Grüne positionieren sich gegen Transsexuelle – News vom 20. Oktober 2020
1. Teile der Grünen beziehen Stellung gegen den von der eigenen Bundestagsfraktion eingebrachten Entwurf eines Selbstbestimmungsgesetzes, das es jeder Person erlauben soll, über ihr Geschlecht selbst zu bestimmen. Nach der Ansicht dieser Grünen, die sich an den sogenannten TERFs, also "trans-exclusionary radical feminists" orientieren, würden durch dieses Gesetz Frauenrechte gefährdet:
"Männer, die sich als Frau identifizieren, können so missbräuchlich in Schutzräume eindringen, Frauenförderungen und Ämter beanspruchen, ohne dass Frauen sich dagegen wehren können", heißt es in der Antragsbegründung. "Der Zutritt von Menschen mit männlichem Körper könnte religiöse Frauen ausschließen, durch Männergewalt traumatisierte Frauen in Frauenhäusern retraumatisieren und Sportlerinnen den Sieg und die Gesundheit kosten", warnen Engelken und 24 weitere Antragsteller*innen.
Als Kronzeugin für derlei Ängste wird wenig überraschend Joanne K. Rowling ins Feld geführt.
Aus dieser Perspektive erscheinen trans Personen als gefährlich, weil die edle Weiblichkeit bei ihnen von bösartiger und schädlicher Männlichkeit verunreinigt wird. Sämtliche geäußerten Befürchtungen bleiben im hypothetischen Raum, ohne dass Fälle genannt werden können, wo es zu den geschilderten Entwicklungen gekommen ist. Das ist auch außerhalb von seltenen Einzelfällen, die es irgendwo geben mag, kein echtes Problem: Weder begehen trans Personen zuhauf Übergriffe in "Schutzräumen" wie öffentlichen Toiletten (hier wird der Generalverdacht gegenüber Männern schlicht auf trans Frauen ausgeweitet), noch werden sportliche Wettbewerbe von diesen Frauen dominiert. Das Internationale Olympische Committee (IOC) lässt trans Sportler seit 2004 an Wettbewerben teilnehmen, ohne dss sich bei ihnen die Medaillen häuften.
Die medizinischen Experten der US-amerikanischen National Collegiate Athletic Association befinden zum Thema trans Sportler bei Wettbewerben:
Es ist auch wichtig zu wissen, dass alle Kraft- und Ausdauervorteile, die eine transsexuelle Frau aufgrund ihres früheren Testosteronspiegels haben könnte, nach etwa einem Jahr Östrogen- oder Testosteron-Suppressionstherapie verschwinden. Nach Ansicht medizinischer Experten zu diesem Thema ist die Annahme, dass eine transsexuelle Frau, die in einer Frauenmannschaft antritt, einen Wettbewerbsvorteil ausserhalb des Bereichs von Leistungs- und Wettkampfvorteilen oder -nachteilen haben würde, der bei Sportlerinnen bereits besteht, nicht durch Beweise belegt.
Die Chirurgin Dr. Marci Bowers erklärt, warum trans Frauen keine Wettbewerbsvorteile haben, obwohl sie früher biologisch ein Mann gewesen sind:
Die meisten Messungen der körperlichen Kraft gehen zurück, die Muskelmasse nimmt ab, die Knochendichte nimmt ab, und sie werden in ihrer Muskulatur vergleichbar mit Frauen.
Auch die ersten Studien zeigen, dass trans Sportler keinen unfairen Vorteil haben, weil sie bessere Leistung ablegen würden.
Wenn Grüne schließlich Angst davor haben, dass trans Frauen Frauenförderung beantragen könnten, sollten sie besser mal über den Sinn von Frauenförderung im Jahr 2020 nachdenken. Und warum weibliche Opfer von häuslicher Gewalt durch die pure Anwesenheit von trans Frauen "retraumatisiert" werden sollten, weiß der liebe Gott alleine. Wo sollen trans Frauen überhaupt eine Zuflucht finden, wenn sie Opfer von häuslicher Gewalt werden? Offenbar ist das diesen Grünen genauso schnuppe, wie es ihnen bei männlichen Opfern schnuppe ist. Trans Männer kommen in ihrem Denken ohnehin nicht vor.
Man könnte noch viel dazu sagen, aber es läuft immer auf dasselbe hinaus: Trans Frauen werden von manchen Feministinnen als Bedrohung gesehen, weil sie als "verkappte Männer" gelten und in manchen Kreisen Männer und Männlichkeit als Bedrohung wahrgenommen werden. Ob das gut begründet ist, erscheint irrelevant. Es ist der Geschlechterhass, der sich hier im grünen Lager Bahn bricht. Aber da diesmal nicht allein die "legitime" Zielscheibe Männer, sondern auch trans Personen von diesem Hass betroffen sind, wird er plötzlich als so reaktionär offensichtlich, wie er ist.
2. Der grüne Politiker Tim Denisch zieht seine Bundestagskandidatur zurück, weil er eine Konkurrentin bekommen hat: "Ich kann nicht an einem Tag mehr Frauen für den Bundestag fordern und am nächsten Tag auf meinen eigenen Platz beharren, wenn eine starke Kandidatin wie Annka zur Wahl steht."
3. Ein Spiegel-Online-Interview mit der Virologin Sandra Ciesek sorgte in den letzten Tagen für Empörung, weil es die Spiegel-Online-Redakteurinnen mit der Frage begannen "Ihnen ist klar, dass Sie die Quotenfrau sind?" Die Bloggerin Anne Nühm kommentiert:
Als ich vor soundsovielen Jahren erst ein MINT-Studium begonnen, und später berufstätig war, waren Frauen in der Wissenschaft noch respektiert und angesehen. Wenn damals eine Frau beruflich erfolgreich war, dann aufgrund ihrer eigenen Leistung. Dies war allgemeiner Konsens. Durch ihre arrivierte Beteiligung an einer Männerdomäne belegte sie ihre Kompetenz. Ohne entsprechende Fähigkeiten hätte sie das nicht geschafft.
Inzwischen haben sich Frauenquoten und -förderung immer mehr in der Gesellschaft eingenistet.
Kompetente und hochqualifizierte Frauen werden häufig in dieselbe Schublade gesteckt wie Quotinnen, die ihre berufliche Position nur deshalb erreicht haben, weil sie niemals mit Männern in fairer Konkurrenz standen.
(…) Bei den Vorträgen, die ich in den letzten Jahren gehalten habe, war ich mir zwar ziemlich sicher, dass es den Veranstaltern um meine fachlichen Beiträge ging, nicht um mein Geschlecht. Trotzdem muss man als Frau damit rechnen, dass zumindest ein Teil des Publikums einen als Quotentussi sieht.
Das haben wir dem Feminismus zu verdanken.
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