Mittwoch, März 03, 2021

Bei Audi arbeiten jetzt "Audianer_innen" – News vom 3. März 2021

1.
"Vorsprung beginnt im Kopf": So heißt die neue Richtlinie bei Audi, die Mitarbeiter anhält, in der internen und externen Kommunikation gendergerechte Sprache zu nutzen. Auch Mutterkonzern VW prüft nun, wie sich "diversitysensible Sprache" umsetzen lässt.


Mehrere Medien berichten, darunter "Die Welt".

In einem Artikel der Augsburger Allgemeine, der für diese Entwicklungen tüchtig Reklame macht, heißt es:

Zahlen, wie viele Unternehmen in Deutschland bereits gendern, konnten auch verschiedene angefragte Verbände nicht liefern. Weder die Industrie- und Handelskammern noch der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) oder der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Eine Empfehlung zur Verwendung gendersensibler Sprache geben die Verbände ihren Mitgliedern nicht.


Der Artikel schließt mit dem Fazit:

Petra Weitzel von der [Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität] wird in ihrer Forderung deutlicher: "Bei den meisten Unternehmen endet das Thema ‘divers’ in der Stellenausschreibung. Bei formellen Dokumenten und in der gesamten Kommunikation nach innen und außen muss gendersensible Sprache berücksichtigt werden." Sprache sei ein mächtiges Instrument. "Entweder sie symbolisiert weiter das Patriarchat oder sie hilft, es aufzubrechen."


Die neuen Sprachregelungen bei Audi sind heute auch Thema bei Christian Schmidt.



2. Der Deutsche Bundestag erlaubt fortan Gender-Sternchen, Doppelpunkte mitten im Wort und andere Marotten des feministischen Deutschs. Wie Britta Haßelmann, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, berichtet, habe man bei der Bundestagsverwaltung durchgesetzt, dass sie aus Anträgen und Gesetzesentwürfen künftig nicht mehr herauskorrigiert werden.



3. Als Männerrechtler, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, von skrupellosen Eiferern als "rechts" verleumdet wurden, dachten viele: "Und wenn schon". Inzwischen hat diese Kultur der Denunziation Wolfgang Thierse erreicht: Der bietet nach wachsenden Anfeindungen für seinen FAZ-Artikel gegen die Identitätspolitik und sein Interview mit dem Deutschlandfunk Saskia Esken, Bundesvorsitzende der SPD, seinen Parteiaustritt an:

Thierse bittet in dem Schreiben (…) darum, ihm öffentlich mitzuteilen, ob sein "Bleiben in der gemeinsamen Partei weiterhin wünschenswert oder eher schädlich" sei. Er selbst habe Zweifel, "wenn sich zwei Mitglieder der Parteiführung von mir distanzieren".

Auslöser war eine Einladung zu einer parteiinternen Diskussion, die im Namen von Esken und ihrem Vize Kevin Kühnert an ausgewählte Mitglieder versandt worden war. Darin zeigten sich beide "beschämt" über nicht näher genannte SPD-Vertreter, die ein "rückwärtsgewandtes Bild der SPD" zeichneten.

Damit dürfte auch ein Gastbeitrag über Identitätspolitik gemeint sein, den Thierse kürzlich in der "FAZ" veröffentlicht hatte. Darin hatte er bestimmte Entwicklungen in identitätspolitischen Debatten über Rassismus und Gender scharf kritisiert. Es gebe "Radikalisierungen des Diskurses, die eher die Konfrontation verschärfen" und "das Leben von Gemeinsamkeiten erschweren", sagte Thierse im Deutschlandfunk.


Thierse blickt auf eine politische Karriere als Bürgerrechtler in der DDR, Bundestagspräsident, Vorsitzender der Grundwertekommission seiner Partei sowie Kämpfer gegen Rechtsextremismus und für Überlebende des Holocaust zurück. Oder wie man heute sagt: Er ist "ein alter weißer Mann".



4. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet, wie die britische Regierung an Universitäten das Recht auf Redefreiheit gegen ein zunehmend intolerantes Klima durchsetzen möchte:

Moralisch verabsolutierte Argumente führen dazu, dass abweichende Meinungen nicht mehr geduldet werden. Intellektuelle, die zu Universitätsdiskussionen eingeladen werden und eine Haltung einnehmen, die nicht mit den politisch korrekten Auffassungen der Studierenden übereinstimmt, laufen Gefahr, wieder ausgeladen zu werden in einem Akt des sogenannten "no platforming", der meint: Wessen Meinung nicht passt, soll keine Auftrittsmöglichkeit erhalten. Das "no platforming" wird von der Regierung als eine wesentliche Bedrohung der akademischen freien Meinungsäusserung aufgefasst.

Als Reaktion darauf legte der britische Bildungsminister Gavin Williamson Pläne zu einem Gesetz vor, das die Redefreiheit an britischen Universitäten schützen soll. Damit will er die Diskriminierung bestimmter Standpunkte rechtlich eindämmen. Der Minister hatte sich «tief besorgt» über die Zensur im höheren Bildungswesen geäussert. Denn gerade Universitäten seien Orte, an denen Meinungsfreiheit erprobt und geübt werden könne. Das von Williamson entworfene neue Gesetz soll gecancelten Sprechern ermöglichen, die Veranstalter auf Entschädigung zu verklagen.

Das Spektrum der Betroffenen ist vielfältig. Es umfasst Extremisten wie den Schriftsteller und Holocaust-Leugner David Irving auf der einen Seite. Es trifft aber auch die feministische Autorin Germaine Greer, die für ihre kritische Haltung gegenüber der MeToo-Bewegung eine Absage kassierte.

Tatsächlich nahmen die Auseinandersetzungen mitunter drastische Ausmasse an. In Oxford geriet die Geschichtsprofessorin Selina Todd im Januar 2020 in einen Streit über Genderfragen. Danach musste sie den Weg in den Hörsaal unter dem Schutz von Sicherheitskräften antreten. Und bloss einen Monat später war sie Mitorganisatorin einer Konferenz zum Thema Frauenbefreiung und wurde am Abend zuvor als Sprecherin ihres eigenen Events ausgeladen.




5. Auf der radikal linken Seite des politishen Spektrums ist man indes ganz unbefangen: So feiert die Antifa im Vorgriff auf den Weltfrauentag "revolutionäre Frauen" wie die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof.



6. Jeffrey Burl, außerordentlicher Professor für Elektro- und Computertechnik an der Michigan Technological University, spricht sich in einem Offenen Brief gegen die wachsende Männerfeindlichkeit im akademischen Betrieb aus:

An der Michigan Tech habe ich in meinen 28 Jahren hier keine Anzeichen von Diskriminierung von Frauen und Farbigen gesehen. Umgekehrt hat Michigan Tech während dieser ganzen Zeit weiße Männer aktiv diskriminiert.

Als ich an der Michigan Tech angestellt wurde, gab es zwei offene Stellen. Eine war für jeden verfügbar, und eine war nur für eine Frau verfügbar. Ich schätze, dass etwa 10 % der Bewerber Frauen waren, also war diese Einstellung eindeutig diskriminierend. Zu dieser Zeit war die offene Diskriminierung legal und wurde "Affirmative Action" genannt. Aber es handelte sich immer noch um Diskriminierung.

Derzeit sind die Einstellungspraktiken der Michigan Tech illegal. Ich habe beobachtet, wie Verwaltungsbeamte Quoten bei der Einstellung auferlegen, was gegen das Gesetz und die Auslegung des Gesetzes durch den Obersten Gerichtshof der USA verstößt. Darüber hinaus wird eine einfache statistische Analyse zeigen, dass die Einstellungspraxis der Michigan Tech weiße Männer benachteiligt. Bevor ich an die Michigan Tech kam, wurde mir die Chance verweigert, mich um meinen Traumjob zu bewerben, weil ich aufgrund meines Geschlechts diskriminiert wurde. Diese diskriminierenden Praktiken gehen weit über einfache Diskriminierung hinaus und tragen zu einem Umfeld bei, das die Möglichkeiten weißer Männer einschränkt.

