Donnerstag, November 12, 2020

Söder für Frauenquote in Dax-Vorständen – News vom 12. November 2020

1. Die Tagesschau berichtet:

In der Debatte über mehr Gleichberechtigung in Führungsetagen hat sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder für eine Frauenquote in Vorständen von Dax-Unternehmen ausgesprochen. "Ich bin für die Frauenquote. Ich bin übrigens auch dafür - das sage ich hier sehr deutlich - dass wir bei den Gesetzen, die jetzt in Berlin gemacht werden mit Vorständen, dass wir uns da jetzt noch mal einen Ruck geben und das dann auch vernünftig umsetzen müssen", sagte er nach Angaben der "Zeit" bei einer digitalen Veranstaltung der Wochenzeitung.

Das Argument, man könne "nicht vorschreiben, ob in einem Dax-Vorstand eine Frau ist", überzeuge ihn nicht, so Söder weiter. "Es gibt hoch qualifizierte Männer und Frauen in unserem Land und genauso viele Frauen wie Männer, die diese Jobs locker machen können. Ich denke, wir müssen ein Signal setzen, weil es auch eine Vorbildfunktion für die vielen jungen Frauen in unserem Land hat."


Hm. Wie kommen so viele Bürger nur dazu, dass sich die großen Parteien politisch kaum noch voneinander unterscheiden und alle dieselbe Einheits-Soße servieren, so dass man kaum noch eine echte Wahlentscheidung treffen kann?

Das Politik-Magazin "Cicero" kommentiert Söders Vorstoß so:

Dass Grüne und Sozialdemokraten jubeln, wenn ausgerechnet der CSU-Chef ihre Forderungen übernimmt, versteht sich von selbst. Freilich segelt die CDU/CSU schon seit längerer Zeit vor dem feministischen Wind. Bereits die letzte Große Koalition hat 2015 eine 30-Prozent-Frauenquote für die Aufsichtsräte der DAX-Konzerne beschlossen.

Die Rechnung der Wirtschafspolitiker in der Union, auf diese Weise eine ähnliche Vorstandsquote verhindern zu können, ging freilich nicht auf. Im Gegenteil: Weil es bei den Aufsichtsräten so schön geklappt hat, wollen die links-grünen Quoten-Fans mit Unterstützung von "Modernisierer*innen" aus der Union noch mehr. Und Söder setzt sich jetzt an die Spitze der Bewegung.

Es darf bezweifelt werden, dass Söder von morgens bis abends darüber sinniert, wie man mehr Frauen in Spitzenpositionen bringen kann – und zwar auch gegen den Willen der Eigentümer von Unternehmen, also gegen den Willen der Aktionäre. Dem Strategen aus München geht es wohl mehr um die Wirkung solcher von den Mainstream-Medien kräftig unterstützten Forderungen – für seinen Ruf, für das Image der CSU und – vorsorglich – für mögliche Koalitionsverhandlungen mit den Grünen nach der nächsten Bundestagswahl. Mit einem angegrünten Söder täte sich die Öko-Partei sicher leichter als mit einem, der es wagt, sich beim Thema Quoten gegen den medialen Zeitgeist zu stellen.

(…) Ob sich die Mitarbeiterinnen in den Quoten-Unternehmen heute glücklicher fühlen als vor ein paar Jahren? Werden Frauen in Quoten-Unternehmen inzwischen besser bezahlt oder stärker gefördert? Sind die Umsätze und Gewinne der von mehr Frauen beaufsichtigten Unternehmen stärker gewachsen als in mehr oder weniger frauenlosen Gesellschaften? Hat also die ganze Volkswirtschaft davon profitiert, dass heute mehr Frauen in Aufsichtsräten sitzen als vor ein paar Jahren? Die Tatsache, dass es auf diese Fragen keine empirisch untermauerten Antworten gibt, spricht für sich selbst.


Tatsächlich gibt es starke Hinweise darauf, dass eine Frauenquote im Management Mitarbeiterinnen in unteren Positionen keienswegs nutzt und eine solche Quote die Karriere kompetenter Frauen nicht anstoßen kann. Einen Politiker, dem es allein um die Frage der Macht und der medialen Außenwirkung geht, braucht das alles allerdings nicht zu interessieren.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert Söders Vorstoß in dem Artikel "Niemand liebt den Zeitgesit so wie er."

