Jack Sparrows mögliche Rückkehr, Pick-up-Artist abgefackelt, Feministin fordert Wahlen ohne weiße Männer – News vom 4. März 2020
1. Das Online-Magazin Film plus Kritik berichtet:
Nach den lange Zeit ungeklärten Gewaltvorwürfen gegen Johnny Depp vonseiten seiner Ex Amber Heard ereilte den Hollywoodstar ein ähnliches Schicksal wie andere, mit einem metoo-Makel behaftete Schauspieler: Er verlor Rollen, wurde nicht mehr gecastet, in der "Phantastische Tierwesen"-Reihe wollte man ihn los werden, und sogar seine Paraderolle als Captain Jack Sparrow wurde ihm weggenommen.
Nachdem neue Tonbandaufnahmen belegen, dass die ganze Geschichte vermutlich genau umgekehrt abgelaufen war (Amber Heard ist zu hören, wie sie zugibt, Depp geschlagen zu haben), fordern Fans weltweit nun Gerechtigkeit für den Star, während Amber Heard hart attackiert wird ("Schande für alle Frauen", Forderung, ihr Rollen zu entziehen) und sogar der Ruf nach einer #hetoo-Bewegung laut wird. (…) Aus dem Disney-Umfeld hört man, dass Johnny Depp nun doch wieder als Jack Sparrow für den nächsten „Pirates of the Carribean“-Film im Gespräch ist.
Abschließend regt der Autor des Artikels (Chefredakteur Christian Klosz) dazu an, die Klärung solcher Vorwürfe zukünftig wieder den dafür zuständigen Gerichten zu überlassen und nicht "Social Media-Schnellverfahren".
Bis dahin sind viele Männer offenbar nur einen entlastenden Audio- oder Video-Mitschnitt vom Ende ihrer beruflichen Karriere entfernt.
2. Einen lesenswerten Beitrag findet man auch in einem von Professor Jörg Schäfer verantworteten Blog für Informatiker. Dort weist Professor Schäfer auf eine Fülle von Medienberichten hin (darunter "Zeit", Deutschlandfunk und ZDF-"heute"), denen zufolge Frauen mit Kind geringere Chancen haben, zu Vorstellungsgesprächen eingeladen zu werden. Schaue man sich die Studie jedoch genauer an, erfahre man Erstaunliches:
Was man aber auch sieht ist, dass Frauen mit und ohne Kind deutlich bessere Chancen haben als Männer. Hier noch einmal in Zahlen:
Kinderlose Frauen 22%
Mütter 17%
Kinderlose Männer 16%
Väter 15%
Professor Jörg Schäfer findet es bemerkenswert,
dass in allen oben verlinkten Pressemeldungen und Artikeln diese Fakten unterschlagen werden. So kann man Meinungsmache betreiben, ohne im technischen Sinne zu lügen. Sauberer Journalismus sieht anders aus.
3. Vor ein paar Tagen habe ich hier eine aktuelle wissenschaftliche Studie über Pick-up-Artists ("Verführungskünstler") verlinkt, die zu folgendem Fazit gelangt:
Die durschnittlichen Männer in der Verführungsgemeinschaft wurden von Teilen der Medien dämonisiert, was weitgehend auf die Aktivitäten einiger prominenter Pick-up-Ausbilder zurückzuführen ist. Die vorliegende Studie deckt jedoch viele Nuancen und große Komplexität bei den Gründen auf, warum sich Männer der Verführungsgemeinschaft anschließen, sowie die Auswirkungen, die diese Beteiligung auf sie hat. Am wichtigsten ist, dass die Studie zeigt, dass Männer der Gemeinschaft beitreten, um eine Reihe psychosozialer Defizite zu beheben, und dass die Beteiligung an der Gemeinschaft dazu beiträgt, den Teilnehmern eine Reihe von geschätzten sozialen und kommunikativen Fähigkeiten zu vermitteln. Dies schien besonders für Teilnehmer mit Migrationshintergrund, die in der Gemeinde überrepräsentiert sind, von Vorteil zu sein.
Die Dämonisierung von Pick-up-Artists in den Leitmedien ist indes nicht ohne Folgen geblieben. So brüsten sich in der Indymedia Mitglieder aus dem gewaltgeilen Sektor der Linken aktuell mit diesem Artikel:
Auto von Pick Up Arschloch Marko Polo zertrümmert
Trigger/Inhalts Warnung: "Pick-Up-Artists" und sexualisierte Gewalt
Wir haben am gestrigen Abend den silbernen Smart mit dem Kennzeichen FMM 3990 vom Pick-Up-Arschloch (PUA, den sexistischen Begriff "Pick-Up-Artist" werden wir hier nicht reproduzieren) Marko Mitrovic aka Marco Polo, der in [Nennung der vollständigen Adresse] wohnt, mit Freude zerstört. Die Reifen haben wir zerstochen, die Scheiben zerschlagen und die Karosserie bearbeitet. Marco Polo ist einer der bekanntesten PUAs in Deutschland. Er übt sich nicht nur selbst in den manipulativen Taktiken an Frauen*, sondern unterrichtet Männer deutschlandweit in systematischem grenzüberschreitenden Verhalten. Er ist also ein hauptberuflicher PUA, denn er verdient sein Geld mit der Verbreitung dieser sexistischen Praktiken.
