Wikipedia-Einträge von und über Frauen staatlich gefördert – News vom 11. November 2020
1. Die Hessische Landesregierung hat folgende Verlautbarung veröffentlicht:
Zur Unterstützung ihrer Arbeit für eine größere Sichtbarkeit der Leistungen von Frauen im Online-Lexikon Wikipedia unterstützt das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst die Vereine "Kinothek Asta Nielsen" sowie "FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht" mit insgesamt fast 50.000 Euro. Die beiden Vereine haben es sich zum Ziel gesetzt, Leistungen von Frauen und Institutionen aus Hessen zu diesen Themen in Wikipedia sichtbar zu machen.
"Immer noch sind Frauen in vielen Publikationen und auch in der Online-Enzyklopädie Wikipedia unterrepräsentiert. Das Projekt Women Writing Wiki von Sonja Hintermeier und Karin Kraus, mit dem Kinothek und FIM zusammenarbeiten, leistet einen wichtigen Beitrag dazu, diesen 'Gender Knowledge Gap' – die Lücke im Wissen um die Rolle von Frauen – zu schließen. Das hilft, die Ungleichbehandlung von Frauen insgesamt abzubauen", erklärt Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn. "Derzeit sind nur knapp zehn Prozent der Wikipedia-Einträge von Frauen geschrieben, nur 16 Prozent der biografischen Einträge in der deutschsprachigen Wikipedia behandeln Frauen. Wissen ist Macht – und selbst im Jahr 2020 ist dieses Wissen noch sehr männlich dominiert."
Hier findet man den vollständigen Beitrag.
Nun kann in der Wikipedia jeder geschlechtsunabhängig schreiben, was er möchte. Allein wenn er vom ideologischen Konsens der Enzyklopädie abweicht, wird er bei seiner Arbeit behindert oder gesperrt. Insofern liegt die Frage nahe, warum man diese Tätigkeit besonders stark mit Steuergeldern honorieren muss, wenn sie von Frauen ausgeführt wird.
Das konservativ-liberale Magazin Tichys Einblick betrachtet diese Entwicklung mit Sorge:
Die hessische Grünen-Politikerin liefert einen gefährlichen Präzedenzfall, der die Wikipedia-Enzyklopädie als "freie" und halbwegs verlässliche Informationsquelle beschädigen kann. Denn wenn der deutsche oder hessische Staat einmal beginnt, einzelne Artikel umzuschreiben zu lassen, damit sie den ideologischen Vorlieben einer (grünen) Ministerin entgegenkommen, dann wird damit legitimiert, dass staatliche Stellen generell beginnen, Wikipedia in ihrem Sinne umzuschreiben (und nach Wikipedia was?). Was sagte Wiesbaden dann, wenn auch Moskau oder Peking bezahlte Wiki-Autoren losschickt? Die Machthaber in Moskau und Peking könnten argumentieren, das Wissen sei "zu westlich dominiert" …
Man darf natürlich nicht so naiv sein zu glauben, dass nicht schon längst staatlich-politische Stellen genau wie private Interessen oder Lobbyisten dabei sind, die heiklen Themen in der vermeintlich freien Enzyklopädie zu manipulieren, doch so offen und angekündigt wie Ministerin Dorn dies tun will, geschieht es bislang nicht.
In der Tat sind etliche Wikipedia-Einträge zur Geschlechterdebatte – etwa zur Männerrechtsbewegung, zu Akademikern wie den Professoren Hollstein und Amendt, zu mir selbst und etliche andere Einträge – ohnehin schon aus radikalfeministischer Sicht verfasst. Nur geschah das bisher inoffiziell und für viele über diese Mechanismen nicht eingeweihten Leser im Verborgenen. Nun wird durch die Grünen die Wikipedia zur offiziellen ideologischen Plattform im staatlichen Auftrag.
2. Die Frankfurter Allgemeine berichtet über eine aktuelle Studie über mangelnde Meinungsfreiheit an Hochschulen. Ein Auszug:
Die Befragung von knapp tausend Studenten überwiegend aus dem linken Spektrum brachte den alarmierenden Befund, dass ein beträchtlicher Anteil von Studenten mit anderen Meinungen nicht konfrontiert werden will. Ein Drittel bis die Hälfte der Befragten sind dagegen, Redner mit abweichenden Meinungen zu den am meisten umstrittenen Themen Islam, Geschlecht und Zuwanderung an der Hochschule zu dulden. Noch höher ist der Anteil derer, die solchen Personen keine Lehrbefugnis geben würden, wiederum ein Drittel will ihre Bücher aus den Bibliotheken verbannen. Nun kann man über Aussagen wie die, dass es zwischen Männern und Frauen biologisch begründete Begabungsunterschiede gebe oder dass der Islam mit europäischen Werten nicht kompatibel sei, unterschiedlicher Meinung sein, aber dafür muss man zum Streit bereit sein.
