Donnerstag, Dezember 17, 2020

Sexismus!? Hitzige Debatte um Wiener Klotür – News vom 17. Dezember 2020

1.
Auf Twitter gingen bereits vor einigen Tagen die Wogen extrem hoch. Im Hotel Donauwalzer in Wien-Hernals sorgten die Aufschriften auf zwei Klo-Türen für eine hitzige Sexismusdebatte. Während auf dem Herren-WC die Aufschrift "Bla" angebracht wurde, ist das Damen-WC mit "Bla bla bla" gekennzeichnet.

Dieser Umstand entfachte eine Diskussion, die unzählige User in zwei Lager teilte. Während die einen gleich einen Preis für die "sexistischste Toilette" vergeben wollten, sahen nicht wenige andere das Ganze eher mit Humor. Noch zwei Tage nach dem ersten Posting am 7. Dezember gaben User ihren ganz persönlichen Senf zu der Klo-Tür ab, die ohne Zweifel die Gemüter erhitzte.


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2. Während sich die üblichen Social Justice Warriors schon moralisch erhaben fühlen, weil sie eine Toilettentür anprangern, beherbergt eine Hamburger Hotelmanagerin seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Obdachlose.



3. Patricia Hecht kann es in der "taz" immer noch nicht fassen, dass nicht-feministische Männer-Aktivisten vom Familienministerium 400.000 Euro erhalten. Der Beitrag liefert keine nennenswerten neuen Informationen, die einen eigenen Artikel rechtferigen würden, sondern käut im Wesentlichen die bisherigen Beiträge Hechts zu diesem Thema wieder. Ob sie noch unter dem Weihnachtsbaum mit den Zähnen knirschen wird?

Wir springen deshalb gleich zu den Kommentaren unter dem Artikel, die zeigen, dass die Leser einmal mehr weiter sind als die Redaktion:

Fakt ist: es gibt mittlerweile gesellschaftspolitische Felder, auf denen Männer gegenüber Frauen systematisch benachteiligt sind. Genannt seien nur die völlige Abwesenheit von Hilfen bei häuslicher Gewalt gegen Männer (hier werden Männer immer noch stereotyp als Täter dargestellt - auch in diesem Artikel - obwohl auch durchaus viele Männer Opfer sind), familienrechtliche Hilfestellung nach Trennung, mangelnde Männerquoten in Bereichen wie Erziehung und Pflege und vieles mehr. Wer Gleichberechtigung will, sollte beachten, dass am Schluss des Prozesses alle gleich sind - und nicht etwa mindestens gleich, im Zweifel aber gern auch bevorzugt.

Ich würde mir wünschen, die taz legte eine ähnlich kritische Haltung an den Tag, wenn es um die Finanzierung feministischer Initiativen geht, die offen männerfeindlich eingestellt sind (die gibt es ja durchaus). Dieses ständige Gegeneinander bringt uns als Gesellschaft nicht weiter - im Gegenteil. Es gilt, einen zu echter Gleichberechtigung führenden Mittelweg zu fördern - und zwar Gleichberechtigung für alle Identitäten, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Status ...

Man kann über die Positionen des FSI durchaus geteilter Meinung sein. Dass aber alle gesellschaftlichen Gruppen in gleichem Maße gefördert werden sollten, sehe ich als selbstverständlich an. Speziell bei der Vertretung spezifisch männlicher Themen sehe ich da durchaus noch Bedarf.


Ich kann im Artikel keine Details finden, was wirft man dem Verein denn inhaltlich vor?


Bei seinem Interview beim Herrn Arne Hoffmann/Genderama gibt Riedmeier folgend an:

"Die Gesamtfassung des Einzelplans 17 des Bundeshaushalts (Budget des BMFSFJ für 2021 mit 13 Milliarden Euro) lag dem zuständigen Bundesministerium ca. zehn Tage lang zur Prüfung vor. Es wurde intensiv über den Antrag von Forum Soziale Inklusion zwischen den haushaltspolitischen Sprechern und Vertretern (m/w) des Ministeriums diskutiert. "

So unbeteiligt war das Ministerium offensichtlich nicht.


Ich bin gerne bereit, auch zukünftig die in den "taz"-Artikeln noch fehlenden relevanten Informationen nachzuliefern, möchte dann allerdings auch im Artikel selbst erwähnt werden. Um bei Interesse die Details zu besprechen, wenden Sie sich bitte an meine Medienabteilung.

Gut, ich ironisiere das hier, aber das sollte nicht verdecken, dass anhaltende Rufschädigungen, wie sie aktuell gegen die Mitglieder des Forums Soziale Inklusion stattfinden, oft ganz reale Folgen für die Opfer haben. In den siebziger Jahren wurde diese Form des Journalismus im Fall der Bild-Zeitung noch massiv kritisiert; Heinrich Böll hat darüber mit "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" einen vielbeachteten Roman geschrieben. Fast ein halbes Jahrhundert später gehören derartige Praktiken bei einer ganzen Reihe von Zeitungen zum Tagesgeschäft.

