Wissenschaftliches Fachbuch fragt: Können Feministinnen und Maskulisten zusammenarbeiten?
Neues Fachbuch erschienen - ab heute im Handel erhältlich; Titel: Gleichberechtigung beginnt zu zweit. Tectum Verlag, ISBN-Nr. 3828843301, Preis: 28,-- €"
Als ich 2001 mein Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" veröffentlicht habe, war das noch ein sehr kühnes Buch. Damals stand ich mit der These, dass in unserer Gesellschaft auch Männer benachteiligt werden, ziemlich allein. Erst Jahre später entdeckten auch die Leitmedien zunächst einzelne Themen wie die "Jungenkrise" und häusliche Gewalt gegen Männer. Inzwischen werden – wenn auch nur punktuell in den Leitmedien, sondern vor allem online – Diskriminierungserfahrungen von Männern breit diskutiert.
Der Feministin Angela Nagle zufolge sind in der sogenannten "Mannosphäre" des Internets sogar derart viele weltanschaulich und politisch vielfältige Websites und Subkulturen aus dem Boden geschossen, "dass dies zweifellos als 'digitale Revolution' verzeichnet worden wäre, wenn es sich um andere kulturelle und politische Milieus gehandelt hätte". Diese "digitale Revolution" erzeugt ganz allmählich Wirkung: Beispielsweise erkennen auch die ersten Feministinnen, dass sie die Männer bislang im Stich gelassen haben. Und eine Studie des Frauenministeriums zeigt, dass inzwischen vor allem junge Männer (68 %) eine offensive und systematische Gleichstellungspolitik für ihr eigenes Geschlecht fordern. Die Debatte hat meine damals so steil klingenden Thesen lediglich zwei Jahrzehnte später eingeholt.
Leider bedeutet das, dass ich in den letzten Jahren immer weniger die Aufgabe erledigt habe, die ein Autor eigentlich ausfüllen sollte.
Statt erneut mehrere Jahre in die Zukunft vorauszudenken und völlig neue Ideen einzubringen, habe ich als Chronist hier auf Genderama vor allem die laufende Debatte begleitet, euch mit aktuellen Informationen versorgt, Vernetzungen unterstützt und darauf gehofft, mit genügend Beharrlichkeit irgendwann sogar die Bockigkeit der deutschen Leitmedien mit ihrem demonstrativen Desinteresse an der Männerbewegung aufzubrechen. Ich habe aber keine Veröffentlichung mehr vorgelegt, die so gewagt neue Sichtweisen vermittelte, wie es "Sind Frauen bessere Menschen?" 2001 getan hat.
Es ist höchste Zeit, das zu ändern.
Zumal eine immer größere Notwendigkeit dafür besteht.
Die Neue Zürcher Zeitung schrieb dazu vor ein paar Wochen:
Wer in den sozialen Netzwerken diskutiert, der weiss, wie Auseinandersetzungen typischerweise ablaufen. Jemand beginnt eine Diskussion über Gewalt gegen Frauen, schon schaltet sich ein Feminismus-Kritiker ein und sagt: Aber Gewalt gegen Männer gibt es auch! (...) Man fordert Gerechtigkeit für dieses, man fordert Gerechtigkeit für jenes – wo aber bleibt die Synthese? Wo bleibt der Wille, die Anliegen sinnvoll zu koordinieren? Bunt durcheinander wirbelndes Gerechtigkeitskonfetti mag ästhetisch eindrücklich sein, gesellschaftspolitisch ist es allenfalls ein Anfang.
Die geforderte Synthese hin zu einer Geschlechterpolitik für alle soll das Konzept des "Integralen Antisexismus" darstellen, das den Kern des von mir vertretenen Maskulismus darstellt. In meinen Büchern definiere ich diesen Maskulismus bekanntlich so:
Maskulisten geht es darum, Benachteiligungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf ALLE Menschen einschließlich der Männer zu erforschen, herauszufinden, was die möglicherweise vielfältigen Ursachen dafür sind, und realistische Lösungsstrategien zu entwickeln, die dann in einer gerechten Politik zur Anwendung kommen.
