Sonntag, Juni 02, 2019

Opfer vergewaltigender Nonnen kämpfen um Aufmerksamkeit – News vom 2. Juni 2019

1. Bislang ging es in der Debatte um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche fast nur um die männlichen Täter, und die weiblichen Sexualverbrecher wurden weitgehend übersehen. Jetzt fordern auch die Opfer der Täterinnen, endlich wahrgenommen zu werden. Ein Auszug:

[Patricia] Cahill wuchs in einer irisch-katholischen Familie auf und besuchte Pfarrschulen. Als die Einladung der Nonne immer wieder kam, sagte sie, dass sie sich von der Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlte, und ihre Familie begrüßte die Nonne in ihrem Haus.

Dann, während eines Ausflugs zu einem Haus am Ufer von Jersey, sagte Cahill, dass die Nonne ihr Tee mit Rauschmitteln gab.

"Sie brachte mich ins Schlafzimmer und ich wurde ohnmächtig", sagte Cahill. "Ich war nicht bei Bewusstsein. Ich konnte keine Entscheidung treffen." Sie sagte, dies sei das erste Mal, dass die religiöse Schwester sich sexuell an ihr verging, und der Beginn einer missbräuchlichen Dynamik, die mehr als ein Jahrzehnt dauern würde.

Ähnliche Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen katholische Geistliche stehen seit Jahrzehnten in der Öffentlichkeit. Dennoch sagen Opfer sexuellen Fehlverhaltens von Nonnen wie Cahill, dass ihre Behauptungen in der größeren Abrechnung über sexuellen Missbrauch durch männliche katholische Führer beiseite geschoben wurden.

(...) Große Untersuchungen über sexuelles Fehlverhalten an katholischen Institutionen, wie der Grand Jury-Bericht vom letzten Jahr in Pennsylvania, konzentrieren sich ebenfalls auf den Diözesanklerus, nicht auf religiöse Frauen. Pennsylvanias umfassende Untersuchung nannte 301 Priester, die wegen sexuellen Fehlverhaltens von mehr als 1.000 Opfern angeklagt waren, sammelte aber keine Ansprüche gegen Ordensschwestern. Es enthielt nur einen einzigen flüchtigen Hinweis auf eine sexuell missbrauchende Nonne.

(...) Die Anerkennung des sexuellen Missbrauchs durch Ordensschwestern wächst. Am 9. Mai änderte Papst Franziskus die Position der römisch-katholischen Kirche, Anschuldigungen gegen Nonnen getrennt von denen gegen Diözesanpriester zu behandeln, und erließ ein neues Dekret, das vorsieht, dass Anschuldigungen gegen Mitglieder männlicher und weiblicher Ordensgemeinschaften der Kirchenleitung gemeldet werden. Es trat am 1. Juni in Kraft.




2. In der Neuen Zürcher Zeitung beschäftigt sich Claudia Wirz mit der politischen Mythenbildung um Alleinerziehende. Ein Auszug:

Davon, dass man als selbstbestimmter Mensch eben nicht nur Rechte hat, sondern auch mit den Konsequenzen seiner eigenen Entscheide leben muss, wollen linksfeministische Kreise rund um den Frauenstreik nichts wissen. Sie kultivieren mit Hingabe die Legende von der hilflosen, verlassenen Alleinerziehenden, die unverschuldet in eine Krise geraten ist und für die nun gefälligst "die Gesellschaft" geradezustehen hat. Jene Kreise, welche der Wirtschaft trotz gigantischem Umverteilungsapparat vorwerfen, Gewinne zu privatisieren und Verluste zu sozialisieren, sind selber die treibende Kraft, wenn es darum geht, die Kosten privater Entscheide an die Allgemeinheit zu übertragen. Mit Emanzipation hat das nichts zu tun, im Gegenteil. Statt sich mit Trillerpfeife und Pussyhat in den kollektiven Dienst der Gewerkschaften zu stellen und den Opferstatus der Frauen zu beklagen, sollten emanzipierte Frauen ihre Probleme besser selber anpacken.




3. Die ehemalige Schauspielerin Jany Tempel, die vergangenes Jahr Vorwürfe der Übergriffigkeit gegen Dieter Wedel erhoben hatte, rechnet jetzt mit MeToo ab – und dem Umgang der Medien mit der Debatte: "Der Metoo-Trend ist 'durch', sagt man mir. Was mir und den anderen geschehen ist, scheint schon wieder egal zu sein."



4. Das Blog "Geschlechterallerlei" berichtet über die Verfassungsklagen gegen das feministische Wahlrecht ("Paritätsgesetz") in Brandenburg. Besonders pikant: Der kritisierte Verstoß gegen Grundregeln der Demokratie könnte ausgerechnet der rechtsextremen NPD nutzen.

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