gewalttäter sieht.
4. Der Schriftsteller Bernhard Lassahn kommentiert ein Pamphlet der Heinrich-Böll-Stiftung (Grüne), das unter anderem Männerrechtler in die rechte, antifeministische Ecke zu schieben versucht. Ein Auszug aus Lassahns sehr ausführlichen Erwiderung:
Was ist denn nun Antifeminismus? Dazu gibt es eine berühmte Definition von Karen Straughan, die schon mehrfach mit einem T-Shirt gesehen wurde, auf dem zu lesen war, dass sie eine bekennende Antifeministin ist – kurz: sie ist genau die Richtige für den Job. Sie definiert es so: "Antifeminismus ist die radikale Idee, dass Frauen erwachsene Menschen sind." Yes! Ich kann dieser Definition durchaus etwas abgewinnen und mag Karen übrigens recht gerne leiden.
Was sagt die Böll-Stiftung dazu? Nichts. So etwas kennen die angeheuerten Fachkräfte für Desinformation nicht. Sie kennen keine echten, keine verifizierten Antifeministen; keine, die sich selbst so nennen. Sie malen sich welche. Deshalb haben sie auch ihre eigene Definition, die nur schlecht zusammengebastelt ist und die in keiner ernsthaften Diskussion mit richtigen Vertretern von antifeministischen Positionen bestehen könnte. Demnach ist man schon Antifeminist, wenn man die Gleichstellungspolitik kritisiert.
Egal. Auf einer theoretischen Ebene wollen – und können – sie sowieso nicht diskutieren. Sie sind keine Intellektuellen, sie sind Hexenjäger. Sie zielen auf Personen, getreu dem Motto (frei nach André Heller): Wenn man das Denken nicht attackieren kann, attackiert man eben die Denkenden. Das tun sie. Sie greifen Personen und Gruppierungen an, als wollten sie die zum Abschuss freigeben.
Werden Namen genannt? Ja. Der Text der Böll-Stiftung befasst sich mit einigen Organisationen und Verbänden, von denen Sie wahrscheinlich noch nie gehört haben. Kein Wunder: Es sind Verbände, die ohne Unterstützung auskommen müssen, die mit Bordmitteln arbeiten und kaum Möglichkeiten haben, sich bemerkbar zu machen: FSI (Forum Soziale Inklusion), IG-JMV (Interessengemeinschaft Jungen Männer Väter), Trennungsväter e.V., MANNdat, sowie verschiedene Ortsgruppen, die sich zu VAFK abkürzen (Väteraufbruch für Kinder).
Es ist durchaus sinnvoll, sich an solchen Gruppen zu orientieren. Da weiß man, was man hat. Die Verbände geben es einem schriftlich. Sie sagen selber, was sie wollen; sie haben Sprecher, die legitimiert sind, im Namen ihrer Gruppe Stellungnahmen abzugeben. Das könnte man sich ja mal näher angucken.
Genau das tun die Rufmörder der Böll-Stiftung nicht. Es wird auch sofort klar, warum nicht. Sie würden keine Belege dafür finden, dass es sich dabei um Antifeministen oder um Rechte handelt. Kein Wunder. Es sind ja auch keine Antifeministen. Sie nennen sich selbst nicht so – sie nennen sich übrigens auch nicht "Maskulisten" – und niemand von ihnen trägt so ein T-Shirt wie Karen Straughan.
Daher findet man auch in den Selbstdarstellungen der Gruppen keine Definition von Antifeminismus. Wieso denn? Das ist nicht ihr Thema, nicht ihre Baustelle. Antifeminismus interessiert sie so wenig wie Feminismus – und der interessiert sie nur deshalb, weil sie ständig von feministischen Aktivisten behelligt, beschimpft, verunglimpft und beschuldigt werden.
Einer von den Beschuldigten hat sich die Mühe gemacht, die unterschiedlichen Definitionen von Feminismus nachzulesen und hat die mit den Zielen seines Interessenverbandes – Trennungsväter e.V. – verglichen und festgestellt, dass sein Verein eine Position vertritt, die bei Wikipedia als "liberaler Feminismus" bezeichnet wird. Demnach wäre dieser gefürchtete Antifeminist sogar feministisch.
