Samstag, Mai 11, 2019

"Könnte AfD-Werbung sein": EDEKA bittet nach Beschwerdeflut um Verzeihung – News vom 11. Mai 2019

"Könnte AfD-Werbung sein": EDEKA bittet nach Beschwerdeflut um Verzeihung – News vom 11. Mai 2019 1. Die väterfeindliche EDEKA-Reklame hat eine Beschwerdeflut beim Deutschen Werberat ausgelöst. Das ist eine neue Entwicklung in einer Gesellschaft, in der Männer in den letzten Jahren die einzige Gruppe waren, auf die man risikofrei eindreschen durfte, weil sie über keine starke politische Lobby verfügen und weil ein "echter Kerl" gefälligst "souverän" hinzunehmen hat, wenn man ihn niedermacht. EDEKA hat nun bis Anfang kommender Woche Zeit, gegenüber dem Werberat Stellung zu beziehen.

Inzwischen hat auch der Bundesvorstand des Väteraufbruchs für Kinder der EDEKA-Geschäftsleitung einen offenen Brief geschrieben.

Andere Väter protestieren auf ganz eigene Art. (Die Aufnahme stammt von MANNdat.)

Vor diesem Hintergrund reicht es offenkundig nicht mehr, dass sich der Konzern über die "hohe Resonanz" auf seine Reklame freut. Stattdessen haben mir bereits mehrere Leser Bitten um Entschuldigung des Unternehmens zugeschickt, die sie inzwischen auf ihre Beschwerde hin erhalten haben. Ich dokumentiere hier einmal eine Antwort, wobei ich annehme, dass eine Veröffentlichung auf Genderama für EDEKA in Ordnung geht, wenn nicht sogar sehr im Interesse des Unternehmens ist (falls nicht, genügt eine kurze Info an mich):

Guten Tag,

vielen Dank für Ihre kritischen Hinweise, die wir sehr ernst nehmen. Es tut uns leid, dass Sie sich durch unseren neuen Online-Film zum Muttertag "Wir sagen Danke" verletzt fühlen. Das haben wir nicht beabsichtigt.

In unserem Online-Film wollten wir keinesfalls Väter diskriminieren oder sogar diffamieren. Wir wollten vielmehr in überspitzter Form und mit einem ironischen Augenzwinkern allen Müttern anlässlich des bevorstehenden Muttertags "Danke" sagen. Diese Botschaft ist bei vielen Menschen leider nicht so angekommen, wie wir es beabsichtigt hatten. Diese Wirkung haben wir offenbar nicht richtig eingeschätzt.

Bitte seien Sie versichert, dass wir die Leistungen, die Väter für ihre Kinder und Familien erbringen, selbstverständlich jederzeit wertschätzen und respektieren. [einige Zeilen EDEKA-Reklame gekürzt, A.H.] Wir bedauern es, wenn das Video möglicherweise einen anderen Eindruck erweckt. Auch in unserer Unternehmenskultur legen wir großen Wert auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration.

Wir bedanken uns sehr für Ihr offenes Feedback und möchten uns nochmals aufrichtig bei Ihnen entschuldigen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns die Chance geben, Sie zukünftig wieder mit unserer Kommunikation, aber auch mit dem Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort zu überzeugen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr EDEKA Kunden- und Ernährungsservice


Eine andere mir zugespielte Antwort hat einen anderen Wortlaut, aber einen ähnlichen Inhalt. Es tue dem Konzern "Leid, dass wir Sie mit unserem aktuellen Spot verärgert und offenbar tief getroffen haben. Unsere Absicht wear in keiner Weise, Sie und andere Kunden zu verletzen. " Über die Reaktionen sei man "sehr überrascht", man wolle niemanden diffamieren, und schließlich: "Für den entstandenen Eindruck möchten wir uns nochmals aufrichtig bei Ihnen entschuldigen!"

Sind das nun wirklich "aufrichtige" und glaubhafte Entschuldigungen oder weitere vermurkste Reklame-Versuche des EDEKA-Marketings? Nun, sagen wir mal so: Auf Youtube steht der väterfeindliche Werbespot, der EDEKA angeblich so furchtbar Leid tut, weiter online. Das Niedermachen von Vätern durch EDEKA geht parallel zur Bitte um Entschuldigung munter weiter.

