Sonntag, August 25, 2019

"Sozi sucht Frau", nackte Rapperin, STERN macht Rückzieher – News vom 25. August 2019

1. In dem aktuellen SPIEGEL-Artikel "Sozi sucht Frau" (nur im Anriss online) berichten Christoph Hickmann und Veit Medick darüber, dass die Suche eines weiblichen Gegenparts für die Doppelspitze "frauenpolitisch bislang ein ziemlicher Rückschlag" für die Sozialdemokraten sei. Es gebe "erstens, zu wenige Frauen, die zu einer Kandidatur bereit" seien und zweitens "eine gute Woche vor Ablauf der Bewerbungsfrist noch keine Kandidatin aus der ersten Reihe der Partei". Daher sei "die interne Suche nach geeigneten Bewerberinnen zwischendurch leicht erratisch" geworden: "Prominente Männer wie Generalsekretär Klingbeil, Parteivize Ralf Stegner oder Arbeitsminister Hubertus Heil suchten angeblich wie auf dem Heiratsmarkt nach einer Partnerin. Und Vertreter der Parteispitze sahen sich gezwungen, gezielt in Landtagsfraktionen, Landesregierungen und der dritten Reihe der Bundestagsfraktion Ausschau zu halten." Das mache "die vermeintliche Errungenschaft der Doppelspitze frauenpolitisch eher zum Rückschritt." Öffentlich wahrgenommen würden dadurch aktuell nicht starke Frauen, die mutig und engagiert nach vorne drängten, sondern starke männliche Kandidaten, die nach "einem Anhängsel oder Feigenblatt" suchten.



2. Die Rapperin Shirin David wehrt sich gegen Antifeminismus-Vorwürfe, nachdem sie sich auf ihrem aktuellen Plattencover nackt zeigt:

"Es trifft mich immer wieder unerwartet, wenn ich einen reißerischen Artikel über meinen angeblichen Anti-Feminismus lesen muss. Wir sind zwar im Jahre 2019, aber es scheint, dass viele Menschen immer noch davon schockiert sind, dass eine Frau unter ihren Kleidern nackt ist. (...) Ich bringe jedem Journalisten, der objektiv einen kritischen Artikel über mich schreibt, Respekt entgegen. Aber wenn ich einen Artikel lese, in dem Zitate entkontextualisiert, Frauen gegeneinander aufgehetzt und ich als Anti-Emanze dargestellt werde, dann kann ich nur noch sagen, dass euch nicht nur eure Kugelschreiber, sondern auch das Recht, jegliche Schreibprogramme verwenden zu dürfen, entzogen werden sollte."




3. Vor einigen Tagen verlinkte Genderama einen durchgeknallten STERN-Artikel, der seine Leser im letzten Absatz aufforderte, wegen eines auf einen Frauenrücken gezeichneten Penis in der Werbeanzeige einer Fruchtsaftfirma deren Produkte zukünftig zu boykottieren, Freunde auf Instagram-Accounts von Gegnern dieser Frma hinzuweisen, eine Petition dagegen zu unterschreiben, sie beim deutschen Werberat zu melden und Läden aufzufordern, die Produkte dieser Firma aus dem Sortiment zu nehmen. Dieser Absatz immerhin wurde inzwischen aus dem Artikel gelöscht und durch folgende Passage ersetzt:

"Am Ende dieses Artikel befand sich eine Handlungsempfehlung. Diese entspricht nicht den journalistischen Standards von stern.de. Der Artikel wurde am 24. August geändert."


Man fragt sich als Leser schon, ob die Fruchtsaftfirma mit einer Klage wegen Geschäftsschädigung drohte oder ob irgendjemand in der STERN-Redaktion sich überraschend zu der Auffassung durchgerungen hat, man sollte vielleicht wenigstens halbwegs beim Journalismus bleiben, statt zu unverhohlenem politischem Aktivismus überzugehen.

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