Allerdings wurde dieser Anspruch in meinen bisherigen geschlechterphilosophischen Veröffentlichungen kaum erfüllt. Darin ging es noch überwiegend darum, Fakten über die Nachteile zusammenzustellen, die Männer in unserer Gesellschaft erleiden – eben weil dafür noch immer vielfach das nötige Bewusstsein fehlt. Wären Leitmedien, Politik und der akademische Sektor hier weniger vernagelt, könnten wir schon längst viel weiter sein.
Ich habe aber keine Lust mehr, noch länger zu warten. Inzwischen ist es höchste Zeit für ein neues Projekt, das noch stärker auf eine ganzheitliche Geschlechterpolitik zusteuert, statt die verschiedenen Fronten weiter aufeinander prallen zu lassen.
Nur gibt es bei so einem Buchprojekt ein Problem: Es wäre meines Erachtens hochgradig vermessen, wenn ich als einzelner männlicher Autor ein solches Buch schreiben würde, in dem ich für Frauen das Wort ergreife. So etwas kann sinnvoll nur durch ein Autorenkollektiv geschehen: eine Gemeinschaft aus Feministinnen, Männerrechtlern plus am besten noch ein paar Paartherapeuten, Konfliktberater und Mediatoren. Eine Geschlechterpolitik für alle zu entwickeln ist schließlich ein hehres Vorhaben und verdient auch einen entsprechend großen Wurf.
Dabei verfüge ich über ein besonderes Privileg – nicht wegen meines y-Chromosoms, sondern aufgrund zwei Jahrzehnten Arbeit am Geschlechterthema: Ich weiß, wer zu den klügsten Feministinnen, Männerrechtlern und anderen Autoren beim Geschlechterthema zählt. Und ich bin bekannt genug, um diese Menschen für ein solches Buchprojekt zu gewinnen: Menschen, die über die Opfer von Diskriminierung bei BEIDEN Geschlechtern sprechen und zugleich die immer weiter eskalierende Polarisierung dieser Debatte überwinden möchten – ohne Kritik dort zurückzuhalten, wo sie nun einmal angebracht ist.
Dieses Buch erscheint heute im Wissenschaftsverlag Tectum unter dem Titel Gleichberechtigung beginnt zu zweit. Auf feministischer Seite stammen die Beiträge dieses Buches von deutschen und US-amerikanischen Autorinnen, die beispielsweise für die "taz", das "Missy Magazin" und Alice Schwarzers "Emma" geschrieben haben. Die maskulistische Seite wird unter anderem von der "IG Jungen, Männer, Väter", Autorinnen und Autoren aus den Bereichen Psychologie und Soziologie sowie mir selbst vertreten.
Es war mir eine große Freude, statt wie sonst Fehlentwicklungen im Feminismus zu kritisieren, mit Feministinnen zusammenzuarbeiten, die keine Abneigung gegen Männer haben und die dem Maskulismus auf Augenhöhe begegnen möchten. Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist ein wissenschaftliches Fachbuch, ein politischer Grundlagentext und ein Kunstwerk zugleich.
Das hier sind die Autoren und ihre Beiträge.
In meinem ersten eigenen Kapitel "Feminismus und Maskulismus: Feinde oder Partner?" lote ich einige Ursachen dafür aus, dass sich beide Lager in einer Frontstellung zueinander befinden, und erörtere die Chancen und ersten Ansätze einer lagerübergreifenden Zusammenarbeit.
Kritisieren Männerrechtler den Feminismus, weil sie gegen die Gleichberechtigung sind und ein Rollback in frühere Jahrzehnte wünschen? So zu denken wäre bequem, aber falsch. Der Gymnasiallehrer und maskulistische Blogger Lucas Schoppe erläutert in dem Beitrag "Wie sollten Männerrechtler mit Männerhass umgehen?", was maskulistische Ethik tatsächlich am vorherrschenden Feminismus zu beanstanden hat, und plädiert für "Foren der zivilen Verständigung" als Gegengewicht zu einer Eskalation an Radikalität.
