Männerbüro Basel, Bösemann, EDEKA – News vom 10. Mai 2019
1. Das Basler Männerbüro steht vor dem Aus:
Gewalt ist der Ursprung und noch immer Kerngeschäft des Basler Männerbüros. Die private Institution berät Männer mit Konflikten in der Partnerschaft. Doch das ist längst nicht alles. Inzwischen sucht jeder Dritte Mann Hilfe in ganz anderen Fragen: Männer, die ihre Alimente nicht zahlen können, die ihr Arbeitspensum zugunsten der Familie reduzieren wollen, die um das Sorgerecht für ihre Kinder kämpfen. Das Bedürfnis nach Hilfestellung wächst, wie ein Blick in den Jahresbericht zeigt. Darin ist aber auch erkennbar: Die Beratungsstelle ist finanziell am Limit.
Vor Weihnachten war die Kasse so leer, dass das Männerbüro auf einen Notkredit des Kantons in der Höhe von 15'000 Franken angewiesen war. Doch das strukturelle Defizit beträgt 40'000 Franken, sagt Geschäftsführer Gaudenz Löhnert. SP-Grossrätin Kerstin Wenk forderte deshalb in einer Interpellation Gleichbehandlung von Männerbüro und Frauenberatung: Letztere erhält vom Staat einen jährlichen Beitrag von 380'000 Franken für jährlich rund 600 Beratungen. Das Männerbüro hingegen bezieht von Basel-Stadt nur projektbezogene Subventionen; zuletzt 40'000 Franken bei etwas über 400 Beratungen.
Hier geht es weiter. Allein der Vergleich der Zahlen zeigt schon, wie die Verhältnisse wirklich liegen im Patriarchat mit den angeblich mächtigen Männern und unterdrückten Frauen.
2. Der Deutschlandfunk empfiehlt ein Kinderbuch zum Thema häusliche Gewalt. Der Titel alleine könnte als Überschrift der Geschlechterdebatte der letzten 50 Jahre stehen: Bösemann.
In der Buchvorstellung heißt es:
Zunächst wird eine Familienidylle entworfen: Mama, Papa und Boj feiern Geburtstag. Alles scheint gut. Papa ist "lieb wie die Äpfel auf dem Tisch" und "eine Tüte voller Bonbons". Mama lacht und trägt ihr schönstes Kleid. Boj ist stolz.
Doch dann ändert sich etwas. Neben dem Aquarium liegt ein Hammer und Papa hat rote Hände, einen zu breiten Rücken und wird stumm. Ganz leise, doch mit jedem Härchen auf der Haut spürbar, zieht das Unheil auf: Die Stimmen der Eltern verändern sich, werden grob, spitzer und ängstlich.
Unaufhaltsam und unübersehbar steigt in Papa „Bösemann“ empor: Wut, Zorn, Aggression und damit Gefahr. Niemand kann "Bösemann" aufhalten – keine Mama, keine Wand, keine Tür! "Bösemann" brennt lichterloh, "rot und rot und rot und schwarz".
Und Bojs Herz fängt an zu rasen, seine Beine an zu zittern – und Mama fängt an zu weinen. Ein Sturm tobt. Unberechenbar. Bis alles wieder vorbei ist. Und Papa verspricht, besser zu werden. So wie schon tausend Mal zuvor.
(...) Knapp, stark und expressiv ist der Text. Gefühle wie Angst und Bedrohung setzen die Autoren in Bilder um, die unter die Haut gehen. Unaufhaltsam steigert sich die (An-)Spannung, angetrieben von Wiederholungen einzelner Wörter und Sätze.
Und genau so eindringlich wirken die in Ocker, Braun und Grau gehaltenen Bilder. Indem die Proportionen und Figuren leicht überzeichnet sind – den Vaterklotz mit dem kleinen Kopf, die schwebende Mutter mit den dünnen, hilflosen Armen, das Kind, das sich hinter seinem Spielzeug versteckt –, betonen sie die Machtverhältnisse, ohne sie zu übertreiben.
Man wäre ja schon dankbar, wenn sich viele Texte über häusliche Gewalt, die sich an Erwachsene richten, nicht auf diesem Niveau eines Buchs für Sechsjährige wären.
3. Im Landkreis Göppingen wird einer Altenpflegerin vorgeworfen, demente Senioren vergewaltigt zu haben. Der Anklage zufolge habe die Beschuldigte die sexuellen Handlungen mit ihrem Handy gefilmt und fotografiert. In vier weiteren Fällen soll die Pflegerin Bilder und Filme von nackten Heimbewohnern gemacht haben.
