Dienstag, Februar 16, 2021

Impft zuerst die Männer: "Süddeutsche Zeitung" greift maskulistische Forderung auf – News vom 16. Februar 2021

1. In der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Wochenende greift die Schriftstellerin Nele Pollatschek die maskulistische Position in der Corona-Impfdebatte auf. Sie berichtet, sich mit dem Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission (Stiko), Professor Thomas Mertens, in einem langen Mailwechsel darüber ausgetauscht zu haben, warum man Männer nicht aufgrund ihrer größeren Gefährdung bevorzugt behandele – ohne eine klare Antwort erhalten zu haben.

Ich weiß, dass die Priorisierung von Männern in der Stiko diskutiert wurde mit dem Ergebnis, dass es "kaum gerecht umsetzbar" sei. Ich entnehme Mertens Mails, dass ich keinen Denkfehler mache, dass es logisch wäre, in der Impfreihenfolge nach Geschlechtern zu differenzieren. (…) Vielleicht ist es so: Es wäre für die Bettenbelegung und die Totenzahlen besser, Männer zu priorisieren, doch das ist nicht machbar. Vielleicht (…) und dieser Gedanke gruselt mich – weil es politisch nicht durchsetzbar wäre. Weil wir immer noch auf der Titanic stehen und nicht ertragen, wenn Männer geschützt werden zu Lasten von Frauen.


Willkommen in der Welt der Männerrechtler. Wir gruseln uns täglich über dieses und viele vergleichbare Dinge.

Pollatschek spricht die bezeichnenden Reaktionen an, die der Männerrechtler und schriftsteller Ralf Bönt auf seinen Vorschlag erhielt, Männern beim Impfen ebenso den Vorrang zu geben wie anderen besonders gefährdeten Gruppen:

"Dann sollen sie doch Hände waschen" schallte es durch die sozialen Medien. Das war nicht nur schlecht gedacht – Schmierinfektion spielt eine untergeordnete Rolle, Händewaschen bringt wenig, und die meisten von Bönt erwähnten Faktoren sind biologisch. Es war vor allem sexistisch. Selbst wenn Männer maßgeblich selbstverantwortlich sind, was sie wahrscheinlich nicht sind, macht das sie nicht weniger schützenswert. Medizin bedient sich nicht der Schuldfrage. Nach der gleichen Logik müsste man Übergewichtigen sagen, sie sollen weniger essen, statt bevorzugt geimpft zu werden. Wir können nicht von Männern eine Verhaltensänderung erwarten und von anderen gefährdeten Gruppen nicht, ohne damit zu sagen, dass wir Männer für überlegen halten.


Margarete Stokowski hält Männer also insgeheim für überlegen? Das (beziehungsweise ihr Unmut darüber) würde so manche ihrer Wortmeldungen erklären.

Nele Pollatschek indes gelangt zu dem Fazit:

Wenn wir auf die Schutzforderung einer gefährdeten Gruppe nicht mit Schutz, sondern mit "dann benehmt euch anders" reagieren, dann haben wir ein Empathie-Problem. Wenn wir das nur bei einem Geschlecht tun, dann haben wir ein Sexismus-Problem. Wenn wir bei diesen Zahlen männliche Priorisierung nicht diskutieren, dann leiden wir noch an dem gleichen Sexismus, der die Titanic-Männer das Leben und Frauen jahrhundertelang das Wahlrecht kostete.


Möglicherweise, so Pollatschek, sei ein Impfvorrecht für Männer aus praktischen Gründen nicht umsetzbar. Wir alle aber müssten uns Vorwürfe machen, wenn wir diese Ungerechtigkeit nicht einmal ansprächen.

Oder wenn wir lächerlich finden, was sonst immer eine Selbstverständlichkeit ist: den Schutz der Schwachen. Die Schwachen, das sind in diesem Fall die Männer.




2. Wie Marc Röhlig auf Spiegel-Online berichtet, verweigert das Frauenministerium dem Forum Soziale Inklusion die Auszahlung der Fördergelder mit einem "Formtrick": Es läge kein "prüffähiger Projektantrag" vor, weshalb das Ministerium die Antragsteller hinhalte.