Mit welchem Recht mischen sich Politiker in diese Personalauswahl ein? Die meisten haben nie in der freien Wirtschaft gearbeitet und können gar nicht wissen, welche Faktoren für unternehmerischen Erfolg entscheidend sind. Indem sie als Laien ein rein äusserliches und zudem einheitliches Kriterium oktroyieren, das die realen und ganz individuellen Erfolgskriterien überlagert, schaffen sie bestenfalls eine unnötige Bürokratie. Schlimmstenfalls sorgen sie dafür, dass wegen des Quotenzwangs im Einzelfall nicht immer die am besten geeignete Person in den Vorstand aufgenommen werden kann und so die Qualität des Managements und mit ihr der Erfolg des Unternehmens sinkt.

Auch der Rest des Söderschen Appells besteht, man kann es leider nicht freundlicher ausdrücken, aus Phrasen. Natürlich gibt es hochqualifizierte Männer und Frauen in Deutschland, aber daraus abzuleiten, dass genauso viele Frauen wie Männer "diese Jobs locker machen können", ist eine abwegige Behauptung. Was, bitte, sind denn "diese Jobs"? Jeder Konzern ist anders. Keine Branche gleicht der anderen. Hier und dort mag es viele Frauen geben, die für einen bestimmten Vorstand infrage kommen, anderswo nicht. In Industrieunternehmen besteht ein Vorstand beispielsweise oft aus Naturwissenschaftern und Ingenieuren, weil deren Fachwissen essenziell ist. Könnten Managerinnen mit den gleichen Kenntnissen ebenso gut führen? Keine Frage. Aber es gibt in vielen Firmen einfach nicht genug von ihnen, und diese Schieflage ist schon im Ungleichgewicht der Geschlechter in den Studiengängen angelegt.

Konzernen eine Quote zu verordnen, wäre auch auf individueller Ebene ungerecht. Wenn eine Frau einem besser qualifizierten Mann vorgezogen würde, weil ein frei werdender Vorstandsposten eben mit einer Frau besetzt werden muss, dann hätte dieser Mann nicht nur weniger Chancen als sie, er hätte gar keine Chance gehabt.

(…) Wenn man sich die ganze Podcast-Sendung anhört, dann setzt sich noch ein anderer Eindruck fest, und der passt zu dem Eindruck, der sich in den vergangenen Monaten Schritt für Schritt verstärkt hat: Markus Söder ist ein autoritärer Politiker. Nicht im Sinne von: Der führt seine Partei straff; daran wäre nichts auszusetzen. Es ist etwas anderes: Söder misstraut dem Souverän. Er masst sich an, das freie Spiel der gesellschaftlichen Kräfte in eine, also seine "Grundrichtung" lenken zu können. Das fing mit den "Zügeln" an, die er im Umgang mit der Pandemie anziehen wollte, und es geht hier nahtlos weiter.


Womit er mit einem autoritären Feminismus und autoritären Leitmedien völlig im Einklang ist.



2. Gegen den deutschen TV-Moderator "Elton" gibt es Sexismusvorwürfe:

Seit zehn Jahren moderiert Elton nun schon die Sendung "1,2 oder 3". Am kommenden Samstag flimmert dann seine Jubliläumssendung über die Mattscheibe. Dazu gratulierte ihm nun auch der FC St. Pauli, den der Hamburger Moderator als Fan unterstützt, und schickte ihm eine Videobotfschaft. (…) Rund eine Stunde war der Beitrag online – dann wurde er vom Kiezklub wieder gelöscht.

Der Grund: Innerhalb weniger Minuten waren zahlreiche St. Pauli-Fans erzürnt über die Glückwünsche. Unter dem Video gab es mehrere Kommentare, die Elton vorwarfen, sich nicht mit den Werten des FC St. Pauli zu identifizieren. Insbesondere beschuldigten die Anhänger den Hamburger TV-Star, sich zuletzt häufig sexistisch geäußert zu haben.

