Donnerstag, Juli 15, 2021

NZZ: "Gendern schadet allen, nicht nur der Sprache" – News vom 15. Juli 2021

1. Da die Gendersprache entgegen dem Willen der meisten Bürger immer weiter durchgedrückt wird, bleibt sie vorherrschendes geschlechterpolitisches Thema in vielen aktuellen Beiträgen. Erwähnenswert in dieser Flut ist ein Artikel der Neuen Zürcher Zeitung. Dessen Autor, Alexander Kissler, nimmt als Beispiel für die derzeit laufenden "sprachpolitischen Umerziehungsmaßnahmen" den verpflichtenden Leitfaden für die Beschäftigten der Stadt Bonn sowie das von der Stadtverwaltung empfohlene "Genderwörterbuch":

Aus dem Allgemeinmediziner wird die "Allgemeinmedizin praktizierende Person", aus dem Astronauten die "ins Weltall reisende Person", aus dem Autor die "bücherschreibende Person", aus den Bildungsträgern die "Bildungstragenden" und aus Fachwissenschaftern "Fachforschende", aus dem Damenfahrrad das "Fahrrad mit tiefem Einstieg", aus dem Einzelgänger die "alleinlebende Person".

Das generische Maskulinum ist meistens der Feind, da es einer "gerechten, respektvollen und diskriminierungsfreien Sprache" im Weg stehe. Entstanden ist eine Sprache, die dem Verständnis im Weg steht. Wie soll der Bürger künftig auf dem Amt reden, wie darf er sich ausdrücken, ohne als unsensibler Kretin zurechtgewiesen zu werden? Jede Formulierung wird zum Tummelplatz ideologischer Konflikte.

(…) Im Genderdeutsch werden Menschen zu Trägern des Rechts, allzeit beleidigt zu sein. Das Gegenüber wird zur Karikatur des misstrauischen Onkels mit Monokel, dem man es nie recht machen kann. Irgendeine Gruppe wird sich immer nicht mitgemeint, immer ausgegrenzt fühlen, und sei es, um im weltanschaulichen Verdrängungswettbewerb gute Karten zu haben. Die gemeinsame Sprache zählt zu den wenigen Verständigungsmitteln, die eine plurale Gesellschaft zusammenhalten. Wenn ein Terrain der Fallstricke noch die harmloseste Formulierung umgibt, wird alles Reden problematisch.

(…) Es schadet dem Zusammenhalt ebenso wie dem Sprachgefühl, wenn die öffentlichrechtliche "Tagesschau" auf ihren sozialen Kanälen nur "Soldat:innen" und "Politiker:innen" kennt. Es widerstreitet dem Sinn freier Wissenschaft, wenn Universitäten ihren Studenten nahelegen, in Seminaren ebenso wie in Arbeiten durchgehend zu gendern, oder es sogar unter Androhung von Punktabzug einfordern. (…) Im generischen Maskulinum waren alle gemeint – jetzt ist jeder ausgeschlossen, auf den nicht durch Platzhalter hingewiesen wird. Da reiches Denken niemals aus einem verarmten Ausdruck entstehen kann, beschneidet der Genderzwang in der Sprache die Kreativität. Er ist ein Elitenprojekt zum Nachteil aller.




2. Selbst bei einer Abstimmung auf queer.de, einer Website für sexuelle Minderheiten, bevorzugen die meisten unter acht angebotenen Auswahlmöglichkeiten das generische Maskulinum ("Lehrer"). Dahinter folgen "Lehrer*innen" mit Gendersternchen sowie die Beidnennung "Lehrerinnen und Lehrer". Nur 0,6 Prozent können sich für "Lehrxs" begeistern.



3. Gleichberechtigung war vorgestern und Gleichstellung gestern. Heute freut sich der Tagesspiegel: "Es tut sich was in den Berliner Ämtern: Der #Frauenanteil im höheren Dienst liegt inzwischen bei 64 Prozent." Ab wieviel Prozent dürfen die feministischen Ziele denn als erreicht gelten?



4. Der Deutschlandfunk berichtet über den Kampf gegen die männliche Vorhaut sowie den wachsenden Widerstand gegen die Beschneidung.



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