Dabei ist es nur EIN nicht dezidiert feministischer Verein, der für seinen Einsatz für Jungen und Männer jetzt auch vom Frauenministerium gefördert wird. Einer! Nirgendwo droht Gleichberechtigung! Insofern wäre es für einige Leute höchste Zeit, allmählich von den Bäumen runterzukommen.



4. Auch der Gymnasiallehrer und Blogger Lucas Schoppe nimmt sich dieses Themas in seinem aktuellen Beitrag an:

Der kleine gemeinnützige Verein "Forum Soziale Inklusion" wird im gerade beschlossenen Haushalt des Familienministeriums mit 400.000 Euro gefördert werden. Er setzt im Unterschied zu vielen etablierten Gruppen der Geschlechterpolitik auf eine Kooperation anstatt auf Konfrontation zwischen den Geschlechtern, und so hat er auch entschiedene politische Gegner. Ein irritierend selbstverständliches Zusammenspiel von Politikerinnen, Journalistinnen, scheinbar unabhängigen Aktivisten und Lobbyistinnen hat nun das Ziel, diesen Verein möglichst nachhaltig zu diskreditieren.

Da der Verein allerdings Positionen bezieht, die demokratisch, menschenfreundlich und an der Idee der Geschlechtergerechtigkeit orientiert sind, greift dieser Versuch auf substanzlose Vorwürfe zurück. Im modischen Sprachgebrauch: Er wird mit Fake News befeuert.

Ich bin Mitglied im Forum Soziale Inklusion und kenne die dort handelnden Personen gut, und so habe ich die Möglichkeit, die häufigsten dieser Fake News richtigzustellen. Das ist mir auch deswegen wichtig, weil mich die Skrupellosigkeit ärgert, mit der hier – aus etablierten Herrschaftspositionen des politischen Diskurses heraus – gezielt diskreditierende Falschinformationen über einen kleinen gemeinnützigen Verein verbreitet werden.


Hier geht es weiter. Nachdem Schoppe Punkt für Punkt die diversen Falschbehauptungen widerlegt, die derzeit gegen das Forum Soziale Inklusion im Umlauf sind, kommt er auf das gestern von Genderama angerissene Problem zu sprechen, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich mit derlei abstrusen Behauptungen ernsthaft auseinanderzusetzen. Schoppes Befund:

Der österreichische Rechtsaußen Jörg Haider hat seine politischen Gegner – so stellte es jedenfalls zu Haiders Lebzeiten einer dieser Gegner im Interview dar – mit einem eingeübten Diskursmanöver zur Verzweiflung getrieben, das ebenso skrupellos wie effektiv ist. Er reihte ganz selbstverständlich so viele Falschdarstellungen hintereinander, dass er seine Gegner damit vor eine sehr unglückliche Entscheidung stellte.

Sie konnten dann nämlich seine Darstellungen entweder Stück für Stück korrigieren, mussten dabei dann aber auch über jedes Stöckchen springen, dass er ihnen hinhielt, und sie kamen kaum dazu, souverän ihre eigene Position darzustellen.

Oder sie mussten Falschaussagen unkommentiert stehen lassen, wenn sie sich auf die Darstellung ihrer eigenen Position konzentrieren wollten.

Kemper, Reinhardt, Hecht, Schauws und andere agieren nun ähnlich wie Haider. Es ist eine Funktion des vorliegenden Beitrags, andere davon zu entlasten, Unterstellungen und Falschaussagen in jedem Einzelfall erneut widerlegen zu müssen, und ihnen die Möglichkeit zu geben, einfach auf diesen Text zu verweisen.




5. Während inzwischen auch CNN die Entführung von Schuljungen durch Boko Haram aufgreift, blamiert sich die Tagesschau damit, dass sie in der Überschrift ihrer Meldung darüber zunächst fälschlich von Schülerinnen spricht. Klar, mag man sich in der Redaktion dort gedacht haben: Wenn über solche Taten berichtet wird, dann doch nur, wenn es um weibliche Opfer geht. Die Überschrift wird später korrigiert.



6.
Eine Depression ist nicht gleich Depression – vor allem die Bewältigungsstrategien von Frauen und Männern unterscheiden sich deutlich. Männern neigen eher dazu, psychotherapeutische Hilfe abzulehnen. Wie hier mit einem geschlechtssensiblen Ansatz dennoch eine psychotherapeutische Versorgung ermöglicht werden kann, beleuchtet ein neues Fachbuch, mit verfasst von Prof. Georg Schomerus, Direktor der Klinik für Psychiatrie am UKL.


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