Freitag, Juli 12, 2019

Irak: Sind Männer die wahren Opfer sexueller Belästigung? – News vom 12. Juli 2019

1. Ich arbeite inzwischen seit 25 Jahren am Thema "häusliche und sexuelle Gewalt" und weiß daher, wie schwierig es ist, Informationen über männliche Opfer im arabischen Raum zu bekommen. Von deutschen Leitmedien darf man hier gar nichts erwarten. Aktuell berichtet immerhin die britische BBC über den Forschungsstand. Ein Auszug:

Eine Umfrage für BBC News Arabisch in zehn Ländern und den palästinensischen Gebieten ergab, dass in zwei dieser Länder - Tunesien und Irak - mehr Männer als Frauen über verbale und körperliche sexuelle Belästigung berichteten.

In Tunesien war die Marge mit nur einem Prozent gering. Aber der Irak hat sich wirklich hervorgetan. Hier gaben 39% der Männer an, verbale sexuelle Belästigung erlebt zu haben, verglichen mit 33% der Frauen. Und 20% der irakischen Männer gaben an, dass sie körperliche sexuelle Gewalt erlebt hätten, verglichen mit 17% der irakischen Frauen.

Mehr irakische Männer berichteten auch, dass sie häusliche Gewalt erlebt hatten.

Das sind überraschende Ergebnisse, wenn man bedenkt, wie schlecht es um die Frauenrechte in diesem Land steht- Artikel 41 des irakischen Strafgesetzbuches besagt sogar, dass es für einen Mann nicht illegal ist, seine Frau zu schlagen.


Die Journalisten der BBC sind darüber ähnlich erstaunt wie es viele Journalisten waren, als die hohen Zahlen männlicher Opfer häuslicher Gewalt im Westen bekannt wurden. Sie versuchen damit umzugehen, indem sie – anders als in der Berichterstattung über weibliche Opferzahlen – diese Zahlen anzweifeln und Menschen zitieren, die spekulieren, sie könnten dadurch zustande kommen, dass viele Frauen sich mit ihren Gewalterfahrungen nicht zu outen trauen.

Das ist vom Grundsatz her sicherlich richtig. Auch in unserer westlichen Gesellschaft teilen vermutlich die meisten Opfer häuslicher Gewalt Dritten nichts davon mit. Aber wir wissen inzwischen aus zahllosen Studien, dass in unserer Gesellschaft das Dunkelfeld bei männlichen Opfern sehr viel höher ist als bei Frauen, weil es für sie deutlich schambesetzter ist zu berichten, dass sie von ihrer Frau geprügelt werden. Es würde mich sehr wundern, wenn es in der Macho-Kultur des arabischen Raums anders wäre.



2. Wir bleiben kurz im arabischen Raum. Der Deutschlandfunk berichtet über "das Märchen von der verführten Dschihadistin":

Mehr als 1050 Dschihadisten aus Deutschland haben sich dem IS angeschlossen, darunter etwa 200 Frauen. Die Männer landen bei der Rückkehr meist im Gefängnis, die Frauen selten. Sie gelten als unschuldige Ehe- und Hausfrauen.


Hier geht es weiter.



3. Das "Entgelttransparenzgesetz" wurde vor allem von der SPD durchgesetzt, um den vermeintlichen Gender Pay Gap, die geschlechtsabhängige Lohnlücke, zu bekämpfen. Ökonomen hatten immer wieder angemerkt, dass diese Lohnlücke nichts mit Diskriminierung zu tun hat, und die meisten Frauen geben in Umfragen an, dass sie ihrer eigenen Einschätzung nach angemessen entlohnt werden. So war es wenig überraschend, dass dieses Gesetz in den ersten Monaten nach seiner Installation fast kaum genutzt wurde – und wenn ausnahmsweise doch, dann von Männern. Inzwischen zeigt sich: Das neue Gesetz wird nach wie vor kaum in Anspruch genommen.



