Dienstag, November 03, 2020

Johnny Depp verliert im "Ehefrauen-Schläger"-Prozess – News vom 3. November 2020

1. Der Schauspieler Johnny Depp hat in einem millionenschweren Prozess gegen das britische Boulevardblatt "Sun" eine Niederlage erlitten:

Der 57 Jahre alte Schauspieler hatte gegen den Verlag wegen eines Artikels geklagt, in dem behauptet wurde, er habe seine Ex-Frau Amber Heard (34) körperlich misshandelt. Depp bestreitet das. (…) Nach sorgfältiger Abwägung der Aussagen sei er zu dem Schluss gekommen, dass "die große Mehrheit der vorgeworfenen Übergriffe" eher wahr als unwahr gewesen seien, erklärte nun Richter Nicol. (…) Die Klage werde daher abgewiesen. Beide Seiten könnten sich schriftlich dazu äußern.

Ein Sprecher der "Sun" dankte dem Gericht für seine "bedeutende Entscheidung" und der Schauspielerin Amber Heard für ihren Mut, so umfassend vor Gericht auszusagen. "Opfer von häuslicher Gewalt dürfen niemals zum Schweigen gebracht werden", sagte er.


Für viele Beobachter kam dieses Urteil überraschend, nachdem zunächst geheim gehaltene Aufnahmen an die Öffentlichkeit gelangt waren, in denen Amber Heard zugab, Johnny Depp geschlagen zu haben, ihn als "fucking baby" beschimpfte, wenn er sich aus konfliktgeladenen Situationen zurückzog, und ihn damit verhöhnte, ihm als männlichem Opfer häuslicher Gewalt würde ein Gericht sowieso niemals glauben. In der deutschen Berichterstattung über den Konflikt zwischen Heard und Depp blieben diese Aufnahmen fast durchgehend unerwähnt; Genderama hingegen berichtete sehr ausführlich.

Das britische Boulevardblatt "Sun" zeigte über den Ausgang des Prozesses Genugtuung:

Ein Sprecher der Zeitung sagte: "Die Sun hat sich seit über 20 Jahren für die Opfer von häuslicher Gewalt eingesetzt. Opfer häuslicher Gewalt dürfen niemals zum Schweigen gebracht werden, und wir danken dem Richter für seine sorgfältige Überlegung und danken Amber Heard für ihren Mut, vor Gericht auszusagen."

(…) Unterdessen warnten PR-Experten heute davor, dass dem Star ein harter Kampf bevorstehe, um seinen angeschlagenen Ruf wiederherzustellen.

Mark Borkowski, der eine Vielzahl von Stars vertritt, sagte: "Sein Ruf ist in Trümmern. Nachdem er diesen Verleumdungsfall verloren hat, wird er immer als Frauenschläger bekannt sein. Jedes Mal, wenn er von einem Journalisten interviewt wird, wird er danach gefragt werden, ob er ein Frauenschläger ist. Es konnte nicht schlimmer für ihn kommen. Hollywood ist sehr gewinnorientiert und geht mit seinem Geld ein Risiko ein. Diejenigen, die Filmfranchises machen, werden das Risiko mit Depp nicht eingehen wollen. Das ist eine persönliche Katastrophe für ihn. Für ihn wäre eine Rückkehr das Äquivalent zur Besteigung des Mount Everest ohne Sauerstoff, in Unterhosen und barfuß. So schwer wird es sein."


"Johnny Depps Karriere ist beendet" urteilt so auch der britische "Telegraph".

Ich rechne damit, dass wenn es in Medienbeiträgen zukünftig um Gewalttäter geht, das Gesicht von Johnny Depp gezeigt werden wird, und wenn es um die Opfer von Gewalt geht, das Foto von Amber Heard. Schon jetzt wird ja häufig, sobald es um sexuellen Missbrauch oder übergriffige Männer geht, immer wieder Woody Allen gezeigt oder erwähnt, als ob es gegen ihn mehr als wirre Anschuldigungen einer Ex-Partnerin gäbe.

Johnny Depps Rechtsanwälte erklärten, das Urteil sei derart "pervers und verstörend", dass es "lächerlich" wäre, wenn man dagegen nicht in Berufung ginge. Sie fügten hinzu:

"Am meisten verstört, dass das Gericht sich allein auf die Aussage von Amber Heard stützt und den Berg von Gegenbeweisen durch Polizei, Ärzte und ihre eigene Assistentin ignoriert."


Immerhin dürfte der Ausgang des Prozesses vielen Beobachtern gezeigt haben, dass auch Männer unter struktureller Gewalt leiden. Wer direkt nach der Urteilsverkündung die Reaktionen auf Twitter verfolgte, stieß beispielsweise unter dem Hashtag #justiceforjohnnydepp binnen weniger Minuten auch auf zahlreiche Frauen, die ihre Empörung offen zeigten. Er folgen nur einige willkürlich herausgegriffene Beispiele.

