Mittwoch, Juni 23, 2021

Neue Studie: Wer Pornos verbieten will, hat ein sexistischeres Frauenbild – News vom 23. Juni 2021

1. Einer der Punkte, wo beispielsweise die Radikalfeministin Alice Schwarzer und ich komplett gegensätzlicher Meinung sind, ist unsere Einschätzung von Pornographie. Jetzt zeigt eine neue Studie, welches Frauenbild die Gegner beziehungsweise die Befürworter solcher Erotika aufweisen:

Diejenigen, die glaubten, dass Pornografie für Erwachsene legal sein sollte, stimmten Aussagen wie "Männer sind besser für die Politik geeignet als Frauen", "die Rolle der Frau ist es, Mutter zu sein, nicht Versorgerin" und "kleine Kinder leiden, wenn die Mutter arbeiten geht" mit geringerer Wahrscheinlichkeit zu als diejenigen, die glaubten, dass Pornografie unabhängig vom Alter illegal sein sollte. Diese Zusammenhänge blieben auch nach Berücksichtigung anderer Faktoren wie Geschlecht, Alter, Rasse, Region, Bildung, politische Orientierung und Religiosität bestehen.

(...) Darüber hinaus stimmten diejenigen, die im vergangenen Jahr einen Pornofilm gesehen hatten, Aussagen wie "die Rolle der Frau ist es, Mutter zu sein, nicht Versorgerin" und "kleine Kinder leiden, wenn die Mutter arbeiten geht" mit geringerer Wahrscheinlichkeit zu, als diejenigen, die solche Filme nicht gesehen hatten. (...) "Im Allgemeinen war der Konsum von Pornografie oder die Unterstützung von legaler Pornografie entweder nicht prädiktiv für Sexismus oder sagte geringeren Sexismus voraus"


berichtet Professor David Speed, Sozialpsychologe und Mitherausgeber der Studie. Er fügt hinzu:

"Unsere Ergebnisse stimmen (…) mit früheren Forschungen überein, die nahelegen, dass die Beziehung zwischen Pornografie und Sexismus nicht existiert oder sogar positiv ist." Insbesondere fand eine im Jahr 2015 veröffentlichte Studie heraus, dass Menschen, die sich Pornografie ansahen, Frauen eher als gleichwertig ansahen, verglichen mit Menschen, die sie nicht ansahen.




2. Augen auf bei der Partnerwahl! Eine weitere aktuelle Studie zeigt: Männer, die ihre Ehe für nicht erfolgreich halten, haben ein höheres Risiko für einen frühen Tod.

Eine Studie an 10.000 israelischen Männern über 32 Jahre hinweg entdeckte einen gravierenden Anstieg des Schlaganfallrisikos und des Todes bei Männern, die ihre Ehe als unglücklich beschrieben. Laut den Forschern brachte eine unglückliche Ehe die gleichen Gesundheitsrisiken mit sich wie Rauchen und mangelnde körperliche Aktivität.

(...) Die Ergebnisse zeigen, dass Männer, die ihre Ehe als unglücklich einstuften, ein 69 Prozent höheres Risiko hatten, an einem Schlaganfall zu sterben, als diejenigen, die angaben, in einer glücklichen Beziehung zu leben. Außerdem hatten glücklich verheiratete Männer ein um 19 Prozent geringeres Risiko, an irgendeiner Ursache zu sterben, im Vergleich zu Männern in einer erfolglosen Ehe. Die Forscher fügen hinzu, dass die gesundheitlichen Unterschiede bei relativ jungen Ehemännern unter 50 Jahren am größten waren.

Die Studie untersuchte auch den Zusammenhang zwischen der Ehe und der Herzgesundheit. Das Team fand heraus, dass unglücklich verheiratete Männer ein über 20 Prozent höheres Risiko hatten, an den vielen Faktoren zu sterben, die zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Dazu gehören Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht.




3. Die Frankfurter Allgemeine berichtet über häusliche Gewalt gegen Kinder während des Corona-Lockdowns: "Ich hab ganz doll geweint, aber Mama hat immer weitergemacht."