Mein Co-Autor Maximilan Pütz greift das Thema noch einmal auf Youtube auf – mit besonderer Würdigung meiner Arbeit hier auf Genderama. Maximilian spricht allerdings deutlicher Klarext als dieses im Tonfall doch sehr zurückhaltende Blog. Im Lauf des Videos berichtet Maximilian auch über einen EDEKA-Franchisenehmer, der in seinem Geschäft eine Erklärung aushängen wird, der zufolge er sich von der missratenen Kampagne der Konzernleitung distanziert, und der sich auch bei der Konzernleitung darüber beschweren wird.

Auch Cornelia Spachtholz, Vorsitzende des Verbandes berufstätiger Mütter (VBM) und SPD-Politikerin aus Mittelfranken, nennt die EDEKA-Reklame "unglaublich sexistisch und diskriminierend. Die Bilder sind nicht nur geschmacklos, sie sind menschenunwürdig in Szene gesetzt. Das könnte AfD-Werbung sein."

Der Soziologie-Professor Gerhard Amendt kommentiert die Debatte auf der Website "Tichys Einblick".

Zwischenfazit: Eine soziale Bewegung, von der die Leitmedien bis heute beharrlich verschweigen, dass es sie überhaupt gibt – wohl ein Hauptgrund dafür, dass EDEKA mit einer derart starken Reaktion nicht rechnen konnte – hat sich in der vergangenen Woche unüberhörbar zu Wort gemeldet. Eines ihrer Mitglieder, der Männerrechtler Billy Coen, merkt dazu an:

Was ich an dieser Sache nun doch interessant finde, ist, dass man beim EDEKA-Spot offensichtlich eine Grenze überschritten hat. Gillette hatte schon daran gekratzt, aber EDEKA ist im Vollsprint drüber gerauscht. Nicht nur, dass es, wie schon beim Gillette-Spot, wahrnehmbare Kritik von Männern wie Frauen gab, diesmal ist selbst das Echo der berichtenden Medien nicht nur, wie noch bei Gillette, ein kopfschüttelndes "hach, diese Maskus mal wieder", sondern selbst für ihre stramm feministische Position berüchtigte Postillen berichten recht neutral über die Kritik und andere sogar – man mag es kaum glauben – selbst sehr kritisch und weitgehend gleichlautend mit der Kritik aus Reihen der Männerrechtler.

Die pauschale Männerverachtung wurde ja schon im Fall Gillette sehr deutlich und zumindest in den sozialen Medien wurde dies recht stark kritisiert. Diesmal ging man im Fall EDEKA noch weiter und drang in ein noch wesentlich intimeres Territorium ein: die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Und während sich die Männerverachtung des Gillette-Spots noch einige als geile Ironie rationalisieren konnten, scheint hier die Bereitschaft dazu weit weniger vorzuliegen. Ich glaube, das liegt eben daran, dass der Spot von EDEKA nicht nur "diffus" Männer als Stellvertreter der "Männlichkeit" angreift, sondern sehr gezielt Väter und das in unmittelbarer Bezugnahme auf deren Beziehung zu ihren Kindern, was gerade durch die grässliche Pointe, in der sich das Kind, betont durch den an Widerlichkeit nicht mehr zu überbietenden, aus dem Off gesäuselten Satz, ultimativ von seinem Vater ab- und der Mutter zuwendet. Diese Szene ist, in Verbindung mit der vorangegangenen Herabwürdigung von Vätern zu allseits unfähigen Erziehungsversagern, an Verrohtheit kaum noch zu überbieten.

Jedes Elternteil, dass sich vorstellt, ähnlich wie die Familie in der Schlussszene auf dem Sofa zu sitzen und dann das Kind sich einem von beidem zuwendet und für den anderen gut hörbar sagt: "Mama / Papa, danke, dass du nicht Papa / Mama bist!", kann sich wohl zumindest ausmalen, dass es für das so abgewiesene Elternteil in diesem Moment kaum etwas auf der Welt gibt, was einen tiefer verletzen könnte. Und ich glaube, eben genau dieses Bewusstsein ist es, das dafür gesorgt hat, dass dieser Spot auch weit über männerrechtliche Kreise hinaus derart viel Prügel einstecken muss.

Die Agentur hat hier scheinbar in voller Rüstung und Bewaffnung den Rubikon überschritten.

