NZZ: "Die Wehrpflicht ist eine Farce, es braucht den Bürgerdienst für alle" – News vom 24. Juli 2021
1. Die Neue Zürcher Zeitung fordert einen geschlechtergerechten Bürgerdienst:
Warum sollen – sofern sie sich nicht zuvor davor drücken – nur Männer einrücken müssen? Das Milizsystem gehört zu unserer DNA. Aber es bedarf einer Generalüberholung, die auch die Frauen einbezieht.
Hier geht es weiter.
In diesem Zusammenhang schreibt mir einer meiner Leser in Finnland zu der Forderung der Demokraten in den USA, den Zwangseinzug ins Militär auf Frauen auszudehnen:
Laut einer finnischen Studie aus dem Jahr 2007 erleben zum Wehrdienst verpflichtete Männer eher berufliche Nachteile durch den (verpflichtenden) Wehrdienst. Frauen dagegen profitieren vom (freiwilligen) Wehrdienst.
2. Im Kultur-Ressort der "Welt" beschäftigt sich Nikolaus Lohse mit der Gendersprache. Ein Auszug:
Es muss aufhören, dass man den Leuten ständig suggeriert, mit der Verwendung des generischen Maskulinums verhielten sie sich unkorrekt, unsolidarisch oder nicht hinreichend sensibel. Das ist ausgemachter Unfug. Und aufhören müssen auch die halbherzig-verschämten Zugeständnisse an den Zeitgeist. Die demonstrative Distanzierung vom generischen Maskulinum ist im Ansatz falsch, nicht in der Durchführung. Dass die uralte grammatische Erscheinung auf einer einseitig maskulinen Perspektive beruhe oder gar Ausdruck einer misogynen Grundhaltung sei, lässt sich weder sprachhistorisch noch sprachsystematisch begründen.
Die Genderlobby argumentiert denn auch durchgehend mit dem programmatischen Ziel der "Sichtbarmachung" der Frau – während sie gleichzeitig das grammatische Genus wegdiskutiert und durch ein sogenanntes "soziales Geschlecht" zu ersetzen versucht. Gemeint ist damit eine stillschweigend internalisierte Geschlechterrolle, ein klischeehaftes gedankliches Stereotyp also, in dem sich eine überkommene Gesellschaftsordnung mit ihrer asymmetrischen Machtverteilung angeblich immer noch fortschreibt. Methodisch ist das alles mehr als fragwürdig; und die empirischen Erhebungen, die das beweisen sollen, werden in Fachkreisen längst heftig angezweifelt.
In der Bevölkerung wächst derweil der Unmut über solche Verrenkungen; er ist berechtigt und mit Händen zu greifen. Die Empörung bleibt jedoch wirkungs- und chancenlos, solange sie keine kraftvolle, vor allem aber kompetente Unterstützung durch die Politik bekommt. Die lässt aber sehr zu wünschen übrig; und wenn sich einzelne Parlamentarier des Themas annehmen, dann meist mit schiefen Argumenten ("Haben wir keine anderen Sorgen?") oder einem falschen Zungenschlag ("Wer sich dem Gendern verweigert, weckt auch sonst Zweifel an seiner Gesinnung"). Kein Wunder, dass eine listig-lauernde Partei wie die AfD da gerne in die Bresche springt und sich als Stimme des Volkes feiert – aber das macht einen sachlich begründeten Einwand noch nicht unbrauchbar.
Es spricht im Übrigen Bände, wenn der gleichsam von Amts wegen "oberste Linguist" des Landes, der Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache, Henning Lobin, in seinem neuesten Buch "Sprachkampf. Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert" den Feldzug gegen das generische Maskulinum als Widerstand gegen die AfD inszeniert. Da ist dem einen recht, was dem andern billig ist. Wenn so die argumentativen Fronten verlaufen, dann muss man über Fake News und alternative Fakten kein Wort mehr verlieren.
