Sonntag, Februar 21, 2021

Studie: Länder, die von Frauen geführt werden, bewältigen Pandemie keineswegs besser – News vom 21. Februar 2021

1. Eine Studie, der zufolge Länder, die von Frauen geführt wurden, besonders gut durch die Corona-Pandemie kämen, erregte vergangenes Jahr in vielen Leitmedien große Aufmerksamkeit. War das nicht ein weiterer Beweis dafür, dass Frauen bessere Menschen sind als die peinlichen alten weißen Männer? Auch in die offen männerfeindliche Einleitung des Buchs "Politische Männlichkeit" der "Zeit"-Journalistin Susanne Kaiser wurde diese Studie selbstverständlich aufgenommen.

Wer momentan allerdings beobachtet, wie zum Beispiel Angela Merkel und Ursula von der Leyen sich im Umgang mit der Pandemie immer überforderter zeigen, könnte auf den Gedanken kommen, dass es zum einen nicht sehr klug war, eine solche Studie zu Beginn einer Pandemie rauszuhauen und nicht erst mal abzuwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Zum anderen zeigt jetzt eine aktuelle Studie, dass zuvor der wissenschaftliche Blick nur auf wenige ausgewählte Länder bestimmt gewesen war:

Die Forscher analysierten den Erfolg von 175 Ländern bei der Eindämmung von COVID-19 anhand von Daten von Our World in Data, der Weltbank, Freedom House und der Weltgesundheitsorganisation. Nachdem sie Faktoren wie das BIP pro Kopf und den Prozentsatz der Bevölkerung über 65 Jahre kontrolliert hatten, fanden sie keine Hinweise darauf, dass Länder, die von Frauen geführt werden, tendenziell weniger COVID-19-Todesfälle haben als Länder, die von Männern geführt werden.

"Die Wahrnehmung, dass Frauen an der Spitze der Welt in Bezug auf COVID-19-Fälle und Todesfälle besser abgeschnitten haben, kommt größtenteils daher, dass andere Forscher und die Medien sich hauptsächlich auf OECD-Länder konzentriert haben, während wir die gesamte globale Stichprobe von Ländern betrachtet haben", sagte Windsor gegenüber PsyPost. "Die Fälle, auf die sich die Leute tendenziell konzentriert haben, waren Neuseeland und Island - zwei abgelegene Inselnationen mit relativ kleinen Bevölkerungen, wo die Grenzen leicht zu kontrollieren sind."


Stattdessen zeigte sich, dass diejenigen Staaten bislang besonders gut durch die Pandemie kommen, in deren Gesellschaft Gleichberechtigung allgemein von großer Bedeutung ist:

"Die Kultur einer Gesellschaft hat den größten Einfluss darauf, wie gut sie sich während einer Pandemie schlägt", erklärt Windsor. "Egalitärere Länder mit weniger geschlechtsspezifischer Voreingenommenheit, längerfristiger politischer Ausrichtung, größerer Toleranz gegenüber Ungewissheit und Mehrdeutigkeit sowie kollektivistischer Mentalität schneiden tendenziell besser ab, weil jeder versteht, dass sein Verhalten das Wohlergehen der anderen beeinflusst. (...) Der wichtigste Punkt ist, dass eine eher weiblich geprägte Gesellschaft – mit weniger Machtdistanz zwischen Individuen (wie Chefs und Angestellten), mit langfristiger Orientierung, mit kollektivistischer Einstellung (wir sitzen alle im selben Boot) statt individualistischer Haltung (du bist auf dich allein gestellt) und mit größerer Toleranz für Mehrdeutigkeit und Ungewissheit – während einer sich schnell entwickelnden und verändernden Pandemie nützlich ist", sagte Windsor.


Über diese Studie kann ich keine Berichte in den deutschen Medien finden, obwohl sie doch eindrucksvoll zeigt, dass unsere Gesellschaft besser als andere ausgestattet ist, um mit der Pandemie fertig zu werden. Damit sich unsere Qualitätsjournalisten aber wirklich dafür interessieren könnten, fehlt der Untersuchung aber offenbar die Botschaft von Frauen als besseren Menschen.



2. Die Frankfurter Allgemeine hat die Berliner Studentinnen Jana Pfenning und Rita Maglio interviewt: Sie haben die Initiative "Better Birth Control" gegründet und fordern Alternativen zur Antibabypille. Ein Auszug aus dem Gespräch:

FAZ: Wie sind wir als Gesellschaft in diese Schieflage geraten?

Jana Pfenning: Wir glauben, dass die Pharmaindustrie das Interesse der Männer, zu verhüten, ganz lange unterschätzt hat. Es fehlt häufig an finanziellen Ressourcen, um Studien dazu zu starten oder zu Ende zu führen. So ein Produkt auf den Markt zu bringen, kostet natürlich viel Geld. Auch der Absatzmarkt wurde bisher unterschätzt – zu Unrecht. Studien belegen, dass Männer ein Interesse haben, mehr Verantwortung bei der Verhütung zu übernehmen. Eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2005 hat ergeben, dass über 60 Prozent der Männer ein Verhütungsmittel nehmen würden, wenn es eines gäbe. Heute – über 16 Jahre später – wären es wahrscheinlich noch mehr Männer, weil wir uns als Gesellschaft weiterentwickelt haben.

FAZ: Das würde bedeuten, das im Zuge der sogenannten neuen Männlichkeit und dem Auf- und Wegbrechen alter Stereotype auch immer mehr Männer ein Interesse daran haben, eine aktive Rolle in der Verhütung zu übernehmen und mitzuentscheiden.

