Modefotograf bricht Tabu: Sexueller Missbrauch durch Frauen – News vom 6. März 2020
1. Vor ein paar Tagen hat der Modefotograf Michael Reh seinen autobiographisch inspirierten Roman "Katharsis" veröffentlicht, in dem es um sexuellen Missbrauch durch Frauen geht. Er selbst wurde als Junge jahrelang von seiner Tante missbraucht. Mit seinem Buch erreicht er Medienöffentlichkeit, beispielsweise in der Talkshow "Kölner Treff" (siehe hier auf Youtube ab 1:10 und nur den betreffenden Ausschnitt auf Facebook).
Nun haben natürlich schon vor Michael Reh Menschen dieses Tabu gebrochen. Von dem Autor Michael Homes weiß ich, dass er zuletzt geradezu verzweifelt versucht hatte, die Leitmedien für sein Buch zu diesem Thema, "Von der Mutter missbraucht", zu interessieren. Ich selbst habe ausführlich über dieses Thema geschrieben und von den Leitmedien vor allem persönliche Abwertungen geerntet. Der entscheidende Unterschied dürfte sein, dass Michael Reh Fotograf unter anderem für "Germany's Next Top Model" ist. In der journalistischen Filterbubble bleibt man am liebsten unter sich, und als Außenstehender in diese Bubble vorzudringen und dort ernst genommen zu werden ist ausgesprochen schwer.
2. Der Weltfrauenkampftag (8. März) kündigt sich an und wirft die dringende Frage auf: Brauchen wir mehr Mackerei im Feminismus?
3. In der katholischen "Tagespost" kommentiert Birgit Kelle die geschlechterpolitische Selbstinszenierung der CDU:
Auch die CDU, so Birgit Kelle, nage "gerade sehr am Emanzipationstuch". Denn: "Zwischenzeitlich standen mit Laschet, Spahn, Merz und Röttgen vier Herren aus Nordrhein-Westfalen bereit, um nächster Parteivorsitzender und/oder Kanzler der Partei zu werden, ohne eine einzige Frau im Rennen. Medial ist die erste Empörungssau deswegen bereits durchs Twitter-Dorf gejagt worden, auch wenn zumindest Ministerin Julia Klöckner zurecht darauf verwies, dass es ja jeder Frau freistünde, ihre weiblichen Ambitionen in den Ring zu werfen. Die Frauen der CDU liegen ja nicht geknebelt und gefesselt im Parteikeller." Dann kam die Wende. "Röttgen versprach sofort brav in die Presse, dass er auf jeden Fall eine Frau als Nummer zwei einsetzen würde. Damit ist auch gleich geklärt, dass diese Frau niemals aufgrund von Kompetenz, sondern nur aufgrund von Geschlecht auf dem Stuhl säße. Doch auch Merz ließ sich zur Vorschau hinreißen, dass er eine Frau als Generalsekretärin vorschlagen würde. Der Doppelpack Laschet-Spahn kann zwar keine Weiblichkeit vorweisen, aber zumindest sexuelle Vielfalt, das ist doch auch was!"
(Was die Stichelei im letzten Satz soll, verstehe ich auch nicht. Jens Spahn ist ja nicht wegen seiner sexuellen Orientierung von Laschet als Mitstreiter ausgewählt worden.)
4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Ich verfolge Ihren Blog seit einigen Jahren und gehöre zum Kreis der Unterstützer. Es ist aber zweckmäßig, wenn ich anonym bleibe, da ich beruflich eher häufig in der Öffentlichkeit stehe.
Ich möchte Sie auf einen Artikel in der WELT aufmerksam machen, der sich auf eine Studie bezieht, wonach bei unterschiedlichen Tierarten jeweils diejenigen länger leben, die ein doppeltes X-Chromosom aufweisen. Bei Vögeln sind das die Männchen, bei Menschen die Frauen. Sollte sich das bestätigen, dann stellt sich die Frage, welche Rechtfertigung gleiche Beitragssätze zur Rentenversicherung und Pflegeversicherung noch haben.
Ich bin KEIN Experte für Studien zur Lebenserwartung. Aber soweit ich das verstehe, steht das Ergebnis in Spannung zu den Ergebnissen von Marc Luy aus seinen Klosterstudien, wonach Männer und Frauen unter gleichen Lebensbedingungen fast die gleiche Lebenserwartung haben. Manche Leute mögen das Ergebnis von Luy normativ so interpretieren, daß Männer an ihrem kürzeren Leben gleichsam selber Schuld sind. Eine Kompensation wäre also nicht erforderlich. Tatsächlich ist das schon nicht zwingend, da selbst in einem (natürlich selbstgewählten!) "totaltär" regulierten System noch Unterschiede bestehen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwiefern das "totale" System des Klosters nicht natürliche Unterschiede unterdrückt.
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