Auch nach dem Löschen des Beitrags sorgte die Aktion weiter für Diskussion im Netz. "Ein Typ, der omnipräsent in der Öffentlichkeit steht und dort mit sexistischen Sprüchen um sich wirft, wird vom Verein gefeiert", kritisierte ein Nutzer. Ein anderer befand: "Elton ist nicht witzig. Elton ist mindestens ein Sexist und hat die Werte des #fcsp und seiner Fanszene schon so oft mit Füßen getreten."

Unter anderem kam die jüngste Ausgabe zwischen Ex-Fußballtorhüter Tim Wiese und Football-Coach Patrick Esume bei den Zuschauern nicht gut an. "1.90m groß, 100kg schwer, heute mal wieder echte Kerle", wurde die Show von Elton nach zuvor zwei Sendungen mit Frauen-Duellen anmoderiert. Es folgten klischeehafte Männer-Spiele um Autos erraten, Kabel verlegen oder ein Spiel mit dem Namen "Rein und raus".


~ Das ist alles entsetzlich. Es kann nur an unserer patriarchalen Gesellschaft liegen, dass man einen derart offenkundigen Frauenhasser überhaupt noch öffentlich auftreten lässt. ~



3.
Die Bundesanwaltschaft lässt eine Linksextremistin aus Leipzig festnehmen. Lina E. ist erst 25 Jahre alt und Studentin. Ihre Aktionen aber sollen gewalttätig gewesen sein.


In dem Artikel "25 Jahre alte Studentin soll linksextremistische Gruppe anführen" heißt es weiter:

Das Register an Straftaten, das ihr vorgehalten wird, reicht zudem von gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und besonders schwerem Hausfriedensbruch über räuberischen Diebstahl bis zur Urkundenfälschung. Die Gruppe, die seit Anfang 2019 besteht und höchst konspirativ agieren soll, hat sich offenbar darauf spezialisiert, vermeintliche oder tatsächliche Mitglieder der rechtsextremistischen Szene auszumachen und anzugreifen. Sie gilt damit als ein Beispiel für eine neue Tendenz klandestin operierender Kleinstgruppen im linksextremistischen Spektrum, die gezielt Gewalt gegen Personen anwenden und damit den früheren Konsens der Szene aufgegeben haben, Gewalt nur gegen Sachen anzuwenden.


Unter anderem soll die Festgenommene mit ihren Leuten die Besucher einer "rechten" Kneipe und später auch deren Betreiber überfallen haben. Dabei setzte sie, so heißt es, Reizgas gegen den Mann ein, während Mittäter mit Schlagstöcken, einem Hammer, einem Radschlüssel und Stangen auf ihn einschlugen.

Man sieht hier zwar anschaulich, dass kriminalstatistisch die wirklich harte Gewalt mal wieder von Männern ausgeht. Trotzdem schreitet die Emanzipation der Frau offenkundig voran, und die gewohnten Geschlechterklischees taugen nichts mehr.

Als angeblich "Rechte" werden bekanntlich auch Männer-Aktivisten von Komplizen und Bewunderern solcher Verbrecher in Artikeln der "Qualitätspresse" als denkbare Zielscheiben markiert. Immerhin halten sich die Verfasser solcher Beiträge aber noch mit offenen Aufrufen wie "Denen könnte man ruhig auch mal die Fresse polieren" zurück.

In dem verlinkten Artikel heißt es weiter:

Ziel sei in den meisten Fällen Einschüchterung – nicht nur der angegriffenen Person, sondern auch des Umfelds oder der Gruppierung, die sie aus linksextremistischer Sicht repräsentiert. Auch "im Kampf gegen tatsächliche oder nur als solche ausgemachte Rechtsextremisten zeugen die Taten von einer gewachsenen Gewaltbereitschaft". Schwere Körperverletzungen der Opfer "bis hin zum möglichen Tod" würden billigend in Kauf genommen. Bei der Radikalisierung im gewaltbereiten linksextremistischen Milieu komme Sachsen mit der Leipziger Szene eine besondere Rolle zu. Allerdings handele auch die dortige linksextremistische Szene "nicht autark, sondern verfügt über eine bundesweite Strahlkraft und Verbindungen zumindest nach Berlin, Hamburg und Hessen".