Kathleen Alison:

Heute habe ich erfahren, dass die Zeugenaussagen des Los Angeles Police Department, die Audio-Aufnahmen, die medizinischen Aufzeichnungen und Fotos usw. kein ausreichender Beweis für Missbrauch sind. Die Gerechtigkeit für Opfer von häuslicher Gewalt ist heute um 50 Jahre zurückgeworfen worden. Mein Herz bricht für #johnnydepp und andere Opfer von häuslicher Gewalt. Der Richter hat gerade einer Serien-Misshandlerin die Vollmacht erteilt.


Rachel Green:

Dies hat misshandelnden Frauen die Oberhand gegeben, weil sie ihrem misshandelten männlichen Partner sagen können, dass niemand ihnen glauben wird, weil sie männlich sind und unser System allen Frauen glaubt.


Dee:

Dies war eine Botschaft an männliche Opfer von häuslicher Gewalt in ganz Großbritannien: Sie können medizinische Aufzeichnungen, Augenzeugenberichte, mehrere Audios haben, in denen Ihre Täterin zugibt, Sie misshandelt zu haben, aber solange sie es im Zeugenstand bestreitet, wird nichts davon von Bedeutung sein. Das ist nicht gerecht.


Tashakay:

Das ist irre. Es ist kein Wunder, dass Männer sich nicht zu Wort melden. Er hatte alle Beweise der Welt, und das Gericht bezeichnet ihn im Grunde genommen als den Aggressor, weil sie eine Frau ist. Ich bezeichne das als Schwachsinn.


Kathryn:

Ich hoffe verdammt noch mal, dass von nun an alle #thesun definitiv boykottieren werden. #Johnny Depp ist kein Frauenschläger. Er ist das Opfer von häuslicher Gewalt. Kein Wunder, dass Männer nicht das Wort ergreifen!!

Angewidert und entsetzt über die Entscheidung der Richter.


Laura Brock:

Lassen wir uns davon nicht aufhalten. Aus diesem Grund melden sich männliche Opfer nicht. Der Richter schloss Johnny und seine Zeugen aus. #Johnny Depp ist ein Opfer von häuslicher Gewalt durch Amber Heard. Als er versuchte, sich zu melden, lachte sie ihn aus, ebenso wie der Richter heute. #MenCanBeVictimsofAbuseToo


Und schließlich:

Wenn Johnny Depp, bewaffnet mit Millionen von Dollar, den besten Anwälten, die man für Geld anheuern kann, Mitschnitten davon,. wie er von seiner Misshandlerin angegriffen wird, und mit fotografischen Beweisen für seine Verletzungen nicht erreichen kann, dass seine Misshandlung von den Gerichten ernst genommen wird, welche Hoffnung haben dann die regulären Opfer häuslicher Gewalt, Gerechtigkeit zu bekommen?


Diese Reaktionen und viele andere dieser Art zeigen, dass es sich hier nicht um einen "Geschlechterkampf" im Sinne von Frauen gegen Männer dreht. Es geht um ein bestimmtes politisches Lager mit Akteuren beiderlei Geschlechts, das vom herrschenden System und dabei insbesondere den Massenmedien aggressiv unterstützt wird.



2. Der Deutschlandfunk berichtet von dem anhaltenden Kampf für ein zeitgemäßes Umgangs- und Sorgerecht:

Das Kindeswohl steht im Mittelpunkt der Reformüberlegungen. Automatische Rechte für nichteheliche Väter ab Geburt sieht der Referentenentwurf trotzdem nicht vor. Wenn das so Gesetz werden sollte, wäre schon jetzt die Saat für neuen Streit gelegt. Nur wenn die Mutter die Vaterschaft anerkennt, soll die gemeinsame Sorge ohne weiteren Verwaltungsakt gelten. Was zu einer deutlichen Entlastung der Jugendämter führen soll, ist in den Augen von Väterverbänden ein Vetorecht von Müttern zu Lasten des biologischen Vaters. Das sagt zumindest Markus Witt, Sprecher im Bundesvorstand der Gruppe Väteraufbruch für Kinder:

"Weil wesentliche Entscheidungen, wie die Namensgebung, wie der Wohnort, weitere Themen, fällt in der Zeit die Mutter alleine. Das heißt, die Mutter hat in dem Moment einfach einen strategischen Vorteil. Und wir haben reichlich Fälle, in denen es schon um die Geburt schwierig ist, weil die Mutter möglicherweise auch nur einen zahlenden Samenspender gesucht hat und dann nach der Geburt möglichst weit weg zieht und dem Vater damit den Kontakt zu seinem Kind praktisch unmöglich gemacht wird. Obwohl das sehr häufig Väter sind, die auch Verantwortung übernehmen wollen."

