Mittwoch, November 10, 2021

Feministische Mütter: "Wir werden ein Modell, das eine massive Aufstockung für Väter vorsieht, bekämpfen" – News vom 10. November 2021

1. Die "Wochenzeitung" analysiert rückblickend, woran es gelegen hat, dass in der Schweiz die Einführung der Elternzeit gescheitert ist:

Am 7. Juni dieses Jahres endete ein Projekt, das die nächste grosse soziale Errungenschaft der Schweiz hätte werden können. Das die Rollenverteilung in der Familie hätte neu denken, Väter und Mütter gleichstellen können. Zumindest aber eine Debatte angestossen hätte, die dringend geführt werden muss. Anderthalb Jahre hatten zivilgesellschaftliche Organisationen, Parteien, Gewerkschaften und interessierte Kreise miteinander verhandelt, dann krachte die Allianz Elternzeitinitiative auseinander. Eine Elternzeit in der Schweiz, in den meisten Industrienationen längst verwirklicht, ist damit in weite Ferne gerückt.

"Die Ernüchterung ist gross", klagt Min Li Marti. "Diese Diskussion war für alle nur noch eine Zumutung." Die Zürcher SP-Nationalrätin steht auf der einen Seite dieses schwer zu durchschauenden, aber erbittert geführten Konflikts im linken, feministischen Lager. Ein Konflikt, sagen die einen, der sich an Begrifflichkeiten entzündete, an Details und Eitelkeiten. Die anderen sagen: Es gab fundamentale Differenzen. Marti sagt: "Die Frauenbewegung muss den Schwung aus dem Frauenstreik mitnehmen und reale politische Projekte lancieren. Sonst ergeht es ihr am Schluss wie der Occupy-Bewegung, sie verliert den Anschluss an die Gesellschaft."

7. Juni 2021: Zwei Modelle liegen auf dem Tisch der Allianz Elternzeitinitiative. Beiden gemein ist, dass der bisherige Mutterschaftsurlaub von vierzehn Wochen und der Vaterschaftsurlaub von zwei Wochen auf je achtzehn Wochen aufgestockt würden. In der einen Variante müssten beide Elternteile die vollen achtzehn Wochen beziehen, in der anderen dürften sie zwei Wochen frei unter sich aufteilen. Nadine Hoch, Geschäftsleiterin der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (EKFF) drängt in einem Mail, man solle jetzt einen Initiativtext formulieren "und nicht die Fronten zum jetzigen Zeitpunkt verhärten". Doch die Fronten sind längst betonfest. Auf Hochs Schreiben erklärt eine feministische Mütterorganisation, die Eidgenössische Kommission dini Mueter (EKdM), ihren Ausstieg: "Beide Modelle sind für uns ein No-Go. Wir werden ein Modell, das eine massive Aufstockung für Väter und ein minimales Plus für Mütter vorsieht, nicht unterstützen, sondern bekämpfen."


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2. Dazu passen die Erkenntnisse einer aktuellen irischen Studie:

Kinder, die eine gute Beziehung zu ihrem Vater haben, sind glücklicher, fühlen sich weniger ängstlich und bewegen sich mehr, so eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialforschungsinstituts.

78 % der Neunjährigen gaben an, sich sehr gut mit ihrem Vater zu verstehen, und 84 % sagten, sie würden mit ihm reden, wenn sie ein Problem hätten.

Die Untersuchung ergab jedoch auch, dass Männer mit einer eher konservativen Auffassung von Vaterschaft, die ihre finanzielle Verantwortung als Vater betonen, dazu neigen, sich weniger für ihre Kinder zu engagieren und weniger positive Beziehungen zu ihnen zu haben.

Anhand von Daten aus der Studie Growing Up In Ireland wurde untersucht, wie sich Väter im Alter von neun Monaten bis neun Jahren in Zwei-Eltern-Haushalten um ihre Kinder kümmern.

Mehr als die Hälfte der Väter gab an, dass sie sich die meisten Pflege- und Spielaktivitäten mit dem neun Monate alten Säugling zu gleichen Teilen mit ihren Partnerinnen teilen, obwohl die Mütter mehr in die persönliche Pflege, wie das Füttern, Anziehen und Baden des Babys, eingebunden waren.

Die Väter berichteten über eine stärkere Beteiligung, wenn die Mütter Vollzeit arbeiteten.

Eine stärkere Beteiligung der Väter an der Betreuung war mit einer stärkeren Bindung an das Kind verbunden, was sich der Studie zufolge nachhaltig auf die Beziehungsqualität auswirkte, als das Kind fünf und neun Jahre alt war.

Als das Kind älter wurde, beteiligten sich die Väter sehr stark an Aktivitäten und Ausflügen mit dem Kind, insbesondere am Vorlesen, Spielen und an sportlichen oder anderen körperlichen Aktivitäten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Väter diese Aktivitäten mit ihren Söhnen ausübten, war größer als bei ihren Töchtern.

Außerdem wurde festgestellt, dass Väter mit höherem Bildungsniveau eher in Aktivitäten mit fünf- und neunjährigen Kindern involviert sind, im Gegensatz zu ihrem geringeren Engagement bei der Betreuung von Kleinkindern.