4. Ebenfalls in der Frankfurter Allgemeinen findet man einen vertiefenden Bericht darüber, wie sich die saarländischen Grünen wegen dem "Skandal" eines männlichen Spitzenkandidaten zerlegen.

Die Süddeutsche Zeitung schlagzeilt hierzu: "Rückfall in alte, längst überwunden geglaubte Zustände". Immerhin wird in dem Artikel deutlich, dass der männliche Spitzenkandidat Hubert Ulrich kampfbereit ist:

"Wir haben uns, einschließlich Frauenvotum an das Bundesfrauenstatut und die Landessatzung gehalten", sagt er. Dass Landeschefin Schöpfer gescheitert sein, habe sie sich selbst zu verdanken. "Sie hat sich nach den Verzicht von Markus Tressel völlig zurückgezogen und um nichts gekümmert." Auch die zweite Bewerberin sei "eine umstrittene Person". Den bevorstehenden Rechtsstreit werde er gewinnen.


Der Saarländische Rundfunk erörtert, wie es jetzt weitergehen könnte:

Wenn die Wahlliste wirklich angefochten wird, landet der Fall vor dem Landesschiedsgericht der Saar-Grünen – und in zweiter Instanz vor dem Bundesschiedsgericht der Partei. Sollte das Gericht entscheiden, dass die Liste nicht satzungsgemäß zustande gekommen ist, müssten die Saar-Grünen eine neue aufstellen.

Aber das könnte vor der Bundestagswahl am 26. September knapp werden. Die Landeslisten und Direktkandidaten müssen spätestens bis zum 19. Juli offiziell eingereicht werden. Allerdings würden bereits die Einladungsfristen für eine neue Aufstellungs-Konferenz mehrere Wochen betragen. "Im schlimmsten Fall", so Markus Tressel, "wären die Grünen dann nicht wählbar bei der Bundestagswahl. Das heißt, sie würden nicht auf dem Stimmzettel stehen."

Petra Port vom Grünen-Ortsverband Saarlouis zieht diesen Ausgang im Zweifelsfall der Alternative vor: "Für uns Grüne im Saarland wäre es das Schlimmste, wenn Hubert Ulrich auf Platz Eins bestehen bleibt. Dass wir keine Liste haben, wäre nicht das Schlimmste."


Immerhin wurde dieser Tweet einer Diversity-Coachin, der den Saar-Grünen nach derselben kruden "Logik" rechte Politik unterstellt, wie manche das auch bei Männerrechtlern tun, inzwischen gelöscht.

Die Debatte ist heute auch Thema bei Christian Schmidt.

Einer meiner Leser schreibt mir hierzu:

Lieber Herr Hoffmann,

ich schreibe Ihnen in Bezug auf die Vorgänge bei der Wahl zur Besetzung der saarländischen Landesliste der Grünen.

Ich finde das alles höchst interessant und bin gespannt, wie die Grünen diesbezüglich weiter verfahren. Persönlich hoffe ich ja, dass es zu einer Klage kommt. Deren Ausgang könnte ich mir dann folgendermaßen vorstellen:

1. Herr Ulrich gewinnt, dann ist das Frauenstatut ausgehebelt.

2. Das Gericht kommt zu der Auffassung, dass das Frauenstatut zwar gegen das AGG verstößt, aber die innere Verfasstheit der Partei dies grundsätzlich zulässt. Damit behielten die Grünen zwar ihr Frauenstatut, es dürfte dann aber massive Auswirkungen auf die Anstrengungen der Grünen haben, in Deutschland ein Paritätsgesetz durchzusetzen.

Egal, wie es ausfallen würde, in beiden Fällen wäre es dann wohl eine mittlere Katastrophe für die Grünen.