Mithu Sanyal ist nach einem Magna-cum-Laude-Abschluss in der Kulturwissenschaft Journalistin und Dozentin mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung und Feminismus. Sie ist feste Autorin für den WDR und veröffentlicht zudem bei NDR, BR, Frankfurter Rundschau, Literaturen, taz, junge Welt, Emma, Missy Magazin sowie der Bundeszentrale für politische Bildung. Ihr Beitrag "Feminism is good for you – und zwar auch oder gerade wenn du ein Mann bist" trägt entscheidend dazu bei, den längst überfälligen Dialog zwischen dem feministischen und dem maskulistischen Lager zu eröffnen. In diesem Text antwortet Sanyal auf häufig an ihre Bewegung gerichtete Vorwürfe und gelangt in der Gesamtsicht zu dem Fazit, es sei "jetzt die Aufgabe von Männern, den Frauen, anderen Männern und der Gesellschaft zu erklären, was ihre Probleme sind", auch wenn die andere Seite dabei noch häufig die Augen verdrehe.
Gerd Riedmeier ist zertifizierter Mediator, Vorsitzender des "Forums Soziale Inklusion" und Sprecher der "Interessensgemeinschaft Jungen, Männer, Väter", einem bundesweiten Zusammenschluss männerpolitischer Organisationen wie MANNdat, der Trennungsväter und der Väterbewegung Köln. In seinem Beitrag "Ein Land, geprägt von Frauen" liefert er einen Insider-Einblick in die deutschen Ministerien und Parteien und berichtet, wie einseitig Geschlechterpolitik hinter den Kulissen heute noch stattfindet. Riedmeier fordert dazu auf, die Ungleichbehandlung, Geschlechtertrennung und Polarisierung in diesem Bereich zu überwinden.
Die Psychologin Sandra Hermann berichtet in ihrem Beitrag "Warum ich mich als Frau für männliche Opfer einsetze" über ihre langjährige Erfahrung als Mitarbeiterin eines Notruf-Telefons. Sie legt dar, welche Schieflagen es bis heute bei einer zielführenden Bekämpfung von häuslicher Gewalt gibt, und schlägt aufgrund ihrer Erfahrungen ein zukunftsweisendes Gesamtkonzept vor, das tatsächlich Aussichten hat, häusliche Gewalt zu reduzieren. Dabei wirft sie die zentrale Problematik bisheriger Ansätze auf: "Wie kann ein menschliches und partnerschaftliches Miteinander funktionieren, wenn ein geschlechtliches Gegeneinander propagiert und praktiziert wird?"
In meinem Beitrag "Warum es auch Frauen nutzt, wenn männliche Opfer Hilfe erhalten" unterstütze ich Sandra Hermanns Ausführungen mit einer Darstellung des aktuellen Standes wissenschaftlicher Forschung, was die geschlechtsübergreifende Verkettung von häuslicher und sexueller Gewalt betrifft, und argumentiere, dass Männer eher für die Bekämpfung solcher Gewalt gewonnen werden können, wenn man ihre eigenen Opfererfahrungen nicht mehr konsequent beiseite wischt.
Der Soziologe Ingbert Jüdt, der unter dem Nick "djadmoros" Beiträge auf den Seiten des Blogs "Geschlechterallerlei" veröffentlicht, arbeitet gerade an einem Buch, in dem er feministische Geschichtsklitterung analysiert. Einen Vorgeschmack darauf liefert er mit seinem Beitrag "Abschied vom Patriarchatsmythos. Für eine überfällige Historisierung des Feminismus". Dieser Beitrag zeigt, dass maskulistische Akademiker – ganz im Gegensatz zu dem, was manche ihnen unterstellen – keineswegs kenntnisfrei sind, was feministische Literatur angeht, sondern diese Literatur im Gegenteil intensiv studiert haben und gerade deshalb zu einer kritischen Einschätzung verschiedener im vorherrschenden Feminismus geäußerter Thesen gelangt sind.