4. In Schweden wurde der erste Mann aufgrund eines neuen Gesetzes zur "fahrlässigen Vergewaltigung" verurteilt:

In dem konkreten Fall übernachtete der Mann bei einer Jugendlichen, mit der er zuvor seit Längerem über soziale Netzwerke Kontakt gehabt hatte. Die Frau hatte zugestimmt, dass er bei ihr über Nacht blieb, soll aber auch klargemacht haben, dass sie keinen Sex mit ihm wolle. Dennoch führte er in der Nacht laut Gericht seine Finger in ihren Unterleib ein, die Frau nahm dies passiv hin und stimmte nicht ausdrücklich zu.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann sexuelle Handlungen durchgeführt habe, ohne dass die Frau freiwillig daran teilgenommen habe. Am Urteil ändere auch die Tatsache nichts, dass sich die beiden darüber einig gewesen seien, im selben Bett zu liegen, und dass sie nur noch Unterwäsche angehabt hätten. Der Mann habe zwar nicht vorsätzlich, dafür aber grob fahrlässig gehandelt.

Der Mann bestritt, eine Straftat begangen zu haben. Er gab an, gedacht zu haben, die Frau habe Sex haben wollen. Er verwies zudem darauf, dass er die sexuellen Handlungen abgebrochen habe, als er gemerkt habe, dass die Frau nicht weitermachen wolle.


Der Mann wurde zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt.



5. Die drohende EU-Präsidentin Ursula von der Leyen hat sich den Grünen, Liberalen und Sozialisten im EU-Parlament vorgestellt:

So bekräftigte die Kandidatin (von der Leyen) bei der live übertragenen Anhörung mit der liberalen Koalition Renew Europe, dass sie eine 50-prozentige Frauenquote in ihrer Kommission anstrebe und jedes Land sowohl einen weiblichen wie auch einen männlichen Kandidaten für Kommissionsposten nominieren solle.


"Die Welt" berichtet unter der Überschrift Von der Leyen auf Werbetour: "Die Enttäuschung war am Schluss überwältigend und fast ausnahmslos".

So, wie es derzeit aussieht, vermutet die "Welt", wird von der Leyen am kommenden Dienstag allerdings die notwendige Mehrheit erhalten.



6. Der Deutschlandfunk berichtet über ein Problem, von dem auch die Männerrechtsbewegung ganz erheblich betroffen ist: die fehlende Meinungsvielfalt in den deutschen Leitmedien. Dieses Problem, über das seit Jahren immer mehr Bürger klagen, wurde jetzt auch von dem frühere Intendanten des Westdeutschen Rundfunks, Fritz Pleitgen, angesprochen:

Bei vielen Themen von Griechenland bis Brexit, von Russland bis Trump, gebe es homogene Berichterstattung. Das sei der schleichende Tod der Demokratie, sagte Pleitgen dem „Handelsblatt“. In vielen wichtigen Fragen marschierten alle Redaktionen in eine Richtung, nicht selten im Einklang mit der vorherrschenden Meinung in der Politik. Das sei bedenklich und eine Abkehr vom Richtungsstreit früherer Jahre.




7. Gestern gab es in der maskulistischen Bloggerszene weitere Beiträge zum Gender Empathy Gap Day, zum Tag der Empathielücke zu Lasten von Männern. Lucas Schoppe etwa hat sich mit dem politischen Nutzen dieser fehlenden Empathie beschäftigt. Ein Auszug:

Ein Gender Empathy Gap Day? Das, was der Schriftsteller und Blogger Gunnar Kunz da im letzten Jahr vorgeschlagen hat, lädt natürlich dazu ein, sich ganz unempathisch zu belustigen.

Männer, die darauf aufmerksam machen, dass Männer und Jungen mit deutlich weniger Empathie rechnen können als Frauen und Mädchen, müssen damit rechnen, als Jammerlappen dazustehen. Als sich vor einigen Wochen vor allem Männer über einen Werbespot aufregten, mit dem die Supermarktkette Edeka Ressentiments gegen Väter verwurstete, waren es in sozialen Medien vor allem andere Männer, die sich in Pose schmissen und verkündeten, dass ihnen dieser Spot gewiss nichts ausmachen würde, weil sie ja schließlich Humor hätten.

Dass Kunz ausgerechnet den 11. Juli als Gender Empathy Gap Day vorschlägt, hat aber schon einen Grund, der überhaupt nicht mit Humor betrachtet werden kann. Er bezieht sich auf das Massaker von Srebenica am 11. Juli 1995, als die UN eine von ihr geschaffene Sicherheitszone an die Serben übergab, die dann unter den Augen der UN-Beobachter achttausend bosnische Jungen und Männer selektierten und systematisch ermordeten. Schon zuvor hatte die UN Frauen, Kinder, Alte und Kranke evakuiert, "aber den Männern den Zugang zu den rettenden Konvois verweigert".