5. Die Schweiz hat ihren Beamten in einer neuen Weisung verboten, ideologische Sprach-Marotten wie Gendersternchen, Doppelpunkt oder Unterstrich zu benutzen:

Die Bundeskanzlei räumt zwar ein, dass Personen, die sich weder klar als Mann noch als Frau identifizieren, in der Sprache «nicht gleich repräsentiert sind». Man bemühe sich um eine Sprache, die möglichst alle Menschen miteinbezieht. Doch die Verwendung typografischer Mittel lehnt der Bund «aus sprachlichen, sprachpolitischen und rechtlichen Gründen» ab.

So führt die Bundeskanzlei beispielsweise an, dass man die Zeichen nicht richtig in Worte fassen könne. Ausserdem könne die konsequente Verwendung zu einer «erheblichen Beeinträchtigung der Lesbarkeit eines Textes» führen. Besonders, wenn nicht nur Substantive, sondern auch Pronomen und Adjektive angepasst werden müssen. Als weiteres Argument wird mangelnde Barrierefreiheit vorgebracht, weil unklar sei, wie Texte mit Genderstern sehbehinderten Menschen vorgelesen werden könnten.

Der Genderstern und ähnliche Zeichen seien zudem heute noch Zeichen einer bestimmten gesellschaftspolitischen Haltung. Der Bund aber soll keine solchen Statements abgeben, "bevor die entsprechenden gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Diskussionen geführt und entsprechende Beschlüsse gefasst worden sind".

Die Regelung gilt für sämtliche Texte der Bundesverwaltung, sei es das Abstimmungsbüchlein, Webseiten, Briefe oder Berichte. Sogar wenn jemand eine Volksinitiative ergreift und in den Erläuterungen fürs Abstimmungsbüchlein ein Gendersternchen verwendet, sollen die Beamten "darauf hinwirken", dass die Zeichen weggelassen werden. Und wenn der Bund zum Beispiel einen Vorstoss einer Nationalrätin übersetzt, werden Gendersternchen und Ähnliches in der Übersetzung weggelassen.




6. Mehr Post. Einer meiner Leser weist mich auf ein "gleichstellungspolitisches Schmankerl" in Trier hin und verweist auf die Website des Trierer Rathauses.

Man liest dort:

"Die Gleichstellungsbeauftragte unterstützt die Dienststellenleitung bei der Durchführung des Landesgleichstellungsgesetzes Rheinland-Pfalz (LGG) und anderer Vorschriften zur Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen und Männern. Weibliche Beschäftigte können sich in allen Angelegenheiten, die im Zusammenhang mit Gleichstellungsthemen stehen, ohne Einhaltung des Dienstweges an die Gleichstellungsbeauftragte ihrer Dienststelle wenden."

Also nur weibliche Beschäftigte, Männer nicht.

Und weiter, zu den Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten:

"Die Gleichstellungsbeauftragte hat das Recht, an allen sozialen, organisatorischen und personellen Maßnahmen, die

* die Gleichstellung von Frauen und Männern

* die Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder

* den Schutz von weiblichen Beschäftigten vor Belästigungen und sexuellen Belästigungen am Arbeitsplatz

betreffen, mitzuwirken. Hierzu gehört insbesondere auch die Mitwirkung bei Stellenbesetzungsverfahren sowie bei der Erstellung von Gleichstellungsplänen."

Okay, ich habe mich daran gewöhnt, dass Männer keine Gleichstellungsbeauftragten sein und sie auch nicht wählen dürfen. Aber in Trier dürfen sie sich offensichtlich nicht einmal an die Gleichstellungsbeauftragte wenden. Vermutlich weil Themen wie die Vereinbarbeit von Beruf und Familie sie nichts angehen.

Wo findet ein Mann also Rat bei Gleichstellungsfragen? Vielleicht sollte er es bei der Frauenbeauftragten probieren, die die - hochverschuldete - Stadt Trier sich obendrein leistet, siehe den Strukturbaum links ...

Auch hier fällt auf, dass von einer Problematisierung der Kategorie Geschlecht keine Rede ist. Wenn es um die Bevorzugung von Frauen geht, tut's auch die gute alte Binarität.

Halten Sie durch, Ihr Blog beweist immer wieder, dass noch nicht alle den Verstand verloren haben.




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