Samstag, Oktober 30, 2021

Elke Heidenreich: Warum ich mit Gendern, Feminismus und Quote wenig anfangen kann – News vom 30. Oktober 2021

1. Vor ein paar Wochen brannte Twitter einen Tag lang vor Empörung des woken Lagers über einen Auftritt der Moderatorin und Bestsellerautorin Elke Heidenreich in der Talkshow von Markus Lanz, wo sich Heidenreich kritisch sowohl zur Vorsitzenden der Grünen Jugend als auch zum Gender-Deutsch geäußert hate. Jetzt hat "Die Welt" mit Heidenreich ein längeres Interview. Ein Auszug:

Nach ihrem jüngsten Auftritt bei "Lanz" wurde sie als Rassistin und "alte weiße Frau" beschimpft. Doch Elke Heidenreich bleibt gelassen. Und sie legt in Sachen Gendern, Quote und Feminismus nach.

(…) WELT: Was trägt Ihrer Meinung nach dazu bei, dass der alte Konsens der Aufklärung – Stichwort: Meinungsfreiheit – unsere Wirklichkeit nicht mehr ausreichend greifen zu können scheint? Welche besonderen zeitgenössischen Dilemmata sehen Sie als jemand, der seit mehreren Jahrzehnten Teil des Literaturbetriebs ist?

Heidenreich: Alles scheint in einer Welle von Erregungskultur gerade in eine Art Gegenaufklärung zu kippen. Beispiele: Wieso sollen nur noch schwarze Autoren schwarze Autoren übersetzen dürfen? Wieso will man alte Bücher auf politische Korrektheit durchforsten und ändern? Wieso gilt sprachliches Gendern als fortschrittlich, obwohl es grammatikalisch katastrophal ist? Und die sozialen Medien mit ihren ungefilterten Hassausbrüchen tragen viel dazu bei, dass Diskussionskultur und Konsens verloren gehen.

(…) WELT: Über das Gendern haben Sie neulich gesagt, das sei ein "verlogener Scheißdreck", eine "Sprachverhunzung", bei der Sie nicht mitmachen wollten. Was sagen Sie denen, die sich selbst als Betroffene sehen, denen diese Sprache persönlich wichtig ist?

Heidenreich: Wer sind denn da "Betroffene"? Im Englischgen gibt es teenager, singles, fans – für beide Geschlechter. Hat ein Mann ein Buch geschrieben, ist er ein Schriftsteller, hat eine Frau ein Buch geschrieben, ist sie eine Schriftstellerin. Rede ich von beiden, nenne ich beide. Aber welchen Sinn macht die Sprachverhunzung "Schriftsteller:innen"? Für mich: keinen.

WELT: Und was genau wird Ihrer Meinung nach verhunzt? Geht es Ihnen um den Klang, das Schriftbild, was genau?

Heidenreich: Alles. Diese Worte gibt es einfach nicht, das sind Konstrukte, die sich mit dem Stolpern beim Sprechen und beim Lesen so nicht durchsetzen werden, davon bin ich überzeugt.

WELT: Würden Sie sich selbst als Literaturkritiker bezeichnen oder als Literaturkritikerin? Oder protestieren, wenn Sie zum Beispiel bei einer Veranstaltung als eine Kritikerin unter Literaturkritiker:innen vorgestellt werden?

Heidenreich: Wenn ich unter Literaturktritiker:innen vorgestellt würde, käme mein Protest sofort, ja. Ich bin ein Mensch, der Literatur zu vermitteln versucht. Ich bin Literaturvermittler, von mir aus Literaturvermittlerin, aber ohne Sternchen oder Punkt vor der weiblichen Endung.

WELT: Inwiefern ist Ihre Ablehnung dem Gendern gegenüber auch Teil eines Generationsphänomens? Sie sind dieselbe Generation wie Alice Schwarzer, vielleicht haben Sie einfach schon andere Gleichberechtigungskämpfe geführt als sich über das Binnen-I zu streiten. Hätten Sie, sagen wir, mit Anfang 20 anders über diese Fragen nachgedacht?

Heidenreich: Wie kann ich das heute wissen! Ich habe einfach ein anderes Sprachgefühl, und alles in mir sträubt sich gegen die gegenderte Sprache, Intellekt, Gefühl, Spracherfahrung. Es grenzt ja auch wieder aus, es reduziert wieder auf männlich oder weiblich. Genau dazu habe ich keine Lust. (…) Das Gegendere trägt jedoch überhaupt nicht zur Gleichberechtigung bei, es ist im Gegenteil ein Rückschritt und reduziert das Denken wieder auf männlich und weiblich. Für mich ist Gendersprache nicht fortschrittlich, sondern reaktionär.

WELT: Was folgt daraus? Sie haben kürzlich in einem Interview gesagt, Sie seien keine Feministin, "ich weiß nicht, was man darunter versteht". Warum nicht?

Heidenreich: Weil ich Menschen liebe, egal, was und wie sie sind, schwarz, weiß, Mann, Frau oder irgendwas dazwischen. Erst mal zählt der Mensch. Und ein gewisser Respekt. Und dann sehen wir weiter, wie weit die Sympathie füreinander reicht. Verteufelt wird nicht. Und das Wort feministisch schließt aus. Ich finde eine totale Gleichberechtigung für ALLE Menschen derart selbstverständlich, dass mich jede Grüppchenbildung immer wieder irritiert. Darum bin ich auch weniger ein Freund der Quote als mehr der Qualifikation.

WELT: Hadern Sie mit dem Begriff "feministisch" an sich oder nur mit der Art, wie Feministinnen der jüngeren Generation ihn ausfüllen? In Ihrer Lese-Autobiografie beschäftigen Sie sich ja mit Autorinnen wie Sylvia Plath oder Susan Sontag, die sich nicht ausschließlich, aber doch auch als feministisch verstanden haben.

