"Ist Kevin Kühnert ein toxischer Mann?" – News vom 12. Juni 2019
1.
"Jungs, warum wollt Ihr nichts von ‚Toxic Masculinity‘ hören? Wir haben nämlich das Gefühl, dass ihr bei dem Begriff sofort in eine Abwehrhaltung geht." Das fragt bei "jetzt", dem Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung, im Namen aller "Mädchen" die dreißigjährige Journalistin Sina Pousset.
Ich bin mir sicher, dass das "wir" hier nicht korrekt ist, weil die meisten Mädchen nach meiner Erfahrung mit dem Begriff der "Toxic Masculinity" gar nichts anfangen können und weil dieser Begriff eher im Feuilleton oder in manchen Spielarten akademischer Felder verbreitet ist als auf Schulhöfen. Die meisten Mädchen würden sich nach meiner Erfahrung auch keinesfalls darüber wundern, dass Menschen sich ärgern ("Abwehrhaltung"), wenn sie als eine Vergiftung der Gesellschaft hingestellt werden.
Hier geht es weiter mit dem Beitrag von Lucas Schoppe, der dann auch auf Kevin Kühnert zu sprechen kommt.
2. War der Abgang von Andrea Nahles durch Frauenfeindlichkeit bedingt? Sabine Beppler-Stahl widerspricht:
Das Einzige, was die heutige SPD noch zusammenzuhalten scheint, ist die Angst vor dem Zerfall – und das Überleben der Großen Koalition. Nichts beängstigt sie mehr als Neuwahlen. Dass der Rücktritt von Andrea Nahles – einer immerhin außerordentlich unbeliebten Parteivorsitzenden – von vielen als Schock dargestellt wurde, lässt sich nur vor diesem Hintergrund erklären. Die Behauptung, Nahles sei gemobbt worden und ein Beispiel dafür, wie schwer es Frauen in der Politik haben, lenkt von den eigentlichen Problemen ab. Ja, in der SPD hat es viele interne Querelen gegeben – aber auch das sind die Symptome einer Partei im Niedergang. Nahles ist die achte Parteivorsitzende, die seit 2005 ihren Posten räumen musste. Ihr Rücktritt ist kein "erschreckender Befund für Frauen", wie es in der Süddeutschen Zeitung heißt, sondern für den Zustand der etablierten Parteien in Deutschland. Ihr Autoritätsmangel war nicht ihrem Geschlecht geschuldet, sondern der Tatsache, dass auch sie keine substantiellen neuen Ideen hatte.
3. Wir bleiben bei den Sozialdemokraten. Wie Genderama vor einigen Tagen berichtete, hat auf der Frauenministerkonferenz der Bundesländer Mecklenburg-Vorpommerns Gleichstellungsministerin Stefanie Drese (SPD) kritisiert, dass es eine Tütensuppe "für Jungs" namens "Champions" und "für Mädchen" eine namens "Glamour Queens" gibt. Unter der Schlagzeile "Sozialministerin gibt die Suppenkasper*in" berichtet der Nordkurier, wie dies zu einer "Steilvorlage für die AfD" wurde:
Die AfD im Schweriner Landtag zeigte sich verwundert, dass die Sozialministerin zu Fertigsuppen für Mädchen und Jungen eine Pressemitteilung herausgibt. "Man könnte darüber lachen, wenn es an anderer Stelle nicht so schlecht um den Betreuungsschlüssel an Kitas, die Bezahlung von Erziehern und die sozialen Lage allgemein in Mecklenburg-Vorpommern stehen würde", sagte der sozialpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Thomas de Jesus Fernandes.
In den östlichen Bundesländern haben die etablierten Parteien ein großes Problem damit, sich gegen die AfD zu behaupten, weil sich viele Bürger mit ihren Problemen nicht mehr gesehen fühlen. Ob es da wirklich hilfreich ist, wenn die mecklenburg-vorpommersche SPD auf das Thema "gegenderte Tütensuppen" setzt?
4. Der Präsident der Uni Hamburg pfeift seine Gleichstellungsbeauftragte beim Einführen der Gendersprache zurück.
5. Das populärwissenschaftliche Magazin "Psychology Today" beschäftigt sich mit den Doppelbotschaften, denen Männer ausgesetzt werden, wenn es um das Thema "geistige Gesundheit" geht:
Der Begriff "Doppelbotschaft" bezieht sich hier auf ein einfaches psychologisches Konzept, bei dem eine Person oder Gruppe regelmäßig zwei widersprüchliche, aber beharrliche Botschaften erhält, wobei jede Botschaft die andere aufhebt.