Marko Polo/Mitrovic ist Teil einer Szene von Männern, in der Frauen* eine klare Rolle zugewiesen bekommen: als Objekt und Austragungsort der heterosexistischen, männlichen Sexualität. (…) Es gibt PUAs die ihr gewaltvolles und dominantes Verhalten offen zugeben - und dann gibt es Marko Metrovic. Marko Metrovic probiert sich in der Öffentlichkeit und innerhalb der Pick-Up-Pisser Szene als Antisexist zu inszenieren und mit seinem Unternehmen "Flirt Empire" die Techniken der PUA als Weg zur wahren Liebe – buchstäblich - zu verkaufen. (…) Mit ein paar widersprüchlichen, halbherzigen Aussagen sorgte er dafür, dass er fröhlich weiter seine frauenverachtenden Seminare veranstalten kann, die dadurch sogar noch einen vermeintlich antisexistischen Anstrich bekamen. Dass dies ein reiner publicity stunt ist, sollte allen klar sein.
(…) Marko Polo ist nicht nur ein PUA sondern auch ein Unternehmen. Er gibt Coachings und Seminare (…) und verkauft Ratgeber, die die Manipulation und Sexualisierung von Frauen als ein Projekt der männlichen Persönlichkeitsentwicklung verkaufen. (…) Die Kommerzialisierung dieser systematischen Grenzüberschreitung der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen* durch Sexisten wie Marko Metrovic ist ein widerwertiger Auswuchs des kapitalistischen Patriarchats. Sie führt zu vermehrten Belästigungen im öffentlichen Raum und nicht zuletzt zur Normalisierung von sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungen.
Wir haben Metrovic als Ziel unserer feministischen Aktion gewählt, um aufzuzeigen, dass die Pick Up Pisser Szene, ihr sogenanntes "Game" und all ihre Anhänger und Unternehmer auch ohne offensichtliche gewaltverherrlichende Aussagen und (angezeigte) Vergewaltigungen von Grund auf sexistisch und gewaltvoll sind!
Wir werden diese Gewalt nicht weiter hinnehmen! Es ist an der Zeit, dass sexistische Täter, die aus einer tief patriarchalen Ideologie handeln, endlich auch militant angegangen werden – Entlarvt sie, Markiert sie, Greift sie an! Outet Metrovic und andere wo sie wohnen, studieren und ihre Scheiße abziehen.
Wir holen uns die Selbstbestimmung zurück, die uns der sexistische Staat und der Kapitalismus niemals geben wird und sorgen für unseren Selbstschutz indem wir #feministischkämpfen!
Für Menschen, die solche feministische Aktionen nicht akzeptabel finden, steht schon eine ganze Reihe von Publizisten bereit, um sie als "Antifeministen" zu brandmarken. Vor wenigen Jahren hatte die den Grünen nahestehende Heinrich-Böll-Stiftung sogar versucht, "Antifeministen" in einem Online-Pranger zur Schau zu stellen, was erst abgebrochen wurde, als die öffentliche Empörung lagerübergreifend verheerend wurde. Trotzdem wird mit pauschalisierenden, emotional aufgeladenen Begriffen wie "Antifeminist" unbekümmert weiter hantiert, und wer einmal entsprechend etikettiert wurde, ist für bestimmte linke Akteure Zielscheibe für ähnliche Formen von Gewalt, wie sie hier Marko Mitrovic getroffen hat. Wenn ich zum Beispiel in Frankfurt, Hamburg oder Berlin leben würde, müsste ich wohl täglich damit rechnen, dass mir ein Mollie durchs Fenster fliegt. Ich glaube nicht, dass solche Leute sich vorher die Zeit nehmen, meine Bücher zu studieren und darin die Kapitel entdecken, in denen ich erkläre, wie man sexuelle Übergriffe unterbinden kann – und wenn doch fänden sie es vermutlich erst recht skandalös, dass meine Ratschläge "dadurch sogar noch einen vermeintlich antisexistischen Anstrich" bekommen.
