Mittwoch, Juli 10, 2019

Kevin Spacey: Anklage fällt in sich zusammen – News vom 10. Juli 2019

1.
Das Strafverfahren gegen US-Schauspieler Kevin Spacey wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs wankt. Das mutmaßliche Opfer William Little machte am Montag bei einer Gerichtsanhörung auf der Insel Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch. Hintergrund ist das Verschwinden des Handys, mit dem der junge Mann den Vorfall gefilmt hatte.

(...) Spaceys Anwalt hatte die Herausgabe des Telefons verlangt. Er vermutet, es seien Kurzbotschaften gelöscht worden, die zeigten, dass es sich um einen einvernehmlichen Flirt zwischen Spacey und Little handelte. Little bestreitet, Daten von dem Telefon gelöscht zu haben. Auf die Warnung, dass jegliche Manipulation des Handys strafrechtliche Konsequenzen inklusive einer Haftstrafe nach sich ziehen könnte, verweigerte der junge Mann aber schließlich die Aussage.

(...) Anwalt Alan Jackson forderte, das Verfahren gegen Spacey umgehend einzustellen. Die Staatsanwaltschaft schloss dies am Montag nicht aus, bat das Gericht aber um eine Woche Zeit. Die Anklage basiert zu weiten Teilen auf den Telefondaten.


"Die Welt" berichtet.

Eine Zivilklage gegen Kevin Spacey war bereits vergangene Woche ohne Angaben von Gründen zurückgezogen worden.



2. Zeit, mal wieder zustimmend eine Feministin zu zitieren: Judith Sevinc Basad sagt's, wie's ist. Lesenswert ist auch die Debatte, die sich aus Basads Tweet ergibt.



3. "Regeln gelten auch für Ministerinnen" befindet Annika Leister in der "Berliner Zeitung" hinsichtlich der Debatte um Frauenministerin Giffey (SPD).



4. Im US-Bundesstaat Washington kam es wieder zu einem erschütternden Fall von toxischer Männlichkeit.



5. Männer nehmen sich dreimal so häufig das Leben wie Frauen. Gleichzeitig wird die psychische Gesundheit von Männern in unserer Gesellschaft immer noch vernachlässigt. Um dieses für dieses Problem endlich die nötige öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen hat der britische Filmemacher Ben Akers anhand eines konkreten Falles die Dokumentation "Steve. Saving Men from Suicide" produziert. Den Trailer dazu findet man hier.



6. Dass es weiße Männer bei Wahlen leichter hätten ist ein Mythos, erklärt Brenda Choresi Carter im US-Nachrichtenmagazin Newsweek. Tatsächlich zeigten Analysen, dass Frauen jeglichen ethnischen Hintergrunds ebenso wie farbige Männer genauso erfolgreich, ja sogar eine Winzigkeit besser als weiße Männer bei Wahlen abschneiden.



7. Die Post. Vor kurzem erklärte die bekannte Publizistin Svenja Flaßpöhler im Interview mit der "taz":

In der heißen Phase der #MeToo-Debatte hat sich gezeigt, wie weit die institutionelle Unterwerfungsbereitschaft geht. Ein gutes Beispiel ist Gebhard Henke, ehemals Fernsehchef beim WDR, der aufgrund von anonymen Anschuldigungen, sexuell belästigt zu haben, vorzeitig in den Ruhestand entlassen wurde. (...) Aus der Angst heraus, dass die Institution Schaden nimmt aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Wucht von #MeToo, wurde dieser Mann vorzeitig und ohne jeden Beweis seiner Schuld entlassen. Henke hat mir bei einem Treffen erzählt, er ist sozial im Grunde tot. Da wird institutionell ein vorauseilender Gehorsam geleistet, der Existenzen kaputt macht.