Maike Wolf ist Feministin, Studentin der Politikwissenschaft und war bis zum September 2018 Vorsitzende der Jungliberalen (FDP) in Rheinland-Pfalz. Vor wenigen Wochen ist sie wegen der Frauenquote aus der FDP ausgetreten. Sie kam durch ihren Freund zum Thema Männerrechte ("Durch die Medien erfährt man ja NICHTS darüber!"), bevor sie sich durch eigene Recherche in dieses Thema hinein arbeitete, und gibt ihren Dozenten regelmäßig Kontra, wenn diese wie selbstverständlich mit dem Begriff "Patriarchat" hantieren. ("In der Wissenschaft möchte ich gerne sachlich unterrichtet werden und nicht mit einer ideologischen Bias.") In "Die notwendige Rückeroberung des Feminismus: Ein Plädoyer für mehr Mut und weniger Rückzug" macht Wolf sich dafür stark, dass Feministinnen ihre inzwischen gewonnene Macht endlich dafür einsetzen, ihr ursprüngliches Versprechen zu halten und sich für die Gleichberechtigung beider Geschlechter zu engagieren.
Die Kanadierin Wendy McElroy ist die wohl bekannteste Vertreterin der liberalen "individualist feminists". Sie verfasste mehrere Bücher zur Geschlechterdebatte, so etwa "Liberty for Women: Freedom and Feminism in the 21st Century" (Dee 2002). In ihrem Beitrag für diese Anthologie legt McElroy dar, welchen Gewinn die feministische Bewegung daraus ziehen kann, dass sie sich auch dem Thema "Männerrechte" annimmt.
Robin Urban ist Netzfeministin und hat unter anderem bei Alice Schwarzers "Emma" veröffentlicht. In ihrem Beitrag "Warum die Beschneidung von Jungen ein feministisches Thema sein sollte", erklärt sie, warum "der Feminismus eben nicht ausreicht, um alle Ungerechtigkeiten zu eliminieren, weil das Problem von den meisten Feministinnen weder erkannt, noch behandelt wird." Dies sei aber nicht nur angesichts des Leidens, das Beschneidungen oft zur Folge haben, notwendig, sondern weil "gewisse männerrechtliche Belange auch eine Auswirkung auf Frauen haben und nicht nur deswegen sehr berechtigt sind." Beschneidung bei Frauen zu verdammen und bei Männern zu verharmlosen, zeuge von Doppelmoral, und Angriffe auf Betroffene spiegelten frauenfeindliche Kommentare: "Das ist kein Feminismus mehr, sondern Antimaskulismus."
Dr. Hanna Milling ist seit vielen Jahren in Forschung und Lehre an verschiedenen Universitäten im Bereich internationale Zusammenarbeit, interkulturelle Kommunikation und internationales Konfliktmanagement tätig. Zu diesen Themen hat sie zahlreiche Fachartikel und Bücher veröffentlicht und arbeitet als Mediatorin und Trainerin im In- und Ausland, insbesondere im interkulturellen Kontext. Im August 2018 stellte sie für "Authentic Love Berlin" eine Botschaft von Frauen an Männer auf Youtube online, die sofort für große Begeisterung sorgte: Völlig konträr zum herrschenden Zeitgeist erklären darin Frauen unterschiedlicher ethnischer Hintergründe den männlichen Rezipienten des Videos ihre Zuneigung und ihren Respekt. In einem Interviewbeitrag erklärt Milling, was hinter dieser Botschaft steckt und wie man den Konflikt zwischen Feministinnen und Maskulisten sinnvoller angehen kann als bisher.
Die Frankfurter Allgemeine erntete vor mehreren Jahren wegen ihrer Berichterstattung zum Thema Homosexualität erhebliche Kritik bis hin zu einer Rüge des Presserates wegen eines schweren Verstoßes gegen das Diskriminierungsverbot. In meiner Diskursanalyse "Frankfurter Allgemeine & Co: Denunziation statt Aufklärung" erläutere ich anhand eines Artikels des FAZ-Mitarbeiters Sebastian Eder, dass es in dieser Zeitung bei der Darstellung maskulistischer Anliegen ein ähnliches Versagen journalistischer Ethik gibt. Das Kapitel zeigt auf, mit welchen sozialen Sanktionen Männer rechnen müssen, die tatsächlich aus der klassischen Männerrolle ausbrechen, erörtert, ob Schwule, männliche Opfer und Männeraktivisten aus ähnlichen Gründen herabgesetzt werden, wie es zu dieser Entwicklung kommt, welche Folgen sie hat und wie man ihr begegnen kann. Darüber hinaus ist dieser Beitrag Teil der Debatte über das verlorene Vertrauen vieler Bürger in die Seriosität unserer Leitmedien – insbesondere nach dem Fall des "Spiegel"-Reporters Claas Relotius, der ebenfalls in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlichte.