Deprimierend wiederum ist es, wenn man sich anschaut, im Hinblick auf die gerade in Medien allgegenwärtige Männerdiskriminierung, die permanent unter dem Radar bleibt oder sogar ausdrücklich mit Wohlwollen aufgenommen wird, WIE WEIT man nun erst gehen musste, damit sich mal so richtig was rührt und sogar unsere Medien sich kritisch mit dem Auslöser des "Shitstorms" befassen, anstatt sich nur über dessen Kritiker zu echauffieren.




2. "Not All Men" ist der Titel der neuesten Folge der Science-Fiction-Serie "The Twilight Zone", ein aktuelles Remake der Serie aus den fünfziger Jahren, deren Episoden für ihr oft ebenso düsteres wie überraschendes Ende bekannt wurden. Die aktuelle Folge beginnt damit, dass bei einem Date von Annie (Taissa Farmiga) mit ihrem Kollegen Dylan (Luke Kirby) ein Meteoritenschauer niedergeht und mehrere Meteoriten um sie herum landen. Kurz darauf verhält sich Dylan Annie gegenüber unberechenbar und bösartig, schreit sie an und tut ihr weh. In den folgenden Tagen stellt Annie erschreckt fest, dass immer mehr Männer aggressiv und gewalttätig werden. Annie schlussfolgert, dass die Meteoriten das Verhalten der Männer beeinflusst haben und muss mit anderen Frauen aus ihrer Stadt fliehen, in der die Männer psychotisch und blutdurstig herumwüten.

Pointe und Moral der Geschichte: Wissenschaftler finden heraus, dass der Meterorschauer in Wahrheit keinerlei echte Auswirkungenhatte – es handelte sich sozusagen um einen Placebo (oder Nocebo, um genau zu sein). Für Männer ist einfach jede Ausrede recht, sich bestialisch zu verhalten – in diesem Fall eben ein Meteoritenschauer. Männer sind deshalb Untermenschen, weil sie sich dafür entschieden haben so zu sein.

Geschichten wie diese haben immer noch ihre Zielgruppe. In einer Rezension des Online-Popkultur-Magazins "Vulture" etwa heißt es:

Stellen Sie sich, wenn Sie das können, eine Welt vor, in der Frauen ständig in Angst vor Gewalt und sexueller Aggression von Männern lebten, eine Welt, in der selbst eine scheinbar freundliche Interaktion mit wenig Vorwarnung in Belästigung ausarten könnte und die nächtlichen Nachrichten mit Geschichten von herumwütenden Einzelgängern gefüllt sind, die ihre Frustrationen mit halbautomatischen Waffen loswerden. Es ist ... überhaupt nicht schwer, oder? Es ist fast schwieriger, sich eine Welt vorzustellen, in der das nicht der Fall ist, was ein Grund dafür ist, warum "Not All Men", die neueste Episode von The Twilight Zone, so extrem sein muss, um die Handlung in das Reich der Science Fiction zu verlegen.


Während "Not All Men" wegen ihrer "wichtigen Botschaft" begeisterte, wenn nicht hingerissene Besprechungen von Film-und-TV-Kritikern erhalten hat (ich könnte ein halbes Dutzend hier verlinken), fährt sie bei der Internet Movie Database eine vernichtende Bewertung von derzeit lediglich 4,2 Punkten ein. Das ist noch weniger als beispielsweise der berüchtigte Streifen "The Human Centipede": also fast schon eine Leistung, die man erst mal hinbekommen muss. Offenbar ähnlich wie im Fall von EDEKA sind die Macher der Serie anscheinend davon ausgegangen, dass einem breiten Publikum eine Botschaft gefällt, die von einer kleinen Minderheit unentwegt laustark verkündet wird, wobei diese Minderheit in Politik und Medien zentrale Positionen innehat.



3. Die Frankfurter Allgemeine beschäftigt sich kritisch mit der linken Identitätspolitik. Hier war es ungewöhnlich schwer für mich, einzelne Absätze herauszugreifen und zustimmend zu zitieren, weil ich schnell dabei gelandet wäre, fast den gesamten, ausführlichen Artikel als Zitat zu übernehmen. Vielleicht aber trotzdem ein Absatz als Teaser:

Anstatt das Individuum zum Ausgangspunkt der Politik zu machen, stellt man die Stereotype auf den Kopf und ordnet nunmehr allem Weiblichen beziehungsweise Anderskulturellen positive und allem Männlichen beziehungsweise Eigenkulturellen – man denke an die allgegenwärtige Verwendung der abwertenden Bezeichnung "alte weiße Männer" – negative Eigenschaften zu. Sexismus und Rassismus erhalten also lediglich eine neue Funktionsbeschreibung: Beide dienen jetzt dazu, die Opferseite moralisch zu ermächtigen und die Schuldseite moralisch zu verpflichten. Da diese neuen Formen ein Produkt der identitätslinken Läuterungsagenda sind, sollen sie als Läuterungssexismus beziehungsweise Läuterungsrassismus bezeichnet werden, um sie von "traditionellen" Formen abzugrenzen.


