Donnerstag, März 28, 2019

"Pille für den Mann" Forschern zufolge fast startklar – News vom 28. März 2019

1. Mehrere Medien, darunter "Die Welt", berichten über die anscheinend kurz vor dem Durchbruch stehende Pille für Männer:

Christina Wang vom Los Angeles Biomedical Research Institute (LA BioMed) erklärte: "nsere Ergebnisse zeigen, dass diese Pille ... die Spermienproduktion reduziert, aber die Libido aufrecht hält." Demnach könnte das Mittel in rund zehn Jahren auf den Markt kommen. Derart langwierige Prozesse sind bei der Zulassung von Medikamenten keine Seltenheit.

40 gesunde Männer hatten die Pille oder ein Placebo 28 Tage lang getestet. Das Ergebnis: Nebeneffekte wie Akne oder Kopfschmerzen traten fast gar nicht auf. Dafür berichteten fünf Männer von einer leichten Reduktion ihrer Lust, zwei gaben an, eine leichte erektile Dysfunktion erlebt zu haben. Bei allen Teilnehmern sank die Testosteron-Konzentration deutlich, bei einigen nahm diese Reduktion krankhaftes Ausmaß an.

Stephanie Page von der University of Washington in Seattle, die die Ergebnisse am Sonntag vorstellte, glaubt dennoch an den baldigen Durchbruch. "Wir arbeiten parallel an zwei oralen Verhütungsmitteln, um das Feld der Verhütungsmedizin voranzubringen und den besten Wirkstoff zu finden", sagte Page. Noch im vergangenen Jahr hatte das Forscherteam einen ersten potenziellen Wirkstoff präsentiert, der noch wesentlich schlechtere Ergebnisse im Test erzielte.


Warum gibt es eigentlich seit sechzig Jahren eine Pille für Frauen und keine für Männer? Wie das Magazin Wired erklärt, liegt das zum Teil daran, dass eine Pille für Männer aus biologischen Gründen schwerer herzustellen ist – zum Teil aber auch schlicht an nicht nachdrücklich genug geäußertem Interesse:

Männer mussten einfach nicht auf eine Zukunft drängen, in der es mehr Möglichkeiten der Empfängnisverhütung gibt. Und es ist nicht klar, ob Männer eine Antibabypille nehmen würden: Einige Umfragen zeigen, dass Männer widerstreben, während andere das Gegenteil behaupten. Das tiefgreifendste Gefühl könnte Apathie sein – ein Gefühl der Selbstzufriedenheit, weil Frauen die Verhütungsshow leiten. "Es gibt keinen wirklichen Buy-In, wenn es darum geht, dass Männer die Verantwortung für die Geburtenkontrolle übernehmen", sagt [Jonathan] Eig, Autor von "Birth of the Pill". Außerdem "ist die Pille finanziell so erfolgreich, dass es für die Forscher keinen großen Anreiz gibt, neue Formen der Empfängnisverhütung für Männer zu entwickeln".

Wang sagt, dass es "Null-Industrie-Interesse" von Pharmaunternehmen gibt, um neue Methoden der Empfängnisverhütung zu finanzieren, die auf Männer abzielen. Um das NES/T-Gel, [ein anderes Verhütungsmittel für Männer,] zu entwickeln, haben sie und Page auf die Finanzierung durch das National Institute of Child Health and Human Development und den Population Council zurückgegriffen, eine gemeinnützige Organisation, die die biomedizinische Forschung unterstützt. Andere gemeinnützige Organisationen, wie die Bill and Melinda Gates Foundation, haben ebenfalls Mittel für die Forschung zur Verhütung von Männern bereitgestellt. Diese Gruppen konzentrieren sich darauf, neue Wege zu finden, um den Bedarf an Verhütungsmitteln zu decken; in den USA ist fast die Hälfte der Schwangerschaften ungeplant. Das signalisiert die Notwendigkeit besserer und vielfältigerer Optionen.




2. Der Deutsche Bundestag hat Anträge der Linken und der Grünen "gegen die Lohndiskriminierung von Frauen" abgelehnt.



3. Die Polizei Bayern berichtet über einen Fall, bei dem mehrere Straftaten aufgrund eines Sorgerechtsstreits vorgetäuscht wurden:

Im Rahmen der akribischen und umfangreichen Ermittlungen des zuständigen Kriminalkommissariats 52 für Einbruchskriminalität, ergaben sich erhebliche Zweifel an der Täterschaft des 32-Jährigen. Insbesondere hatte eine Zeugin des ersten mutmaßlichen Einbruchsversuchs ausgesagt, dass die mit einem neuen Lebenspartner zusammen lebende 27-jährige Ex-Frau des vermeintlichen Tatverdächtigen über mehrere Jahre hinweg diverse Straftaten fingiert hatten, um sich durch die Diskreditierung des 32-Jährigen einen Vorteil im Sorgerechtsstreit zu verschaffen. Dazu sei auch mit Unterstützung einer Bekannten im November 2017 ein Sexualdelikt vorgetäuscht worden.


Ausführlicher berichtet die Süddeutsche Zeitung.



4. Sexismus-Aufschrei der Woche: Die NASA musste einen geplanten Weltraumspaziergang zweier Frauen kurzfristig absagen, weil sich der erforderliche Anzug als zu unsicher erwies. Bei der entstandenen Empörung über diesen "Sexismus" mischte selbst Hillary Clinton mit und twitterte: "Macht einen anderen Anzug." Über 300.000 auf Twitter versammelte ExpertInnen für Raumfahrt stimmten zu mit Tweets wie: "In was für einer komplett anderen Welt wir leben würden, wenn Sie unsere Präsidentin wären." (Es gibt aber auch viele Replys, die Clinton erklären, dass sie von Dingen spricht, von denen sie keine Ahnung hat.) Inzwischen erläuteren die echten Experten, warum das Problem nicht so einfach zu lösen ist, wie PopulistInnen es darstellen: Anders als bei den Anzügen, die Hillary Clinton sich kauft, kann ein Raumanzug, der auf der Erde noch passt, sich in der Schwerelosigkeit des Weltraums überraschend als zu groß herausstellen. Auch eine der betroffenen Astronautinnen stellt klar: "Die Entscheidung ist auf meine Empfehlung hin gefallen."

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