Irre ist natürlich, dass Spiegel-Online das Forum Soziale Inklusion als "antifeministisch" bezeichnet: Das ist in etwa so, wie wenn ein Medium mit großer Reichweite, etwa die Bildzeitung, beständig vom "antisemitischen Magazin SPIEGEL", schreiben würde, nur weil es immer wieder mal entsprechende Vorwürfe gibt. Ähnlich gaga ist der Text des Artikels, wo es heißt, dass das Forum Soziale Inklusion sich "abwertend über Frauen" äußere, weil man dort Ministerin Giffey kritisiert. Kurz: Man weiß immer noch nicht so recht, was man dem Forum Soziale Inklusion ankreiden soll, gibt aber weiterhin sein Bestes, den Verein durch den Schmutz zu ziehen.

Viele Leserkommentare sind mal wieder deutlich besser als der Artikel, wobei hier die Hürde nicht hoch liegt. Die meisten Leser sind ja nun alles andere als naiv und merken, wenn sie manipuliert werden sollen, weil man sie bei Spiegel-Online für naiv hält.



3. Das Forum Soziale Inklusion ist unter anderem ein Versuch, die grassierende Identitätspolitik zu überwinden, indem man dort auf die berechtigten Anliegen sowohl von Frauen als auch von Männern schaut. Einen Identitätspolitiker aus echtem Schrot und Korn macht so etwas natürlich kirre. Insofern passt hier ein aktuelles Interview der "Welt" mit dem linken Politiker Bernd Stegemann) (einem Mitstreiter von Sarah Wagenknecht) zu eben jener Identitätspolitik und ihren Folgen (Bezahlschranke). Ein Auszug aus dem Gespräch:

Stegemann: Eine Einhegungsstrategie, um sich in dem ganzen Alarm zurechtzufinden, besteht in der Bildung von Inseln der Einigkeit. Hier kommt die Identitätspolitik ins Spiel. Durch ihre Simulation von Übersicht vermittelt sie dem Einzelnen Hoffnung: "Ah, hier ist meine Community, hier sind wir einer Meinung." Durch die Inselbildung betreibt sie aber Spaltungen. Das erinnert an archaische Gemeinschaften, die sagen: "Wir sind wir, weil wir die gleiche Religion, das gleiche Aussehen, die gleiche nationale Herkunft oder die gleiche Kränkungserfahrung haben." Das "Wir" wird gefeiert. Und das hat zur Folge, dass alle anderen abgestoßen und in Differenz gesetzt werden. Das ist ein totaler Rückschritt hinter das, was die bürgerliche Öffentlichkeit mal war, wo jeder hineingehen und sagen konnte: "Ich habe eine eigene Meinung, und ich akzeptiere, dass die anderen eine andere Meinung haben, und wir einigen uns darauf, dass wir uns gegenseitig zuhören."

Die Retribalisierung durch die Identitätspolitik führt dazu, dass die Leute sich nicht mehr gutwillig begegnen, sondern böswillig auf die anderen schauen. Sie suchen das größtmögliche Missverständnis und die größtmögliche Konfrontation, weil das ihren inneren Zusammenhalt stärkt. Die eigene Gruppe scheint wichtiger zu sein als das Gesamte der Öffentlichkeit. So zerfällt der geteilte Raum immer mehr, und die Menschen zerstreiten sich.

(…) WELT: Das Argument der identitätspolitisch Bewegten ist fast spiegelbildlich. Auch sie werfen der Öffentlichkeit vor, die wahren Beweggründe zu verschleiern: "Was ihr als konsensuelle Öffentlichkeit lobt", sagen sie, "ist in Wahrheit die Verschwörung alter weißer Männer, ihre Macht zu sichern, und zwar zuungunsten von Frauen und Migranten." Was entgegnen Sie?