Vor dem Hintergrund dieser Eskalation wäre es eigentlich höchste Zeit, die Aggressionen gegen Männer, die nicht einer politisch gewünschten Norm entsprfechen, zurückzufahren. Leider scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein. So veröffentlichte Genderama im September 2018 folgenden Leserbrief über einen damals von Professor Matthias Franz veranstalteten Männerkongress an der Universität Düsseldorf.
Ich hatte bislang die Aktivitäten von Professor Franz positiv verfolgt, aber das diesjährige Kongressprogramm wird doch sehr politisch und polemisch vorgetragen mit "wir Normalen gegen die pathologischen Populisten, Maskulinisten und so weiter." So stellte sich der Vortrag von Herrn Pohl zu den Grenzen zwischen Flirt und sexuellem Übergriff als Rant gegen Pick-up-Artists heraus. Auch du wurdest genannt als Teil der Pick-up-Artist-Maskulisten-Antifeministen-Rechtspopulisten-Menschenfeinde-Szene, die alle undifferenziert zusammengeworfen wurden. Und zusammen mit Trump wurden dann auch alle Mitglieder dieser Szenen als pathologische Narzissten bezeichnet und das gesamte Reservoir abwertetender pathologisierender Begriffe verwendet, was teilweise mit zustimmendem Johlen aus dem Publikum unterstützt wurde. Mich hat es doch sehr gewundert, so einen Referenten auf einer Konferenz von Professor Franz anzutreffen. Ich frage mich, ob die politische Lage mittlerweile so aufgeladen ist, dass man solche Referenten ein breites Forum bieten muss, um nicht Gefahr zu laufen, Opfer von Hetzkampagnen aus Medien und Studentenschaft zu werden. Auch sonst gab es viele Vorträge, die über die Pathologie von Trump Anhängern oder Populisten in Europa herzogen, anstatt Möglichkeiten einer besseren Unterstützung von Männern zu thematisieren.
Tom Todd, damals der zweite Vorsitzende der geschlechterpolitischen Organisation AGENS, hatte damals eine Wandprojektion dieses Vortrags fotografiert, auf der unter anderem das von dem Flirt-Coach Maximilian Pütz und mir verfasste, bei Heyne erschienene Buch "Das Gesetz der Eroberung" sowie mehrere Webadressen zu Pick-up-Websites und zu diesem Blog hier zu sehen sind. Genderama wird vorgestellt als "Blog des antifeministischen Männerrechtlers Arne Hoffmann". Tom Todd schrieb mir in diesem Zusammenhang:
Professor Pohl hat in seinem Vortrag ein sehr abwertendes Bild der sogenannten Pickup-Künstler gezeichnet. Relevant ist hier auch, dass du, Arne, mit deinem Anspruch, Maskulist zu sein, in einen Topf mit den Pickup-Künstlern geworfen wirst und von diesen wiederum im Vortrag behauptet wurde, sie seien auch rückwärtsgewandte, frauenfeindliche und anti-feministische Maskulisten. (…) Die Pickup-Künstler wurden als Neoliberale mit manipulativen, sexistischen Ansichten dargestellt, die in teueren Workshops die Erlernung von Psychotechniken anbieten, mit denen Männer Frauen (…) ins Bett kriegen können sollen.
Ich hatte Professor Franz daraufhin angeschrieben und ihn gefragt, was er zu den Vorwürfen gegen den von ihm veranstalteten Kongress zu sagen hat. Auf diese Mail habe ich niemals eine Antwort erhalten, von einer Bitte um Verzeihung ganz zu schweigen.
Inzwischen führt die Dämonisierung von Verführungskünstlern und anderen nicht normgerechten Männern zu Gewalttaten, die einen nur erschrecken können. Es wäre höchste Zeit, verbal abzurüsten, statt weiter Öl ins Feuer zu gießen.
4. Im Vorwahlkampf der US-Demokraten ("Super Tuesday") haben sich nicht Medienlieblinge wie Elizabeth Warren, sondern trotz allem publizistischen Dauerfeuer von New York Times & Co. zwei der verhassten "alten weißen Männer" bei den Wählern durchgesetzt: Bernie Sanders und Joe Biden. Jetzt fordert die feministische Publizistin Jill Filipovic die Demokratische Partei auf, zukünftig keine weißen Männer als Kandidaten mehr aufzustellen:
"Was auch immer im November passiert – was wäre, wenn alle Demokraten versprechen würden, dass im nächsten Zyklus keine weißen Kerle mehr kandidieren werden", twitterte sie am Montag.
Sie gab auch Leuten kontra, die wollten, dass die Demokraten den "besten" Kandidaten wählen.
"Und ja, wir wollen alle, dass die besten Kandidaten kandidieren, aber wenn das Ihre unmittelbare Antwort hier ist, dann sagen Sie damit, dass Sie nicht glauben, dass es viele hervorragende Kandidaten gibt, die keine weißen Kerle sind".
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