Sandras Kostner, die Verfasserin des klarsichtigen Textes, ist mal wieder keine Journalistin, sondern Migrationsforscherin und Geschäftsführerin des Masterstudiengangs "Interkulturalität und Integration" an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd.



4. In der Neuen Zürcher Zeitung hat Judith Sevinç Basad – eine der Feministinnen, die man ernst nehmen kann – einen Artikel über feministische Männer und das Theater, das sie oft vorführen, veröffentlicht. Ein Auszug:

Feministische Männer sind wie Machos, nur cooler. Den Bierbauch haben sie sich wegtrainiert, die Krawatte durch eine Designerbrille ersetzt, sich den richtigen Jargon angeeignet. Wie etwa der Chefredaktor des "Zeit-Magazins" Christoph Amend: "Wenn ich verunsichert bin, denke ich darüber nach, ob die Gewissheiten, die ich vor mir hertrage, wirklich Gewissheiten sind oder ob ich sie überdenken sollte", erzählt er in Sophie Passmanns Buch mit dem doofen Titel "Alte weisse Männer". Oder der Grünen-Politiker Robert Habeck, der Männer dazu auffordert, mehr Selbstzweifel zuzulassen. "Vielleicht ist es auch gar keine Schwäche, sich selbst infrage zu stellen", gibt er dort demütig zu.

(...) Margarete Stokowski schrieb für "Spiegel Online" neulich 40 Punkte auf, wie Männer Feministen werden können: Sie sollen keine Frauen anfassen, nicht weniger als zwei Monate Elternzeit nehmen und nachts die Strassenseite wechseln, wenn sie Frauen begegnen. Das ist überhaupt das Witzige an den Frauenrechtlerinnen: dass sie so hip und modern daherkommen, aber im Kopf konservativer ticken als ein Nonnenkloster.

Chauvinismus ist keine Frage des Geschlechts. Auch Frauen können machtgeil sein, Raum einnehmen und anderen mit ihrem dicken Ego auf die Nerven gehen. Dass Feministinnen das Gegenteil behaupten, offenbart vor allem eines: ihren eigenen Sexismus.




5. Unter der Überschrift "Braucht die Kunst eine Frauenquote?" schreibt Christine Richard im "Südkurier":

Beim Berliner Theatertreffen gilt ab 2020: Mindestens die Hälfte der eingeladenen Inszenierungen sollen von Frauen stammen. Das kann man gut finden, muss man aber nicht.


Hier geht es weiter.



6. Das feministische Magazin Vice wirft Alice Schwarzer – mit Videobeweis – Übergriffigkeit sowie eine "zuletzt auch antifeministische Haltung" vor und vergleicht Schwarzer sogar mit dem Schlimmsten aller Übel:

Die Emma existiert noch. Das zeigt, dass nicht unerheblich viele Menschen Schwarzer trotz allem weiterhin für eine Feministin halten. Feministinnen of Colour haben dafür den Begriff "White Feminism" eingeführt: ein Feminismus, in dem weiße Frauen dafür kämpfen, sich so verhalten zu dürfen wie machtverwöhnte, weiße Männer. Und in dieser Kategorie dürfte Schwarzer mit ihren Aktionen tatsächlich ganz gut aufgehoben sein.


Ein Vergleich mit weißen Männern – das hat Schwarzer wirklich nicht verdient. Traurig, wenn eine poltische Debatte derart eskalieren muss.

Siehe zum selben Thema von der "Zeit" "Ihr Übergriff auf eine junge Muslima zeigt, wie rassistisch Alice Schwarzer ist" sowie im Tagesspiegel "Shitstorm gegen Alice Schwarzer nach Streit mit Muslima"; dort funktioniert bei dem Video auch der Ton.



7. Auch auf Samoa entdeckt man jetzt das Problem häuslicher Gewalt gegen Männer.

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