(…) Ein Vater, der sich kümmern wolle, könne – in welcher Familienkonstellation es auch sei – nicht einfach rechtlos dastehen, betont Witt: "De facto hat das Justizministerium in diesem Entwurf das Vetorecht der Mutter wiedereingeführt, welches 2009 bereits vom europäischen Gerichtshof für Menschenrechte als nicht vereinbar mit den Grund- und Menschenrechten ad acta gelegt wurde."

(…) Familienrechtlerin Eva Becker, die in der ministeriellen Arbeitsgruppe an den Vorarbeiten beteiligt war, zeigt sich enttäuscht: "Wir hätten uns halt gewünscht, dass es wirklich eine umfassende Reform gibt. Wir haben, glaube ich, drei bis fünf Arbeitsgruppen zu den verschiedensten wichtigen Themen gehabt. Die erste fing 2005 an, die getagt haben und alle Ergebnisse gezeigt haben. Und da finde ich es schwierig 2020 zu sagen, wir schaffen den großen Wurf im Familienrecht bei den Reformen leider nicht, aus zeitlichen Gründen."




3. Das Väter-Netzwerk berichtet:

Für Unterhaltszahler dürfte das kommende Jahr mit einer bösen Überraschung beginnen. In Zeiten härtester wirtschaftlicher Anspannung und düsterer Zukunftsaussichten plant offenbar das Bundesjustizministerium unter Leitung von Christine Lambrecht (SPD) hinter den Kulissen einen noch tieferen Griff in die Taschen von Unterhaltszahlern.


Hier erfährt man mehr.



4. Die Schweizer Gruppe Endstation Kindeswohl hat gemeinsam mit der Kölner September-Film einen Spot gegen elterliche Entfremdung produziert: "Kinder brauchen Väter – auch in Zeiten von Corona"



5. Kanadas nationale Konferenz für Männeranliegen wird am 12. Dezember wegen der Corona-Pandemie virtuell stattfinden.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute zu dem gestern auf Genderama verlinkten Video, das zeigt, wie ein liberaler australischer Politiker eine Gleichstellungs-Aktivistin auflaufen lässt, die bei ihrer Berechnung des Genderama-Gaps vollkommen übersehen hat, dass Männer mehr Arbeitsstunden ableisten:

Ich zum Beispiel arbeite im Pflegebereich und verdiene mehr als die meisten meiner Kolleginnen; nicht kraft meines Geschlechts, sondern aufgrund meiner Bereitschaft, schwierige Dienstzeiten und Überstunden zu absolvieren.

Die Gleichstellungsbeauftragte behauptet mehr oder weniger explizit, dass Frauen in der kurzen Zeit mehr weiterbringen, d.h. auf die Stunden aufgerechnet produktiver sind. Fakt aus der Praxis: Hohe Teilzeitquoten entprofessionalisieren Stationen; zwischen Pflegekräften mit 10-20 Wochenstunden und solchen mit 35-40 Stunden klaffen Welten, was Erfahrung und Informationsweitergabe angeht. Als Vollzeitmitarbeiter übernimmt man aufgrund größerer Erfahrung und Präsenz auch viel öfter Zusatzaufgaben etwa bei Logistik und Dokumentation. Man ist also definitiv produktiver. Entsprechend bekommen die Chefleute das nervöse Zucken fast nur, wenn sie bei den Vollzeitlern auf die COVID-19 Testergebnisse warten; da zeigt sich schnell, wer für die Aufrechterhaltung des Betriebes essentiell ist.

All das hat mit Geschlecht zunächst gar nichts zu tun: Frauen, die dieselbe Leistung bringen, verdienen genauso viel. Die Gleichstellungsbeauftragte hat von der Arbeitswelt keine Ahnung. Geschlechtsspezifisch interessant wird es dann erst, wenn die 120kg-Patientin zu bergen ist oder ein Patient richtig Radau macht: Da zeigt sich der eher spezifisch männliche Mehrwert, und man wird gerufen, egal wo man gerade im Einsatz ist. Zulagen dafür gibt es keine, brauchen wir auch nicht. Aber das dümmliche Klagelied der Gleichstellungs-Ein-und Blauäugigen motiviert nicht gerade.

Zum Glück sind die Kolleginnen im Pflegebereich absolut geerdet, da treffen solche Klagelieder (etwa von Gewerkschaft/Arbeitnehmerorganisationen) auf praktisch keine Resonanz. Wir haben andere Probleme nicht fiktiver Natur ...


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