Heidenreich: So geht es mir doch auch: Ich bin durchaus feministisch, bin schließlich eine Frau und stehe auf der Seite meiner Geschlechtsgenossinnen. Aber ich bin nicht feministisch da, wo es um Ausgrenzung geht. Ich bin für absolute Gleichberechtigung und nicht für einen Vorrang von Frauen um jeden Preis. Also bin ich auch gegen die Quote und für Qualifikation.




2. Die Chefredakteurin des linken "Journal Frankfurt" schafft das Gender ab – mit einer klugen Begründung.



3. Auf Adam Levine, den Sänger von Maroon 5, reagierte eine Zuschauerin auf einem Konzert auf eine Weise, die bei einem weiblichen Star und einem männlichen Fan einen sexuellen Übergriff dargestellt hätte: Sie stürmte auf die Bühne und umarmte Levine mitten in seienm Song. Erschreckt suchte Levine Abstand. Jetzt muss er sich natürlich dafür rechtfertigen:

Unter anderem war Adam Levine nach der Fan-Attacke vorgeworfen worden, arrogant und von oben herab reagiert zu haben. "Wenn wirklich jemand glaubt, unsere Fans wären für mich unter meiner Würde oder weniger wert, dreht mir das den Magen um", erklärt der voll tätowierte Sänger in einem Video, das er bei Instagram hochgeladen hat. Er habe sich "wirklich erschrocken" erklärt Adam seine als Ekel ausgelegte Reaktion auf die junge Frau, die ihm auf die Pelle gerückt ist. "Und wenn man sich erschreckt, dann schüttelt man sich halt, um weitermachen zu können", rechtfertigt er seine Körpersprache auf der Bühne.


Vielleicht sollte ein Mann exakt dasselbe bei einem Auftritt Taylor Swifts tun, allein um die unterschiedlichen Reaktionen darauf sichtbar zu machen.



4. "Toxische Weiblichkeit" bleibt ein Problem

Eine pädophile Lehrerin, die Sex mit einem 14-jährigen Schüler hatte, behauptete, sie sei schwanger, nachdem er versucht hatte, die Beziehung zu beenden.

Fatinah Hossain, 25, wurde für fünf Jahre und vier Monate ins Gefängnis gesteckt, nachdem sie einen Jungen zu einer mehrmonatigen sexuellen Beziehung verleitet hatte.

Hossain, eine ehemalige Studentin der University of Roehampton in London, verliebte sich in das Kind, während sie als Studienbetreuerin und Vertretungslehrerin an einer Schule in West Sussex arbeitete.

Im Laufe ihrer Beziehung manipulierte sie die Gefühle des Jungen und gab sogar vor, schwanger zu sein, nachdem er versucht hatte, mit ihr Schluss zu machen.

Sie wurde erstmals im Juni 2020 verhaftet, aber nachdem sie gegen Kaution freigelassen wurde, begann sie eine Kampagne, um den Lauf der Justiz zu unterwandern, und drohte sogar einem anderen Kind, nicht mit der Polizei zu sprechen.

Der ermittelnde Detective Constable Leigh Rankin sagte: "Hossain wurde zunächst für weitere Ermittlungen auf Kaution freigelassen. Daraufhin wurden das Opfer, seine Familie und seine Freunde Opfer einer langwierigen und komplexen Verhaltenskampagne gegen sie, mit der versucht wurde, die Ermittlungen zum Scheitern zu bringen und die Justiz zu umgehen. Mit gefälschten Konten in den sozialen Medien versuchte Hossain, andere Kinder zu manipulieren, wobei mindestens ein anderes Kind bedroht wurde, falls es mit der Polizei sprechen würde. Mit gefälschten Namen drohte sie dem Jungen und seiner Familie massiv mit Schaden und sagte, sie würde ihn bezahlen, damit er 'die Anklage fallen lässt'."

Im Oktober 2020 wurde sie wegen sexueller Handlungen mit dem Jungen in einer Vertrauensstellung angeklagt und von einem Gericht gegen Kaution wieder freigelassen.

Zu diesem Zeitpunkt erstellte sie eine Reihe von gefälschten Konten unter verschiedenen Namen, darunter das eines 14-jährigen Mädchens.

Über dieses Konto fabrizierte sie Nachrichten zwischen ihr und einem erwachsenen Mitglied der Familie des Opfers.

DC Ranking erklärte: "Sie benutzte diese gefälschten Konten, um zu erreichen, dass das Familienmitglied seinen Job verliert. Anschließend erstattete sie über weitere falsche Konten mehrere Falschmeldungen bei der Polizei, um zu versuchen, das erwachsene Familienmitglied verhaften zu lassen."

Hossains Falschmeldungen bei der Polizei dauerten bis März dieses Jahres an, als sich schließlich herausstellte, dass alle Anschuldigungen gegen die Familie gefälscht waren.

Dies führte zu weiteren Anklagen gegen sie, und sie wurde in Untersuchungshaft genommen, bis sie letzte Woche verurteilt wurde.

Am Donnerstag, dem 21. Oktober, bekannte sie sich in einem Anklagepunkt der Rechtsbeugung und in einem Anklagepunkt der sexuellen Handlungen mit dem Jungen schuldig.

Sie wurde zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und vier Monaten verurteilt und wird auf unbestimmte Zeit als Sexualstraftäterin registriert sein.

DC Ranking sagte: "Dies war eine langwierige und erschütternde Kampagne, und wir sind froh, dass dem Jungen und den anderen Personen, die sich in Hossains Netz aus Lügen und Manipulationen verfangen haben, nun Gerechtigkeit widerfahren ist."




kostenloser Counter