Zu diesem Thema schreibt mir einer meiner Leser folgendes:

Gebhard Henke wird von fünf Frauen, vier davon anonym, beschuldigt übergriffig gewesen zu sein. Eine der Beschuldigerinnen ist Charlotte Roche. Entsprechend ist die mediale Aufmerksamkeit auf den einschlägigen Portalen. Sein Arbeitgeber WDR hatte ihn freigestellt, dann entlassen. Henke bestreitet die Vorfälle, Charlotte Roche schilderte ausführlich, wie er seine Hand auf ihren Hintern gelegt habe. Eine Anklage ist offen, ein richterliches Urteil nicht gesprochen.

Gebhard Henke ist ein gebrochener Mann. Sein Ruf ruiniert, sozial verbrannt, wird er wohl nie mehr von dem von Medien und sozialen Netzwerken aufgebauten Vorverurteilungen wegkommen.

An der Kunsthochschule für Medien in Köln ist er "noch" Dozent. Noch, denn die Studentinnen arbeiten daran, dass er auch dies nicht mehr sein kann. Der Deutschlandfunk berichtet:

"Die Studierenden wollen den Fall Henke bewusst mit Forderungen für mehr Frauenrechte verbinden: 'Weil es uns nicht nur um den einen Fall geht, sondern um das Thema im Allgemeinen. Wir kritisieren ja generell diese Machtstrukturen, die es überall gibt, und es soll sich nicht nur auf unsere Hochschule beziehen."

Stellvertretend für alle Männer dieser Welt, die ja nach feministischer Definition für das Übel auf Erden verantwortlich sind, wird Gebhard Henke hier vorgeführt. Die Studentinnen der Hochschule konstruieren mit dem Fall Henke bewusst eine Atmosphäre der Angst, denn "Die Studierenden befürchten, dass auch sie später im Berufsleben als freischaffende Künstler ähnlichen Machtstrukturen ausgesetzt sein können." Und der "neutrale" Deutschlandfunk dient mit seinem Sendebeitrag dazu bei, die Machtstrukturen, die feministisch motivierte Studentinnen hier aufbauen, zu verbreiten. Mir machen nicht alte weiße Männer wie Henke Angst, sondern Studierende, die mit solchen Aktionen unter Beweis stellen, dass sie die Studierfähigkeit nie erreicht haben und nicht reflektiert handeln können. Henke ist weder verurteilt, noch haben Ermittlungen ein Resultat ergeben. Die Hochschule selbst wird wie folgt zitiert: "Es handelt sich hier um Vorgänge, die durch die Vorschriften zum Beschäftigtendatenschutz grundsätzlich nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen. Für eine Stellungnahme gegenüber der Presse fehlt derzeit eine Grundlage." Für die Studierenden nicht hinnehmbar. Sie fühlen sich als Opfer und fordern ihr vermeintliches Recht ein.

Im Schulalltag erlebe ich dies immer wieder. Schüler stellen sich als Opfer dar und fordern Aufmerksamkeit. Aber meine Schüler sind zwischen 12 und 16 Jahre alt, besuchen eine Schule für einen mittleren Bildungsabschluss. Der Opfergedanke hat in den letzten Jahren einen großen gesellschaftlichen Einfluss gehabt.


In dem Beitrag des Deutschlandfunks heißt es abschließend zu Gebhard Henke:

Sein Berliner Anwalt Peter Raue teilt auf Deutschlandfunk-Anfrage schriftlich mit: "Gebhard Henke ist zu der Überzeugung gelangt, dass eine juristische Auseinandersetzung nicht der richtige Weg ist, um sich mit der Thematik und den Vorwürfen auseinanderzusetzen. Wenn nicht anonyme, sondern konkrete Vorwürfe von Frauen vorliegen, so will er sich damit auseinandersetzen, Missverständnisse ausräumen und sich, wenn ein unangemessenes Verhalten vorgelegen haben sollte, in aller Form entschuldigen."

Den Studierenden reicht das nicht. Sie wollen die Seminare von Gebhard Henke boykottieren und weiter dafür kämpfen, dass er die Hochschule verlässt.

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