Der Bezug auf einen Krieg passt zu einem Tag, der auf die fehlende Empathie für Männer und Jungen aufmerksam machen soll. Die völlige Verfügbarkeit von Soldaten, die in allen modernen Kriegen beliebig als Kanonenfutter eingesetzt werden, wäre nicht möglich ohne die verbreitete Bereitschaft, Menschen Mitgefühl zu verweigern, weil sie Männer oder Jungen sind.

Auch in Deutschland wird es nicht als Skandal empfunden, dass Soldaten mit erbärmlich mangelhafter Ausrüstung in ihrer lebensgefährlichen Einsätze geschickt werden – die verantwortliche Ministerin wird sogar mit einem der wichtigsten Positionen der EU belohnt.

Das für mich bedrückendste, nämlich auf Kinder bezogene Beispiel dieser Empathieverweigerung liefert das Hilfswerk PLAN. Dessen erfolgreiche Werbestrategie besteht eben darin, unter den vielen armen, unter Gewalt leidenden Kindern der Welt ausdrücklich den Mädchen zu helfen. Die Verweigerung der Hilfe für männliche Kinder ist hier werbestrategisch offenbar erfolgreich, und so selektieren dann Menschen vom sicheren Westen aus die notleidenden Kinder der Welt entsprechend ihrer Geschlechtszugehörigkeit in die, welche Hilfe verdienen, und die, denen keine Hilfe zusteht.

Ein anekdotisches, auf den ersten Blick sogar lustiges Beispiel dafür, wie selbstverständlich die Verweigerung der Empathie für Männer und Jungen Teil des politischen Alltags ist, erzählt Gerd Riedmeier.

Riedmeier versucht für das Forum Soziale Inklusion mit Vertretern von Parteien über die Situation von Vätern, Männern und Jungen ins Gespräch zu kommen. Schon wer nur erlebt, wie enorm das Leid von Vätern ist, denen der Kontakt zu ihren Kindern willkürlich schwer gemacht wird – und wer weiß, wie wichtig der Kontakt zu beiden Eltern für die Kinder ist – der weiß auch, wie wichtig es wäre, wenn die deutsche Familienpolitik endlich ihre Verantwortung für diese Notlagen übernehmen würde.

Riedmeier erzählte beim jährlichen Treffen des Forum Soziale Inklusion, an dem ich auch teilgenommen habe, davon, dass er die familienpolitischen Sprecher aller Fraktionen des Bundestages um ein persönliches Gespräch gebeten hatte. Eine Reihe von Gesprächen sei so möglich gewesen. Die SPD mit ihrem Obmann und Sprecher im Familienausschuss, Sönke Rix, habe jedoch nicht einmal geantwortet, ebenso wie die Grünen.

Eine Partei aber hatte um Rückmeldung nach der Sommerpause gebeten. Riedmeier rief also nach der Sommerpause im Büro von Katja Dörner, MdB und familienpolitische Sprecherin der Grünen, an, stellte sich als Sprecher der Interessengemeinschaft Jungen Männer Väter (zu der das Forum Soziale Inklusion gehört) vor, verwies auf die Bitte, dass er sich noch einmal melden solle – und erntete bei den Mitarbeiterinnen im Büro einen Lachanfall. Das könne sich ja wohl nur um eine Verwechslung handeln.

Tatsächlich hatte Riedmeier bei Katja Dörner irrtümlich angerufen – die Kommunikationsbereitschaft hatte Katrin Werner von der LINKEN signalisiert, mit der Riedmeier dann auch noch ein Gespräch führen konnte.

So erheiternd die Situation für die Abgeordneten der Grünen und ihre Mitarbeiter*innen gewesen sein mag, so bitter ist sie tatsächlich. Es ging hier ja nicht darum, sich von Riedmeier und den Positionen des Forum Soziale Inklusion – dem zum Beispiel sehr an einer Kindessorge beider Eltern nach Trennungen liegt – sogleich überzeugen zu lassen. Schon der bloße Gedanke, auch nur zu einem Gespräch bereit zu sein, ist aus grüner Perspektive so absurd, dass er sich in Lachanfällen entlädt.

