Freitag, März 13, 2020

Rowohlt: Entscheidung über Woody Allens Memoiren getroffen – News vom 13. März 2020

1. Der Rowohlt-Verlag hat gestern bekannt gegeben, dass er auch nach dem Gespräch mit den protestierenden Autoren an der geplanten Veröffentlichung von Woody Allens Memoiren festhält.

Insofern waren Till Raether, Margarete Stokowski, Kathrin Passig, Sascha Lobo & Co. auf ganzer Linie erfolgreich. Sie haben 1.) etlichen Menschen deutlich gezeigt, wes Geistes Kind sie sind, 2.) mit einer gigantischen kostenlosen Werbekampagne das Interesse und die Verkaufszahlen von Woody Allens Biographie deutlich gesteigert und 3.) die Leitmedien zu einer viel kritischeren Auseinandersetzungen mit MeToo inspiriert als bisher. Mehr kann man von den klügsten Köpfen des Rowohlt-Verlages kaum erwarten: Das war der größte feministische Triumph, seit die Heinrich-Böll-Stiftung versucht hat, einen Online-Pranger für Feminismus-Kritiker einzurichten.

Im Schweizer "Tagesanzeiger" äußert sich der Kulturredakteur Martin Ebel zu der Kontroverse: "Es gilt die Schuldvermutung" stellt er mit Blick auf bestimmte Diskurse fest. "In einer Atmosphäre, in der selbsternannte Moralisten sich über den Rechtsstaat erheben, ist kein Halten mehr." Doch: Die Rowohlt-Verlagsleitung hat jetzt das Stop-Signal gegeben.



2. Pinkstinks, normalerweise allein auf Sexismus gegen Frauen fokussiert, widmet einen aktuellen Beitrag dem Thema "häusliche Gewalt gegen Männer". Zwar bezieht man sich dort allein auf das kriminalpolizeilich erfasste Hellfeld, so dass Frauen weiter als "viel stärker betroffen" präsentiert werden können, und die internationale Forschungslage, die auf eine Gleichverteilung hinweist, bleibt ausgeblendet. Immerhin aber wird erwähnt, dass das Dunkelfeld der männlichen Opfer groß ist, und in einem in den Beitrag integrierten Video kommen auch der Väterrechtler Hartmut Wolters sowie ich selbst als Mitglied von MANNdat zu Wort.

Auch die Forderungen im Fazit des Beitrags sind vernünftig: "Es braucht mehr Sensibilisierung dafür, dass auch Männer Schutzräume benötigen. Wie bei so vielen Themen, die Gleichberechtigung und Feminismus betreffen, läuft es darauf hinaus, dass wir weniger stereotype Geschlechtervorstellungen brauchen: Weniger die Überzeugung, Männer seien nur Täter und Frauen nur Opfer." Das sind auch meine beiden zentralen Forderungen. Insofern bin ich trotz der erwähnten leichten Abstriche mit dem Beitrag zufrieden.



3. Der "Focus" berichtet über die ausbleibende Männerpolitik von Frauenministerin Franziska Giffey (SPD):

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will Vätern nach der Geburt eines Kindes keine bezahlte Freistellung erlauben, wie sie Frauen mit dem Mutterschutz zusteht. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS meldet, verzichtet die Ministerin darauf, einen entsprechenden Teil der EU-Vereinbarkeitsrichtlinie für mehr Gleichstellung am Arbeitsplatz umzusetzen. Dies geht laut FOCUS aus einer Antwort ihres Ministeriums an die Grünen-Familienpolitikerin Katja Dörner hervor. Das EU-Recht ermöglicht eine solche zehntägige Freistellung. Giffeys Ministerium begründet die Ablehnung in dem Schreiben an die Grünen-Abgeordnete mit der Existenz von Elterngeld und Elternzeit. Beides stehe auch Vätern offen. Dörner kritisiert dagegen, eine bezahlte Auszeit auch für Väter "wäre eine sinnvolle gleichstellungspolitische Maßnahme, um Sorgearbeit ab der Geburt des Kindes an Partnerschaftlichkeit auszurichten." Das Bundesforum Männer verweist zum Equal-Pay-Day am kommenden Dienstag darauf, dass die Lohnlücke von 21 Prozent zwischen Männern und Frauen größtenteils auf einer ungleichen Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit beruhe. Väter wollten sich heute mehr in die Familie einbringen. Das politische Signal einer zehntägigen Freistellung wäre gewesen, "auch Väter sind in der Familie unverzichtbar – von Anfang an", sagte Geschäftsführer Dag Schölper dem FOCUS. "Nur so entstehen auch Freiräume für Mütter, stärker erwerbstätig sein zu können."