Die Väter berichteten über enge Beziehungen zu ihren Kindern und über geringe Vater-Kind-Konflikte.

Während das Gefühl von Stress oder Belastung in ihrer Rolle als Elternteil relativ gering war, trug die finanzielle Belastung zu elterlichem Stress unter Vätern bei.

Väter, die zum ersten Mal Vater wurden, berichteten auch über mehr Stressgefühle, da sie sich an ihre neue Rolle gewöhnten.

Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass Väter sich frühzeitig an der Betreuung ihrer Kinder beteiligen und mit ihnen spielen.

Längere Arbeitszeiten erwiesen sich als Hindernis für die Beteiligung der Väter.

Im Gegensatz dazu waren Väter, die familienfreundliche Arbeitspraktiken (wie flexible Arbeitszeiten) in Anspruch genommen hatten, als das Kind fünf Jahre alt war, auch vier Jahre später noch stärker in das Leben ihrer Kinder eingebunden.

Väter, die ein eher traditionelles Rollenverständnis vertraten und ihre finanzielle Verantwortung als Vater betonten, engagierten sich tendenziell weniger für ihre Kinder und hatten weniger positive Beziehungen zu ihnen.

Die Autoren des Berichts erklärten, die Studie zeige, wie wichtig es sei, "Informationen und Unterstützung anzubieten, die auf verschiedene Gruppen von Vätern in unterschiedlichen Lebensphasen ihrer Kinder zugeschnitten sind".

Die Hauptautorin Emer Smyth sagte, die Studie zeige, "wie wichtig es ist, dass Regierung und Arbeitgeber die Art von Arbeitsvereinbarungen unterstützen, die diese frühe Einbindung fördern".




3. Das Hamburger Abendblatt berichtet über männliche Opfer häuslicher Gewalt:

Tatsache ist: Rund 20 Prozent aller Männer erfahren in Deutschland Beziehungsgewalt. Jeder Fünfte also. Als er die dieser Zahl zugrundeliegende Studie des Bundesfamilienministeriums gelesen hatte, kontaktierte der CDU-Politiker Carl-Eric Pudor die Pinneberger Gleichstellungsbeauftragte Deborah Azzab-Robinson. "Ich fragte sie: Welche Ansprechpartner haben solche Männer? An wen können die sich wenden?", sagt Pudor. "Ich musste dann feststellen, dass das ein größeres Problem ist." Das Ergebnis dieser Überlegungen ist nun die Gründung des Pinneberger Bündnisses "Gewaltopfer Mann". Es ist das Erste dieser Art in Norddeutschland.

In dem Bündnis haben sich Fachleute aus der Medizin, aus Sozialverbänden, aus der Kirche, aus Wirtschaft und Politik zusammengeschlossen und eine Broschüre herausgebracht, die ab sofort auch im Pinneberger Rathaus ausliegt. Alle Mitglieder betreiben Aufklärungsarbeit und sind Ansprechpartner, die voneinander wissen und Betroffenen unbürokratisch weiterhelfen. Ihr Nahziel ist die Einrichtung einer Gewaltschutzwohnung für Männer.

(…) Gewalt gegen Männer werde bagatellisiert, zudem gingen Frauen oft subtil vor, so [der Androloge und Urologe Matthias] Bauermeister. "Ich bin sozusagen der natürliche, niedrigschwellige Ansprechpartner von Männern", sagt er. Symptome wie Libidoverlust und Erektionsstörungen seien bei männlichen Gewaltopfern auch dann körperlicher Natur, wenn psychische Gewalt ausgeübt wurde. "Ich kann als Arzt Motor, Anlaufpunkt und Koordinator sein, ein Eröffnungsgespräch führen", sagt Bauermeister. Aber danach greife die Zusammenarbeit mit den Kollegen von den Beratungsstellen. Für Ärzte gelte: "Bei den Fachkollegen muss eine Sensibilisierung stattfinden. Dort ist noch nicht angekommen, dass es so etwas gibt", sagt Bauermeister.

"Das Wichtigste ist, das Schweigen zu brechen", sagt Sascha Niemann, der beim auf Traumafolgen spezialisierten Verein Wendepunkt in Elmshorn eine Männersprechstunde anbietet. "Gemeinsam mit dem ratsuchenden Mann entwickeln wir konkrete Schritte, um die Gewaltspirale zu stoppen. Wir hatten mit Männern zu tun, die massive Gewalt erfahren haben, massiv geschlagen wurden, auch lebensbedrohlich", sagt Niemann. "Es ist ein langer Weg. Wir sind noch lange nicht bei der Gleichberechtigung angekommen."

Männer, die so etwas erlebten, fragten sich: "Wer glaubt mir, wenn ich zur Polizei gehe, dass nicht ich der Aggressor bin?" Außerdem fürchteten sie, alles zu verlieren, auch den Kontakt zu den eigenen Kindern. Deshalb schwiegen viele und ließen sich viel zu lange alles gefallen. "Es gibt eine große Hemmung, sich Hilfe zu holen. Aus Angst, verlacht zu werden", so Niemann.




4. In Austin, Texas, wurde die "erste antiwoke Universität der Welt" gegründet.



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