An der Michigan Tech habe ich mich vor kurzem entschieden, mich nicht für eine Interimsposition als Abteilungsleiter zu bewerben, weil die Übernahme dieser Position erfordert, dass ich mich an den illegalen Einstellungsaktivitäten der Michigan Tech beteilige. Als Abteilungsleiter müsste ich damit rechnen, gefeuert zu werden, wenn ich mich diesen illegalen Aktivitäten widersetze. Selbst wenn ich nicht gefeuert werden würde, wäre ich ein schlechter Fürsprecher für meine Abteilung und ich würde erwarten, dass meine Abteilung darunter leiden würde, wenn ich mich für faire und legale Einstellungen einsetzen würde. Aus demselben Grund lehne ich es seit einigen Jahren ab, in einem Suchausschuss mitzuarbeiten.

Beachten Sie, dass diese rassistische und sexistische Politik den Karrieren von Menschen an der Michigan Tech schadet. Ich bezweifle sehr stark, dass ich der Einzige bin. Zuerst habe ich gezögert, diesen Brief zu schreiben, aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen. Da dies aber ein wichtiges Thema für die Menschheit und die Michigan Tech ist, habe ich mich entschlossen, diese Bemerkungen trotzdem zu machen. Ich rechne fest damit, dass ich Vergeltungsmaßnahmen erlebe, wenn ich diese Fakten ans Licht bringe. Die Tatsache, dass ich mit Vergeltungsmaßnahmen rechne, ist ein Hinweis darauf, für wie feindselig ich das Umfeld an der Michigan Tech halte.

Frauen und farbige Menschen sollten ermutigt werden und einen fairen Zugang und eine faire Chance erhalten. Aber sobald jemand aufs College geht (ich habe wenig Erfahrung außerhalb dieser Gruppe), werden weiße Männer sowohl an der Michigan Tech als auch in der Nation insgesamt systematisch diskriminiert. Ich glaube, dass jeder, der aufgeschlossen und ehrlich ist, dieser Behauptung zustimmen wird. Viele mögen denken, dass diese Diskriminierung aufgrund der Geschichte gerechtfertigt ist. Darüber lässt sich streiten. Aber ich glaube auch, dass es keine weißen Männer an der Michigan Tech gibt, die jemals einen Sklaven besessen haben. Für mich kann ich ehrlich sagen, dass ich nie eine Frau oder einen Kandidaten aus einer Minderheit diskriminiert habe. Im Diversity Literacy Training wird über die Akkumulation von Benachteiligung gesprochen. Da ich ein weißer Mann bin, habe ich diese Anhäufung von Benachteiligung seit über 40 Jahren erlitten. Diskriminierung bei der Einstellung, Diskriminierung bei der Vergabe von Zuschüssen, Diskriminierung bei der Beförderung und so weiter.


Selbstverständlich gibt es bereits eine Petition, die fordert, dass Jeffrey Burl für dieses Schreiben gefeuert werden soll:

Sein Brief war voll von rassistischen Ansichten und ignoranten Aussagen, die viele, wenn nicht sogar die meisten angehenden Studenten die Anwesenheit in seinem Klassenzimmer unangenehm machen würden. Ich fühlte mich angewidert, als ich ihn zu lesen versuchte. Ich kann mir nur vorstellen, wie sich seine Studenten in Zukunft fühlen werden, wenn sie stundenlang mit ihm in Vorlesungen sitzen müssen.


Die Petition erreichte bislang unter 1500 Unterschriften.



7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

ich bin erstaunt, dass Sie entgegen ihrer Art den Sexismus in Anmerkung Nr. 4 vom gestrigen Dienstag nicht aufgespießt haben. Wörtlich:

"Zweitens denke ich, dass es für jeden wichtig ist, zu verstehen, dass väterliche Depression ein ernstes Problem darstellt, das Aufmerksamkeit erfordert. Sie betrifft Väter und wirkt sich dadurch auf die gesamte Familie aus. Deshalb ist es wichtig, dass wir es ernst nehmen."

Mit anderen Worten: Würden nur die Väter alleine leiden, der Rest der Familie aber nicht, müsste man die Depressionen eines Vaters nicht ernst nehmen. Tja. Nichts Neues von der Geschlechterempathielücke.

Machen Sie weiter mit Ihrer großartigen Arbeit.


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