"Katastrophe für die feministische Szene in Berlin" – News vom 15. November 2020
1. Das "Neue Deutschland" berichtet von einem "schweren Schlag gegen die feministische Szene" in Berlin: 100 Aktivisten, die eine Demonstration von Abtreibungsgegnern blockierten, haben Strafbefehle über je mehrere hundert Euro wegen Widerstands, Nötigung, Vermummung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz erhalten. Lilli Kramer vom Bündnis "What the fuck?!" bezeichnete diese Sanktionen als "Katastrophe für die feministische Szene in Berlin". Es entstünden Kosten, die die Betroffenen wirtschaftlich nicht abfangen könnten.
2. Die CDU-Spitze pocht auf einer Überprüfung von Franziska Giffeys Doktorarbeit:
"In der Causa Giffey ist im Interesse der Integrität unseres Wissenschaftssystems eine abschließende Überprüfung und Bewertung unerlässlich", sagte die Vorsitzende des CDU-Bundesfachausschusses Bildung, Forschung und Innovation, Karin Prien, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
"Bei den politischen Konsequenzen kann es am Ende keine andere Bewertung als in anderen vergleichbaren Fällen geben", sagte Karin Prien, die auch Bildungsministerin in Schleswig-Holstein ist. Aus der CDU-Bundeszentrale hieß es weiter, es gehe bei Giffey auch darum, ob eine Exzellenzuniversität richtig gearbeitet habe oder ein Auge habe zudrücken wollen. Es bestehe ein Interesse der Allgemeinheit, dass das Prüfverfahren fortgeführt werde. Das Ergebnis solle vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2021 vorliegen. In der CDU-Spitze sei man verwundert über die Kehrtwende Giffeys.
In der Tat kam der Wechsel in Giffeys Position von "Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!" zu "Wenn meine Arbeit genauer untersucht werden soll, verzichte ich halt auf den Doktortitel!" ein wenig überraschend.
Giffeys aktuelle Erklärung, der zufolge sie künftig nicht mehr auf Plagiate in ihrer Doktorarbeit angesprochen werden möchte, hat Lorenz Mayer vom "Bildblog" hier genauer analysiert. Eine absolut lesenswerte Analyse, vor allem wenn man miterlebt hat, wie viele Menschen zum Beispiel auf Facebook tatsächlich auf dieses Geschwurbel eingestiegen sind.
3. Das Frankfurter Frauen- und Gesundheitsdezernat hat einen Leitfaden mit Tipps und Argumenten für feministisches Deutsch (in der Eigendarstellung eine "geschlechtergerechte Sprache") herausgegeben. Der CDU-Vorsitzende der Stadt, Jan Schneider, reagiert
"mit Befremden" auf den Vorstoß der beiden grünen Dezernenten. Die Stadtverwaltung habe in der aktuellen Corona-Pandemie "schlicht und ergreifend dringendere Aufgaben zu erledigen als Formulare, Vordrucke und Internetseiten mit Gendersternchen oder Schräg- und Unterstrichen zu spicken". Die städtischen Bediensteten könnten aktuell nichts weniger gebrauchen als "zusätzliche Belastungen in Form einer letztlich neuen Dienstsprache", findet der CDU-Vorsitzende. Die Tipps seien zwar gut gemeint, kämen aber zum falschen Zeitpunkt und hätten mit den anderen Magistratsmitgliedern abgestimmt werden müssen.
4. Im Frühsommer dieses Jahres hatte unter anderem Prpfessorin Jutta Allmedinger behauptet, Corona führe zu einer "entsetzlichen Retraditionalisierung" der Rollenverteilung in Familien, was die feministische Moderatorin Anne Will für einen erregten Tweet verwertete: Die Gleichstellung der Frau werde durch die Corona-Krise "dreißig Jahre" zurückgeworfen. Jetzt hat der Wirtschaftswissenschaftler Andreas Backhaus untersucht, ob diese kühne Behauptung mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Spoiler: nicht im geringsten.
5. Die New York Times berichtet über Joe Bidens Pläne, die von Bildungsministerin Betsy DeVos wieder eingeführten fairen Prozesse an US-Universitäten bei Vorwürfen sexueller Übergriffe zu beenden:
Die Rückgängigmachung der wohl beeindruckendsten Errungenschaft von Betsy DeVos - Regeln für staatlich finanzierte Schulen, die sexuelles Fehlverhalten untersuchen - könnte schwieriger werden. Die neue Regierung hat geschworen, diese Regeln abzuschaffen. Als Vizepräsident hatte Biden persönlich dazu beigetragen, die Richtlinien der Obama-Ära über sexuelles Fehlverhalten auf dem Campus einzuführen, die Frau DeVos durch formelle Regelsetzung rückgängig gemacht hat.
Aber im Gegensatz zu den Richtlinien, die nicht die Kraft des Gesetzes haben, und anderen DeVos-Regelungen, die von Gerichten aufgehoben wurden, haben die Regeln zu sexuellem Fehlverhalten bereits rechtlichen Anfechtungen standgehalten. Die Regeln müssten durch Gesetze aufgehoben oder durch das Regulierungssystem neu geschrieben werden: ein Prozess, der Jahre dauern könnte.
6. Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins Psychreg Journal of Psychology, die ab dem 1. Dezember jeder hier kostenlos herunterladen kann, beschäftigt sich mit dem seelischen Wohlbefinden von Männern, der geistigen Gesundheit von Trennungsvätern, auf Männer zugeschnittene Therapieangebote und der Voreingenommenheit gegenüber Männern in unserer Gesellschaft.
7. Die International Conference on Men's Issues 2020, die online stattfindet, hat begonnen. Bis zum Internationalen Männertag am 19. November werden hier nach und nach Videos von 120 Vorträgen veröffentlicht – jede Stunde ein neues.
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