Mittwoch, Mai 15, 2019

Feministischer Sex-Streik: Ja oder Nein? – News vom 15. Mai 2019

1. Gestern hatte ich vor allem die Stimmen zitiert, die den von der Schauspielerin Alyssa Milano ausgerufenen Sex-Streik kritisch sehen – beispielsweise weil ihnen Sex Spaß macht. Durchaus für den Streik ist Julia Bähr in der Frankfurter Allgemeinen:

Ein Streik darf auch den Streikenden etwas abverlangen. Es ist jedenfalls keine große feministische Geste, abends Geschlechtsverkehr mit jenen Männern zu haben, die tagsüber die Rechte von Frauen einschränken.


Die Website "The Babylon Bee" greift den Streik satirisch auf. Darüber hinaus ist er Diskussionsthema bei Christian Schmidt.



2. Lucas Schoppe blickt in einem neuen Beitrag auf die vergangene Woche zurück:

"Gleichberechtigung beginnt zu zweit": Es hat einen guten Grund, dass Arne Hoffmann sein neues Buch nicht allein geschrieben hat, sondern dass er als Autor und Herausgeber ganz verschiedene Menschen dafür gewonnen hat. Feministinnen, Maskulisten, Paartherapeuten, Mediatoren und andere, einer der Autoren ist sogar Lehrer und Blogger – der Anspruch, dass zur Gleichberechtigung mindestens zwei gehören, lässt sich eben aus einer Perspektive allein nicht einlösen.

Der Ansatz, Gruppen und Akteure nicht gegeneinander auszuspielen, sondern eine Kooperation zwischen ihnen zu organisieren, mag im Rahmen der heutigen Medienlandschaft und Politik ganz neu und ungewöhnlich erscheinen. Er ist aber zugleich für viele Menschen in vielen Arbeitsverhältnissen, Familien und anderen persönlichen Beziehungen tägliche, selbstverständliche Realität.

Dass sich eine medial vermittelte, sich über Konflikte und Ausgrenzungen organisierende virtuelle Realität weit von dem Alltag vieler Menschen entfernt hat, zeigte sich auch an einer der großen Aufregungen der letzten Woche. Wenn ich nun noch einmal über die Reaktionen auf die Edeka-Reklame (wenn ich an den Spot denke, kommt mir immer das antiquierte Wort "Reklame" in den Sinn, warum auch immer) schreibe, die hier schon in der letzten Woche Thema war, dann vor allem aus einem Grund: An diesem Beispiel wird deutlich, dass viele Menschen ganz selbstverständlich und ohne viel Wirbel darum zu machen schon viel weiter sind als die Profis der öffentlichen Meinung.

Und viel ziviler.


Hier geht es weiter mit dem lesenswerten Beitrag.

Inzwischen hat mir einer meiner Leser die Antwort eines EDEKA-Vorstandsmitglieds auf seine Beschwerde weitergeleitet. Dieser Darstellung nach habe man bei EDEKA eine derart negative Reaktion nicht vorhergesehen, zumal es bei den Preview-Tests im Vorfeld keinerlei Warnsignale gegeben habe. Geplant sei ein ironischer Spot gewesen; von der negativen Botschaft, die von vielen Zuschauern interpretiert wurde, distanziere man sich. Die "aktive Bewerbung" des Spots habe man schon vor dem Muttertag gestoppt. Man wolle den Spot für diejenigen, die von sich aus danach suchten, aber auch nicht offline nehmen, sondern sich der geäußerten Kritik stellen und eine Plattform für Diskussionen anbieten.



3. Auf Spiegel-Online widmet sich ein Podcast von Jonas Leppin, Axel Rahmlow und Markus Dichmann der Diskriminierung von Vätern.



4. Die linke Jungle World beschäftigt sich mit der Diffamierung von Islamkritik als "rechtspopulistisch" durch das Gender-Lager. Entsprechende Unterstellungen, so heißt es in dem Artikel, werden "so oft wiederholt, bis sich das Gerücht verselbständigt hat – in der Hoffnung, die damit Gemeinten auf Dauer zu diskreditieren." Auch ich als Männerrechtler habe mit diesen unfeinen Methoden Erfahrung gesammelt.



5. Tadschikistans Präsident Rachmon zufolge sollten Männer keine Banker werden:

Rachmon riet den Männern in den schlecht bezahlten Bankjobs, ihren Unterhalt lieber auf dem Bau zu verdienen. Ihm sei nicht klar, wie 100 Kilo schwere Männer den ganzen Tag am Bankschalter für ein geringes Gehalt von umgerechnet monatlich rund 70 Euro sitzen könnten. Zugleich sagte der Präsident, dass die Arbeit besser zu Frauen passe und diese auch weniger anfällig für Korruption seien.




6. Deutsche Frauen arbeiten einer aktuellen Studie zufolge, über die "Die Zeit" natürlich berichtet, täglich 4,5 Stunden unbezahlt: etwa wenn sie den Haushalt erledigen oder sich um ihre Kinder kümmern. Wie viel unbezahlte Arbeit Männer in Deutschland leisten, hat die Studie nicht untersucht.