Stegemann: Diese Kritik vermengt zwei verschiedene Ebenen. Auf der einen Seite nimmt sie die universalistischen Rechte der Gleichheit und bestreitet jetzt, weil sie in der Geschichte der letzten 250 Jahre noch nicht vollumfänglich durchgesetzt sind, den universellen Charakter dieser Rechte. Daraus folgert sie, sie seien offensichtlich nicht universell, sondern nur Ausdruck der Partikularinteressen der weißen Männer. Das ist aber ein unzulässiger Schluss. Das Ideal des Universalismus zielt auf die Zukunft: So sollte es sein. Dass das dann in verschiedenen historischen Epochen noch nicht der Fall ist, ist kein Argument gegen die Qualität der Idee. Wenn sie diese Idee aber bestreitet, sägt Identitätspolitik am Ast, auf dem sie sitzt: Denn mit welcher Begründung will sie ihre Interessen durchsetzen, wenn nicht mit der Idee der universellen Gleichheit? Wenn man die Unlogik der Identitätspolitik zu Ende denkt, steht anstelle des Universalismus nur noch der Kampf von verschiedenen Interessengruppen. Dann gute Nacht, Marie.

WELT: Diese Weltsicht befindet sich auch im Widerspruch zur Realität. Wenn die alten weißen Männer wirklich so böse und mächtig wären, gäbe es erheblich weniger Professuren, Bücher und Talkshows, die die Identitätspolitik unterstützten. Die würden einfach unterdrückt.

Stegemann: Das "Wir zuerst" der Identitätspolitik führt zu einem Weltzustand, den sich niemand wünschen kann.

WELT: Vor ein paar Tagen hat sich das sogenannte Netzwerk Wissenschaftsfreiheit gegründet, um gegen die empfundenen Zumutungen aus dieser Richtung zu protestieren. Ein angemessener Schritt?

Stegemann: Ich finde bemerkenswert und aufschlussreich, dass sofort die üblichen Reaktionen kamen: "Das gibt es alles nicht, da wird ein Phantom an die Wand gemalt." Der Anlass zur Beschwerde wird also arrogant geleugnet. Wenn sich eine Gruppe von Wissenschaftlern zusammenfindet, um auf der Basis von Alltagserfahrungen an den Universitäten von bedenklichen Tendenzen zu berichten, müsste eine funktionierende, an Freiheit orientierte Öffentlichkeit doch erst einmal aufmerksam zuhören. Stattdessen werden die Berichte aus der Praxis in Bausch und Bogen als Blödsinn abgetan. Und die Unterzeichner werden automatisch in eine rechte, wenn nicht sogar rechtsradikale Ecke gerückt. Die Reaktionen beweisen also, dass die Klagen berechtigt sein könnten. Denn diese abwertenden Reaktionen sind es ja gerade, die sie beschreiben: Wenn man einen bestimmten Freiheitsbegriff vertritt, wird man dafür automatisch diffamiert.


Mit dem Begriff der Diffamierung wären wir wieder bei Marc Röhligs Spiegel-Online-Artikel über das Forum Soziale Inklusion.



4. In der Tagespost berichtet Professor Peter Hoeres über die Entwicklungen beim "Netzwerk Wissenschaftsfreiheit". Ein Asuzug:

Fast jeder der Unterzeichner konnte bei den Vorbereitungstreffen von Erfahrungen mit Pressionen, Drohungen und Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit erzählen, von mehr oder weniger subtilen Signalen über die Erwünschtheit und Unerwünschtheit wissenschaftlicher Positionen über Rufmord im Netz und Drohungen bis hin zu körperlicher Gewalt. (…) Neben sehr viel Zuspruch und sachgerechter Berichterstattung wurden in den sozialen Netzwerken und von einigen Journalisten sogleich erwartbare Vorwürfe erhoben: Es meldeten sich mit dem Netzwerk doch privilegierte Männer (Frauen sind allerdings auch dabei), die ständig zu Wort kämen. Dabei wird ganz übersehen, dass es natürlich nicht nur um die arrivierten Gründer des Netzwerkes und deren Eigeninteresse geht. Tatsächlich, dies gibt es auch noch im Zeitalter der Identitätspolitik, geht es um die Scientific Community im Ganzen, die dortigen Diskursregeln und die freie Entfaltung des Nachwuchses. Für diesen ist oftmals nicht mehr eine freie wissenschaftsimmanenten Kriterien folgende Entwicklung möglich, da Cancel Culture und politisch motivierte Ad-personam-Kritik abweichende Forschungsansätze und Positionen stigmatisieren.

