Duschmobil, PHP-Konferenz, EU-Parlament, nächste Mondlandung, Renoir – News vom 27. August 2019
1. Für Obdachlose in Berlin gibt es jetzt ein "Duschmobil" zur Körperpflege – solange sie weiblich sind:
Im Duschmobil finden diese Frauen Ruhe, einen Ort, an dem sie nicht bloß durchatmen können, hier finden sie auch zu dem Gefühl von Würde, zum Gefühl, sich wieder wirklich als Frau empfinden zu können. "Sie können sich eincremen, ihre Nägel machen, sie können alle Mühe mal wegduschen", sagt Elke Ihrlich, Bereichsleiterin des [Sozialdiensts katholischer Frauen]. Vor allem können sie sich mal fallen lassen, 90 Minuten seelischer Genuss, keine Hektik, kein Blick auf die Uhr – Inseln der emotionalen Seelenstärke. In Notunterkünften ist die Duschzeit meist auf fünf Minuten begrenzt. In einem Vorraum des Duschmobils erhalten die Frauen Kaffee und Croissants.
Die obdachlosen Männer können sehen, wo sie bleiben, was aber aufgrund ihrer zahlreichen Privilegien im Frauen unterdrückenden Patriarchat vermutlich nur fair ist ("positive Diskriminierung"):
Was keinen überraschen wird: Von der Berliner Woche über den rbb bis zur "taz" ist die Berichterstattung der Leitmedien durchgehend unkritisch. Von "Geschlechtergerechtigkeit" spricht man dort nur, wenn es gegen Männer geht.
2. Wegen eines Mangels an Frauen unter den Vortragenden – es fanden sich lediglich die inzwischen vielfach verhassten weißen Männer – wurde die Konferenz der PHP-Programmierer phpCE, die dieses Jahr in Dresden stattfinden sollte, abgesagt. Die Konferenz wird sogar dauerhaft eingestellt.
Die Technik-Website Tarnkappe berichtet über das Scheitern der Veranstaltung:
Nachdem per Twitter die Kritik wegen der fehlenden Frauenbeteiligung losging (...), suchten die Organisatoren eine Frau für die Rednerliste. Die einzige Einreichung einer Frau war ein Thema, welches sie schon einmal woanders gehalten hat. Neue Aspekte hätte man damit also keine präsentieren können. Man hatte wohl sogar Männern angeboten, bei gleicher Bezahlung auf einen Teil ihrer Vorträge zu verzichten, damit eine Frau zur Sprache kommen kann. Doch das klappte mangels Vortragsthema wie gesagt nicht.
Dem Kritiker auf Twitter weht ein rauher Wind entgegen. Er habe die Konferenz nicht einen Deut besser für die Frauen gestalten können, ganz im Gegenteil. Er könne sich jetzt nur noch selbst dafür "beglückwünschen", das ganze Vorhaben mit seiner Kritik komplett ruiniert zu haben.
Der bekannte Blogger Fefe (Felix von Leitner) kommentiert:
Und das ist ja wohl klar, ohne Frauen am Mikrofon kann man im Jahre 2019 keine Konferenz mehr machen, ob jetzt über PHP oder was anderes. Es geht ja hier schließlich nicht um PHP. Es geht darum, was die Vortragenden zwischen den Beinen haben!
3. Die NASA erwägt bei der nächsten Mondlandung ein reines Frauenteam. In den vergangenen Jahren hatten Feministinnen immer wieder kritisiert, dass bislang nur weiße Männer auf dem Mond waren.
4. Die Berliner "taz" verzweifelt: Ursula von der Leyen könne im EU-Parlament die Frauenquote nicht durchsetzen, wel "die Regierungen nicht mitspielten". Daher sei eine gleichberechtigte Aufteilung von Männern und Frauen nicht durchsetzbar:
Unter den bislang 24 Nominierten sind nur 11 Frauen. (...) Es steht also nicht gut um die Frauenquote. (...) Schuld sind die Staats- und Regierungschefs, die in Sonntagsreden und auf EU-Gipfeln gern Gleichberechtigung predigen, in der Praxis aber immer noch Männer bevorzugen.
Ich weiß, was Sie jetzt denken. Gleich der erste Leserkommentar unter dem Artikel spricht es aus:
Unter den bislang 24 Nominierten sind nur 11 Frauen. Dass hieße: Zur Parität fehlt eine Frau. Da von Klatsche zu reden oder dass Gleichberechtigung in der EU nur was für Sonntagsreden ist, ist doch lächerlich.
Für die "taz" allerdings zeigt sich hier die unerschütterliche Herrschaft des Patriarchats.
5. Nachdem letzte Woche Goethe an der Reihe war, trifft der Sexismus-Aufschrei dieser Woche den Maler Pierre-Auguste Renoir (1841-1919):
Wer hat nicht ein Problem mit Pierre-Auguste Renoir? Eine äußerst fesselnde Show, die sich auf den erstaunlichen Output weiblicher Akte des Malers konzentriert, "Renoir: The Body, the Senses", am Clark Art Institute in Williamstown, Massachusetts, löst ein Gefühl der Krise aus. Der Ruf des einst erhabenen, immer noch unerschütterlich kanonischen Impressionisten hat an schwierigen Tagen gelitten. Vergiss den Affront gegen den modernen, gebildeten Geschmack eines Malstils, der so süß ist, dass er die Schneidezähne deines Geistes gefährdet; es gibt ein brennenderes Problem. Die Kunsthistorikerin Martha Lucy, die in dem wunderschönen Katalog der Ausstellung schreibt, stellt fest, dass der Name Renoir "im zeitgenössischen Diskurs" für einen "sexistischen männlichen Künstler" steht. Renoir empfand eine so vermessene, sklavische Freude daran, nackte Frauen anzusehen - die in seinen Gemälden immer cremig oder biskuitweiß waren, oft mit Erdbeerakzenten, und idealerweise blond -, dass Lucy weiter argumentiert, die Taktilität der späteren Akte, mit Pinselstrichen wie wandernden Fingern, würde jede Art von Blick verunsichern, auch den männlichen.
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