Dreifach-Mutter erschießt Mann, weil er sie nicht küssen wollte – News vom 19. Oktober 2021
1. "Toxische Weiblichkeit" bleibt ein Problem:
Claudia Resendiz-Florez (28) befindet sich in Haft. Ihr wird vorgeworfen, einen Mann erschossen zu haben, weil er sie nicht küssen wollte. Das berichten übereinstimmend mehrere Medien.
Demnach war die junge Frau offenbar erst vor Kurzem mit einem befreundeten Pärchen zusammengezogen. Das Trio lebte in einem Häuschen in Rolling Meadows, einem Vorort der Millionenmetropole Chicago (US-Bundesstaat Illinois).
Am Donnerstagabend war nach Angaben der zuständigen Staatsanwaltschaft offenbar reichlich Alkohol geflossen. Im Zuge dieser Privatfeier hatte die 28-Jährige das spätere Opfer aufgefordert, sie zu küssen. Doch James Jones (†29) verweigert den Kuss, küsste stattdessen seine namentlich nicht bekannte Freundin.
Daraufhin holte Resendiz-Florez eine Waffe, welche zwischen zwei Sofakissen versteckt war. Damit zielte sie auf den 29-Jährigen. Der Anklage zufolge soll James Jones noch versucht haben, ihr den Revolver zu entreißen. Doch diese spannte den Hahn und betätigte den Abzug.
Hier geht es weiter. Viele Medien berichten nicht über diesen Fall, aber etwa die Schweizer Zeitung "20 Minuten" und Österreichs "heute", wo ebenfalls betont wird, dass die Mörderin Mutter ist. Offenbar verbinden viele Journalisten mit Mutterschaft Unschuld, weshalb eine solche Täterin besonders "skurril" erscheint, wie es in dem Artikel heißt.
(Für neue Leser: Ich glaube genauso wenig an "toxische Weiblichkeit" wie an "toxische Männlichkeit". Menschen sind Individuen, und Fehlverhalten ist nicht an ein Geschlecht geknüpft.)
2. Wir bleiben kurz bei der Bildzeitung, wo sich Judith Sevinc Basad in einem weiteren aktuellen Beitrag darüber empört, dass die Universität Rostock Menschen wieder in Rassen aufteilt – in diesem Fall, um zu zeigen, dass Migranten in Fernsehsendungen, Talkshows und Kinofilmen weniger häufig vertreten sind. Basads Artikel streift auch das Genderthema:
Die Forscher der Studie gehen davon aus, dass eine Gesellschaft erst dann von Diskriminierung befreit ist, wenn Frauen und gesellschaftliche Minderheiten – gemäß ihrem Bevölkerungsanteil in Prozent – in Serien, Talkshows und Filmen vertreten sind.
Das Problem: Diese Ideologie endet häufig in absurden Forderungen. So bemängeln die Forscher der Universität Rostock sogar, dass Frauen "auch als Leichen unterrepräsentiert" seien. Denn: Die Leichen in "deutschen fiktionalen Programmen", so heißt es dort, seien nur "zu 30 Prozent" weiblich besetzt.
Vielleicht bilden diese Programme lediglich die Wirklichkeit ab? Denn diese sieht nun mal so aus:
In überwiegendem Ausmaß sind die Opfer der Gewalt in unserer Gesellschaft nicht Frauen, sondern Männer. Die Polizeiliche Kriminalstatistik etwa verzeichnet für das Jahr 2018 etwas mehr als 611.000 männliche und etwas mehr als 414.000 weibliche Opfer. Im Bereich "Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen" finden sich fast doppelt so viel männliche wie weibliche Opfer; kaum anders sieht es im Bereich "Körperverletzung" aus.
Dieses Missverhältnis wird in der journalistischen Berichterstattung lediglich nicht ausreichend deutlich gemacht:
Dass in erster Linie Männer Opfer von Gewaltverbrechen werden, berichten Leitmedien nicht in der notwendigen Deutlichkeit. Ein Vergleich von 1.200 Schlagzeilen der bekanntesten Zeitungen Kanadas führte zu dem Ergebnis, dass Frauen 35-mal so häufig als Opfer erschienen wie Männer. Wenn überhaupt von Gewalt gegen Männer berichtet wurde, dann üblicherweise in der Form von Statistiken. Das Schicksal von Frauen hingegen wurde am persönlichen Einzelfall dargestellt. Auch die männerfreundliche Feministin Cathy Young verglich die Reaktionen auf Gewaltverbrechen verschiedener Geschlechter: Weibliche Opfer von Männern sorgten für Aufmacher in den Zeitungen, Diskussionen über Männergewalt und das Niederlegen von Kränzen mit dem Spruchband “Gott segne dich und all die anderen Frauen, die ermordet wurden”. Männliche Opfer von Frauen sind gerade eine knappe Meldung wert. "Acht von zehn Mordopfern sind Männer" stellte Spiegel-Online 2014 immerhin mit Bezug auf eine Studie der Vereinten Nationen klar.
(…) Die Opferblindheit auf der einen Seite und der Alarmismus auf der anderen bedingen einander. Eine tatsächlich geschlechtergerechte Gesellschaft müsse als erstes damit beginnen, die Häufigkeit männlicher Opfer ernst zu nehmen, um dann mit demselben Engagement nach Abhilfe zu suchen, wie es bei Frauen geschieht.
3. Die Soziologin Jutta Allmendinger und der theologe Peter Dabrock fordern in einem Offenen Brief: "Es braucht eine Frau als Bundestagspräsidentin!"
4. Auf Telepolis erläutert Florian Rötzer, wie die angebliche Bekämpfung von Desinformation zur offenen Zensur führt.
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