(…) Elitär sind sie obendrein – und alle, alle, alle sind sie rechtsextrem. Das betonen die Richter der Böll-Stiftung in unmissverständlicher Deutlichkeit: Selbst wenn sich jemand selbst "als links oder liberal" verortet, so lässt er sich aus ihrer Sicht "hier anschließen" – mit "hier" ist die Definition der extremen Rechten s.o. gemeint. Es nützt also nichts, sich selbst als links oder liberal zu verstehen – Böll weiß es besser: "Auch sich selbst als links oder liberal verortende Maskulisten lassen sich aus unserer Sicht hier anschließen" (S. 32).
Es gibt keine Unterschiede mehr. Alle kommen direkt in die große Tonne. Alle sind zum Beobachtungsfall geworden. Big Böll is watching you. Wer sich selbst in aller Unschuld für liberal hält, gilt bei der grünen Überwachungszentrale längst als symptomlos rechtsextrem und weiß es nur noch nicht.
5. In der Reihe "Was der Bildungsbericht verschweigt" wirdmet sich die männerpolitische NGO Manndat heute den ausländischen Jungen. Auch hieraus ein Auszug:
Trotz dieses Gender Education Gaps werden auch ausländische Jungen aus der geschlechterspezifischen Bildungsförderung ausgegrenzt.
2004 gab die rot-grüne Bundesregierung (BMFSFJ) die Studie "Viele Welten leben" heraus. Darin wurden ausschließlich die geschlechtsspezifischen Integrationsprobleme weiblicher Migrantenjugendlicher beschrieben und analysiert, obwohl damals schon bekannt war, dass die größten Bildungsprobleme in Deutschland ausländische Jungen bzw. Jungen mit Migrationshintergrund haben.
Im nationalen Integrationsplan beschränkte die schwarz-rote Regierung 2007 das Genderthema ebenso auf ein Kapitel "Lebenssituation von Frauen und Mädchen verbessern".
Im Themenbereich Integrationspolitik sieht der schwarz-gelbe Koalitionsvertrag 2009 lediglich eine Bildungsoffensive für weibliche Migrantenjugendliche vor:
"Wir wollen die Teilnahme zugewanderten Frauen und Mädchen aus allen Kulturkreisen am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben fördern. Dafür brauchen wir eine Bildungs- und Ausbildungsoffensive für Migrantinnen." (Bundesregierung 2009: Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und FDP 2009, S.77)
(…) Auch im Integrationsplan 2020 der Bundesregierung bleiben männliche Migrantenjugendliche aus der geschlechtersensiblen Integrationsförderung ausgeschlossen. So wird auf Basis des ESF-Programms zur Förderung von Frauen mit Migrationshintergrund (einschließlich geflüchteter Frauen) am Arbeitsmarkt in Kernvorhaben 4 zwar das Ziel formuliert "Erwerbsbeteiligung von Migrantinnen und geflüchteten Frauen erhöhen". Eine geschlechterspezifische Förderung von Männern mit Migrationshintergrund gibt es jedoch nicht. Das ist umso fragwürdiger, als seit 2015 vorrangig junge Männer als Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Hier täte Integrationsförderung nicht zuletzt auch wegen der gesellschaftlichen Akzeptanz gut.
Aus Sicht des Autorenteams der Heinrich-Böll-Stiftung ist aber vermutlich auch das Engagement für männliche Zuwanderer irgendwie anschlussfähig an die extreme Rechte. Irgendein verstiegenes Konstrukt, um diese Logik zu begründen, wird den "Politikwissenschaftlern" dort schon einfallen. Vor diesem Vorwurf scheint man sich nur schützen zu können, indem man bedingungslos sämtlichen Ansichten dieses Autorenteams anschließt.
6. Laut einer Umfrage des Unternehmens Match.com (verantwortlich für Kontaktbörsen wie Tinder) ist für 81 Prozent der amerikanischen Männer Sex weniger wichtig geworden als vor der Pandemie. Die Anthropologin Helen Fisher, die Match.com wissenschaftlich berät, führt dazu aus: "Man kann nicht einen Planeten schließen und erwarten, dass die Physiologie der Menschen gleich bleibt. Wir haben alle gelitten, Dopamin ist gesunken, Testosteron ist gesunken, Sex hat an Bedeutung verloren."
7. Wissenschaftler haben sich damit beschäftigt, welchen Körperbau von Männern Frauen am attraktivsten finden. Die Antwort dürfte nur weltfremde Träumer überraschen. Mit einer Stellungnahme von Christian Schmidt wird in den kommenden Tagen gerechnet.
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