Vorsitzende der Grünen Jugend: "Alle Männer sind scheiße" – News vom 11. Oktober 2021
1. Kaum wurde Sarah-Lee Heinrich (20) zur Vorstandssprecherin der Grüneen Jugend gewählt, trendet ihr Name auf Twitter unter dem Hashtag "Rassistin". Schuld daran sind frühere Tweets von ihr mit unterschiedlichen Ausprägungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Hate Speech.
Relevant für Genderama ist ein männerfeindlicher Tweet Heinrichs, in dem es heißt: "NICHT ALLE MÄDCHEN MÖGEN BLUMEN DU SEXISTISCHES SCHWEIN ICH WILL DICH VERBRENNEN ALLE MÄNNER SIND SCHEISSE."
Nun stammt der Tweet aus dem Jahr 2015. Damals war Sarah-Lee Heinrich 14 Jahre alt. Heinrich hat sich inzwischen von einigen Tweets im Teenager-Alter distanziert und diese Äußerungen bedauert, sowie angeblich über tausend Tweets gelöscht.
Ich persönlich finde, man könnte es damit gut sein lassen, und halte die Debatte zu einem großen Teil für die tägliche Sau, die mal wieder durchs Twitter-Dorf getrieben wird. Es gibt mehr als genug Erwachsene, die mit der Botschaft "Männer sind scheiße" die Geschlechterbeziehungen vergiften; wir haben mit denen genug zu tun.
Allerdings ist nicht jeder meiner Meinung, und es gibt auch Gegenargumente. So merken manche an, dass es von Doppelmoral zeuge, wenn die Grüne Jugend einerseits befindet, politische Äußerungen in diesem jungen Alter könne man doch unmöglich ernst nehmen, aber andererseits das Wahlrecht für 14jährige fordert. Ist man mit 14 nun ein unreifes Kind, oder sollte man dasselbe Stimmrecht wie ein Erwachsener haben?
Der Journalist Marc Felix Serrao merkt zu Heinrichs Tweets an:
Wahr ist: 15- und 16-Jährige muss man vor Twitter schützen, nicht umgekehrt. Was einer in dem Alter schreibt, zählt nicht.
Wahr ist auch: Hätten die Chefs der Jungen Liberalen oder Jungen Union solche Tweets geschrieben, wäre die Empörung hier grenzenlos.
Sein Kollege Marcel Peithmann befindet zu der Debatte auf Twitter:
Ich habe mich im Alter von 13/14 Jahren weder homophob, rassistisch oder sexistisch geäussert, noch Morddrohungen abgesetzt. Ich kannte auch niemanden, der das tat. Nun lerne ich, das sei alles völlig normal und man müsse dafür Verständnis haben.
Und im Tweet von "Christiane", die sich als "alte weiße Frau" bezeichnet, heißt es:
Die #Gruenen möchten Teenager bereits mit 16 Jahren wählen lassen. Das Beispiel #sarahleeheinrich zeigt: 1. Sie sind in diesem Alter diffamierend-pubertär, haben noch keine Reife. 2. Mit welchem Menschenbild ist sie aufgewachsen?
Letzteres würde mich auch interessieren. Es fällt mir schwer, mich über den Tobsuchtsanfall einer Vierzehnjährigen zu empören oder eine Jungpolitikerin dafür nachträglich zu verurteilen. Aber ich wüsste wenigstens gerne, welches kulturelle Umfeld dafür verantwortlich war, dass sie sich in diesem und vielen anderen Tweets derart bizarr geäußert hat. Welche Einflüsse haben damals auf Heinrich eingewirkt, wie stark wirken sie immer noch und wie sehr hat sie solcher Radikalität ihren Aufstieg in der Grünen Jugend zu verdanken?
2. Allerdings werden auch unsere Jungen immer radikaler. Am Samstag erst mussten Polizisten in Gelsenkirchen einem Zwölfjährigen ein Spielzeuggewehr wegnehmen. Da sie das Plastikspielzeug für "täuschend echt" erachteten, wurde gegen den Jungen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
3. Die Zeitschrift USA Today schildert die "dramatischen" Ausmaße der Jungenkrise an unseren Schulen und gibt dann Vorschläge, wie man den Jungen helfen könnte:
Ein Bericht der American Sociological Association aus dem Jahr 2016 kam zu dem Schluss, dass die Art und Weise, wie Lehrkräfte auf das Verhalten von Jungen reagieren, eine wichtige Rolle bei der Gestaltung ihrer späteren Bildungsergebnisse spielt. Die Studie ergab, dass Jungen in der Grundschule im Vergleich zu Mädchen viel häufiger einem negativen schulischen Umfeld ausgesetzt waren. Und in der High School berichteten Jungen über eine deutlich höhere Rate an Klassenwiederholungen und geringere Bildungserwartungen.
In Anbetracht der Tatsache, dass Jungen eher zurückgehalten und bestraft werden, ist es leicht zu verstehen, warum Lehrer männlichen Schülern mit bestimmten unbewussten Vorurteilen begegnen, die sich in selbst erfüllenden Ergebnissen niederschlagen können.
Stellen Sie sich vor, Sie werden mit einem ständigen Refrain bombardiert: "Pass auf. Hör auf zu zappeln. Fass das nicht an!" Doch genau das ist es, was viele unserer Jungen jeden Tag in der Schule erleben.
Ich will damit nicht sagen, dass die Schulstruktur gelockert werden sollte. Ein strukturiertes Lernumfeld ist für Jungen sehr wichtig, aber dies kann in Verbindung mit der Anwendung von Unterrichtstechniken erreicht werden, die besonders gut für Jungen geeignet sind.
Wir wissen, dass Jungen davon profitieren, wenn der Unterricht durch dramatische Einstiegspunkte eingeleitet wird, die ihre Aufmerksamkeit wecken. Wir wissen, dass Jungen kinästhetische Lerner sind, die von praktischen Aktivitäten profitieren, bei denen sie durch Berührung, Erkundung und Manipulation lernen.
Das Fehlen dieser Möglichkeiten während der Pandemie, als so viele Schüler online lernten, hatte erhebliche Auswirkungen auf den Bildungsfortschritt, insbesondere bei Jungen.
(…) Was ich damit sagen will, ist, dass es in fast jedem schulischen Umfeld Möglichkeiten gibt, unsere Praktiken zu verbessern, um sicherzustellen, dass Jungen nicht ungewollt an den Rand gedrängt oder ausgeschlossen werden. Ein wichtiger Schritt zur Lösung der Krise, mit der junge Männer in unserem Land konfrontiert sind, besteht darin, unsere Klassenzimmer jungenfreundlicher zu gestalten.
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