Die ehemalige Goslarer Gleichstellungsbeauftragte Monika Ebeling wurde auf feministischen Druck hin aus diesem Amt entlassen, weil sie, statt sich ausschließlich um Frauen zu kümmern, auch die Anliegen von Jungen und Männern ernst zu nehmen begann. In einem Interviewbeitrag erklärt Ebeling, inwiefern bei solchen Fragen gerade ein Umdenken stattfindet. Ebeling fordert einen "intergeschlechtlichen Abgleich und Gedankenaustausch zwischen Frauen- und Männergruppen" – und zwar auch wenn diese Männergruppen nicht feministisch ausgerichtet sind – statt des bisherigen Geschlechterkampfes, bei dem Feministinnen "zunehmend die Unterstützung von den eigenen Geschlechtsgenossinnen" fehle. Die bestehende "mediale Filterblase" schaffe "eine Sicht auf Frauenthemen, die an der weiblichen Realität und den vielfältigen Anforderungen an einen Frauenalltag und ein Frauenleben oft vorbei geht." Gleichzeitig dürften auch Männerrechtler "nicht müde werden in ihrem Engagement." Sie seien oft "die einzige Stimme, die Männer in Not haben, und das ist sehr wertvoll."
Eilert Bartels ist Paar- und Sexualtherapeut; im März 2019 erschien sein Buch "huMANNoid: Männer sind Menschen". In Bartels Beitrag für den vorliegenden Sammelband verrät schon die Überschrift seine zentrale These: "Wenn Gleichstellung das Ziel ist, müssen sich Frauen- und Männerbewegung selbst überwinden". In diesem Beitrag entwickelt Bartels die feministische Sprachkritik weiter, indem er Vorschläge liefert, wie man so über die Geschlechter sprechen kann, dass jeder integriert und niemand ausgegrenzt wird. Bartels warnt vor einer Radikalisierung, die dadurch eintreten könne, dass man sich vom Gegenüber nicht gehört fühle, daraufhin nur unter Leidensgenossen Allianzen bilde und sich kollektiv vom Gegenüber abgrenze.
Professor Christina Hoff Sommers ist eine US-amerikanische Feministin, Videobloggerin und Publizistin zahlreicher Artikel unter anderem für die New York Times und das Magazin "Time". Sie positioniert sich gegen die Männerfeindlichkeit vieler anderer zeitgenössischer Feministinnen und machte in ihren Büchern auf feministische Mythen sowie auf die Benachteiligung von Jungen in unserer Gesellschaft aufmerksam. In ihrem Text "Würde, Fairness und persönliche Freiheit für alle" bewirbt sie ihr Konzept des Freiheitsfeminismus als politische Lager und weltweit Kulturen verbindende Emanzipationsbewegung.
In ihrem zweiten Artikel für diesen Sammelband, "Wenn Individualisten quotieren: FDP und Frauenquote – Ein Tanz am Abgrund", setzt sich die liberale Feministin Maike Wolf mit den alarmierenden Entwicklungen in ihrer Partei auseinander, Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit ein Amt zu verleihen, und erklärt, warum gerade viele Frauen solche Manöver als kränkend empfinden. Dieses Kapitel ist nach dem aktuellen Parteitagsbeschluss der FDP besonders aktuell.
Astrid von Friesen ist Erziehungswissenschaftlerin, Trauma- und Paar-Therapeutin sowie Autorin von Büchern wie "Schuld sind immer die anderen! Die Nachwehen des Feminismus: frustrierte Frauen und schweigende Männer" (2006). Sie unterrichtet an der Freiberger Universität und kommentiert bei Deutschlandradio-Kultur. In ihrem Beitrag "Paarkonflikte: Warum die Bürger-Kriege sich verschärfen" analysiert sie die gemeinsamen psychologischen Ursachen sowohl für eskalierende Konflikte in Partnerschaften als auch die sich verschärfende Aggression im Internet. Dabei stellt sie die Frage, "wie Frauen und Männer in einer 'gegenderten' Welt friedlich, liebevoll und geborgen zusammenleben können", und entwickelt konkrete Ratschläge, damit sich unsere Gesellschaft zu einer echten "Geschlechterdemokratie" entwickelt und Frauen wie Männer den Kreislauf wechselseitiger Schuldzuweisungen durchbrechen können.