Ein Beispiel für eine solche Doppelbotschaft ist, dass ein Elternteil einem Kind ständig sagt: "Du solltest mir mehr körperliche Zuneigung zeigen", aber dann negativ reagiert, wenn das Kind versucht, körperlichen Kontakt aufzunehmen.
Doppelbotschaften sind logischerweise unmöglich zu lösen. Insofern können sie emotional beunruhigend und kognitiv verwirrend für die Empfänger sein. Einige Untersuchungen zeigen, dass solche Doppelbotschaften eine schädliche Wirkung auf die psychische Gesundheit gefährdeter Menschen haben können.
Männer erleben eine erhöhte Rate zahlreicher psychischer Gesundheitsprobleme, einschließlich Selbstmord- und Drogenkonsum, während sie gleichzeitig eine geringe Auslastung der psychischen Gesundheitsdienste und eine Tendenz zum "Dichtmachen" zeigen. Dies hat viele Wissenschaftler dazu veranlasst, von einer stillen Krise der psychischen Gesundheit von Männern zu sprechen.
Folglich senden viele Organisationen für psychische Gesundheit und hochkarätige Persönlichkeiten die beharrliche Botschaft aus, dass Männer mehr über ihre psychische Gesundheit sprechen müssen.
Sogar das britische Königshaus hat diese Botschaft unterstützt, wobei seine Königliche Hoheit Prinz William in einem kürzlich erschienenen Dokumentarfilm erklärte, dass wir "die Botschaft an Männer überall weitergeben müssen, dass es in Ordnung ist, über psychische Gesundheit zu sprechen ... und über unsere Emotionen sprechen zu können".
Wirklich schöne Worte.
Andere Personen und Organisationen senden jedoch eine ganz andere Botschaft aus, nämlich dass Männer als Gruppe schweigen und "ihre Privilegien prüfen" müssen. Wozu der Bloomberg-Journalist Ramesh Ponnuru sarkastisch anmerkte: "Überprüfe deine Privilegien bedeutet: Halt den Mund."
Solche Nachrichten können überall im Internet gelesen werden, mit der Aufforderung an die Männer, den Mund zu halten oder mit dem Jammern aufzuhören. Bemerkenswert ist, dass diese Forderungen sowohl von Männern als auch von Frauen kommen. Solche Kommentare hören Männer auch oft in persönlichen Interaktionen, sogar von ihren Vertrauten und ihren Arbeitgebern.
Tatsächlich können solche Kommandos von hohen Stellen erfolgen, einschließlich des US-Senats, etwa als die hawaiianische Senatorin Mazie Hirono kürzlich erklärte: "Ich möchte den Männern in diesem Land nur sagen: Haltet einfach die Klappe und werdet besser. Tut zur Abwechslung mal das Richtige." Für einige ist männliche Stille ein Zeichen moralischer Rechtschaffenheit.
Diese Situation schafft eine Doppelbotschaft, was die psychische Gesundheit von Männern angeht. Auf der einen Seite wird den Männern gesagt, dass sie mehr reden und sich öffnen sollen; auf der anderen Seite wird den Männern gesagt, dass sie ihre Privilegien überprüfen und schweigen sollen. Dies kann nur zu kognitiver und emotionaler Belastung führen.
(...) Zahlreiche Gruppen haben versucht, Diskussionen über Fragen der psychischen Gesundheit von Männern zu organisieren. Diese Gruppen werden manchmal mit Feindseligkeiten konfrontiert.
Zum Beispiel hat eine Gruppe von männlichen und weiblichen Studenten an der Ryerson University eine Männer-Themengruppe gegründet, die Veranstaltungen zur Diskussion der psychischen Gesundheit von Männern durchführt. Dieser Gruppe wurde von der Ryerson University's Student Union bei zahlreichen Gelegenheiten der offizielle Status verweigert, wobei die Mitglieder von einigen Campusaktivisten stigmatisiert und beschimpft wurden.
Viele Männerrechtler haben dasselbe erlebt.
Ebenso haben andere Gruppen namhafte Wissenschaftler für psychische Gesundheit als Gastredner eingeladen – mit unvorhersehbaren Folgen. Zum Beispiel lud die Men's Issues Society der Universität Toronto Dr. Warren Farrell dazu ein, über die psychische Gesundheit von Männern zu sprechen, aber sein Vortrag wurde von Demonstranten, die versuchten, die Veranstaltung zu unterbinden, mit Gewalt und Vandalismus beantwortet.