Die Toleranz für andere Ansichten war unter den sich als links bezeichnenden Studenten deutlich geringer als im konservativen Spektrum. Groß ist auf beiden Seiten die Bereitschaft, sich als Opfer zu fühlen. Ein Drittel der Befragten klagte über Konformitätsdruck bei politisch umstrittenen Themen und gab an, die eigene Meinung in solchen Fällen zurückzuhalten oder nur mit Unbehagen zu äußern.
Klar. Wer will schon gerne von seinen Kommilitonen öffentlich als "Nazi" beschimpft werden? Derartige Repressionen bauen den Zwang zur Einheitsmeinung immer weiter aus.
3. Das Bundesfrauenministerium hat gestern mit Parolen wie "Jede dritte Frau in Deutschland ist von Gewalt betroffen" und "Alle 45 Minuten wird eine Frau Opfer von gefährlicher Körperverletzung in der Partnerschaft" eine neue feministische Kampagne gestartet. Für das Unsichtbar-Machen der männlichen Hälfte der Opfer in diesen Parolen ernte das Ministerium in den sozialen Medien viel Kritik. Beispielsweise berichtet das Väter-Netzwerk über einen Vater zweier Kinder, der von seiner damaligen Ehefrau mehrmals krankenhausreif geschlagen wurde und von der "Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt Südpfalz" auf seinen Hilferuf hin diese Antwort erhielt, die das Väter-Netzwerk online stellte:
Unserer Opferberatungsstelle ist es leider nicht möglich, männliche Opfer zu beraten, da diese vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen gefördert wird und die Vorgabe lautet, mit Frauen zu arbeiten.
4. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat einen neuen Podcast (wer heute Spotify öffnet, kann das nicht übersehen) und damit natürlich sofort das Interesse der Leitmedien. Unter anderem gibt ihr die Frankfurter Allgemeine mit einem Interview eine Plattform für Reklame. Dabei kommt es auch zu folgender Frage:
Der Generationenkonflikt ist ein zentraler Punkt bei Fridays For Future. Die Bewegung ist bekannt geworden mit dem Slogan "Wir sind hier! Wir sind laut! Weil ihr uns die Zukunft klaut!". Geht es in Ihrem Podcast auch um Aussöhnung?
Neubauer antwortet:
Der Generationenkonflikt ist ein unbeabsichtigter Beifang. In dem Augenblick, in dem wir sagen: "Hey, was ihre gerade macht, gefährdet unsere Zukunft", und: "Hey, das, was ihr in den letzten 30 Jahren gemacht habt, hat uns in diese Lage gebracht", stellen wir, ohne dass es jemand beabsichtigt, die Lebensleistung einiger Generationenvertreter in Frage. (…) Wir brechen unweigerlich männlich dominierte Erfolgsgeschichten auf.
Was haben die Vorgängergenerationen von Luisa Neubauer mit ihren "männlich dominierten Erfolgsgeschichten" tatsächlich geleistet? Sie haben das Klima so gründlich erforscht wie keine Generation vor ihnen. Sie haben herausgefunden, dass der Klimawandel ein großes Problem darstellt. Sie haben für dieses Problem gesellschaftliches Bewusstsein geschaffen. Sie haben Parteien wie die Grünen und ein Mediensystem hochgezogen, ohne das Neubauer und ihre Anhängerschaft keinerlei Gehör finden würden. Sie haben es nur noch keine Lösungen für das Problem des Klimawandels gefunden. Das haben Luisa Neubauer & Co. allerdings auch nicht. Diese Bewegung verstärkt lediglich die Bewusstseinsbildung der Vorgängergeneration. Das ist ein bisschen dürftig für Neubauers narzisstische Inszenierung "Wir sind die Opfer von euch Schlaffis und Losern". Das ständige Schüren solcher Resentiments stößt viele Menschen ab, wenn es darum geht, ein sinnvolles Anliegen zu unterstützen. Brücken bilden – zwischen den Generationen und zwischen den Geschlechtern – sähe anders aus.
5. Vorgestern Abend strahlte die ARD eine Sendung über die erhöhte Stressbelastung vieler Menschen durch die Corona-Pandemie aus – und erweitert dabei den bisherigen oft vor allem auf Mütter gerichteten Blick:
Es sind nicht nur die Mütter, die leiden: 40 Prozent der Väter fühlen sich laut einer Familienstudie der AOK zeitlich überlastet und 82 Prozent der Kinder zeigen Stresssymptome, so eine Studie der Uni Bielefeld.
Das Blog "Feminismuskritisch" widmet der Sendung eine Kurzbesprechung.
6. Die Bangladescher Dhaka Tribune berichtet über den "unsichtbaren" sexuellen Missbrauch von Jungen. Um die Kultur des Schweigens zu durchbrechen, müssten Lehrer und Eltern auf dieses Problem und seine Folgen aufmerksam gemacht werden.
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