Die Kommentare, die unter dem "Zeit"-Artikel stehen bleiben durften, äußern sich wenig anerkennend zu der Studie. Auch die US-amerikanische Autorin Ashley McGuire erklärt mit Bezug auf einen Artikel der Psychologin Darcy Lockman, diese vorwurfsbefrachteten Debatten, wer wieviel im Haushalt tut, nicht mehr hören zu können:

Warum? Weil es meine Entscheidung ist. Was Lockman übersieht, wie so viele Feministinnen, die sich über Lohnunterschiede und häusliche Unterschiede beklagen, ist die Realität, dass die meisten Männer und Frauen sehr unterschiedliche Dinge vom Leben wollen, und diese Unterschiede werden erheblich vergrößert, wenn kleine Kinder zu Hause sind. Das Forschungsinstitut Pew hat immer wieder festgestellt, dass die Mehrheit der Frauen mit Kindern unter 18 Jahren es vorziehen würde, Teilzeit zu arbeiten oder gar nicht. Nur eine von drei Müttern will einen Vollzeitjob. Diese Frauen wollen die primären Betreuerinnen für ihre Kinder sein und freuen sich, wenn sie Prioritäten setzen können, was sie zu Hause tun.

(...) Möglicherweise ist Lockmans größter Lapsus ihr Versagen, Männer für die großen Schritte angemessen zu erkennen und zu loben, die sie unternommen haben, um zu Hause und an ihren Kindern mehr beteiligt zu sein als vielleicht jemals zuvor in der Geschichte. Denkt Lockman wirklich, dass das Ausschimpfen von Männern der Geschlechtergerechtigkeit dient? Sollte sie als Psychologin nicht wissen, dass das Niedermachen von Männern ihr nicht weiterhilft?

Die Kriege um die Verteilung von Hausarbeit wirken besonders rückwärtsgerichtet im Hinblick auf meine Generation, die in Bezug auf die Arbeitsteilung traditioneller orientiert ist. Mütter der jüngsten Erwachsenengenration, der Milennials, bleiben häufiger mit ihren Kindern zu Hause als die Mütter der Vorgängergeneration, und Millennials finden deutlich häufiger als die Vorgängergeneration, dass das Modell des männlichen Ernährers das ideale Arrangement ist – obwohl es erwähnenswert ist, dass die Rate der Väter, die zu Hause bleiben, auch bei den Millennials auf einem historischen Höchststand liegt. Ich würde sagen, dass der Grund dafür, warum die Millennials zu traditionelleren Arrangements übergehen, einfach ist: Frauen haben jetzt die Möglichkeit dazu; wir können frei wählen, was für unsere Familien und uns selbst am besten funktioniert.




7. Das US-amerikanische Politik-Magazin Townhall erörtert, inwiefern es Frauen in unserer Gesellschaft längst besser als Männer haben, ohne dass sich die gewohnten Diskurse dadurch nur einen Deut ändern.



8. US-Senatorin Kirsten Gillibrand, die für den Wettstreit um die Präsidentschaft kandidiert, erreicht in den Umfragen lediglich 3 Prozent der Wählerstimmen. Ihre Erklärung dafür: Frauenfeindlichkeit. Der Daily Wire ist skeptisch, was diese Erklärung angeht: Alle anderen Kandidatinnen haben deutlich bessere Werte als Gillibrand, und von einer Benachteiligung von Frauen im politischen Wettstreit könne auch keine Rede sein: Über die weiblichen Kandidaten werde in den Medien um mindestens 50 Prozent häufiger berichtet als über ihre männlichen Konkurrenten.

Siehe zum selben Thema auch: "Ich würde Gillibrand nicht wählen – das macht mich noch nicht zur Sexistin."



9. Spoiler-Warnung zur aktuellen "Game-of-Thrones"-Folge. Wer sie noch sehen möchte, ohne vorher über Teile der Handlung Bescheid zu wissen, sollte die nächsten beiden Absätze überspringen.

In der vorletzten Folge unterwandert die Fantasy-Serie "Game of Thrones" einmal mehr alle beliebte Klischees: diesmal das von der weiblichen Erlöserin und Befreierin aus einer "patriarchalen" Gesellschaft (als ob Frauen an dieser Gesellschaft nie sehr aktiv mitgewirkt hätten). Stattdessen begeht die erhoffte Erlöserin, auf deren Namen viele Zuschauer der Serie inzwischen ihre Kinder hatten taufen lassen, einen Massenmord und wird damit sozusagen zum Endgegner. Die ersten Kritiker versuchen bereits, einen Ansatz zu finden, der diese Handlung rechtfertigt: Auch Daenerys Targaryen ist ein Opfer des Patriarchats!

Einen weniger ideologisierten Artikel findet man hier. Beide Beiträge sind aber nur für Fans der Serie interessant. Bei allen anderen entschuldige ich mich für die Störung; "Game of Thrones" ist ja nächste Woche vorbei.



10. Zuletzt in eigener Sache: Ganz herzlichen Dank an alle von euch, die mir ein Geschenk zu 50. Geburtstag gemacht haben! Ihr seid großartig, und ich bin sehr gerührt: Ich hatte gar nicht mit viel gerechnet; tatsächlich stand aber unser Postbote mit einem Bottich voller Päckchen vor der Tür. Manche Bücher waren sehr hübsch verpackt, mache anonym, manche außer mit dem Namen des Schenkenden mit einer starken Botschaft an mich versehen. ("Vielen Dank für den jahrelangen mutigen Einsatz für Männer und Väter, der mir eine große Hilfe in schlimmen Zeiten war." Das freut mich.) Außerdem dachte ich bislang, Genderama hätte so wenige weibliche Leser, dass ich sie alle persönlich kenne; offensichtlich ist das aber nicht der Fall. Ganz herzlichen Dank noch mal, ihr seid super!

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