(...) Diese Unwucht ist nur möglich, weil auf der einen Seite Männern und auch Kindern Empathie verweigert wird, Frauen aber idealisiert werden, soweit sie gängigen geschlechterpolitischen Mustern entsprechen. Wir erleben dieses Nebeneinander von Empathieverweigerung und blinder Empathie gerade am Beispiel zweier Bücher, die zufällig etwa zur selben Zeit veröffentlicht wurden.

Arne Hoffmanns Sammelband "Gleichberechtigung beginnt zu zweit" setzt nicht auf eine Frau-Mann-Konfrontation, sondern auf eine Zusammenarbeit der Geschlechter, orientiert an Empathie für alle Beteiligten, für Jungen ebenso wie für Mädchen, für Frauen ebenso wie für Männer. Obwohl der Sammelband – natürlich auch ganz abgesehen von meinem eigenen Beitrag dazu – reich an wichtigen Perspektiven und Debatten zu vieldiskutierten Themen ist, und obwohl die Zusammenstellung der Beiträger und Beiträgerinnen aus unterschiedlichen Ländern und Berufen einzigartig ist, findet er in den etablierten Medien außerhalb der Blogs und sozialen Medien keinen Widerhall.

Ganz anders ein amerikanisches Buch, das in den USA in etablierten und renommierten Zeitungen wie der Washington Post oder der Los Angeles Times angepriesen wurde, so dass es zur Zeit gleich die ersten drei Plätze in Amazons Kategorie "General Gender Studies" belegt. Die Autorin E. Jean Carroll fordert in ihrer Schrift "What Do We Need Men For?" satirisch, dass Männer – die rundweg schädlich und unnütz wären – getötet, in ihre chemischen Elemente aufgespalten und verkauft werden sollten. In einem etwas ernster gemeinten Vorschlag fordert sie, alle Männer in ein geheimes Umerziehungslager zu schicken ("to send them all to a secret location for retraining").

Im Untertitel bezieht sich Carroll, wie auch schon Arne Hoffmann im eben verlinkten Text zeigt, irreführend auf Swifts berühmte Schrift "A Modest Proposal", in der dieser vorschlägt, irische Kinder zu töten und zu verspeisen. Übrigens regt auch schon Swift an, sehr viel mehr weibliche als männliche Kinder leben zu lassen, weil Männer nun einmal weniger gebraucht würden. Er spitzt die technokratische Empathielosigkeit der englischen Irland-Politik seiner Zeit mit seinem Text bis hin in brutale Absurdität zu und kritisiert sie so scharf.

Es gibt aber überhaupt kein Anzeichen dafür, dass Carroll tatsächlich in gleicher Weise Empathielosigkeit gegenüber Männern bloßstellen wollte. Tatsächlich reproduziert sie diese Empathielosigkeit und kaschiert sie als Satire. Das "We" des Titels meint tatsächlich nur Frauen – die Perspektiven von Männern bleiben hier nicht bloß spielerisch ausgeschlossen, und einen Wert können Männer hier ganz offen nur im Nutzen für Frauen haben.

Welchen Sinn aber hat es, Empathielosigkeit gegenüber Männern und Jungen nicht nur achselzuckend hinzunehmen, sondern sie sogar zu fördern? Das lässt sich nur beantworten, wenn der enge Rahmen der Geschlechterpolitik verlassen wird.


Hier findet man den vollständigen Beitrag.

Einen weiteren Beitrag zum Gender Empathy Gap Day findet man im Blog "homo duplex".



8. In den USA verschlimmert sich die Jobkrise für Männer:

Experten von Deutsche Bank Research zufolge ist die Beschäftigung von Männern im Alter von 25 bis 54 Jahren in den letzten drei Monaten um jeweils rund 100.000 Arbeitsplätze zurückgegangen.

Das geschieht unbenommen der Tatsache, dass die USA im Juni 224.000 Arbeitsplätze geschaffen haben. Zu den Sektoren mit beträchtlichen Beschäftigungszuwächsen gehörten der Bereich der Dienstleistungen für Unternehmen und Institutionen, das Gesundheitswesen sowie der Verkehrs- und Wohnungssektor.

Torsten Slok, Chefvolkswirt und Geschäftsführer der Deutsche Bank Securities, schrieb in einer Notiz, dass die Beschäftigungsentwicklung bei Männern im besten Alter eine "Alarmsirene" sei.

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