4. Das Gamergate-Blog überprüft einen aktuellen Artikel von Yasmina Banaszczuk auf seinen Wahrheitsgehalt.
5. Auch im Ausland ist man auf das EDEKA-Debakel aufmerksam geworden: "A new German commercial takes man hating to the next level" lautet die Schlagzeile eines Artikels der Kanadierin Barbara Kay. Ein Auszug:
Damals, als man eine Karte von seinem Kind erhielt, sagte es nur unschuldige Dinge wie "Ich liebe dich" oder "Du bist die beste Mutter" oder "Danke für all die schönen Dinge, die du für mich tust". Es kam den Kindern nicht in den Sinn, den Muttertag als Gelegenheit zu nutzen, ihre Väter zu verhöhnen und zu verspotten.
Tatsächlich würde es den meisten Kindern immer noch nicht einfallen, das zu tun. Aber bei großen Unternehmen kommt es vor. Da Frauen die meisten Haushaltseinkäufe tätigen, haben große Unternehmen wie Gillette es sich zur Aufgabe gemacht, Filme mit männerfeindlichen Botschaften zu fördern, in dem Glauben, dass alle Frauen die gleichen männerfeindlichen Ansichten vertreten, wie die schrillen Aktivistinnen, von denen sie ständig hören.
(...) Ich kann fast hören, wie das PR-Team von EDEKA gluckst: "Who iss ziss ridiculous Canadian woman? Does she not understand zat ziss ad is meant to be funny? Ho ho, zey say zat vee Chermans haff no sense of humour. Vell, it seems zat Canadians could take some lessons from us in irony, ja?"
[Sorry, eine englische Parodie auf den deutschen Akzent lässt sich schwer ins Deutsche übersetzen. – A.H.]
Tut mir leid, meine Herren, so leicht kommen Sie nicht davon. Ihre Anzeige spielt mit Stereotypen, die eine ganze Klasse von Männern - Vätern - als intellektuell und moralisch unterlegen gegenüber einer ganzen Klasse von Frauen – Müttern – darstellen. Es gibt hier keine Ironie oder Humor, sondern nur reine Verhöhnung. Warum sollte eine Hommage an einen Elternteil eine Verunglimpfung des anderen zur Folge haben? Alle Lobreden des Voice-over - du bist in meinen Augen attraktiv, du kümmerst dich um mich, du bist ein gutes Vorbild, du bist verständnisvoll - gilt gleichermaßen für viele Mütter und viele Väter. Inkompetenz, Fahrlässigkeit, Ungeduld, Nachlässigkeit, körperliche Hässlichkeit, Unempfindlichkeit: Diese negativen Eigenschaften überschreiten Geschlechtergrenzen.
Besonders abscheulich an dieser Reklame ist, dass die Mutter - die, das dürfen wir nicht vergessen, als Verkörperung der menschlichen Großartigkeit dargestellt wird - ihre Zustimmung für die Verachtung ihres Kindes für seinen Vater zeigt. Sie ermutigt ihr Kind, ihren Vater nicht als Elternteil zu betrachten, dem es Respekt zollt, sondern als eine Art zu groß gewordener Schulhofkamerad, der in ihrem Haus untergebracht wurde und der mit seinen halbwilden Manieren und verschiedenen anderen unangenehmen Mängeln aus reiner Freundlichkeit toleriert werden muss, als würde er "zur Familie gehören". Welche Art von Frau will, dass ihr Partner von seinen eigenen Kindern verspottet wird? Welche Art von Mutter hält es für eine gute Idee, den Vater ihrer Kinder in ihren Augen herabzusetzen? Eine illoyale Frau, eine untergrabende Mutter.
Die Anzeige geht nicht so weit zu behaupten, dass Väter "toxisch" sind oder gar böse Absichten haben. Vielleicht sollten wir dafür dankbar sein. Aber sie behauptet, dass Väter von ihren Kindern im Vergleich zu Müttern negativ wahrgenommen werden (irreführend: die meisten Kinder machen solche Vergleiche nie und lieben ihre Eltern gleichermaßen), und dass in allen wichtigen Erziehungsaspekten Väter im Vergleich zu Müttern versagen. Was ironisch ist, denn das häufigste Merkmal von Menschen, die im wirklichen Leben scheitern - Vergewaltiger, Schulabbrecher, Bandenmitglieder -, ist die Vaterlosigkeit. Also "Danke" für nichts, EDEKA.
EDEKA, du hast die Möglichkeit, die Dinge in Ordnung zu bringen. Vatertag ist am 30. Mai. Vielleicht könnte Ihr Kommunikations-Personal seine Hausaufgaben machen, was das Übel der Vaterlosigkeit angeht (...) und dann eine niedliche Reklame über all die wunderbaren Dinge in Auftrag geben, die Väter für ihre Kinder tun. Normale, nicht-männerhassende Frauen und gute Mütter - die meisten Ihrer Kunden - werden das zu schätzen wissen.
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