Dienstag, November 02, 2021

Seit Monaten von Gender-Aktivisten bedroht: Philosophie-Professorin gibt auf – News vom 2. November 2021

1. Ein Anwachsen ideologisierter Eiferer macht es zunehmend heikel, sich für den Schutz und die Emanzipation sexueller Minderheiten einzusetzen:

Die britische Philosophin Kathleen Stock wird monatelang von Genderaktivisten bedroht und bedrängt. Die Polizei rät ihr sogar, Leibwächter zu engagieren. Nun gibt sie ihre Professur in Sussex auf. Die Gleichstellungsbeauftragte der Londoner Regierung stellt sich an ihre Seite.


N-tv berichtet. Es fällt auf, dass die bedrohte Philosophin eine Feministin ist. Die woke Revolution frisst mal wieder ihre eigenen Kinder.

Die Neue Zürcher Zeitung ergänzt diese Nachricht um folgenden Hinweis:

An der Hetzjagd beteiligten sich auch Dozenten aus Deutschland. Cancel-Culture und Gender-Ideologie herrschen längst nicht nur in Grossbritannien. (…) Ein gegen Stock gerichteter offener Brief vom Januar dieses Jahres fand rund 600 Unterstützer, unter ihnen zahlreiche Wissenschafter von deutschen Hochschulen. Nicht die namhaftesten Professoren, wohl aber Vertreter des akademischen Mittelbaus beteiligten sich an der Hatz auf eine Kollegin. Ob nun, da Kathleen Stock ihre Professur an der University of Sussex entnervt niederlegte, Sektkorken knallen an der Leibniz-Universität Hannover, der Ruhr-Universität Bochum, der Freien Universität und der Humboldt-Universität in Berlin, an den Hochschulen von Augsburg, Tübingen, Erfurt, Aachen und Potsdam?

(…) Stock wurde Opfer einer Treibjagd. Das Verdikt aus dem in Deutschland unterstützten offenen Brief zog Kreise. Wer von einer internationalen akademischen Sechshundertschaft als transphob verurteilt wird, hat kein ruhiges Leben mehr. Die Meriten für Emanzipation und Gleichberechtigung, die sich Stock als bekannte lesbische Feministin erwarb, zählten nicht mehr. Die Philosophin wurde von Gender-Aktivisten bedrängt, man riet ihr zum Personenschutz, in den sozialen Netzwerken lautete die Parole: "Stock out". Unter diesen Bedingungen war keine freie Forschung möglich.

(…) Vielfalt wird zur Einfalt, wenn sie sich vom Ideal zur Ideologie wandelt. Die Intoleranz triumphiert, und die Vernunft stirbt, wo eine bestens vernetzte weltanschauliche Lobbygruppe zu Macht und Einfluss gelangt. Das Bekenntnis zur akademischen Freiheit wird wertlos, tritt Identitätspolitik an die Stelle des Arguments. Das im deutschen Sprachraum vergleichbare Fälle sammelnde Netzwerk Wissenschaftsfreiheit weiss ein Lied davon zu singen.


In der Berliner "taz" kommentiert Jan Feddersein diese Entwicklung unter der Überschrift Antifreiheitliches Wokistan. Auch hieraus ein Auszug:

Mit der Demission Stocks wird auch die Meinungs- und Forschungsfreiheit als krass bedroht erkannt werden – hier nicht von rechts, sondern auch von einem Teil der Linken. Dass der Fall, wie behauptet wird, einer zwischen Progressiven und Konservativen sei, zwischen den Frischen und Alten, ist falsch: Wokistan gibt sich links – und ist doch nur ein antifreiheitlicher Mob im Zustand der Selbsttrunkenheit: Im Netz wurde Stocks Resignieren als Sieg gefeiert – für die queere Sache. Was für eine Groteske!


In den Kommentaren unter seinem Beitrag wird Feddersen wegen dieses "widerwärtigen Beitrags" natürlich als "reaktionärer Schwätzer" angefeindet, von dem es schon "mehrfach Entgleisungen" gegeben habe.



2.
Ist der Begriff Mutter in Gesetzestexten noch zeitgemäss? Eine Debatte, die vermeintlich erst im englischsprachigen Raum stattfindet, ist längst in der Schweiz angekommen. Auch in der Bundesverwaltung.


Darüber berichtet der Tagesanzeiger. Der Artikel endet mit folgendem Absatz:

Noch ist das Schweizer Recht aber auf der binären Unterscheidung der Geschlechter aufgebaut – etwa im Militärgesetz, im Sozialversicherungs- oder Familienrecht. Das amtliche Geschlecht bestimmt, wer militärdienstpflichtig ist, eine Witwenrente oder eine bescheidenere Witwerrente bekommt und wer früher oder später in Pension geht.


Es fällt auf, dass in sämtlichen Beispielen dasselbe Geschlecht benachteiligt wird – und es ist nicht das weibliche.



3. Der MDR beschäftigt sich mit weiblichen Missbrauchstätern, über die bislang nur wenig bekannt ist:

Denn in Deutschland wird wenig über diese Frauen geforscht, beklagt auch die Polizei in Sachsen und verweist auf fatale Folgen. Zum einen werde den betroffenen Kindern noch weniger geglaubt als bei Missbrauch durch männliche Täter und es sei außerdem davon auszugehen, "dass sexueller Missbrauch durch Frauen seltener entdeckt wird, weil solche Taten Frauen kaum zugetraut werden", sagt eine Sprecherin der Polizei Sachsen dem MDR.

Monika Knauer von der Goethe-Universität Frankfurt am Main hat sich die zehn bis 20 Prozent der Täterinnen genau angeschaut. Nach der Analyse der Strafakten von 465 weiblichen Pädokriminellen kommt sie zu folgenden Schluss: 27,1 Prozent der Frauen seien Alleintäterinnen gewesen, 70,3 Prozent Mittäterinnen, 2,6 Prozent hätten sexuelle Gewalt an Kindern sowohl alleine als auch in Mittäterschaft ausgeübt. "Die Mittäterinnen waren entweder am Tatort dabei und haben geholfen, oder sie haben zugeschaut. Ein Teil von ihnen waren nicht zugegen, jedoch in Kenntnis und haben den Missbrauch, meist ihrer 12-13-jährigen Töchter, durch Passivität, durch Nichtstun geduldet", berichtet sie. Die Frauen waren Knauers Forschung zufolge häufig mit einem Mann zusammen (87 Prozent), der häufig auch ihr Intimpartner war (47,7 Prozent).

(…) Knauers in diesem Jahr erschienene Studie "Sexueller Kindesmissbrauch durch Frauen – Eine empirische Strafaktenanalyse von 465 weiblichen Pädokriminellen in Deutschland" macht sie derzeit zu einer begehrten Ansprechpartnerin für forensische Psychologen und Ermittler in ganz Deutschland. Die dünne Forschungslage in Deutschland zu Täterinnen führt Knauer auf das Frauen- beziehungsweise Mutterbild in Deutschland zurück. Sie spricht von einer gesellschaftlichen Wahrnehmungsblockade, von einem "blinden" Fleck auch in wissenschaftlichen Kreisen und fragt: "Warum forschen wir nicht darüber? Wir haben 2021, aber viel gibt es nicht dazu."


Eine Übersicht über den internationalen Forschungsstand zu Missbrauchstäterinnen habe ich hier veröffentlicht.



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