4. In einem Gastbeitrag für die "Zeit" (leider hinter der Paywall) macht die Unternehmerin Bärbel Boy (SPD, Freundin des abgewählten Kieler Ministerpräsidenten Torsten Albig) auf die Verantwortung der Frauen für den Gender Pay Gap aufmerksam.



5. Antje Hildebrandt hat für den CICERO Chris Melzer, Pressesprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR Deutschland. interviewt:

Weil sich die Flüchtlingskrise in der Ägäis zuspitzt, will die Bundesregierung mit anderen EU-Ländern bis zu 1.500 Kinder aufnehmen – wenn möglich unbegleitete Mädchen. Das Flüchtlingswerk UNHCR begrüßt den Schritt zwar, findet aber: Kind ist Kind.


Ein Auszug aus dem Gespräch:

Hildebrandt: Bevorzugt werden sollen unbegleitete, minderjährige Mädchen und kranke Kinder. Kind ist Kind. Sollte das Geschlecht da nicht zweitrangig sein?

Melzer: Das sehen wir so ähnlich. Wenn wir im Rahmen unserer Resettlement-Programme entscheiden, welche Kinder kommen sollen, geht es um Verletzlichkeit, nicht um das Geschlecht.

Hildebrandt: Die Bundesregierung hat sich fokussiert auf minderjährige Mädchen, die allein reisen. Wenn man Ihre Zahlen aus Griechenland sieht, dann gibt es davon gar nicht so viele. Ihr Anteil an den Kindern beträgt gerade mal 7,5 Prozent. In absoluten Zahlen gerechnet wären das 412,5. Warum, glauben Sie, legt die Bundesregierung den Fokus auf Mädchen?

Melzer: Es gibt auf den Inseln insgesamt etwa 14.200 Kinder und Jugendliche, davon 8.300 Jungen und 5.900 Mädchen. Möglicherweise liegt bei denen eine höhere Verletzbarkeit vor. Die Koalitionsvereinbarung sieht ja auch ein ODER vor. Die Kinder müssen also nicht die Bedingungen erfüllen: Mädchen, alleinreisend und unter 14 Jahren. Es muss mindestens eines dieser Kriterien erfüllt werden. Dem sechsjährigen Mädchen mit Asthma kann also geholfen werden, auch wenn seine Mutter noch dabei ist.




6. Angestoßen durch eine von Männerrechtlern angestoßene Klage untersucht die US-Regierung nun, ob man den auf Männer begrenzten Zwangseinzug ins Militär abschaffen sollte:

Bereits 1981 entschied der Oberste Gerichtshof, dass die nur für Männer geltende Zwangsrekrutierung verfassungskonform ist, und seitdem ist sie in Kraft. Jedes Jahr werden Millionen amerikanischer Männer 18 Jahre alt und füllen ihren Wehrpass aus; es ist zu einer Art Übergangsritus geworden. Aber Frauen spielen im heutigen Militär eine größere Rolle, einschließlich des Dienstes in Kampfeinheiten seit 2015. Jetzt ficht die National Coalition for Men das System des Wehrdienstes vor Gericht an und argumentiert, dass die frühere Regelung veraltet und diskriminierend sei und Frauen an der Einberufung beteiligt werden sollten.

(...) Das Weiße Haus hat eine Bundeskommission einberufen, die sich mit dem Thema befassen soll, um zu prüfen, ob es angemessen ist, Frauen in eine zukünftige Zwangsrekrutierung einzubeziehen. Die Kommission hat ihren Bericht noch nicht veröffentlicht, aber die Personen, mit denen wir gesprochen haben, sprachen sich mit überwältigender Mehrheit für die Einbeziehung von Frauen aus. Die meisten nannten es eine Frage der Gleichberechtigung.


Meines Wissens war der Standpunkt der US-amerikanischen Männerrechtler nicht "Zwangseinzug auch für Frauen" (das bringt Männern ja wenig), sondern einfach die Forderung nach Gleichbehandlung. Die kann natürlich auch so aussehen, dass man den Zwangseinzug abschafft.

Sollte der Zwangseinzug auf Frauen ausgeweitet werden, rechne ich auf weiblicher Seite eher mit Polemik gegen die "bösen, Frauen hassenden Männerrechtler" als die Reflektion "Oh, da fällt eines der Privilegien, die wir Frauen in unserer Gesellschaft haben."



7. Amber Heards ehemalige Assistentin plaudert aus dem Nähkästchen, wie sie Amber Heard im Vergleich zu Johnny Depp erlebt hat.



8. Gunnar Kunz' "Schwarzbuch Feminismus" ist jetzt auch bei Amazon erhältlich. Sein Verfasser stellt es in einem neuen Beitrag auf "Cuncti" näher vor.

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