Jakob Augstein: Sollten die Parteien ihre Männerpolitik überdenken? – News vom 3. September 2019
1. Die Erfolge der AfD besonders bei männlichen Wählern geben dem bekannten linken Publizisten Jakob Augstein zu denken. Er fragt sich, ob die anderen Parteien ihre Männerpolitik nicht allmählich überdenken sollten. Ähnlich habe ich hier zuletzt vor ein paar Tagen argumentiert.
In diesem Zusammenhang merkt die Hannoversche Allgemeine zu einer bei Journalisten in der Auseinandersetzung mit der AfD beliebten Floskel an:
Nur schlecht gelaunte "alte weiße Männer" wählen die AfD? Das stimmt so nicht ganz, wie eine Analyse der "Forschungsgruppe Wahlen" in Sachsen und Brandenburg zeigt. Im Freistaat beispielsweise hat die rechtspopulistische Partei bei den Wählern unter 30 Jahren am stärksten abgeschnitten.
Als es noch um Fridays for Future und die Wahlerfolge der Grünen bei jungen Wählern ging, jubelten viele Journalisten, das beweise, wie zukunftsgewandt die Öko-Bewegung sei. "Ihr von gestern, wir von morgen" titelte etwa der STERN. Vielleicht lässt diese Altersdiskriminierung in der Rhetorik jetzt allmählich nach.
2. Die ARD sucht eine erfolgreiche Wechselmodell-Familie für eine Dokumentation.
3. In Großbritannien macht eine Anti-Krebs-Initiative darauf aufmerksam, dass Jungen und Männern die routinemäßige Impfung gegen HPV zu lange vorenthalten wurde:
"Während es großartig ist, dass einige Jungen ab diesem Jahr den gleichen Schutz vor HPV-bezogenen Krebserkrankungen haben werden, den Teenager-Mädchen und -Frauen seit einem Jahrzehnt haben, wird einer Generation von Teenagern und jungen Männern diese Chance verweigert", sagte die Geschäftsführerin des Trusts, Kate Collins.
"Eltern von Jungen im schulpflichtigen Alter können durchaus feststellen, dass ein Kind den HPV-Impfstoff kostenlos erhält, während ein älterer Sohn nur dann geschützt wird, wenn er es sich leisten kann, dafür zu bezahlen. Das ist einfach nicht fair, und die Kosten von etwa 150 Pfund pro Dosis sind für viele unerschwinglich.
"Die Tatsache, dass ältere Teenager nicht geimpft werden, stellt ein Risiko für sie dar, da es sich auf die falsche Annahme stützt, dass sie nur Sexualpartner haben werden, die kein HPV haben. Es untergräbt die Fortschritte des Vereinigten Königreichs bei der Reduzierung von HPV-gebundenen Krebsarten, wie beispielsweise Gebärmutterhalskrebs, da diese 'fehlende Generation' von Jungen HPV bekommen und mit anderen teilen kann, die nicht geimpft wurden. Und es widerspricht der eigenen Botschaft des Nationalen Gesundheitsdienstes, dass Universalimpfungen dem Gemeinwohl dienen."
Der HPV-Impfstoff schützt Mädchen vor dem Virus, das die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs ist. Seit Beginn des Programms im Jahr 2008 hat es die wichtigsten zirkulierenden HPV-Stämme um 80% reduziert. Die Immunisierung von Jungen wird dazu beitragen, das sexuell übertragbare Virus weiter zu reduzieren.
Jungen zu impfen hat jedoch auch für sie einen direkten Nutzen. HPV verursacht auch etwa 90% der Anal- und 50% der Peniskrebse, und einige Kopf- und Halskrebse sowie etwa 90% der Genitalwarzen.
Hierzulande hatte sich vor allem MANNdat lange für diese Gleichberechtigung eingesetzt und konnte vergangenes Jahr endlich den Erfolg feiern . Auch in Deutschland darf man allerdings von einer "fehlenden Generation" bei Männern ausgehen, denen dieser Impfschutz mangels Kostenübernahme durch die Krankenkassen entgangen ist.
<< Home