4. Wenigstens mal eine gute Nachricht: Obdachlose sollen bei der Corona-Impfung bevorzugt werden. Sie seien in "einer sozialen Lebenslage, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung erschwert", so der Deutsche Ethikrat, die Ständige Impfkommission und der Wissenschaftsakademie Leopoldina. Entscheidend für eine Bevorzugung bei der Impfstoffvergabe sei "eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit, im Falle einer Erkrankung intensivmedizinische Behandlung zu benötigen, schwerwiegende bleibende Schäden zu erleiden oder zu versterben." Zwischen achtzig und neunzig Prozent aller Obdachlosen sind männlich.



5. Eine Petition, die Schauspielerin Amber Heard, die gegen ihren Ehemann Johnny Depp gewalttätig geworden war, aus dem Film "Aquaman 2" heraus zu nehmen, nähert sich einer Million Unterschriften an.



6. Das Blog "Papalapapi" bespricht das Buch "Kann ich nicht sagen, muss ich nackt sehen – Was Männer über Beziehung, Sex und Liebe denken".



7. Vor der US-Wahl hatte Joe Biden erklärt, wenn er Präsident würde, würde er die fairen Prozesse an Universitäten, wenn sexuelle Übergriffe behauptet werden, wieder außer Kraft setzen. Diese fairen Prozesse waren unter Trumps Bildungsministerin Betsy DeVos neu etabliert worden, nachdem sie unter der Regierung Obama (mit Biden als Vize) abgebaut worden waren. Aber kann Biden so einfach in die Situation der Obama-Jahre zurückkehren, als die Rechte männlicher Studenten besonders wenig gegolten hatten? Das liberale Magazin "Reason" hat sich das genauer angeschaut. Ein Auszug aus dem Artikel:

"Viele der Schutzvorkehrungen für ein ordnungsgemäßes Verfahren, wie das Recht auf eine Live-Anhörung und das Recht auf zumindest eine Art von Kreuzverhör, sind Dinge, die von den Gerichten als entscheidend für ein ordnungsgemäßes Verfahren und sogar für vertragliche Versprechen grundlegender Fairness angesehen werden", sagte Samantha Harris, Rechtsanwältin und Senior Fellow bei der Foundation for Individual Rights in Education. "Ein neues Bildungsministerium kann also nicht einfach herkommen und sagen 'okay, wir sind wieder Einzelermittler', ohne mit zahlreichen Gerichtsurteilen aus dem ganzen Land in Konflikt zu geraten."

Sogar die Gegner der neuen Regeln räumen ein, dass sich die Universitäten auf absehbare Zeit daran halten müssen. Jackie Gharapour Wernz, ein ehemaliger Bürgerrechts-Anwalt, der sich wünscht, dass die neuen Regeln "keinen Tag länger" existieren würden, merkt trotzdem an, dass "die Risiken eines Rechtsstreits für Bildungseinrichtungen, wenn sie sich nicht an die Anforderungen eines ordnungsgemäßen Verfahrens nach den weiterhin geltenden Regeln halten, zu groß sind, um sie einzugehen".

Harris meint dagegen, dass es ein schwerer Fehler wäre, wenn sich die Biden-Administration auf die früheren Standards zurückziehen würde, selbst wenn dies möglich wäre.

"Wir können nicht in eine Ära zurückkehren, in der eine Anklage gleichbedeutend mit Schuld ist, in der Studenten des Campus verwiesen werden, ohne dass es auch nur eine Anhörung oder die Möglichkeit gibt, alle Beweise gegen sie zu sehen, in der Ermittler und Diskussionsteilnehmer mit vorurteilsbehafteten Materialien geschult werden, die auf Geschlechtsstereotypen beruhen", sagte sie. "Grundlegende Fairness sollte kein politisches Thema sein".

Wenn Biden die Uhr zu einem ordnungsgemäßen Verfahren zurückdrehen würde, wäre das etwas ironisch, da der designierte Präsident selbst des unangemessenen Verhaltens beschuldigt wurde und wohl von der Art von Unschuldsvermutung profitiert, die unter der von der Obama-Regierung herausgegebenen Anleitung ernsthaft bedroht war.


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