Elinor Petzold ist Paar- und Sexualtherapeutin (auch als Kink-Aware-Professional) jüdischer Abstammung und mit mehrfachem Migrationshintergrund. Sie lebte einige Jahre in Israel und stellte fest, dass die Geschlechter dort unbefangener und zugleich selbstbewusster miteinander umgehen als hierzulande. Auf der Grundlage dieser und anderer biographischer Erfahrungen ist ihr Beitrag "Das ganze Land braucht eine Therapie" entstanden, in dem sie darlegt, was Frauen und Männer tun können, um zu "Gleich-Wertschätzung" und gegenseitigem Respekt zu gelangen.
Geht man nach der Häufigkeit, mit der Frauenanliegen in den Leitmedien vorkommen, sind die wichtigsten Themen für Frauen die Gehaltslücke, die Quote und sexuelle Belästigung. Aber ist das wirklich so oder liegt das nur daran, dass es zu diesen Themen feministische Kampagnen gibt? Für den Beitrag "Welche Probleme haben Frauen heute? Eine Befragung" habe ich ein Experiment durchgeführt, das ich jedem Leser (geschlechtsunabhängig) empfehlen kann: Ich habe die verschiedensten Frauen in meinem privaten Bekanntenkreis gefragt: "Was ist eigentlich DEIN größtes Problem als Frau?" Die Antworten, die ich erhalten habe, sind immer aufschlussreich und durchdacht, oft überraschend und vielfach lebensnäher als die bekannten ideologischen Botschaften vom Unterdrücker Mann und Opfer Frau.
Dr. Katja Kurz ist Feministin, Anthropologin und Expertin für Menschenrechte. Sie lebt als Program Officer der American India Foundation (AIF), die das William J. Clinton Fellowship for Service in India leitet, teils in New York, teils in Indien. Ihr Beitrag "Welche Probleme haben Frauen heute? Eine interkulturelle Perspektive" knüpft an das vorangegangene Kapitel an und schildert eindrucksvoll, wie unterschiedlich die Geschlechterrollen in verschiedenen Regionen dieser Erde sind, und wie stark sie sich gerade weltweit verändern. Dabei kommt Kurz auch auf die in Indien bekannte Frauenrechtlerin Kamla Bhasin zu sprechen, für die der Neoliberalismus die Schuld daran trägt, dass die Interessen von Frauen und Männern antagonistisch gegenüber gestellt werden.
Jeannette Hagen schließlich ist Autorin mehrerer Bücher unter anderem zum Thema Vaterentbehrung, Dozentin, Coach und engagiert sich darüber hinaus im Kampf gegen Rechtsradikalismus und für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik. In ihrem Beitrag "Das Potential der Unterschiede" legt sie dar, warum die so beliebte Abwertung von Männern in unserer Gesellschaft problematisch ist, und gibt Anregungen, wie man den Geschlechterkonflikt überwinden kann.
Es würde mich freuen, wenn der Dialog, den wir alle hier aufgenommen haben, Früchte trägt. Dieses Buch kann nur ein Anfang sein. Die hier angestoßene lagerübergreifende Zusammenarbeit kann und sollte auch von anderen Menschen weitergeführt werden als uns.
Ich danke ganz herzlich der geschlechterpolitischen Initiative Manndat dafür, dass sie Produktion dieses Buches in erheblicher Weise finanziell gefördert hat. Das allein zeigt, welcher starke Wille zum Dialog bei Manndat und anderen Männerrechtlern besteht. Dabei bedeutet diese Förderung natürlich nicht, dass die Mitwirkenden an diesem Sammelband deshalb in irgendeiner Form mit Manndat politisch verbandelt sind (wenn man von Gerd Riedmeier und mir einmal absieht). Es handelt sich bei allen Autorinnen und Autoren um unabhängige Denker – geeint durch den Wunsch nach einer Geschlechterpolitik für alle sowie einen konstruktiven Dialog, zu dem auch ihr herzlich eingeladen seid.
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