Rita Maglio: Wir glauben nicht nur, dass sie nicht nur mehr Verantwortung übernehmen wollen, sondern auch auf ihr Recht pochen, zu wissen, ob sie ein Kind in die Welt setzen oder nicht. Wenn das Kondom reißt, zum Beispiel bei einem One-Night-Stand, ist die Unsicherheit groß. Selbst über ihre Reproduktion entscheiden zu können, liegt vor allem in ihrem Interesse.




3. Auf Youtube beschäftigt sich KuchenTV mit der neuen feministischen Seite "mitreden" auf TikTok. Dabei geht es auch um maskulistische Themen wie das Wechselmodell.



4. Einer neuen Studie zufolge leiden Jungen, die viel Zeit mit Computerspielen verbringen, weniger unter Depressionen:

Während Eltern es wahrscheinlich nicht mögen, wenn ihre Kinder den ganzen Tag herumsitzen und Videospiele spielen, findet eine neue Studie heraus, dass dies tatsächlich die psychische Gesundheit von Jungen fördern könnte. Forscher des University College London sagen, dass Jungen, die regelmäßig Videospiele spielen, weniger wahrscheinlich an Depressionen leiden, wenn sie ihre Teenagerjahre erreichen.

Leider haben nicht alle Arten von Bildschirmzeit die gleiche Auswirkung auf junge Gemüter. Dieselbe Studie zeigt, dass junge Mädchen, die regelmäßig soziale Medien nutzen, mit größerer Wahrscheinlichkeit an Depressionen leiden, wenn sie erwachsen werden.

Wissenschaftler stellen fest, dass die sozialen und problemlösenden Eigenschaften von Videospielen die geistige Gesundheit von Jungen fördern können. Digitale Unterhaltung ist in den letzten zehn Jahren immer beliebter geworden. In vielen Ländern verbringen Kinder mehrere Stunden am Tag im Internet, auf Smartphones oder mit Videospielen.

Frühere Studien haben vor der potenziellen Gefahr einer Abhängigkeit von Online-Medien gewarnt, insbesondere wenn es sich um Kinder handelt. Allerdings haben nur wenige Studien die verschiedenen Arten von Bildschirmzeit untersucht und ihre Auswirkungen zwischen den Geschlechtern verglichen - bis jetzt.

"Bildschirme ermöglichen uns eine Vielzahl von Aktivitäten", sagt Hauptautor und Doktorand Aaron Kandola in einer Universitätsmitteilung. "Richtlinien und Empfehlungen zur Bildschirmzeit sollten auf unserem Verständnis darüber beruhen, wie diese verschiedenen Aktivitäten die psychische Gesundheit beeinflussen und ob dieser Einfluss sinnvoll ist."

Videospiele können weniger aktiven Jungen helfen, mehr soziale Kontakte zu knüpfen Die Forscher analysierten Daten von 11.341 Teenagern, die zwischen 2000 und 2002 in Großbritannien geboren wurden. Im Alter von 11 Jahren fragten die Forscher die Teilnehmer der Studie, wie viel Zeit sie täglich mit sozialen Medien, Videospielen oder dem Surfen im Internet verbringen.

Drei Jahre später beantwortete die Gruppe Fragen zu depressiven Symptomen, wie z. B. schlechte Stimmung, Verlust der Freude und Konzentrationsschwäche. Das Team berücksichtigte auch andere Faktoren, die die psychische Gesundheit beeinflussen können. Dazu gehören der sozioökonomische Status, das Ausmaß der körperlichen Aktivität, Berichte über Mobbing und frühere emotionale Traumata.

Die Ergebnisse zeigen, dass Mädchen, die ab dem Alter von 11 Jahren täglich soziale Medien nutzen, drei Jahre später mit höherer Wahrscheinlichkeit psychische Gesundheitsprobleme haben. Jungen hingegen litten nicht unter den gleichen Auswirkungen der digitalen Medien, insbesondere wenn sie weniger körperlich aktiv sind.

Dem Bericht zufolge profitierten 11-jährige Jungen, die sich nicht regelmäßig bewegten, psychisch vom regelmäßigen Spielen von Videospielen. Im Durchschnitt erlebten sie einen 24-prozentigen Rückgang der depressiven Symptome im Vergleich zu Jungen, die nur einmal im Monat Spiele spielen.

Die Studienautoren glauben, dass weniger aktive Jungen möglicherweise mehr Freude an ihren Spielen haben und mehr von der sozialen Online-Interaktion profitieren als Kinder, die regelmäßig draußen spielen.

(…) "Die Beziehung zwischen Bildschirmzeit und psychischer Gesundheit ist komplex, und wir brauchen noch mehr Forschung, um sie zu verstehen", sagt Senior-Autor Dr. Mats Hallgren vom Karolinska Institutet in Schweden. "Alle Initiativen zur Reduzierung der Bildschirmzeit junger Menschen sollten gezielt und nuanciert sein."

Zu verstehen, wie verschiedene Arten von Bildschirmzeit die psychische Gesundheit von Kindern beeinflussen, könnte Eltern helfen, bessere Strategien zur Überwachung der digitalen Nutzung ihrer Kinder zu entwickeln.

"Unsere Forschung weist auf mögliche Vorteile der Bildschirmzeit hin", schließt Dr. Hallgren. "Dennoch sollten wir junge Menschen dazu ermutigen, körperlich aktiv zu sein und längere Phasen des Sitzens mit leichter körperlicher Aktivität zu unterbrechen."


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