Dienstag, November 10, 2020

Fans von Johnny Depp starten Petitionen gegen Amber Heard – News vom 10. November 2020

1. Wo staatliche Instanzen wie ein Gericht und Mega-Unternehmen wie ein Film-Konzern moralisch versagen, sehen sich Mitglieder der Zivilgesellschaft gefordert:

Johnny Depps Community geht mit Petitionen gegen dessen Ex-Frau Amber Heard vor – und zwar mit dem Ziel, ihre beruflichen Verträge auflösen zu lassen. Hintergrund der Aktion: Nachdem Depp den Verleumdungsprozess gegen die britische Zeitung "The Sun" verloren hatte, wurde vergangenen Freitag sein Ausstieg aus der Filmreihe "Phantastische Tierwesen" offiziell. Seine Fans wollen die einseitigen Konsequenzen des Rosenkriegs nicht einfach hinnehmen.

"Ich muss euch mitteilen, dass ich von Warner Bros. gebeten wurde, meine Rolle des Grindelwalds in ‘Phantastische Tierwesen’ abzutreten und diese Bitte habe ich respektiert und akzeptiert", gab Depp die Nachricht auf seinem Instagram-Account bekannt. Heard, gegen die vonseiten ihres Ex-Manns ebenfalls Gewaltvorwürfe vorliegen, wurde die Fortsetzung ihres Streifens "Aquaman" dagegen nicht gekündigt. Dabei sind beide Produktionen von derselben US-amerikanischen Filmgesellschaft Warner Bros.


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2. Der Schweizer SRF beschäftigt sich in einem vierminütigen Beitrag mit dem erzwungenen Kontaktabbruch von Vätern zu ihren Kindern und dem politischen Engagement der Betroffenen gegen untätige Behörden und Politiker: "Ich wurde quasi entsorgt".



3. Rassismus wird immer noch häufig als Ausprägung einer "toxischen Männlichkeit" phantasiert und damit nur zum Teil so sehr bekämpft, wie es nötig wäre. Die Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" sieht genauer hin:

Frauenpower der rassistischen Art: Eine Historikerin berichtet, wie bösartig weiße US-Amerikanerinnen der Südstaaten in den 1950er- und 1960er-Jahren gegen die Zulassung von schwarzen Schülern an zuvor den Weißen vorbehaltenen Schulen kämpften. Die Bedeutung der Frauen wurde beim Blick auf die Geschichte des Rassismus bisher vernachlässigt, sagt die Wissenschaftlerin.


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4. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet über die französische Feministin Caroline Fourest. Die untersucht, wie die postmoderne Linke in jeder Kleinigkeit eine Diskriminierung ausmacht, dabei aber die Werte der Aufklärung verrät, indem sie den Universalismus immer mehr entsorgt, sich also nicht den Problemen und Anliegen aller Menschen, sondern nur bestimmter "Identitätsgruppen" (wie etwa den Frauen) annimmt.

Caroline Fourest

warnt davor, die Universitäten zu "intellektuellen Ghettos" verkommen zu lassen, deren "safe spaces" vor allem vor einem schützen: vor Erkenntnis. Der Kampf um Quoten und Plätze im akademischen Bereich treibt diese Entwicklung an. "Hochgeschätzt wird in der heutigen Zeit das Opfer, nicht der Mut", hält Fourest fest. Die postmoderne Linke habe deshalb grösstes Interesse daran, dass die angeblichen Diskriminierungen fortdauern. Das tribalistische Schmoren im eigenen Dunst (…) gälten als beste Voraussetzungen für eine Karriere im akademischen oder kulturellen Opfer-Business. Sich über Privilegien zu echauffieren, sei der sicherste Weg, privilegierte Stellungen einzunehmen.


Obwohl diese Analyse ins Schwarze trifft, sieht die Neue Zürcher Zeitung Fourest durchaus auch kritisch:

Zwar ist ihr zuzustimmen, dass das Wirken der identitären Linken hehren Idealen entspringt; warum die Ideen von Vielfalt und Offenheit jedoch in ihr genaues Gegenteil – Konformismus und Engstirnigkeit – umschlagen, vermag Fourest nicht überzeugend zu ergründen. Das liegt womöglich daran, dass sie bei aller Kritik an der Linken nach wie vor die grösste Bedrohung von rechts kommen sieht. Dem wäre entgegenzuhalten, dass sich eine Linke, die sich im Rekurs auf Identität vom Universalismus lossagt, gegen die zentrale Errungenschaft der westlichen Zivilisation stellt – und damit nicht weit entfernt ist von Positionen, welche die faschistische Rechte einst innehatte.


Echter Antifaschismus bedeutet insofern nicht das Anzünden von Autos und das Zertrümmern kleiner Geschäfte, sondern ernsthaftes Engagement gegen diese (auch feministische) Form der Identitätspolitik. Selbst wenn dann bei Vertretern der faschistoiden Politik prompt das Geheule über angeblich komplett inakzeptablen "Antifeminismus" losgeht - oder gar ausgerechnet die Männerrechtler, die den Universalismus zu retten versuchen, bis hin zu Artikeln von Leitmedien als Wegbereiter rechten Terrors halluziniert werden.

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