(…) "Tote weiße Männer" dürfen in manchen Lehrplänen für Kunstgeschichte, Philosophie oder Politische Theorie keine Rolle mehr spielen. Dieses wissenschaftsfeindliche Klima schwappt derzeit aber nach Deutschland über, zunächst an die Humboldt Universität in Berlin, aber auch schon an viele andere Universitäten. (…) Wer also meint, dass es das beschriebene Problem nicht gibt, hat offenbar noch nie den Pfad des linken Mainstreams verlassen. Wissenschaft besteht aber in der Herausforderung eingefahrener Meinungen und hergebrachter Erkenntnisse. Nur dann kann sie Neues und Interessantes hervorbringen.


Gerade die feministisch beeinflussten Fächer benötigen seit langem eine maskulistische Ergänzung, um wieder ins Gleichgewicht zu finden und überhaupt die Debatte wieder mit frischem Wind zu beleben, statt in rigiden Denkstrukturen erstarren zu lassen. Diese Entwicklung wird aber durch die beschriebenen Anfeindungen beharrlich verhindert.



5. Ein lesenswerter Artikel im Tagesspiegel, "Wenn KommunikationswissenschaftlerInnen zu viel gendern", berichtet über studentische Attacken auf einen Kommunikationswissenschaftler, der das Gender-Deutsch als "latent manipulativ, unausgewogen, latent ideologisch, polarisierend und zudem an falscher Stelle sprachsensibel" ablehnt.



6. Hier hingegen kann man/frau/trans nur "Bravo!" rufen: Die Hamburger Polizei gendert vorbildlich.



7. Dorothee Bär (CSU) plädiert für eine Frauenquote bei der Förderung von Startups.



8. Kommen wir zu einem Blick in eines unserer Nachbarländer:

Fast ungehört von der Öffentlichkeit hat sich in der Schweiz beim Familienrecht in den vergangenen Monaten einiges faktisch verändert: Nach der jüngsten Veröffentlichung bestätigen nun bereits drei Urteile des Bundesgerichtes die alternierende Obhut bei Vorliegen eines entsprechenden Antrags als erste Wahl bei Familien mit minderjährigen Kindern, die von Trennung und Scheidung betroffen sind.


Hier geht es weiter.



9. Die Schauspielerin Halle Berry schimpft über die Ansprüche ihres Partners auf Kindesunterhalt als Form von "Erpressung":

Berry postete am Samstag ein Zitat auf ihrem Instagram-Konto, das lautete: "Frauen schulden euch einen Scheiß", was eine hitzige Debatte im Kommentarbereich über traditionelle Geschlechterrollen und Erwartungen auslöste. Die Schauspielerin schrieb Berichten zufolge in einem inzwischen gelöschten Kommentar: "Es braucht täglich große Stärke, um es zu bezahlen. Und übrigens ist es falsch und es ist Erpressung!" Auf die Frage eines Fans, ob sie denke, dass es auch falsch sei, wenn Männer Alimente und Kindesunterhalt zahlen, fügte Berry hinzu: "Ich werde mich nicht zu Alimenten äußern, da ich nie darum gebeten habe, noch habe ich sie jemals bezahlt. Aber was den Kindesunterhalt angeht, kann ich mich dazu äußern, da ich ihn nun schon seit einem Jahrzehnt zahle."

Sie fuhr fort: "Ich denke, wenn eine Frau oder ein Mann Unterhalt zahlen muss, der weit über dem angemessenen Bedarf liegt, um das Kind zu UNTERSTÜTZEN, halte ich das für falsch! Ich verstehe, dass einige Eltern (Mann oder Frau) Hilfe brauchen, aber ich denke auch, dass in diesen modernen Zeiten sowohl Männer als auch Frauen die Verantwortung haben, sich finanziell um ihre Kinder zu kümmern und hart zu arbeiten und jede Anstrengung zu unternehmen, dies zu tun. So wie viele Gesetze aufgebaut sind, ist es Menschen erlaubt, Kinder zu BENUTZEN, um Geld zu bekommen, um einen Lebensstil zu führen, den sie nicht nur nicht verdient haben, sondern der weit über die angemessenen Bedürfnisse des Kindes hinausgeht, und das ist 'das Falsche' und wo ich den Missbrauch sehe."


Großartig. Sobald Frauen in die Situation von Männern kommen, schreien sie Zeter und Mordio über ihre unfaire Behandlung.

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