Ein demokratisches Gemeinwesen, das funktionieren soll, braucht nicht nur aufgeklärte und mündige Bürger, sie müssen auch über eine hohe Sprachkompetenz verfügen. Die zeigt sich in der Fähigkeit, auch schwierige Sachverhalte sprachlich zu erfassen, klar und strukturiert zu denken und zu formulieren und dasjenige, was gesagt werden soll, möglichst präzise auf den Punkt zu bringen. Den gesellschaftlichen Wert einer guten und fundierten Sprachausbildung kann man gar nicht hoch genug einschätzen; wer hier Defizite hat, wird sich in einer zunehmend komplexer werdenden Welt auf die Dauer nicht behaupten.
Wenn aber gerade jungen Menschen permanent der Eindruck vermittelt wird, sprachliche "Sensibilität" zeige sich vor allem in einem möglichst offensiven und konsequenten Gendern statt in korrekter Grammatik, einer leistungsfähigen Syntax und einem reichen Vokabular, ist das auf die Dauer verheerend. Es verschiebt vollkommen den Maßstab. Was wir derzeit erleben, ist nicht die gezielte Förderung von Sprachkompetenz, sondern ein absurder Überbietungswettbewerb im Gebrauch politisch "korrekter" Sprechblasen. Wenn die politisch Verantwortlichen das nicht allmählich erkennen und entschlossen gegensteuern, sägen wir den Ast ab, auf dem wir sitzen.
Derweil legt der MDR die zigste Umfrage vor, die zu dem Ergebnis gelangt, dass die allermeisten Menschen das Gender-Deutsch missbilligen:
Zwar stehen Frauen und die jüngere Generation der Gendersprache etwas offener gegenüber, aber auch bei diesen Gruppen überwiegt die Ablehnung.
Währenddessen spricht das ZDF unverdrossen von "Sportlerinnen und Sportler aus allen Herren- und Frauenländer". Wenn man ohnehin Gebühren erhält, egal was man sendet, kann man sich eine Verhöhnung der Zuschauer leisten.
3. Die Bildzeitung berichtet, wie Kölner Schwule in Angst vor Attacken leben müssen:
Vor zwei Wochen raste ein Auto in feiernde Homosexuelle auf der Schaafenstraße, verletzte einen Partygast (34). Der Täter? Nicht gefasst.
(…) BILD traf Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke (71, Grüne) auf der Feiermeile. Den bisherigen Umgang mit der Auto-Attacke in seinem Stadtbezirk findet er skandalös! "Wir brauchen das volle Paket des Staates. Wenn ein Homosexueller angefahren wird, muss hier abends die Polizei stehen. Es braucht dringend Zivilbeamte. Die Stadt hat das nicht zu tolerieren."
Wer die Urheber der Aggressivität sind, weiß auch der Grüne. Denn die Schaafenstraße liegt direkt an den Kölner Ringen, dem Hotspot für Shisha-Bars und Event-Lokale.
City-Bürgermeister Hupke: "Hier werden Auto-Poser mit ihren durch Anabolika aufgepumpten Oberarmen zur Bedrohung. Natürlich prägt es Jungs, wenn sie in einer Kultur groß werden, in der Schwule beschimpft werden. Diese Tätertypen attackieren Homosexuelle."
Schmink-Influencer David Lovric (24, "Prince Charming") wurde in Köln schon verprügelt, nur weil er schwul ist. Er sagte in BILD deutlich: "Ich erhalte regelmäßig Morddrohungen von Arabern, Türken und Russen." Die Folge für Lovric: Rassismus-Vorwürfe!
Wie ist das eigentlich, wenn demnächst echte Rassisten und Rechtsradikale sich für die angegriffenen Homosexuellen stark machen und zum Beispiel bei ihren Veranstaltungen auch die Regenbogenfahne schwenken? Ist das Anliegen "Schutz für Homosexuelle" dann vergiftet? Stünde jeder, der es vertritt, im Generalverdacht und würde in Sippenhaft genommen? Das ist keine rhetorische Frage: Sobald radikal Rechte sich Anliegen der Männerbewegung annehmen, wird sofort mit vergleichbarer Demagogie losgebrüllt.
4. Hadmut Danisch behandelt in seinem Blog "toxische Männlichkeit" am praktischen Beispiel.
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