Die breitere soziale Botschaft mag Männer ermutigen, mehr zu reden, aber Männer sind oft mit lokalen Situationen konfrontiert, in denen ihnen implizit gesagt wird, sie sollten die Klappe halten, ihre Privilegien überprüfen und weniger reden. Diese Zwickmühle kann besonders häufig auf dem Universitätsgelände vorhanden sein.
Mehrere britische Psychologen haben kürzlich eine männliche Psychologiegruppe gegründet, die öffentliche Vorträge, eine Website, einen Newsletter und einen sozialen Raum anbietet, um Fragen der psychischen Gesundheit von Männern zu diskutieren (Offenlegung: Ich bin Mitglied).
Als die Gruppe wuchs, beantragte ihre Führung, dass die Gruppe als offizielle Sektion der British Psychological Society (BPS) anerkannt wird. Dies würde eine Abstimmung der gesamten BPS-Mitgliedschaft erfordern.
Bizarrerweise wurde dies von einer organisierten Gruppe mit dem Titel "Nein zur männlichen Psychologie" abgelehnt, die sich dagegen aussprach. Bei der anschließenden Abstimmung stimmten über 4.000 BPS-Mitglieder ab, zwei Drittel befürworteten die neue Sektion. Dies war eine willkommene Nachricht, aber es kann nicht übersehen werden, dass 30 Prozent der BPS-Mitglieder, die abgestimmt haben, keine männliche Psychologieabteilung wollten.
(...) In einer freien Gesellschaft hat jeder das Recht, Meinungen über die psychische Gesundheit von Männern zu besitzen und auszudrücken, auch wenn solche Meinungen stigmatisierend sind.
Allerdings müssen Gesundheitspolitiker darauf hinweisen, dass die Doppelbotschaften bei der psychischen Gesundheit von Männern schlimme Folgen für gefährdete Männer hat, die Unterstützung benötigen.
Einfach den Männern zu sagen, dass sie mehr reden sollen, wird eine begrenzte Wirkung haben, wenn gleichzeitig einflussreiche Stimmen den Männern mitteilen, dass sie weniger reden und ihre Privlegien überprüfen sollen. Diese Zwickmühle muss als sozialen Faktor bei der psychischen Gesundheit von Männern anerkannt werden.
Tatsächlich sollte die Bekämpfung dieser Zwickmühle als eine Strategie zur Förderung der psychischen Gesundheit angesehen werden. Daher müssen Gesundheitspolitiker eine intensive Debatte mit denen führen, die Männer vom Reden abhalten.
Andernfalls werden die wohlmeinenden Ermahnungen von Prinz William und anderen, dass Männer über ihre psychische Gesundheit sprechen sollen, zu leeren Phrasen.
Übrigens ist auch das ein Grund, warum die maskulistische Online-Community und – von Feministinnen sabotierte – Veranstaltungen wie die ganzheitlichen Genderkongresse so wichtig sind.
6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Folgender Fall ist möglicherweise interessant:
"California woman wins child support from ex-husband nearly 50 years after divorce".
Im Kern geht es darum, dass ein Vater ca. 50 Jahre lang keinen Unterhalt gezahlt hat und nun, nach eben diesen 50 Jahren und einer spontanen Eingebung, von seiner Ex-Frau auf Zahlung der aufgelaufenen Summe nebst Zinsen verklagt wurde. Das ist in Kalifornien möglich, weil es (auch) dort keine Verjährungsfristen beim Unterhalt gibt.
Ich finde diese Geschichte vor allem interessant, weil ein Bekannter von mir von seiner Ex-Frau ebenfalls nach Jahren rückwirkend auf Unterhalt verklagt wurde und einen größeren finanziellen Schaden nur deshalb abwenden konnte, weil der gemeinsame Sohn gegenüber dem Gericht bestätigte, den Unterhalt regelmäßig in bar von ihm erhalten zu haben. Einen anderen Nachweis hätte mein Bekannter dem Gericht nicht vorlegen können, da er sich den Empfang dieser Barzahlungen aufgrund des Restvertrauens in die Kindesmutter nicht quittieren ließ.
Bemerkenswert ist der Fall auch, weil ich immer davon ausgegangen bin, dass die Aufbewahrungsfristen für die meisten Dokumente längstens 30 Jahre betragen. Bei Kontoauszügen ist diese Frist, soweit ich weiß, noch mal um einiges kürzer. Es scheint mir in Anbetracht der verlinkten Geschichte ein guter Rat auch für deutsche Unterhaltszahler zu sein, den Nachweis über gezahlten Unterhalt bis zum Tod aufzubewahren. Das kann aber nur ein versierter Fachmann abschließend beurteilen. Vielleicht gibt es unter den Genderama-Lesern/innen eine Person, die etwas dazu sagen kann.
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